Laura Kukuk - Oldtimer-Sachverständige im Porträt
Laura Kukuks Herz schlägt für Oldtimer
Laura Kukuk ist erst 25 Jahre alt, aber ihre Oldtimer-Expertise wird jetzt schon geschätzt. Weltweit ist sie als Sachverständige unterwegs und begutachtet wertvolle Autos.
Overath – Der grüne MG TD steht zerpflückt und aufgebockt in der Halle. Daneben parken ein Fiat 600 und ein Morris Minor. Ein Rückzugsort für Laura Kukuk aus dem bergischen Overath. Hier kann sich die 25-Jährige entspannen. Den MG von 1952 hat sie schon zerlegt sowie Motor und Getriebe überholt. Jetzt warten noch ein paar Lackierarbeiten und der Zusammenbau. Wann das passieren wird, weiß Laura Kukuk noch nicht. Denn die angehende Ingenieurin ist derzeit viel unterwegs.
Als eine der ganz wenigen jungen Frauen kümmert sie sich seit vier Jahren als aushelfende Oldtimer-Sachverständige um besonders edles Blech. Bis zu 50 Mal im Jahr reist sie allein oder zusammen mit ihrem Vater weltweit zu Oldtimern, innerhalb Europas, nach Amerika oder Asien. Ihr absoluter Traumjob, auch wenn der Weg vorgezeichnet war.
Laura Kukuk wächst mit Oldtimern auf. Als Baby sitzt sie im Maxi-Cosi auf dem Beifahrersitz des Morgans ihres Vaters. Klaus Kukuk, ein Kfz-Sachverständiger und Oldtimergutachter, fährt jahrelang einen 1966er Porsche 911 als Alltagsauto. Selbst in den Skiurlaub geht es mit dem Elfer. "Ich bin mit Oldtimern aufgewachsen und habe das als normal empfunden", sagt sie.
Vom Studium der Fahrzeugtechnik zur Entwicklungsarbeit bei McLaren
Mit 13 Jahren zerlegt Laura mit einem Bekannten ein Velosolex und baut es komplett neu auf. "Mein erstes Restaurationsobjekt war das kleine Einmaleins. Einfache Grundlagen, die mich bis heute aber prägen", sagt sie. Klar, dass mit 18 Jahren ein altes Autos her muss, ein alter Mercedes 190d (W201) von 1987. "Ich wollte eigentlich einen alten Mini haben, aber der war mir noch zu teuer", sagt sie. Laura bereitet den 190er auf und verkauft ihn ein Jahr später wieder. Von dem Geld holt sie sich anschließend den Mini. Alte und schnelle Autos lassen sie nicht los.
Schon während ihrer Schulzeit jobbt sie beim Porsche-Tuner dp-Motorsport in der Nähe ihres Wohnorts, wechselt danach zum Rennwagen-Spezialist Porsche Krämer in Köln. "Mich haben Sportwagen und Rennmotoren früh interessiert, bei meinen Praktika wollte ich mehr über die Technik lernen", sagt sie. Die Auto-Thematik gefällt ihr so gut, dass sie nach dem Abi beschließt, Fahrzeugdesign zu studieren. Doch nach langer Überlegung schwenkt sie um auf Maschinenbau mit der Fachrichtung Fahrzeugtechnik. Erst in München, dann in Köln.
Ohne praktisches Arbeiten wird ihr das Studium schnell öde. Sie nimmt eine kleine Auszeit und fängt beim britischen Sportwagenhersteller McLaren in der Entwicklungsarbeit an. "Eigentlich sollte es nur ein Praktikum werden, aber die Arbeit hat mir gut gefallen und McLaren konnte meine Unterstützung anscheinend gebrauchen", sagt Laura. Sie kümmert sich um sieben Prototypen, unter anderem für die späteren Serienmodelle 570S, 720S und den McLaren Senna, ist mit für den Aufbau, das Testen, die Planung und die Auswertung zuständig.
