VW Sharan 7N Siebensitzer: Test, Daten, Preis
Halb Bus, halb Passat
Große Vans schwächeln, weil SUV so erfolgreich sind. Dieser hier verkauft sich trotzdem gut: Wir haben den VW Sharan 2 am Ende seines Modellzyklus getestet.
- VW Sharan: Ab 32.800 Euro
- Basis: Mittlerweile überholte Passat-Plattform
- Vier Motoren mit 150 bis 220 PS
- Allradantrieb für Diesel-Modelle
- Dritte Sitzreihe: 1.670 bis 2.245 Euro Aufpreis
Berlin – Sein Segment ist nur noch eine Nische. Der VW Sharan ist einer von wenigen großen Vans, die trotz magerer Nachfrage noch im Konfigurator stehen. Manche Hersteller geben auf: Peugeot und Citroën zogen sich aus der Klasse zurück. Renault und Ford verkaufen in Deutschland nur wenige Espace und Galaxy.
Im internen Vergleich fährt der große VW ebenfalls hinterher. Der (kleinere) Touran ist beliebter, ein VW Transporter mit Multivan-Ausstattung günstiger. Aber der Sharan schafft, was die beiden Brüder nicht können: Er ist der Kompromiss aus Nutzfahrzeug-Größe und Pkw-Komfort. Wir haben den Van im Alltag getestet.
Abmessungen und Platzangebot: Außen Mittelklasse, innen kleiner Bus
Im Sharan geht es um Platz. Davon gibt es eine Menge. Mit Minimalbestuhlung und umgeklappter Rückbank lädt er bis zu 2.430 Liter ein. Unser Allradmodell mit drei Sitzreihen verstaut maximal 2.297 Liter. Hinter der zweiten Sitzreihe sind es noch 711 Liter bis zur Fensterkante bzw. 1.167 Liter bis zum Dach. Als Siebensitzer packt er immerhin noch 300 bis 375 Liter ein.Was diese Zahlen tatsächlich bedeuten, haben MOTOR-TALKer oft ausprobiert: Im Sharan-Forum erzählen sie Geschichten von 32 Mineralwasser-Kisten, vier Eishockey-Spielern samt Ausrüstung (sowie Bier) oder 20 Umzugskartons.
Kurz: Der Sharan ist riesig. Sein Kofferraum packt Ladung mit etwa 1,10 Meter Breite, locker einem Meter Länge sowie gut 80 Zentimetern Höhe ein. Mit umgelegter Rückbank verdoppelt sich der Platz beinahe. 744 Kilogramm (inklusive Fahrer) darf er schleppen. Das langt für so ziemlich alles vom Möbeleinkauf bis zum Familienurlaub. Zum VW Bus fehlen trotzdem einige Zentimeter – innen wie außen.
Länge und Breite des Sharan liegen ungefähr auf dem Niveau einer Mittelklasse-Limousine. Sein gesamter Antrieb sitzt quer im Chassis und nimmt wenig Platz weg. Wenn die zweite Sitzreihe ein paar Zentimeter nach vorn rutscht, passen bequem sechs, mit Kompromissen sieben Erwachsene in den Sharan. Zwei von ihnen müssen beim Einsteigen allerdings klettern. Das ist trotz großer Schiebetüren umständlich.
Innenraum und Verarbeitung: Sachlich, aber nicht hübsch
Seine Größe ist die Stärke des Sharan, an der es nicht viel zu verbessern gibt. An der Wohnlichkeit schon: Sieben Jahre nach seiner Premiere bieten kleinere Modelle mehr Ablagen und Stauräume, vor allem in der Mittelkonsole. Der Sharan klappt dafür ein riesiges Fach auf dem Armaturenbrett auf. Dennoch: Bequeme Getränkehalter und Platz für ein Smartphone würden dem Sharan gut stehen.An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen, aber an den Materialien. Dort, wo man ständig berührt, passt alles: Lenkrad, Schaltknauf und Armlehnen fühlen sich angenehm und griffig an. Drum herum gibt es aber viel Kunststoff, zum Teil recht hart. Hier wünschen wir uns mehr Liebe.
Radio, Infotainment und Assistenz: So modern es eben geht
Ähnlich sieht es mit elektronischen Helfern und Infotainment aus. Der Sharan basiert auf dem VW Passat der Vorgänger-Generation. Das klammert einige Funktionen aus. Immerhin: Ein adaptiver Tempomat (bis 210 km/h), Front-Assist, Fahrspur-Assistent und automatische Fernlicht-Schaltung sind verfügbar und funktionieren tadellos.
