Audi A4 (B9) G-Tron Dauertest: Lesertest von MT-Nutzer Benni
Für lange Strecken mit genau geplanten Tankstopps
Unsere Dauertester fahren wir nicht allein, wir lassen sie von Euch testen. MOTOR-TALKer Benni war mit dem Audi A4 Avant G-Tron zehn Tage lang unterwegs. Hier ist sein Bericht.
Der Audi A4 Avant G-Tron ist ein seltenes Exemplar. Das liegt nicht am Modell, sondern an seinem Antriebskonzept. Er ist so modifiziert worden, dass er Erdgas und Benzin verbrennen kann. Das ist nichts Besonderes, man denke nur an Opel Zafira und Volvo V70 Bi-Fuel - um nur zwei zu nennen, die es im Markt versucht haben und sich nicht durchsetzen konnten.
Warum das bei Audi anders sein soll? Jedem verkauften G-Tron stehen rund 100 Audi A4 Avant mit Dieselantrieb gegenüber. Die Masse der Käufer ist also nicht überzeugt.
Audi A4 G-Tron im Nutzertest: Bestandsaufnahme
Der G-Tron steht vor uns. Mit seiner abfallenden Dachlinie, der tiefen Nase und der durchgehenden Seitenlinie wirkt er nüchtern, aber sportlich. Mir gefällt das Design. Die Worte von Antoine de Saint-Exupéry in Terre des Hommes treffen es sehr gut: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann“.Das trifft auch auf den Innenraum zu, ich fühle mich sofort wohl im A4. Man sieht nur Tasten, die man im Alltag benötigt. Ein besonderes Lob verdient das Design der Temperaturregler. Schicker geht es nicht, leider sind sie nur in Verbindung mit der 3-Zonen Klimaanlage zu bekommen.
Der Audi profitiert auch von inneren Werten. Immerhin leistet der modifizierte 2.0 TFSI 170PS, die Spaß machen und gut zum A4 passen. Der Motor dreht freudig hoch, hat aber auch im Drehzahlkeller genügen Leistung für Stadt und Land. Dabei ist der Motor meist zurückhaltend. Er wird bei hohen Touren knurrig, aber nie Laut. Dass der G-Tron etwas Besonderes ist, sieht man kaum. Ohne den Schriftzug am Heck könnte man ihn von seinen Brüdern nur unterscheiden, wenn man ihm unters Blechkleid schaut.
Erdgasantrieb als Besonderheit im A4 G-Tron
Dort findet man vier Erdgastanks, die ca. 19 Kilo des Brennstoffs aufnehmen können. Das reichte bei mir für maximal 390km. Daraus ergibt sich im Schnitt ein Verbrauch von 5,0 Kg Erdgas auf 100km. Trip-Verbräuche von 4,1 Kg/100km waren auch möglich, sind aber mit hohem Autobahnanteil nicht zu halten. Die 500 km Reichweite, die Audi für den Erdgasbetrieb angibt, wirken damit theoretisch.Dadurch ist man an der Tankstelle öfter zu Gast, als man es von anderen Autos kennt. Daran kann man sich zwar gewöhnen. Die stetige Suche nach einer Tankstelle, die auch Erdgas anbietet, ist auf Dauer aber etwas anstrengend und erfordert auf langen Strecken Weitsicht. Wann tanke ich wo auf der Strecke, wie schnell kann ich auf den nächsten Kilometern fahren - all diese Dinge bringt man, besonders wenn es ins Ausland geht, besser vor dem Start in Erfahrung.
Einen Unterschied zwischen Benzin- und Erdgasbetrieb habe ich nicht bemerkt. Der Audi schaltet von allein um, wenn es nötig ist - was meist nur bei frisch gefülltem oder leerem Erdagastank der Fall war.
Das Getriebe braucht noch Arbeit
Dem guten Motor macht aber das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe einen Strich durch die Rechnung. Es vertraut zu wenig auf die Kraft des Motors und zwingt ihn zu oft in hohe Drehzahlen. Das stört besonders auf der Autobahn. Dann schaltet der Automat gern bis in den fünften Gang zurück und bringt damit unnötige Unruhe ins Auto.Beim Kriechen an der Ampel bereitet auch der schnelle Wechsel von der Bremse auf das Gaspedal dem Getriebe Schwierigkeiten. Nach einer Gedenksekunde knallt das Getriebe dann eher unkomfortabel einen Gang rein.
