Opel Insignia B Sports Tourer 2.0 Diesel: Test
Großer Opel-Kombi mit Stärken und Schwächen
Das letzte große Ding unter GM: Opel macht beim Insignia B vieles sehr gut. Leider fehlt es im Detail, und damit hier und da an Souveränität. Der Insignia Kombi im Test.
- Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel (170 PS): Ab 30.615 Euro
- Bequeme Ergonomie-Sitze, gutes Raumgefühl
- Komfortable Achtgang-Automatik
- Unangenehme Abrollgeräusche, hölzernes Fahrwerk
- Träger, durstiger Diesel
Berlin – Was für eine Entwicklung! Der Insignia Kombi macht zum Modellwechsel einen großen Schritt – vom pummeligen Außendienst-Arbeiter zum eleganten Gleiter. Opel streckt den Mittelklässler, schmeißt Knöpfe und Ballast raus, nutzt den Raum besser und verpasst ihm einen tollen Auftritt. Auf den ersten Blick wirkt der Sports Tourer imposant. Nicht nur wegen seiner Länge von fast fünf Metern.
Leider geht ihm auf halbem Weg die Luft aus. Opel patzt bei den Details. Die Assistenz reagiert nervös, die Materialauswahl wirkt halbherzig und der 2,0-Liter-Diesel mit 170 PS fährt träge und durstig. Schade, denn auf der anderen Seite stehen eine hervorragende Sitzposition, viel Platz und ein guter Preis.
Wir fuhren den Kombi Insignia Sports Tourer mit dem aktuell stärksten Selbstzünder (170 PS) und Achtgang-Automatik zwei Wochen lang im Alltag. Was uns aufgefallen ist, lest Ihr in der Detailwertung.
Karosserie und Platzangebot: Größe kommt von innen
Die wichtigste Neuerung bei Generation 2: Das Platzangebot. Der Insignia B baut 8 Zentimeter länger als sein Vorgänger, der Radstand misst 10 Zentimeter mehr. Das meiste davon kommt im Innenraum an. Im Fond erreicht er beinahe Skoda-Superb-Niveau. Rückbänkler sitzen oder lümmeln bequem mit viel Raum zwischen Bank und Vordersitzen. Eine schmale Mittelkonsole schafft vorn ordentlich Platz. Vier große Menschen kommen sich nicht in die Quere.Im Kofferraum des Kombi wird es, gemessen an der Fahrzeuggröße, eng - auf dem Papier zumindest. Da stehen 560 bis 1.665 Liter Volumen. Die Mittelklasse-Konkurrenz bietet auf dem Papier zum Teil weniger (z. B. Audi A4: 505 bis 1.510 Liter, 4,73 m Länge), zum Teil deutlich mehr (z. B. Skoda Superb Combi: 660 bis 1.950 Liter, 4,86 m Länge). Unser Eindruck: Opel hat eher konservativ ausgelitert. Der tatsächlich nutzbare Raum wirkt durchaus konkurrenzfähig.
Innenraum und Verarbeitung: Schöne Stühle in halb-schöner Umgebung
In unserem gut ausstaffierten Testwagen zeigt Opel, was beim Insignia möglich ist. Umso mehr nervt, dass er sich längst nicht überall gut anfühlt. Große Flächen von Türverkleidung und Mittelkonsole bestehen aus hartem Kunststoff. Eine Verkleidung im Beifahrer-Fußraum unterhalb des Armaturenbretts hatte sich gelöst und wackelte während der Fahrt. Diverse Teile klapperten und knarzten.
Dabei macht der Insignia im Innenraum zunächst einen guten Eindruck: Ausgezeichnete, sehr bequeme Ergonomie-Sitze mit weichem Leder und hübschen Nähten, ein hoher, gemütlicher Mitteltunnel und ein Head-up-Display, das auf die Frontscheibe projiziert. All das fühlt sich eine halbe Klasse höher an.Dann gibt es aber ein halb-digitales Kombiinstrument („8“-Fahrerinfodisplay“), das nicht völlig durchdacht wirkt. Beispiel Voltmeter: Die Digitalanzeige mit merkwürdiger Skalierung zeigt bei aktivierter Zündung eine Bordspannung von 9 Volt an und arbeitet träge. Würde die Batterie beim Start tatsächlich schwächeln – der Zeiger käme nicht rechtzeitig hinterher. Unnötig.
