Mazda SPCCI-Technik: Skyactiv-X, Diesel und Wankel
Mazdas "Diesotto" soll nicht den Diesel ersetzen
Ab 2019 fährt der erste Mazda mit einem Benzin-Kompressionszünder. In Tokio gab es neue Details zum Antrieb – und zur technischen Zukunft. In die gehört auch der Diesel.
Tokio – Alle (Auto-) Welt redet derzeit von Elektrifizierung, oder direkt vom Elektroauto. Die ersten Hersteller kündigen an, ihre Dieselmotoren nicht mehr weiterentwickeln zu wollen. An dem Japaner Mitsuo Hitomi scheint all das abzuprallen. Der Ingenieur hat sich bei Mazda über Jahrzehnte mit Verbrennungsmotoren befasst. Seine aktuelle Job-Bezeichnung: "Managing Executive Officer Technical Research Center and Integrated Control System Development."
Soeben hat Mazda auf der Tokio Motor Show neue Details zum ersten Benzin-Kompressionszünder veröffentlicht. Im Mazda 3 debütiert 2019 der sogenannte SPCCI-Benziner. Er zündet, ähnlich wie ein Diesel, über Druck und Hitze. Mazda verspricht eine saubere Verbrennung und 20 Prozent weniger Verbrauch – bei niedrigen Geschwindigkeiten sogar 30 Prozent. Gleichzeitig liefert der Motor je nach Drehzahl zwischen 10 und 30 Prozent mehr Drehmoment.
Warum geht Mazda noch einmal so eine große Investition ein, wenn doch der Verbrenner in den letzten Zuckungen liegt? Mitsuo Hitomi zuckt mit den Schultern, malt auf einem Zettel Drehmoment- und Verbrauchskurven auf, um die Vorteile des neuen Konzepts zu zeigen. "Würden Sie heute ein Elektroauto kaufen wollen?" fragt er zurück. Sein Blick ergänzt: "wenn man auch diesen neuen Motor haben kann".Am Diesel wird weiter geforscht
Bei Mazda ist man überzeugt: Die Investition in Verbrenner lohnt sich weiterhin. Denn sie werden noch viele Jahre wichtig bleiben. Selbst den in Europa vielgescholtenen Diesel hat Mazda noch lange nicht abgeschrieben. In Japan ist man beim Diesel Marktführer, in den USA führt Mazda soeben einen Diesel ein – und in Europa verkauft Mazda besonders häufig das Kompakt-SUV CX-5. Natürlich mit Diesel.
„Wir werden auch in Zukunft Diesel und Benziner parallel weiterentwickeln“, kommentiert Mitsuo Hitomi daher die Diesel-Debatte – und zuckt erneut mit den Schultern. In 10 Jahren werde es nachhaltige Bio-Kraftstoffe geben. Und: gegenüber einem Benziner habe der Diesel vor allem beim Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen große Vorteile. Hitomi hält ihn daher bei schweren Autos wie größeren SUV für unverzichtbar. Auch im Vergleich zum neuen SPCCI-Motor, im Mazda-Sprech „Skyactiv-X“.
Mit dem neuen Motor setzt Mazda eine Idee um, die andere, deutlich größere Autokonzerne längst aufgegeben haben. Die Idee: Das Benzin-Luftgemisch wird nicht mehr punktuell durch eine Zündkerze entflammt. Eine besonders hohe Verdichtung (und dadurch eine hohe Temperatur) entzündet das Gemisch gleichzeitig an vielen Punkten.
So arbeiten bisher nur Dieselmotoren. Bei Benzinern galt das als schwer umsetzbar, weil sich der Zündzeitpunkt nicht genau kontrollieren lässt. Mazda umgeht das Problem mit einem Trick - weshalb der SPCCI-Motor auch kein "echter Diesotto" ist. Der Motor erhöht die Verdichtung gezielt mit einer Zündkerze, wenn das Gemisch zünden soll.Das Gemisch wird vom Kolben im Verhältnis von 16:1 verdichtet. Mehr als bei anderen Benzinern, aber nicht genug für eine Kompressionszündung. Dann spritzt die Einspritzdüse etwas Sprit vor die Zündkerze. Die entzündet genau diesen zusätzlichen Kraftstoff. Es entsteht eine Flammwelle, die auf das übrige Gemisch presst. Insgesamt entsteht so genug Druck, um das gesamte Gemisch zu entflammen.
