Opel Senator B 24V (1993): mobile.de-Fundstück

Opels Flaggschiff mit Reihensechser und Mäusekino

MOTOR-TALK

verfasst am Sun Mar 04 07:37:28 CET 2018

Hinter manchem Inserat verbergen sich besondere Fundstücke. Einige stellen wir Euch auf MOTOR-TALK vor. Diesmal ein Opel Senator B 24V mit Sechszylinder aus Rentnerhand.

Ab 1989 war Opel sogar Hauptsponsor beim FC Bayern München. Zu prominenten Ex-Senator-Fahrern gehören Fußball-Promis wie Erich Ribbeck
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Von Haiko Prengel

Berlin - „Dem ist nichts hinzuzufügen.“ So bewarb Opel den zweiten Senator – und zeigte dazu japanische Schriftzeichen. Anfang der 1990er-Jahre hieß das Topmodell der Rüsselsheimer Opel Senator B 24V. Unter der Haube steckte ein 3,0 Liter großer Reihensechszylinder mit Vierventiltechnik. Das Aggregat leistete 204 PS und beschleunigte den Über-Opel auf 240 km/h Spitze. Vor einem Vierteljahrhundert war das eine echte Ansage auf der Autobahn.

Wer es besonders exquisit haben wollte, bestellte damals das Business-Paket. Es enthielt einen Bordcomputer, eine lederbezogene Mittelkonsole mit Wurzelholzeinlage und weitere Extras. Solch ein Senator B 24V Business Class stand just in Berlin zum Verkauf. Viele gut erhaltene Senatoren gibt es nicht mehr, also vereinbarten wir schnell einen Besichtigungstermin. Gerade noch rechtzeitig, denn mittlerweile ist der Opel Senator verkauft.

„Tiptop“ laufe sein Senator, meint Verkäufer Alfonz Maloschik
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Zur Probefahrt erwartet uns Alfonz Maloschik. Der Rentner mit Basecap wohnt im beschaulichen Stadtteil Schmargendorf. Sein Senator parkt am Straßenrand vor einem um 1900 errichteten Altbau. Er sei viele Autos in seinem Leben gefahren, berichtet der 71-Jährige. Der Senator befindet sich seit fünf Jahren im Familienbesitz. Solide Technik, moderate Preise: „Opel war bei uns immer beliebt“, sagt Maloschik.

Ein fast rostfreier Senator B

Offensichtlich wurde gut mit dem Senator umgegangen. Die Karosserie zeigt sich so gut wie rostfrei, das ist bei einer Laufleistung von 225.000 Kilometern schon beinahe ein Wunder. Knusprige Radläufe sind beim B-Senator sonst die Regel. Kotflügel, Schweller, Endspitzen und Achsen gammeln ebenfalls gerne. Dieser Senator B fault nur an den Türunterkanten, allerdings in noch überschaubarem Maß.

Der Sechszylinder-Benziner springt nach frostiger Winternacht sofort an. Verkäufer Maloschik überlässt uns freundlicherweise das Steuer, und wir manövrieren die fast fünf Meter lange Limousine aus der Parklücke. Zu den Extras bei diesem Luxus-Opel - der Kaufpreis lag Anfang 1993 bei mehr als 75.000 DM – gehören Rückfahrsensoren. Das Display ist in den Innenspiegel integriert.

Legendär ist das Digitalcockpit, das Opel damals auch im Kadett E GSi oder im Monza GSE einbaute. „Mäusekino“ wird das pixelige Retro-Instrument aus den 1980ern gerne genannt, das Geschwindigkeit, Drehzahl, Kraftstoffvorrat und andere Parameter auf bunten LCD-Displays angezeigt. Sogar eine Öldruckanzeige leistete sich Opel damals.

Unsere Probefahrt führt uns über den mehrspurigen Hohenzollerndamm durch den gutbürgerlichen Westen Berlins. Der 24V-Motor bietet jede Menge Schub, der Sound ist eine wahre Freude. Gemächlich rollen wir dahin, das komfortabel abgestimmte Fahrwerk schluckt die Bodenwellen locker weg. Die Viergang-Automatik schaltet auch sauber.

Die lederbezogene Mittelkonsole gehörte zu den Extras beim Senator Business Class
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Wuchtiger 3,0-Liter-Motor

Im Innenraum ist es erstaunlich leise, da klappert nichts. An Dämmmatten und Verkleidungen sparte Opel damals beim Senator B nicht, was auch sein Leergewicht von mehr als eineinhalb Tonnen erklärt. Schon gleiten wir die Clayallee herunter, vorbei an der amerikanischen Botschaft. Das passt irgendwie. Der Senator B 24V fährt sich beinahe wie ein amerikanischer Straßenkreuzer der ehemaligen Opel-Mutter General Motors: Gemütlich und souverän schaukelt der „Senni“ über den Asphalt.