Radio, Infotainment und Assistenz: Viel serienmäßig, manches zu sensibel
Das Infotainment-System des Insignia stammt aus dem kleineren Astra. Serienmäßig gibt es das Radio „R 4.0 IntelliLink“. Das kann auf Smartphones zugreifen und Apps übertragen – zum Beispiel Navigationssoftware. Ein Navi ist also immer an Bord, wenn ein modernes Handy dabei ist. Ab der Ausstattung „Dynamic“ (oder für 1.250 Euro Aufpreis) gibt es das „Navi 900 IntelliLink“ mit eingebauter Navigation mit größerem Display (8 Zoll) und zusätzlichen Funktionen.
Das Display sitzt weit oben im Armaturenbrett und wird vor allem über Berührungen gesteuert. Menüführung und Display-Brillanz ließen sich verbessern. Dafür arbeitet das System besonders schnell mit Smartphones zusammen: Ist ein Telefon per Bluetooth registriert, verbindet es sich innerhalb weniger Sekunden mit dem Auto. Toll: Bei Telefonaten regelt sich die Lüftung automatisch runter.Ebenfalls gut: Die kabellose Smartphone-Ladestation in der Mittelarmlehne (120 Euro). Das Handy rastet fest ein und wird durch die Klimaanlage gekühlt. Selbst nach langen Strecken mit hoher Telefon-Belastung bleiben die Akkus kühl. Handy-Schutzhüllen verhindern im Fall unserer Hülle leider das Laden.
Bei der Assistenz wiederholt Opel die Schwächen des Astra. Die Parksensoren aktivieren sich selbstständig, wenn dem Auto etwas zu nah kommt. Zum Beispiel ein Fahrradfahrer, der sich im Stau vorbeischiebt. Oder ein Fußgänger. Dadurch piept der Insignia im Berufsverkehr ständig. Ebenfalls zu sensibel: Der serienmäßige Unfallwarner.
Antrieb: Guter Wandler, lahmer Motor
In unserem Testwagen kombiniert Opel betagte mit neuer Technik. Der aktuell stärkste Selbstzünder, ein 2,0-Liter-Turbodiesel mit 170 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment, basiert weitestgehend auf dem Vorgänger-Motor. Verglichen mit Opels neuer Diesel-Generation läuft er rau, träge und durstig. 9,2 Sekunden auf Tempo 100 fühlen sich eher gemütlich als flott an. Im Schnitt spritzte er in unserem Test 7,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer ein. Selbst bei konstanter Schleichfahrt unterbot er die 6,0-Liter-Marke selten. Mit gleicher Leistung fährt die Konkurrenz flinker und sparsamer.
Dafür überzeugt die Achtgang-Automatik von Aisin: Sie schaltet flott, komfortabel und zur richtigen Zeit. Verbrauch, Sprint und Tempo leiden etwas, eine Empfehlung gibt es trotzdem. Leider bietet Opel den modernen Wandler bisher nur im großen Diesel (Frontantrieb) und im Spitzenbenziner (260 PS, Allrad) an. Die kleineren Antriebe bekommen eine Sechsgang-Automatik.Fahrwerk und Lenkung: Hier hapert es
Beim Fahrverhalten verschenkt Opel leider Potenzial. Der Insignia fährt souveräner als ein Astra – aber nicht so, wie man es anhand von Größe und Optionen erwartet. Das Soll absolviert er problemlos: Er fährt komfortabel und schluckt die gröbsten Unebenheiten problemlos. Für die Kür federt er aber zu hölzern und rollt zu laut ab. Vor allem von der Hinterachse kommt viel Lärm im Innenraum an. Das reißt auch die präzise, direkte Lenkung nicht mehr raus.
Fazit, Ausstattung und Preis: Der Günstigste in dieser Größe
Trotz Schwächen in der B-Note ist der Insignia ein interessantes Auto. Denn Opel schlägt die Konkurrenz deutlich im Preis. Laut Liste kostet die Basisversion (Benzin, 140 PS, Handschaltung) 25.940 Euro. Ein nackter VW Passat mit 125-PS-Benziner ist 810 Euro teurer. Wer mit Handy-Software auf dem Radio-Display navigieren will, zahlt bei VW 1.060 Euro extra. Bei Opel gehört das zum Serienumfang.