Oldtimer haben was zu erzählen
Während der Arbeit an modernen Supersportwagen merkt sie, dass ihr die alten Autos fehlen. "Das, was mich vorher lange begleitet hat, habe ich stark vermisst. Mein Herz schlägt einfach für Oldtimer, denn nur sie haben Charakter, Ästhetik und erzählen Geschichten", sagt sie. Also zieht sie wieder in die Nähe von Köln, um sich um ihre alten Autos zu kümmern und generell mehr über Oldtimer zu erfahren.
Ein Jahr arbeitet sie bei der B+F Touring Garage von Peter Bazille, ein in der Szene bekannter Lancia-Spezialist. Sie durchläuft alle Baugruppen, um ihr fachspezifisches Wissen zu verbessern. Danach zieht sie nach Bayern, um beim Mercedes-300-SL-Spezialisten HK Engineering alle Details zum bekannten Flügeltürer zu lernen. Sie hilft mit in der Werkstatt, zerlegt die Autos, überarbeitet die Einspritzpumpen und begutachtet die Fahrzeuge. "Nur so lerne ich die Fahrzeuge genau kennen", sagt sie. Gleichzeitig nutzt sie das Wissen für ihre Bachelor-Arbeit. Thema: Ein Vergleich des Mercedes W198 gegenüber dem Lancia D.
Nebenbei tourt sie mit ihrem Vater durch die Welt und untersucht millionenschwere Oldtimer. Für die Gutachten schaut sie sich Lack und die Inneneinrichtung an, untersucht das Blech und die Technik ganz genau. Dafür setzt sie ein Endoskop und Spektroskop ein, nimmt Material- und Ölproben, kontrolliert den Rahmen, die Schweißpunkte und die Seriennummern. Echtheitsprüfungen führt sie notfalls mit Röntgen-Fluoreszenzanalyse, einem Ätzverfahren, Ultraschall oder einem MRT durch. Akribisch, wie eine Detektivin.
"Typische Motor-, Wasser- oder Standschäden erkenne ich schnell. Aber einen fehlenden Zahn im Getriebe zu finden, ist kompliziert", sagt sie. Sie muss wissen, wie die Fahrzeuge im Originalzustand aussehen, wo sich welche Nummern befinden. Die Daten gleicht sie mit Fachbetrieben oder Archiven ab. Das anschließende Gutachten umfasst bis zu 80 Seiten. Oftmals bestellen Autointeressenten und Händler die Dienste der Kukuks, um sicherzugehen, dass ein Oldtimer original und damit wirklich wertvoll ist.
Jurorin beim Concours d’Elegance
Als junge Frau hat sie es in der Autowelt nicht immer einfach, in der männerdominierten Oldtimerbranche sogar schwer. "Dass Frauen tiefes technisches Wissen haben können, scheint noch nicht überall angekommen zu sein", sagt sie. Meist kann sie ihr Gegenüber aber schnell davon überzeugen, dass sie ihr Fach beherrscht – meist besser als der Kunde. "Ich lasse mich aber auch gerne belehren, wenn ich etwas nicht weiß", sagt sie.
Dass sie mit 25 Jahren noch nicht alle Kniffe kennt, spornt sie nur an. "Ich lerne jeden Tag dazu, das ist das Schöne an meinem Job", sagt sie. Die Vielfältigkeit, die immer neuen Herausforderung, Situationen und Fahrzeuge machen ihren Job spannend. An ihrer Expertise haben mittlerweile auch andere Organisatoren Interesse: Seit diesem Jahr arbeitet Kukuk als Shadow Judge beim renommierten Concours d’Elegance in Pebble Beach in den USA – dort, wo millionenschwere Autos gezeigt und prämiert werden.