Video: Mazdas SPCCI-Motor
Warum das Ganze? Natürlich, um die Effizienz zu steigern. Der SPCCI-Motor lässt sich mit einer geringeren Kraftstoffmenge betreiben als herkömmliche Benziner. Experten sprechen bei diesem Verbrennungsvorgang von einem mageren Gemisch, also viel Luft und wenig Sprit. Nur mit einer Zündkerze ließe es sich nicht entzünden. Das funktioniert nur über den großen Druck. Das Steuergerät überwacht zur Sicherheit jeden Brennraum mit einem Sensor.
Die genaue Funktionsweise erklärt Mazda in diesem Video:
Im kommenden Mazda3 soll das Aggregat mit 190 PS debütieren. Viel Leistung in einem Kompaktmodell, aktuell bietet Mazda im „3er“ nur Motoren bis 165 PS an. Das zeigt bereits: Die Markteinführung der neuen Technologie soll eher sanft erfolgen, in nicht allzu hohen Stückzahlen.
Keine Mazda-Benziner für Toyota
Auch klar ist: Bei der einen Motorvariante wird es nicht bleiben. „Wir können mit Skyactiv X wie mit unserer aktuellen Benziner-Generation das komplette Programm bedienen“, sagt Mitsuo Hitomi. Das umfasst kleinere Motoren wie auch ausgewiesen sportliche Varianten. Gerüchte über einen Reihen-Sechszylinder will Hitomi nicht bestätigen: "ich weiß nicht", sagt er und lacht.
Parallel arbeitet Mazda an Mild-Hybrid-Technik mit 48-Volt-Bordnetzen sowie an Elektrofahrzeugen. Deren Reichweite soll ein kleiner Wankelmotor verlängern. Hat der Kreiskolbenmotor als alleiniger Antrieb damit ausgedient? „Wir forschen weiter an beiden Varianten“, sagt Hitomi.
Die Kooperation mit dem Hybrid-Marktführer Toyota beschränkt sich bisher auf Elektroautos. Zwar schwärmte Toyota-Konzernchef Akio Toyoda bei mehreren Gelegenheiten von Mazdas Expertise bei Verbrennungsmotoren. „Das ist aber nicht Teil der Kooperation“, stellt Hitomi klar. Und fragt noch einmal: „Würden Sie heute gerne ein Elektroauto kaufen?“ Offenbar will Mazda bisher auch nicht so gern welche verkaufen. „Es fehlt die geschäftliche Grundlage“, stellt der Techniker klar. Die müsse zunächst gegeben sein.
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Liebe Leute bei Mazda - ganz klare Antwort: Ja, ich würde ein Elektroauto kaufen. Erst recht mit eurem Design. Leider wollt und könnt ihr nicht. Schade. Auch wenn sich die Ausführungen zum Skyactiv-X bisher vielversprechend lesen, wird wohl ein neuer Mazda trotzdem erstmal nicht in meiner Einfahrt parken.
Der sympathischste Asiatische Hersteller.
Wenn solche Statements gegenüber den Verbrennern und E-Autos von Deutschen kommen würden, wäre hier die Hölle los. Aber er hat recht. Es sind bei Elektroautos in den nächsten Jahrzehnten noch große Technologiesprünge zu erwarten. Eine globale Elektrifizierung ist Unsinn, vor allem da in Sachen Diesel-Abgasreinigung noch viel passiert.
Bin gespannt wie sich der Selbstzünder im Alltag, vor allem hinsichtlich des Verbrauchs und der Zuverlässigkeit, gegen seine Konkurrenz (z.b. Miller-TSI) schlägt. Und ob vielleicht noch andere Hersteller mitziehen.
Danke.
Schön zu hören, dass das Konzept weiterverfolgt wird 😊
Mich würde mal interessieren, wie der neue Motor klingt. Wenn er genauso nagelt wie ein Diesel, dann können sie ihn behalten.
Und wie sieht es mit Partikeln aus? Feinstaub und NOX? Ist der Motor sauber?
Ich bin gespannt wie Mazda sich da entwickeln wird.
Vorerst hat Mazda recht. Elektroautos werden immer besser. Allerdings nicht so schnell so gut wie gerne angenommen wird. In den Zeitungen klingt es schon seit Jahren so als ob jeweils Morgen nur noch Elektroautos gekauft würden. Und ich fürchte für Laternenparker wie ich es bin wird es noch recht lang dauern bis ein Elektroauto eine brauchbare Alternative ist.
Da finde ich Mazda durchaus mutig Verbrennungsmotoren weiter zu denken.
