Toyota Yaris GRNM (2018) im Test: Fahrbericht, technische Daten
Kein Top-Model, sondern ein Top-Modell
Rallye als Vorbild, der Ring als Ziel: Toyota baut einen heißen Yaris mit 212 PS. Wir waren mit dem Kleinwagen auf der Rennstrecke unterwegs. Erste Fahrt im GRMN.
Barcelona – GRMN klingt ein bisschen nach Castingshow im Privatfernsehen. Ihr wisst schon, lange Beine, kurze Haare, Krokodilstränen und Klumquamperfekt. Hat damit aber gar nichts zu tun. Das Kürzel steht für die coolste Modellbezeichnung, die jemals auf einem Auto stand: Gazoo Racing Masters of Nürburgring. Drama, Baby!
Das Rennteam von Toyota entwickelte dieses Auto mit dem WRC-Rallyeauto als Vorbild – natürlich auf dem Ring. Hilfe kam von Lotus. Aus dem kleinen, vernünftigen Yaris wird ein heißer, giftiger Renner. Mit wahnsinnig guten Bremsen und der dreifachen Leistung des Basismodells. Schärfer als ein Polo GTI, ehrlicher als ein Fiesta ST. Leider auch viel teurer.
Toyota Yaris GRMN: Mini-Flitzer mit 212 PS
So ein Yaris ist eigentlich kein spannendes Auto. Ein GRMN fühlt sich aber nicht nach Yaris an. Er liegt tiefer und federt straffer, pfeift herrlich und beschleunigt wie ein Großer. Bei so viel Kraft und Sound kann eine Kurve ganz schön eng werden. Wenn man sich verschätzt und auf der Bremse lenkt, dann schiebt er erst vorn und dann hinten. Blöder Fehler. Steckt der Meister of Nürburgring aber weg.Durchatmen, Gänge sortieren, weiterfahren. Der Yaris braucht es analog und feinfühlig. Er lässt sich wunderbar auf dem Gaspedal um die Strecke surfen. Dank Torsensperre und toller Achsgeometrie merkt man seine Kraft nicht im Lenkrad. Der Motor entwickelt das Moment mit steigender Drehzahl. Das liegt am ungewöhnlichen Konzept.
Die meisten scharfen Kleinwagen fahren mit Turbobenzinern. Toyota schraubt einen Magnusson Eaton Kompressor an den Vierzylinder. Zusammensetzung und Software stammen von Lotus, die letzte Abnahme von Gazoo. Auf dem Papier steht ein spätes Drehmomenthoch (250 Nm ab 4.800 Touren). Der Vorteil: absolute Berechenbarkeit.
Gewicht runter, Sportsitze hoch
Sein Motor stammt unter anderem aus der Lotus Elise. 212 PS leistet der Einsachter im Yaris. Für diese Klasse eine Menge, vor allem mit Rücksicht auf sein Leergewicht: 1.135 Kilogramm ohne Fahrer sind ein Spitzenwert. Auspuffanlage, BBS-Felgen und der Verzicht auf die hinteren Türen helfen beim Abspecken. Infotainment, Klimaanlage und Rücksitzbank dürfen drinbleiben. Müsste eigentlich gar nicht sein.Hauptsache, die Sportsitze bleiben. Stramme Wangen, hart gepolstert und richtig bequem. An der Position muss Toyota aber noch arbeiten. Die Stühle sitzen zu hoch im Auto. Außerdem fehlen der Lenkradverstellung locker zehn Zentimeter Hub. Viele Minuten an den Hebeln endeten bei uns in einem Kompromiss.
Drum herum bleibt das Yaris-Cockpit fast serienmäßig. Das Lenkrad stammt vom Toyota GT86, die Pedalauflagen sind aus Aluminium. Etwas mehr Sport hätte hier gut zum Konzept gepasst. Nicht unbedingt Bügel und Streben. Aber vielleicht ein Leichtbaupaket.