Cruisen macht am meisten Spaß mit Opels letztem großen Hecktriebler, der in der oberen Mittelklasse BMW 5er und Mercedes E-Klasse Konkurrenz machen sollte. Wer will, kann auch beim Ampelrennen antreten und manch modernen TDI stehen lassen. „Das ist gar kein Problem“, meint Verkäufer Alfonz Maloschik. Auf Turbo, Kompressor und anderen Schickschnack verzichtet der Senator 24V. Seine Leistung schöpft er aus drei Litern Hubraum. Schon im niedrigen Drehzahlbereich und bei sanftem Druck aufs Gaspedal geht der Wagen ordentlich nach vorne.

Knapp 4.500 Euro will Maloschik für seinen gepflegten Senator B haben, angesichts der Seltenheit der Luxus-Opel ist das ein fairer Preis. Das HU-Siegel ist neu, der Motor wirkt trotz seiner 225.000 Kilometer taufrisch. Etwas irritierend ist nur ein helles, drehzahlabhängiges Klackern. Es könnte von den Einspritzdüsen kommen, oder von den Hydrostößeln. Vielleicht sollte der neue Besitzer auf anderes Öl umsteigen.

Alfons Maloschik hatte nach eigenen Angaben nie Probleme mit dem Aggregat. Erst vor ein paar Tagen sei er mit dem Wagen aus Ungarn wiedergekommen. Die 2.000 Kilometer hin und zurück habe der alte Opel problemlos gemeistert. Auch die Komfortextras wie Klimaanlage und elektrischen Helfer funktionieren. „Alles tiptop“, betont Maloschik.

Problem: Ersatzteile

Typische Schwachstelle: Die rostigen Türunterkanten sollten bald mal gemacht werden
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Im Opel-Hecktriebler-Forum waren ebenfalls Mitglieder auf den Senator Business Class aufmerksam geworden. Ein Senator B in technisch gutem Zustand und fast rostfrei – das sei heutzutage schon fast unmöglich, kommentiert ein Alt-Opel-Fahrer. Sorgen macht allen die Teilesituation. Obwohl sich der Senator B viele Komponenten mit dem Omega A teilt, ist die Materialversorgung schlecht.

Insbesondere die speziellen Motorenteile für den 24V sind nur schwer zu bekommen, auch bei Lenkungskomponenten, Viskokupplungen, Kühlerschläuchen, Schwungrädern und Auspuffanlagen sieht es oft schlecht aus. „Bei vielen Teilen heißt es meistens kaufen, wenn sie einem über den Weg laufen“, meint ein Hecktriebler-Fan. „Braucht man was dringend, kann das teuer werden.“

Ein paar Ersatzteile hat Verkäufer Maloschik noch im Keller herumliegen, darunter vier angeblich rostfreie Türen und einen Satz Sommerräder. Die Teile sind im Kaufpreis enthalten. Anfragen von Alt-Opel-Fans gebe es bereits einige, sagt Maloschik. Der eine komme aus Stuttgart, der anderen aus dem ostfriesischen Aurich. Wenn sich ein echter Liebhaber für den letzten echten Luxus-Opel fände, wäre das dem 71-Jährigen am liebsten. „Den Wagen sollte jemand fahren, der Spaß an so etwas hat.“

Opel Senator bei mobile.de finden

 

Technische Daten Opel Senator 3.0 24V (1989-1993)

  • Motor: Reihensechszylinder-Benziner
  • Hubraum: 2.969 cm³
  • Leistung: 204 PS (150 kW),
  • Getriebe: Vierstufen-Automatik
  • 0-100 km/h: 9,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
  • Verbrauch: ca. 12,5 l/100 km
  • Leergewicht: 1.550 kg
  • Länge: 4,845 m
  • Breite: 1,763 m
  • Höhe: 1,430 m
  • Radstand: 2,730 m

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Edles Flaggschiff: Der Senator B war der letzte Versuch von Opel, in der oberen Mittelklasse Fuß zu fassen
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
„Tiptop“ laufe sein Senator, meint Verkäufer Alfonz Maloschik
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Insgesamt blieben die Verkaufszahlen aber unter den Erwartungen
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Wie ein (annähernder) Oldtimer wirkt der letzte Luxus-Opel eigentlich nicht. Das Design erscheint auch mit großem zeitlichen Abstand sehr gelungen
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Technisch basierte der Senator B weitgehend auf dem Omega A
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Mit 530 Litern Fassungsvermögen war der Kofferraum des Senator B einer der größten in seiner Klasse
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Die lederbezogene Mittelkonsole gehörte zu den Extras beim Senator Business Class
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Der Innenraum wirkt für sein Alter gepflegt. Das ist auch gut so, denn Interieur-Komponenten gibt es nur noch gebraucht
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Im Fond gibt es viel Beinfreiheit. Mehr Platz bot auch keine E-Klasse von Mercedes
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Das pixelige Digitalcockpit („Mäusekino“) ist heute Kult
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Der Bordcomputer funktioniert auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert noch
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Sogar Wurzelholzeinlagen leistete man sich damals bei Opel
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Typische Schwachstelle: Die rostigen Türunterkanten sollten bald mal gemacht werden
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Auch die Alufelgen wirken etwas verbraucht. Die Winterreifen sind unterschiedlich alt und von verschiedenen Herstellern
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Die 3,0-Liter-24V-Motoren gelten als robust, allerdings sollte man die Steuerkette im Auge behalten
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