Jahresbilanz: Ist Knöllchen sammeln günstiger als Parktickets kaufen?
Knöllchen statt Parkticket - Lohnt sich das?
Mancherorts ist ein Knöllchen günstiger als das Parkticket. Doch Vorsicht: Notorische Falschparker schickt die Fahrerlaubnisbehörde zur MPU.
München - Vermutlich hat sich jeder Autofahrer, vor dem Parkscheinautomaten stehend, schon einmal folgende Frage gestellt: Wenn man regelmäßig im absoluten Halteverbot parkt, sind die Knöllchen dann am Jahresende nicht sogar günstiger als es die Parktickets gewesen wären?
Ob sich das rechnet, kommt auf die jeweiligen kommunal unterschiedlichen Parkgebühren, die Häufigkeit des Fehlparkens und die Höhe der Knöllchen an. Der Regelsatz sieht hier für die verschiedenen Zuwiderhandlungen zwischen 10 und 35 Euro vor. Außerdem: Je nachdem, wo man parkt, beispielsweise in Feuerwehrzufahrtszonen oder auf Behindertenparkplätzen, kann das Fahrzeug abgeschleppt werden. Dann entstehen in jedem Fall Kosten die das Parkticket übersteigen.
Allerdings erhalten notorische Falschparker unter Umständen nicht nur ein Bußgeld, ihnen drohen auch andere Maßnahmen, erläutert der ADAC. So kann die Fahrerlaubnisbehörde notorische Falschparker zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) schicken. Das ist eigentlich nur bei erheblichem Fehlverhalten üblich. Geht der Autofahrer nicht zur MPU, kann ihm sogar die Fahrerlaubnis entzogen werden.
161 Verstöße in sechs Jahren
In einem Fall, den der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (Az.: 10 S 1883/14) entscheiden musste, wurde dem Falschparker tatsächlich der Führerschein entzogen: Er hatte in sechs Jahren 161 Verkehrsverstöße begangen, überwiegend Parkverstöße. Nachdem ihm wegen der Nicht-Teilnahme an der MPU die Fahrerlaubnis entzogen wurde, klagte der Betroffene. Unter anderem war er der Ansicht, ein beharrlicher Verstoß sei nur anzunehmen, wenn nahezu wöchentlich einer dokumentiert werde. Das war bei ihm nicht der Fall.
Das Gericht sah das anders: Eine langjährige und hartnäckige Begehung einer Vielzahl von Verstößen könne Fahreignungszweifel hervorrufen, wenn sich dadurch eine verfestigte gleichgültige Grundeinstellung gegenüber Verkehrsvorschriften jedweder Art offenbare.
Quelle: dpa
Ich ziehe nie ein Ticket, ist günstiger 😉
Parkscheibe falsch eingestellt: 10€; Parkscheibe fehlt: 5€. Also, erst gar keine rein legen 😆
Ähnl. bzgl. Parkscheinautomat - was für ein Schwachsinn, hätte es genau umgekehrt gemacht.
notting
Das eine setzt "Ich habe es nicht gesehen/gewusst" voraus, während das andere einen Vorsatz sieht. Also "Ich wusste, dass ich überzogen habe aber es war mir egal."
Ich finde es auch bescheuert, hätte ich Jura studiert, hätte ich wohl Hirnblutungen wegen der ganzen Facepalms bekommen.
Ist das nicht verbotenes Datensammeln gewesen?
peso
Mein Nachbar zieht nie ein Ticket. So wenig wie kontrolliert wird und er ein Knöllchen bekommt wären ein paar Strafzettel für ihn viel günstiger als die Parkgebühren zu bezahlen.
Und bezüglich MPU wegen zu Knöllchen zu oft bekommen: Ein Klassenkamerad wärend der Ausbildung hat 1-2x wöchentlich ein Knöllchen bekommen weil er sich einfach hingestellt hat wo er wollte. Nie ein Ticket gezogen, war im zu teuer. Wir haben gesagt das er wohl nicht lange fahren wird, war auch noch in der Probezeit, also mit Beginn der Ausbildung 18 geworden und nach Weihnachten das erste Auto gekauft. In 3 1/2 Jahre ist NIX passiert, keine MPU, kein Fahrverbot. Soviel dazu
Gibt übrigens auch noch die Alternative "Parkscheibe richtig einstellen". Und bei vielen gebührenpflichtigen, öffentlichen Parkplätzen gibt es inzwischen die Möglichkeit, das Parkticket per Handy zu buchen bzw. zu verlängern.
Leider fällt ein Kosten-Nutzungs-Vergleich aber immer noch für das Knöllchen aus. Wie oft werde ich denn erwischt beim Falschparken? Viel zu selten, wenn ich mir hier die Vielzahl der Falschparker (Halteverbot, Gehweg, verkehrsbehindernd) anschaue. Und das in einer Stadt, wo es mehr als ausreichend und zum Teil noch kostenfreie Parkplätze gibt.
Eben weil ja bei dem einen der Vorsatz war überhaupt nichts bezahlen zu wollen soll es ja mehr bestraft werden!
YMMD :-)
notting
Der im Eröffnungsbeitrag beschriebene Kerl muß ein absoluter Geizkragen sein - wegen der paar lumpigen Euros für's Parken riskiert der seine Fahrerlaubnis... 😆
Oder Anwalt 😜.
Und so überflüssig. Parktickets "kleben" doch im Regelfall hinter'm Wischer. Einfach den Betrag einzahlen, ohne Namensnennung.
Beim Parken gilt die Halterhaftung und der Halter ist dem Kennzeichen zugeordnet, welches seinerseits dem Knöllchen zugeordnet ist...
So sonderlich neu ist mir das nicht.
Aber deswegen eine MPU anordnen, wo doch die Parkverstöße immer von irgend welchen Verwandten begangen wurden...
Wenn der Kerl seine Karre über Jahre hemmungslos verliehen hat, muß er eben jetzt die Konsequenzen für seine Handlungen tragen.
Ich zitiere mal aus dem Urteil:
"Das hartnäckige Fehlverhalten des Antragstellers, der sich auch durch die Vielzahl der Verwarnungen und Ordnungsgelder nicht hat beeindrucken lassen, lässt zumindest aufklärungsbedürftige Zweifel daran aufkommen, ob er die im fließenden Verkehr geltenden Verkehrsvorschriften beachtet. Diese Zweifel werden dadurch verstärkt, dass der Antragsteller auch mehrere mit Punkten bewertete Verkehrsverstöße mit einem hohen Gefährdungspotential begangen hat, namentlich einen Rotlichtverstoß, eine Fahrt unter Alkoholeinfluss und mehrere, zum Teil erhebliche Geschwindigkeitsverstöße, und deswegen bereits verwarnt werden musste."
Ihm konnte wohl das Fehlverhalten nachgewiesen werden. Und das angeordente MPU-Gutachten hat der Gute dann wohl aus guten Gründen lieber nicht beigebracht.