Im Alltag mag Laura es profaner, aber umso sportlicher, wenn sie mit ihrer Lotus Elise S1 und 179 PS durch die Gegend flitzt. Im Winter wechselt sie auf einen MG F. Neben dem MG TD restauriert sie parallel noch ihren Fiat 600 von 1957. Nebenbei schreibt sie einen Blog und fotografiert, natürlich hauptsächlich Autos. Das kommt an: Bei Instagram folgen ihre über 28.000 Nutzer.
Einen Traumwagen oder eine Lieblingsmarke hat Laura nicht. "Es gibt für jede Epoche und Ära tolle Autos von tollen Marken. Fahrzeuge der Fünfzigerjahre finde ich spannend, die Innovationskraft kurz nach dem Krieg war schon toll, vor allem bei Lancia", sagt sie. Oder ihren MG TD. Wenn er mal fertig restauriert ist.
Quelle: Fabian Hoberg
Schön das nicht alle jungen Menschen ihren Sinn darin sehen am Handy rumzudaddeln und Facebookfreunde zu generieren .😊
Bei weitem nicht jeder junge Mensch hat nen persönlichen beruflichen Mentor.
Hat Maschinenbau-Fahrzeugtechnik überhaupt noch Zukunft? Wollen doch alle jetzt mit der Batterie unterwegs sein.
Achso und dabei fällt der Rest wie Fahrwerk, Karosserie, Herstellung etz. alles weg ?
Ich denke mal das das sehr wohl Zunkuft hat, nur weil der Verbrenner vielleicht verschwindet, heisst das nicht das Ende, das Auto hat doch soviel mehr als nur den Motor, vor allem auch die Fertigungstechniken...
Mit 25 Jahren schon so geschätzt finde ich sehr respektabel, das muss man erst einmal schaffen....
Und das bedeutet, dass es keinen Maschinenbau gibt? Soso. 😕
Ich vergaß, natürlich muss der Innenraum mit Displays zugekleistert werden. Je mehr desto besser.
Wow! Kann man sie heiraten? 😉
Hut ab vor ihrem Lebensweg - aber ohne den in der Branche sehr bekannten Vater hätte sie den Weg auch nicht gehen können.
Weshalb ich finde, man sollte den Frauen von Kindesbeinen an auch (nicht nur, aber auch) eine berufliche Karriere in technischen Bereichen schmackhaft machen. Wenn mehr Frauen in die entsprechenden Berufe hineinwachsen erledigt sich auch der Blödsinn der Quoten in den besseren Positionen.
Gruß Michael
P.S.: Wenn Laura ähnlich nett wie ihr Vater ist, dann ist sie ganz sicher eine gute Partie! Ich habe ihren Vater vor etlichen Jahren kennengelernt, als ich nach einem relativ leichten Unfall mit einem meiner Motorräder einen Sachverständigen brauchte. Er war der einzige in der Kölner Region, der in der Lage war den Zustand der Gabelstandrohre zu beurteilen: Krumm oder nicht?
Jaaaa...
Ein Fahrzeug besteht nur aus einem Verbrennungsmotor.... Bist du sicher, dass du hier richtig bist oder wärst du vielleicht im Namentanz Forum besser aufgehoben?😉
Was willst du von mir?
Natürlich - sogar eine hervorragende Zukunft.
Daher kann man ihr zur Berufswahl auf jeden Fall gratulieren.
Wie bei Mercedes, gell 😆
Mit oder ohne ihren Vater, ihr gebührt Respekt für das, was sie bereits erreicht hat. Finde ich gut, dass auch immer mehr Frauen in dem Bereich zeigen, dass das nicht nur ein "Männerjob" ist. 😊
OT: Ja, neee, isss klar. Elektrisch von Norwegen bis Südafrika und Japan bis Chile. OMG.
Ja, tolle Reportage. Viel Erfolg!!
Danke und Gruß
der "Stevie"
(Ingenieur für Fahrzeugbau) ;-)
Wo ist das Problem? Strom gibt es überall. Vielleicht keine 22 kW Ladesäulen mit McDonalds oder Starbucks, aber Strom schon.
OT Ende