Den großen Diesel mit Kombi-Heck bietet Opel in der „Business Edition“ ab 30.615 Euro an. Serienmäßig dabei: Das große Navi, Ergonomiesitz auf der Fahrerseite, Parkwarner rundum, Sitzheizung vorn, induktives Handy-Laden und der Online-Service „OnStar“. Zum Vergleich: Für den gleichen Listenpreis gibt es bei Skoda den Superb Combi mit Basisausstattung, Parkpiepsern hinten und 150-PS-Diesel.Die gemütlichen Ergonomiesitze (Fahrer: 390 Euro, Beifahrer: 295 Euro) gehören auf jeden Fall in den Insignia. Sie sind für alle Modelle verfügbar. Das ebenfalls empfehlenswerte Matrix-LED-Licht gibt es nicht in der Basisversion. Ein Head-up-Display baut Opel erst ab „Dynamic“ ein.
Elektrische Spiegel und Fensterheber, Tempomat, Spurhalte-Assistent und ein schlüsselloses Startsystem sind beim Insignia immer dabei. Die Aufpreise für viele Extras sind moderat. Das tröstet locker über kleine Schönheitsfehler hinweg.
Opel Insignia 2.0 Diesel: Technische Daten
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
- Leistung: 170 PS (125 kW) bei 3.500 – 4.000 U/min
- Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 – 2.500 U/min
- Getriebe: Achtgang-Automatik, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 9,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
- Verbrauch (NEFZ): 5,7 l/100 km
- Testverbrauch: 7,4 l/100 km
- Länge: 4,99 m
- Breite: 1,86 m
- Höhe: 1,5 m
- Leergewicht: 1.613 kg
- Basispreis Opel Insignia: 25.940 Euro
- Basispreis Opel Insignia 2.0 Diesel Automatik Sports Tourer: 32.615 Euro
Ich finde den neuen Insignia wirklich gelungen. Mit den genannten Mängeln könnte ich leben. Klappernde Teile werden vermutlich nur nicht richtig eingedrückt worden sein und überempfindliche Parksensoren werden mit Updates behoben werden können. Wobei ich hier auch der Meinung bin, dass es lieber einmal zu oft piepen sollte.
Recht kritischer Beitrag, aber durchaus ok. Einiges kann ich als GS-Fahrer nachvollziehen, anderes nicht, da ich den ST noch nicht gefahren bin.
Aber der Motor ist doch nicht rau und träge? Machts Fenster zu 😉 (bei den priv. Möglichkeiten, ja, da könnte einem das träge vorkommen 😉 ) Durstig.. hm, der BC scheint kein so schlimmes Schätzeisen mehr zu sein. Außerdem wäre interessant, wenn ihr bei vergleichbaren Modellen immer gleich eine Abgasmessung beifügt. Spritverbrauch solo dahingestellt erscheint mir derzeit unfair. Wenn hinten ein haufen Dreck rauskommt, gehts auch sparsamer... siehe auch beim Vorgänger mit mehr Gewicht.
Das Auslitern oder Glauben von Herstellerangaben.. lasst das sein und beladet lieber alle Kofferräume praxisgerecht und gebt dann ein Urteil ab und vergleicht mit der Herstellerangabe und der Konkurrenz.
Abrollgeräusche, stimmt, ich höre nur die Räder und ab und an kommt auch mal das Fahrwerk. Alles besser als beim Insignia-A. War FlexRide an Board?
Bei Fahrerinfodisplay hätte ich mir auch mehr erhofft. Größer muß es gar nicht sein, aber die Aufbereitung kann man noch verbessern.
Den "automatischen" Parkpiepser kann man glaube ich Abschalten - bin mir gerade nicht sicher.
So eine Überschrift möchte ich mal zu einem VW-Passat lesen 😉
z.B. das zu tiefe Navi oder das HUD, welches nur auf eine Plastikscheibe projiziert etc.
Da heißt es immer: "Der VW leistet sich keine Schwächen"... 🙄😆
Naja, man kennt es ja.
Glückwunsch an Opel zu dem tollen Modellwechsel und den Fahrern viel Freude damit.
Ich persönlich würde HUD und Matrixlicht auf jeden Fall wählen, da das meiner Meinung nach den Opel deutlich aufwertet.