Gewöhnungsbedürftig ist auch der Wechsel vom Vorwärts- in den Rückwärtsgang. Bei flotter Anfahrt auf eine Parklücke oder beim schnellen Wenden braucht der Automat manchmal etwas zum Umzuschalten. Andere Verkehrsteilnehmer sind dann schnell genervt. Leider stören diese Kritikpunkte den sonst guten Eindruck des Automaten, der durchaus unmerklich schalten kann und im Prinzip gut zum Motor passt.
Bequemes Fahrwerk, aber nicht viel Platz
Im G-Tron ist das Standard-Fahrwerk verbaut. Es passt in allen Lebenslagen und macht Lust auf kurvige Landstraßen und Autobahnen. Mit schlechten Landstraßen kann das Fahrwerk ebenfalls umgehen, kann sie aber nicht vollständig wegbügeln.Beim Einkaufen für eine kleine Reise wurde schnell klar, der A4 Avant ist kein Lademeister. Der Kofferraum war mit Gepäck und Essen für drei Tage und drei Personen schon bis unter die Abdeckung gefüllt. Dafür sitzt man auch auf längeren Strecken gemütlich und gern auf den Sportsitzen.
Das Soundsystem von Bang & Olufson hat einen tollen Klang, der sehr detailliert ist aber mit starken Bässen nicht ganz zurechtkommt. Mir als Fahrer macht der Audi den Job aber leicht. Er hält automatisch den Abstand und größtenteils auch die Spur. Das Verhalten des Abstandtempomaten lässt sich wunderbar beeinflussen. Im Nachbarland Dänemark kommt man mit der Einstellung „Efficincy“ aus, auf deutschen Autobahnen wurde mir das aber zu langsam.
Tolle Scheinwerfer, unvollständige Erdgas-Übersicht
Bei Nacht zeigen die Scheinwerfer ihre Qualität. Das Matrix-LED-Licht leuchtet die Straße taghell aus. Das Ausblenden des Gegenverkehrs klappt leider nicht immer. Besonders in Rechtskurven verpasst die Elektronik ihren Einsatz mitunter. Auf gerader Strecke dagegen kann man vorausfahrenden Autos blendfrei die Straße erleuchten.Ein Problem: Als das Erdgas mitten in Dänemark alle ist, möchte der Audi im weit entfernten Göteborg tanken. Leider kennt Audis Software die wenigen dänischen-Erdgastankstellen nicht. Das hatte in der Heimat deutlich besser funktioniert. Das Navi bleibt stoisch bei der Empfehlung, nach Schweden zu fahren. Wir fahren lieber mit Benzin zurück.
Insgesamt gibt es über den Audi A4 keine großen Beschwerden. Er macht seinen Job super und gibt uns immer ein tolles Gefühl. Wochen nach unserem Trip fragt mein Sohn mich immer noch nach „Audi“.
Aber für wen ist der G-Tron ein geeignetes Auto? Für alle, bereit sind, die kleinen Kompromisse einzugehen. Wer auf seiner täglichen Pendelstrecke eine Gastankstelle hat und bereit ist, im Urlaub sehr bewusst zu tanken, wird zufrieden sein, vor allem mit den Kraftstoffkosten. Ohne diese Bereitschaft wird man mit dem Audi A4 G-Tron nicht glücklich. Für unsere kleine Familie wäre er im Moment ideal.
Das ist aber nicht nur bei der G-tron-Variante so. Das 7 Gang DSG ist der letzte Schrott, das mit der Gedenksekunde mitunter sogar gefährlich wenn man an eine Kreuzung ranrollt und dann gleich wieder los will...
Und damit er auf der Autobahn nicht wieder herunterschaltet, gehe ich gleich in den manuellen Modus, dann bleibt er im 6. bzw. 7. Gang...
"Jedem verkauften G-Tron stehen rund 100 Audi A4 Avant mit Dieselantrieb gegenüber. Die Masse der Käufer ist also nicht überzeugt."
Vielleicht liegt es auch daran, daß viele den CNG-Antrieb noch gar nicht auf dem Schirm haben. Ausserdem war der g-tron bisher auch nur eine begrenzte Zeit bestellbar - aktuell z. B. immer noch nicht wieder.
Das Hauptproblem ist eigentlich, dass Fahren auf Benzin für den Gasfahrer wie ein Besuch beim Zahnarzt ist. 😆
Kenn ich vom LPG - mit Anhänger unterwegs. OK, tanken. Erste Tanke "außer Betrieb", zweite Tanke "Leider defekt, der Techniker ist benachrichtigt".
Auf Verdacht die nächste Abfahrt runter: 500m, Volltreffer, Glück gehabt.
