Opel Senator B 24V (1993): mobile.de-Fundstück
Opels Flaggschiff mit Reihensechser und Mäusekino
Hinter manchem Inserat verbergen sich besondere Fundstücke. Einige stellen wir Euch auf MOTOR-TALK vor. Diesmal ein Opel Senator B 24V mit Sechszylinder aus Rentnerhand.
Von Haiko Prengel
Berlin - „Dem ist nichts hinzuzufügen.“ So bewarb Opel den zweiten Senator – und zeigte dazu japanische Schriftzeichen. Anfang der 1990er-Jahre hieß das Topmodell der Rüsselsheimer Opel Senator B 24V. Unter der Haube steckte ein 3,0 Liter großer Reihensechszylinder mit Vierventiltechnik. Das Aggregat leistete 204 PS und beschleunigte den Über-Opel auf 240 km/h Spitze. Vor einem Vierteljahrhundert war das eine echte Ansage auf der Autobahn.
Wer es besonders exquisit haben wollte, bestellte damals das Business-Paket. Es enthielt einen Bordcomputer, eine lederbezogene Mittelkonsole mit Wurzelholzeinlage und weitere Extras. Solch ein Senator B 24V Business Class stand just in Berlin zum Verkauf. Viele gut erhaltene Senatoren gibt es nicht mehr, also vereinbarten wir schnell einen Besichtigungstermin. Gerade noch rechtzeitig, denn mittlerweile ist der Opel Senator verkauft.
Zur Probefahrt erwartet uns Alfonz Maloschik. Der Rentner mit Basecap wohnt im beschaulichen Stadtteil Schmargendorf. Sein Senator parkt am Straßenrand vor einem um 1900 errichteten Altbau. Er sei viele Autos in seinem Leben gefahren, berichtet der 71-Jährige. Der Senator befindet sich seit fünf Jahren im Familienbesitz. Solide Technik, moderate Preise: „Opel war bei uns immer beliebt“, sagt Maloschik.Ein fast rostfreier Senator B
Offensichtlich wurde gut mit dem Senator umgegangen. Die Karosserie zeigt sich so gut wie rostfrei, das ist bei einer Laufleistung von 225.000 Kilometern schon beinahe ein Wunder. Knusprige Radläufe sind beim B-Senator sonst die Regel. Kotflügel, Schweller, Endspitzen und Achsen gammeln ebenfalls gerne. Dieser Senator B fault nur an den Türunterkanten, allerdings in noch überschaubarem Maß.
Der Sechszylinder-Benziner springt nach frostiger Winternacht sofort an. Verkäufer Maloschik überlässt uns freundlicherweise das Steuer, und wir manövrieren die fast fünf Meter lange Limousine aus der Parklücke. Zu den Extras bei diesem Luxus-Opel - der Kaufpreis lag Anfang 1993 bei mehr als 75.000 DM – gehören Rückfahrsensoren. Das Display ist in den Innenspiegel integriert.
Legendär ist das Digitalcockpit, das Opel damals auch im Kadett E GSi oder im Monza GSE einbaute. „Mäusekino“ wird das pixelige Retro-Instrument aus den 1980ern gerne genannt, das Geschwindigkeit, Drehzahl, Kraftstoffvorrat und andere Parameter auf bunten LCD-Displays angezeigt. Sogar eine Öldruckanzeige leistete sich Opel damals.
Unsere Probefahrt führt uns über den mehrspurigen Hohenzollerndamm durch den gutbürgerlichen Westen Berlins. Der 24V-Motor bietet jede Menge Schub, der Sound ist eine wahre Freude. Gemächlich rollen wir dahin, das komfortabel abgestimmte Fahrwerk schluckt die Bodenwellen locker weg. Die Viergang-Automatik schaltet auch sauber.
Wuchtiger 3,0-Liter-Motor
Im Innenraum ist es erstaunlich leise, da klappert nichts. An Dämmmatten und Verkleidungen sparte Opel damals beim Senator B nicht, was auch sein Leergewicht von mehr als eineinhalb Tonnen erklärt. Schon gleiten wir die Clayallee herunter, vorbei an der amerikanischen Botschaft. Das passt irgendwie. Der Senator B 24V fährt sich beinahe wie ein amerikanischer Straßenkreuzer der ehemaligen Opel-Mutter General Motors: Gemütlich und souverän schaukelt der „Senni“ über den Asphalt.