Bei den Benzinern haben sie gezeigt was man alles aus einem Saugmotor holen kann. An der Stelle bin ich gespannt ob der Diesotto hält was er verspricht. Wenn der zu einem guten Preis kommt und nochmals den Verbrauch deutlich senkt, müsste ich mal schauen wo es den nächsten Mazdahändler gibt.
IdR bedeutet viel Luft und wenig Sprit viel Schadstoffe, vorallem NOx und, Ruß/Feinstaub. Würde mich interessieren wie sauber der Motor im Vergleich zum Diesel wirklich ist. Auf eine gute (=teure) Abgasreinigung wird man auch hier wohl nicht verzichten können. Auf jeden Fall eine interessante Technik. Evtl auch interessant für Hybride/Rang-Extender wenn der Motor säuberer als ein Diesel und gleichzeitig sparsamer als ein Benziner ist.
Die Aussage mit dem E-Auto muss man imho differenzierter treffen. Für Nutzer die selten Langstrecke fahren und eine Lademöglichkeit haben ist das E-Auto perfekt, nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht.
Es gibt aber auch Nutzungsprofile geben da kann das E-Auto mittelfristig sicher nicht gut konkurrieren. Schwere Autos (Geländewägen, Van) mit entsprechend Anhängelast, viel Langstrecke. Hier könnte ich mir vorstellen dass doch eher Hybride, Diesel oder eben "Diesottos" erste Wahl bleiben. Nutzfahrzeuge, land-/forschwirtschaftl- Fzg. und Baumaschinen werden erstmal beim Diesel bleiben müssen.
Man wird sehen wie es sich entwickelt. Wichtig ist nur nicht stur in eine Richtung zu rennen, oder die anderen Entwicklungen stur ablehnen.
Viel Infos findet man nicht.
Man spricht aber von magerem Gemisch, das führt automatisch zu NOx-Problemen. Wäre interessant, wie man das in den Griff bekommt.
Wobei die 1.6 FSI und 2.0 FSI auch schon mager mit NOx Sensor und NOx Kat betrieben wurden. Aber die wurden auch nicht selbstgezündet. Der NOx Speicherkat funktioniert im Benziner ungleich besser als beim Diesel.
Seh ich ähnlich. Wer einmal einen Elektro oder vernünftigen Hybrid gefahren ist, wird die Ruhe und Ruckfreiheit zu schätzen wissen. Das degradiert den Verbrenner bestenfalls zum zweiten Teil eines Hybridantriebs oder zum Stromerzeuger. Wenn es Mazda also schafft, den Verbrauch eines Atkinson-Benziners noch einmal um 20-30% zu unterbieten, wird es interessant. Einen reinen Verbrenner ohne Elektrifizierung werde ich mir nicht mehr kaufen. Der Komfortrückschritt wäre mir zu groß.
Sehr ansehnlich gemachtes Video.
Mir gefallen die Fahrzeuge von Mazda, insbesondere in dem wunderschönen Rot.
Ja tut er, aber z.b. die FSI Motoren hatten nur Euro 4 und in real natürlich einen bedeutend höheren Austoß (was in Zukunft nicht mehr geht).
Magert man aber noch weiter ab als es mit einer konventionellen Zündspule (Energieangebot begrenzt) Richtung Lambda 1,5 und weiter sinkt aufgrund von niedrigeren Verbrennungstemperaturen der Nox Ausstoß wieder bedeutend. Evlt. schafft das ja dieser Motor.
Bin einmal einen Tesla Model S gefahren, bin ausgestiegen und hab mir einen S6 geholt.
Bitte nicht mit seiner Meinung auf andere schließen.
Zum Glück nicht wie ein Diesel 😆
https://youtu.be/4nT0mCa4zMo
Wenn Mazda den Motor bringt, können die auch gleich Freevalve nutzen und so noch etwas mehr sparen, besonders die Schadstoffe umgehen.
"Der Motor erhöht die Verdichtung gezielt mit einer Zündkerze, wenn das Gemisch zünden soll."
???
Naja.... ohne Worte!
Es gibt aber einen grossen Unterschied
HCCI verbrennt sowohl kühler als ein Diesel als auch ist die Verbrennung im Raum gleichmässiger als im Benziner - man hat also weder insgesamt ein (in Relation zum Diesel) hohes Durchschnittstemperaturniveau noch lokale Hot und Coldpots sondern eine gut gerührte "lauwarme Suppe" 😆
Und das spricht beides für ein wahrscheinlich gutes NOx Verhalten, denn NOx Bildung ist als eine endotherme Reaktion auf die Zufuhr unmittelbar lokaler relativ hoher Wärmeenergie angewiesen.