Freut mich, dass man beim Kofferraum eher wohltuende Worte finden konnte. Eines der größten Mankos des Insignia A ST sind somit vermutlich beseitigt 😊
Gruss
Jürgen
@Herr Bergander: Sie haben bemerkt, dass Sie auf 20"ern unterwegs waren? Auch ein Mondeo oder ein Passat mit 20"-Felgen federt hölzern, laut und hart. Beim A6 mit Sportfahrwerk und dicken Felgen das selbe Spiel. Ich bin den Insignia bereits gefahren und insbesondere das Fahrwerk hat mich sehr begeistert, obwohl ich selber ein Auto mit hervorragendem AAS fahre und gewöhnt bin.
Zum Thema "Der günstigste" möchte ich aber erwähnen, dass es z.B. den Kia Optima SW (mit mehr Basisausstattung) zu einem Preis von ab € 25.990 gibt.
Ansonsten finde ich den neuen Insignia sehr gelungen.
Wie bereits erwähnt, bringt die Praxis zur Schau, wenn euch die Diskrepanz schon auffällt.
Bzw. versucht doch mal die Diskrepanz von 1.665 Liter Volumen ggü. 1.950 Liter investigatorisch auszuloten !
Offensichtlich war das Wort "halb..." gerade recht günstig zu bekommen.
Schade das der Duden erst 5000 neue Wörter erhalten hat. Vielleicht schafft es ja das Wort "Halb-Schön" nächstes Jahr...
Wobei man sich schon fragen darf wie die andere Hälfte dann aussieht. "Halb-Edel"!?😆
Schön das der Schreiber es "Toll" findet das sich bei Telefonaten die Lüftung automatisch runter regelt. Diese Funktion hatte aber bereits der "A" Insigina.
Und wieder stellt sich die Frage. Wieviel Objektivität oder Voreingenommenheit der Artikel enthält. Vielleicht "Halb-Objektiv"?
Wundert mich ohnehin, dass Opel ein Pressefahrzeug stellt, das klappert. Im Normalfall werden die doppelt und dreifach geprüft, bevor sie an die Tester gehen, machen andere Hersteller auch so.
Das die 8 Gang AT träger wirkt, als der MT glaube ich. Die ist auch auf Cruisen ausgelegt und nicht auf den klassischen Pendelverkehr in und um Raum Berlin. Ich glaube auch, dass der Spritverbrauch im Stadtverkehr mit der AT deutlich höher ist. Ich weiß nicht, wie getestet wurde. Aber ich gehe davon aus, dass man nicht viele längere Touren gemacht hat, wo der Insignia wirklich seine Stärken ausspielt.
Insofern kann man den Test aber schon stehen lassen. Ich persönlich würde zu gleichem Urteil kommen, was aber nicht heißt, dass das Auto schlecht ist.
stimmt, das wäre mal mind. ein nebensatz wert, um es wohl zu relativieren (!)
Mir gefällt der neue Insignia auch ganz gut. Fahre derzeit noch den A mit selbem Motor und finde auch, dass er ein wenig spritziger sein könnte. Untermotorisiert ist man aber keineswegs, die Durchzugswerte von knapp 9 Sekunden von 80-120 im 5. Gang und 5,6 Sekunden von 60-100 im 3. Gang gehen in Ordnung. Mein Verbrauch liegt bei 5,9 Litern auf über 50.000 km (90% Autobahn bei normaler bis zügiger Fahrweise). Auch damit kann ich gut leben.
Falls die Preise für einen Jahreswagen in ein paar Jahren ähnlich verlockend sind wie für den Insignia A, werde ich wieder zuschlagen! Diesmal dann wohl aber mit Allrad, Automatik und dem Biturbo-Diesel, der dieses Jahr noch erscheinen soll.
Das der Insignia bei "VW Talk" nicht gut wegkommt , war doch wohl zu erwarten 😉
Ich sehe schon den Test gegen den Klassenprimus.... 😆
Es wird anfänglich in großen LETTERN beides kritisiert. Und dann letztlich doch die Lenkung nur positiv dargestellt. Oder 😕
Achja, eine Kritik hätte ich noch:
Wann kommt bei Opel endlich die (Teil-)Elektrifizierung?
Kein Hybrid weit und breit.
Bei PSA steht man dem E-Thema grundsätzlich positiv gegenüber.
Mal sehen, was die Zukunft bringt.
http://www.manager-magazin.de/.../...ukunft-bei-peugeot-a-1150466.html