Das Navigationssystem stammt ebenfalls aus der Vorgängergeneration. Umso tragischer, dass VW hier ordentlich zulangt: Im Sharan gehören das Paket „Business Premium“ (u. a. Tempomat, Sitzheizung, elektrische Außenspiegel) und das Lederlenkrad mit Multifunktionstasten zwingend dazu. Macht insgesamt 2.000 Euro Aufpreis – zu viel, wenn es nur um das Navi geht.Antrieb: Kräftiger Diesel und ein Handschaltgetriebe
Die Antriebe des VW Sharan stammen weitestgehend aus der aktuellen Motorengeneration. Nur der neue Benziner (1.5 TSI, EA 211 Evo) und das überarbeitete Doppelkupplungsgetriebe (DQ 381) sind nicht verfügbar. In unserem Testwagen arbeitete ein 2,0-Liter-Turbodiesel (2.0 TDI) mit 150 PS, manueller Schaltung und Allradantrieb („4Motion“).
Der kräftige Selbstzünder kommt mit dem hohen Fahrzeuggewicht (mehr als 1,9 Tonnen) gut zurecht. Er schleppt den Sharan problemlos Steigungen hinauf, auch voll beladen. Gewicht und Stirnfläche machen den Sharan allerdings durstig. Weniger als 7,0 Liter waren bei normaler Fahrweise kaum machbar. Auf flotten Autobahnetappen stieg der Verbrauch deutlich. Im Schnitt spritzte der Allradvan pro 100 Kilometer etwa 8 Liter ein. 70 Liter Tankvolumen gibt es serienmäßig – das genügt für lange Etappen.
Abgase sind kein Problem für den Sharan. Beide verfügbaren Dieselmotoren sind serienmäßig mit SCR-Katalysatoren ausgestattet. Der AdBluetank fasst 17 Liter, genug für ungefähr 10.000 Kilometer. Der Einfüllstutzen liegt allerdings ungünstig versteckt im Kofferraum. Ein Einfüllstutzen hinter der Tankklappe ist erst beim Nachfolgerbaukasten vorgesehen.Fahrwerk und Lenkung: Keine Beanstandungen
Ein Familienvan ist in der Regel kein Dynamiker. Das gilt auch für den Sharan. Er fährt komfortabel, gut ausbalanciert und gemütlich. Hier liegt sein größter Pluspunkt im Vergleich zu einem Nutzfahrzeug mit Innenausstattung: Der Sharan ist ein Pkw. Fahrerisch ist er nah an einem Passat und weit weg von einem Bus, trotz seines hohen Aufbaus.
Gegen Aufpreis baut VW ein Verstellfahrwerk („DCC“, 1.150 Euro) mit drei Fahrmodi ein. Darauf hätten wir verzichten können. Die Spreizung der Fahrstufen ist spürbar, aber kaum nötig. Elektrische Schiebetüren (780 Euro) wären die klügere Investition.
Fazit, Ausstattung und Preise: Praktisch, aber teuer
Viel Platz kostet viel Geld: Den Sharan verkauft VW ab 32.800 Euro. Damit ist er teurer als ein VW Multivan (29.999 Euro). Den aktuell kleinsten Diesel halten wir im Sharan für angemessen. Besonders gut gefallen hat uns das knackige Sechgang-Schaltgetriebe. Wer auf den Allradantrieb verzichten kann spart 120 Kilogramm, 2.025 Euro Basispreis und etwas Kraftstoff.In einen Sharan gehören auf jeden Fall Seitenairbags und Gurtstraffer hinten (395 Euro), Ablagen- und Ladungssicherungspakete, der Abstandstempomat (450 Euro) und zumindest das große Radio (375 Euro). Das Siebensitzer-Paket kostet 1.670 bis 2.245 Euro und lohnt sich spätestens beim Wiederverkauf.
Zuletzt war bei VW oft die Rede davon, schwache Modellreihen auslaufen zu lassen. Der Sharan verdient allerdings einen Nachfolger, denn große Familien brauchen solche Autos. Zwischen unzähligen SUV ist er der praktische Außenseiter. Er verschwendet keine Größe an Bodenfreiheit oder Fahrzeugbreite, die letztendlich niemand braucht. Immerhin: Gemeinsam mit dem beinahe baugleichen Seat Alhambra werden in Deutschland jährlich etwa 30.000 Exemplare zugelassen. Das sollte für einen Sharan 3 genügen.
Gebrauchte Facelift-Modelle des VW Sharan gibt es auf mobile.de ab etwa 24.000 Euro.