Ein Yaris für Rennstrecken und Landstraßen
Um Höchstgeschwindigkeit geht es im grmnigen Yaris nicht. Toyota begrenzt bei 230 km/h – genug für den kurzen Radstand. Er soll mit Semislicks um Rennstrecken rasen. Oder mit weichen Bridgestone-Straßenreifen auf Landstraßen räubern.
Letzteres macht er am liebsten durchgehend im dritten Gang. Der Yaris beschleunigt mit spitzbübischem Reifenkratzen kräftig durchs Drehzahlband. Charakterlich ganz anders der Turbo-Flitzer, er fühlt sich fast nach einem Sauger an. Differenzial und Reifen schaffen viel Vertrauen. Der Fronttriebler zieht stürmisch von Kehre zu Kehre.Vor jeder Kurve ein Highlight: Der Druckpunkt des Bremspedals ist so definiert wie Arnold Schwarzenegger 1987. Stoisch bleiben Bremskräfte und -wirkung auf konstantem Niveau, egal wie man die Bremse fordert. So lässt sich der Yaris kinderleicht perfekt positionieren.
So viel Sport macht den kleinen Toyota teuer. 30.900 Euro kostet er. Die Preisklasse von Mini Cooper Works S und Audi S1. Oder der größere und stärkere Hyundai i30 N. Andere Kleinwagen knacken die 200-PS-Marke für weniger Geld. Das stört Toyota nicht: Vom Yaris GRMN werden nur 600 Stück (in Handarbeit) gebaut. 400 davon kommen nach Europa. Und die sind alle schon reserviert.
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Technische Daten Toyota Yaris GRMN
- Motor: 1,8-Liter-Kompressor-Benziner
- Getriebe: Sechsgang, manuell, Frontantrieb, Torsen-Quersperre
- Leistung: 212 PS bei 6.800 U/min
- Maximaldrehzahl: 6.900 U/min
- Drehmoment: 250 Nm ab 4.800 U/min
- 0-100 km/h: 6,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h (abgeregelt)
- Durchschnittsverbrauch: 7,5 Liter/100 Kilometer (WLTP)
- Tankvolumen: 42 Liter
- CO2-Ausstoß: 170 g/km
- Länge: 3,945 Meter
- Breite: 1,695 Meter
- Höhe: 1,510 Meter
- Radstand: 2,510 Meter
- Kofferraumvolumen: 286 Liter
- Preis: 30.900 Euro
- Gewicht: 1135 kg (DIN-Leergewicht)
Was Toyota kann auch sowas -hier- anbieten?
Ich dachte mit dem GT86 und dem "F"-Modellen bei Lexus hätte es sich für uns derzeit, aber HEY, mich freuts.
Richtig coole Mini–Rennsemmel!
Wusste gar nicht, dass Toyota auch unvernünftig sein kann 😉
Aber nachdem ich einen Unfall gesehen habe, bei dem ein Yaris innerorts von einem SUV gerammt wurde, hätte ich Bedenken. Der Yaris war so gut wie zerstört und beim SUV war nur die Stoßstange lose.
Man kann ja bei den Qualitäten und der Kompetenz, die Toyota zweifelsohne hat froh sein, das die so wenig Wert auf westliches und attraktives Design legen. Das, was dort optisch geboten wird, ist so weit weg von schön, stimmig und ansehnlich, das ein "haben wollen" Gefühl erst gar nicht zustande kommt. Wir können nur froh sein, das ein Schreyer zu Hyundai gegangen ist. Selbst dort setzt er mit tollem und stimmigem Design den etablierten Marken zu. So jemand bei Toyota, und viele Hersteller müssten sich warm anziehen.
Hoffentlich bleibt das noch eine Weile so, das die subjektiv häßlichsten Fahrzeuge von Toyota kommen, damit wir auch noch Autos verkaufen können......
Gruß
Gravitar
Der hätte mir auch gefallen. Die Sperre ist vorhanden, eine gute Bremse montiert und mit dem Kompressor wird sich der sicherlich schöner fahren als mit den noch immer leicht schlechteren Ansprechverhalten bei den Turbos.
Über Geschmack lässt sich streiten.
Der Yaris sieht ganz ok aus.