Auf Super zurückschalten: ja bist du deppert, da lauf ich ja lieber.
Erdgas ist nett - bisher wollten die Hersteller halt nix davon wissen. Die Margen beim Diesel waren einfach höher. Ob ich jetzt einen Diesel, oder einen Benziner-Block gieße macht keinen großen Unterschied. Turbo haben sie alle und so teuer ist die Einspritzanlage auch wieder nicht.
Beim Gas kostet das aber alles gleich richtig Geld - der andere Unterboden usw. usw.
Hehe. Sehr schön beschrieben. Habe meinen g-tron jetzt 6 Monate und bin auch bisher nur mit CNG gefahren. Hatte aber auch erst 1mal eine defekte Säule.
Ich habe Zweifel, ob die Hersteller Gas - Fahrzeuge wollen. Wenn man dann so was liest, dann kann das nicht gut gehen mit alternativen Antrieben, da es am willen scheitert.
Vielleicht würden die Hersteller mehr Modelle von alternativen Kraftstoffen verkaufen, wenn sie LPG anbieten würden. Ist mehr bekannt und deutlich weiter verbreitet (gutes Tankstellennetz).
Der Kofferraum ist für 3 Personen für einen 3 Tages Trip zu klein?
Verdammt wie hab ich es nur zu fünft mit einem Focus Kombi samt Gepäck für 14 Tage nach Kroatien geschafft?
Wir hatten bis vorkurzem einen A4 Avant mit S-Tronic, aktuell 4 VW mit DSG. Die Umschaltzeiten von R auf D sind +- genauso lang wie bei den Konkurrenten, die wir vor der Auswahl des Nachfolgers im Sommer ausgiebig getestet haben. Sonst beschwert man sich, dass das DSG angeblich die Gänge zu lange hält und zu spät zurückschaltet, hier soll es angeblich zu früh zurückschalten. Automatikgetriebe sind meist so gut, wie der Gasfuß vom Fahrer sensibel ist.
Wir mussten noch nie manuell eingreifen, wenn dann nur zum Spaß.
Ist die Frage, wie die Zukunft der Antriebe ausschaut, Elektro ist in Bezug auf Ladesäulen, Ladezeiten, Akku Produktion/Entsorgung so naja, Diesel wird gerade politisch ausgeschlachtet, Benziner demnächst dann wahrscheinlich auch, vielleicht ist so ein G-Tron gar nicht so schlecht, für die Zukunft.
@E500AMG: LPG gibt es auch nicht gerade viel, Opel hat kaum (oder mittlerweile keine) mehr im Angebot, bei Ford wirds auch ziemlich dünn, VW hatte (LPG mässig) noch nie was gescheites anzubieten.
Ich fahre seit nunmehr über 120.000km Erdgas. Ohne Tanke auf meiner täglichen Pendelstrecke und mit Planung in den Urlaub bei Nutzung einer App. Ich bin nie liegen geblieben und würde mir jederzeit wieder ein CNG-Auto holen; an der Zapfe lache ich mich jedesmal kaputt...
Sprich es funktioniert für eine Zulassung ausreichend gut. Es sagt ja niemand, dass das System im realen Straßenverkehr auch funktionieren soll.
Ich meinte, wenn die statt CNG eher LPG anbieten würden, würden sich eventuell mehr Fahrzeuge von den Gasern verkaufen lassen, da 1. LPG bekannter ist, als CNG und 2. da das Tankstellennetz von LPG deutlich besser ist, als von CNG.
CNG und LPG ist kaum vertreten bei den Herstellern, das ist wohl jedem bekannt.
Ich tendiere eher zu LPG, wegen dem besseren Tankstellennetz.
Gasautos explodieren
Lieber Diesel kaufen
Ironie aus
Schönes Auto, schöner Antrieb.
Die haben ja mal alle LPG angeboten, haben aber gesagt es lohnt nicht zu wenig Käufe.
Hätte ich denen auch sagen können, die haben fast alle immer nur den kleinsten Motor mit LPG angeboten.
Wenn die motorenauswahl ähnlich wie bei den Benzinern wäre dann würden auch wesentlich mehr Käufe stattfinden.
Man bekommt hat keinen TDI Fahrer mit 150ps auf einen 1,6 Benziner ohne Turbo mit 101ps. Das macht keiner freiwillig.
Naja strategische volltrottel in den Konzernen.
Hätten die das konsequent weiter verfolgt wären die jetzt die Könige bei unserem angeblichen Dieselproblem...