VW Sharan: Technische Daten
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 3.500 U/min
- Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 – 3.000 U/min
- Getriebe: Sechsgang, manuell, Allradantrieb
- 0-100 km/h: 10,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
- Verbrauch (NEFZ): 5,7 l/100 km
- Testverbrauch: 8,1 l/100 km
- Länge: 4,85 m
- Breite: 1,9 m
- Höhe: 1,75 m
- Leergewicht: 1.891 kg
- Basispreis VW Sharan: 32.800 Euro
- Basispreis VW Sharan 2.0 TDI 4Motion: 37.850 Euro
Spätestens mit dem 2. Kind schaut man ja immer mal was so auf dem Van Markt verfügbar ist, grundsätzlich finde ich den Sharan und seinen Zwilling von Seat ja ok, nur das Motorenprogramm hat mich immer wieder abgeschreckt.
TSI oder Diesel 🙄 beides total uninteressant für mich noch dazu nur mit DSG als Automatik 🙄
Im Urlaub einen netten Nissan Quest gefahren 3,0l V6 und Wandlerautomatik,das nenne ich mal einen komfortablen Familienwagen aber in Deutschland nicht verfügbar und wohl auch zu fett für deutsche Parkplätze 😆
Gruß Tobias
DQ200
Das war jetzt ironisch gemeint, oder?
70 Liter Tank? Ich dachte sowas wäre ausgestorben. Sollte es optional in allen Autos geben.
Seltsam, warum testet man ein Auto das seit 7 Jahren auf Markt ist...
Ein sehr wahres Wort! Nur interessiert das heutzutage weder die Hersteller noch die Lemminge, die sich wie blöde auf Suffs stürzen, weil man ja einen Suff haben muß wenn man nicht von gestern sein will.
Allerdings ist der Sharan trotzdem kein guter Kauf und war das auch nie. Er ist einfach völlig überteuert.
Gruß Michael
Vielleicht stehen viele auf Halde und müssen unters Volk.
Da käme mein Yaris fast 2000km weit.
Ab dem vierten Kind wollte @Turbotobi28 schreiben. Vorher reicht ein Kombi. Je mehr Platz die Leute haben, desto mehr Zeug wird mitgenommen oder man packt gedankenlos ein und nutzt nicht die Zwischenräume.
Gruß Tim
Weil´s doch irgendwie relevant ist für die Zielgruppe und wenn sich nichts tut in dem Segment...
Wobei, wenn ich so drüber nachdenke... die Vorstellung hätte es zum Facelift gebraucht und jetzt wäre ein Vergleich bzw. eine Übersicht, was es denn in diesem Segment überhaupt so gibt, sinnvoller gewesen.
Hat schon den Beigeschmack von Werbung, aber man spricht schon auch kritisch über die Preise und bemängelt z. B. die Haptik:
Grauenhaft... 😮 🙄 😆
Immerhin mehr Familienauto als ein Benz für 50.000 €... aber da gibt´s verschiedene Ansichten.
Der Touran ist auch nur 30 cm kürzer... also wenn VW die Plattformen mal richtig nutzen würde, wäre es sicherlich kein Problem beide Zielgruppen mit einem Auto zu bedienen. Entweder weil man den Innenraum etwas besser dimensioniert oder weil man zwei Radstände anbietet.
Da der Touran ein Familienauto ist, würden dem vielleicht auch die Schiebetüren ganz gut stehen.
Dann könnte man sich den Sharan nämlich wirklich sparen! 😮 😱
Der Sharan eben typisch VW - Schuhkarton-Design und teuer -.
An der Technik gibt es wenig auszusetzen, 40.000 € sind für eine junge Familie aber grenzwertig.
Der baugleiche Alhambra gefällt mir optisch sogar besser, wirklich schicke Vans bauen nur die Franzosen.
Nicht nur grenzwertig, 40.000 € für einen Van sind dumm. Warum keinen zweckmäßigen Dacia Lodgy für 10.000 bis 15.000 €
OT entfernt, Zimpalazumpala, MT-Moderator
Gruß Michael
Der Multivan ist also billiger?
Wenn Sie Preise vergleichen, dann sollten vielleicht wenigstens die Preise gleicher Ausstattung verglichen werden. Für die 30t € des Billig-Multivans bekomme ich eine große Blechkiste mit 4 Rädern und Motor. Mehr nicht.
Wer rechnen kann und nicht unbedingt "VW-Image" braucht kauft sich auch keinen Sharan sondern das Schwestermodell von Seat, welches laut Liste locker 20 - 25% günstiger zu haben ist.