Und Toyota macht solche Designs mit Absicht. Um sich optisch von der Masse abzugrenzen und aufzufallen. Das ist ja wohl nichts verwerfliches.
Die Optik ist weiterhin nicht unbedingt meins, aber technisch hat Toyota da wohl was sehr feines auf die Beine (Räder) gestellt.
Andererseits - bei dem Fahrzeug geht es im Gegensatz zu anderen Kleinwagen mit einer Leistung in diesem Bereich absolut nicht um Alltagstauglichkeit. 400 Fahrzeuge für Europa - die werden wohl oft in Garagen oder Schauräumen verschwinden und eher nicht als "Alltagsfahrzeug" auf der Straße bewegt werden. So ein Polo GTI oder Fiesta ST oder was auch immer hat da einfach andere Ansprüche. Das sind Kleinwagen mit rund 200PS Leistung. Der Yaris ist wohl deutlich kompromissloser, aber auch nicht mehr zu bekommen und eher nicht als Alltagsauto gedacht. So um 2013/2014 rum gabs ja auch einen limitierten Polo R WRC Street (mit glaub ich 220PS aus einem 2L Turbo Motor) - der war auch eher nicht mit dem "normalen" Polo GTI vergleichbar. Und auf der Straße gesehen habe ich den eigentlich auch noch nie (obwohl davon gut 2000 Stück aufgelegt wurden). Die normalen "sportlichen" Kleinwagen wie Polo GTI, Ibiza Cupra, Fiesta ST, etc. sieht man ja doch hin und wieder mal.
Oder wer kann sich noch an den auch optisch (finde ich, ist ja subjektiv) genialen Clio V6 Renault Sport erinnern? Wie oft hat man den (oder sieht man noch) in freier Wildbahn gesehen? Ich glaub ich einmal.
Ich hatte letztes Jahr einen Frontalzusammenstoß im Yaris auf der Landstraße, wirklich heftig. Und der Yaris hats extrem gut weggesteckt. Uns ist quasi nix passiert. Wieso jetzt der Yaris besonders schlecht sein sollte beim Crashen müsstest Du weiter ausführen 😉
PS: Sorry für die Qualität.
F = m*a
Und "a" kann dieser Yaris sehr gut... 😆
Mich würde der Wagen auch total reizen. Leider hat Toyota sich dazu entschieden aus dem GRMN nur ein Image/Prestige Flitzer zu machen. Eine kleine, zusätzliche Werbung für den Wiedereinstieg in die WRC. Da das Interesse und die Anfragen aber weitaus größer sind als die Kapazitäten, hoffe ich inständig das Toyota das berücksichtigt wenn es eine neue Yaris Generation gibt. Das sie den Sport der 80er und 90er doch noch können, haben sie belegt.
@DerDuke
Erstaunlicher Weise fahren hier mehr Polo WRC rum als GTIs. Fiesta STs nur der MK6 aber dafür sehr viele GT86 und auch Lexus RC Modelle. Anscheinend sind seltene Modelle Rudeltiere. Gibs einen, dauert es nicht lange bis es 5 gibt 😆
Durch die Kriegsbemalung leider völlig ungeeignet für den Alltag. Und vier Türen wären auch schön, denn ab und zu muss auch eine Rennsemmel Leute transportieren oder Dinge einladen.
Da ist ein Fiesta ST oder Polo GTI zwar langweilig gegen aber sie sind eben auch viel alltagstauglicher und in dem Vergleich sogar billig.
Schade, dass Toyota nie einen guten Kompromiss aus Vernunft und Spaß hinkriegt.
😉 ...sign
Echt geiles Gerät der kleine 😆
Hätte auch gerne einen, aber der Preis wäre mir zu hoch und es gibt ja eh keine mehr^^ Hoffentlich sehe ich mal einen 😊
Den mit hinteren Türen und ich wüßte jemanden, der heute noch beim Toyota-Händler sitzen würde.
ach er läuft nur müde 230😉
OK mehr würde ich mich mit dieser Rennsemmel eh nicht fahren zu getrauen.😆