Cruisen macht am meisten Spaß mit Opels letztem großen Hecktriebler, der in der oberen Mittelklasse BMW 5er und Mercedes E-Klasse Konkurrenz machen sollte. Wer will, kann auch beim Ampelrennen antreten und manch modernen TDI stehen lassen. „Das ist gar kein Problem“, meint Verkäufer Alfonz Maloschik. Auf Turbo, Kompressor und anderen Schickschnack verzichtet der Senator 24V. Seine Leistung schöpft er aus drei Litern Hubraum. Schon im niedrigen Drehzahlbereich und bei sanftem Druck aufs Gaspedal geht der Wagen ordentlich nach vorne.
Knapp 4.500 Euro will Maloschik für seinen gepflegten Senator B haben, angesichts der Seltenheit der Luxus-Opel ist das ein fairer Preis. Das HU-Siegel ist neu, der Motor wirkt trotz seiner 225.000 Kilometer taufrisch. Etwas irritierend ist nur ein helles, drehzahlabhängiges Klackern. Es könnte von den Einspritzdüsen kommen, oder von den Hydrostößeln. Vielleicht sollte der neue Besitzer auf anderes Öl umsteigen.
Alfons Maloschik hatte nach eigenen Angaben nie Probleme mit dem Aggregat. Erst vor ein paar Tagen sei er mit dem Wagen aus Ungarn wiedergekommen. Die 2.000 Kilometer hin und zurück habe der alte Opel problemlos gemeistert. Auch die Komfortextras wie Klimaanlage und elektrischen Helfer funktionieren. „Alles tiptop“, betont Maloschik.
Problem: Ersatzteile
Im Opel-Hecktriebler-Forum waren ebenfalls Mitglieder auf den Senator Business Class aufmerksam geworden. Ein Senator B in technisch gutem Zustand und fast rostfrei – das sei heutzutage schon fast unmöglich, kommentiert ein Alt-Opel-Fahrer. Sorgen macht allen die Teilesituation. Obwohl sich der Senator B viele Komponenten mit dem Omega A teilt, ist die Materialversorgung schlecht.Insbesondere die speziellen Motorenteile für den 24V sind nur schwer zu bekommen, auch bei Lenkungskomponenten, Viskokupplungen, Kühlerschläuchen, Schwungrädern und Auspuffanlagen sieht es oft schlecht aus. „Bei vielen Teilen heißt es meistens kaufen, wenn sie einem über den Weg laufen“, meint ein Hecktriebler-Fan. „Braucht man was dringend, kann das teuer werden.“
Ein paar Ersatzteile hat Verkäufer Maloschik noch im Keller herumliegen, darunter vier angeblich rostfreie Türen und einen Satz Sommerräder. Die Teile sind im Kaufpreis enthalten. Anfragen von Alt-Opel-Fans gebe es bereits einige, sagt Maloschik. Der eine komme aus Stuttgart, der anderen aus dem ostfriesischen Aurich. Wenn sich ein echter Liebhaber für den letzten echten Luxus-Opel fände, wäre das dem 71-Jährigen am liebsten. „Den Wagen sollte jemand fahren, der Spaß an so etwas hat.“
Opel Senator bei mobile.de finden
Technische Daten Opel Senator 3.0 24V (1989-1993)
- Motor: Reihensechszylinder-Benziner
- Hubraum: 2.969 cm³
- Leistung: 204 PS (150 kW),
- Getriebe: Vierstufen-Automatik
- 0-100 km/h: 9,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
- Verbrauch: ca. 12,5 l/100 km
- Leergewicht: 1.550 kg
- Länge: 4,845 m
- Breite: 1,763 m
- Höhe: 1,430 m
- Radstand: 2,730 m
*****
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Zum Thema "mäusekino" ... Da sag ich nur "back to the Future"
Ist ja heute wieder en vogue.
Schöne und seltene Limousine und den Preis halte ich auch für legitim. Trotzdem werden da sicherlich einige Tausender reinfließen müssen, bis er wirkich richtig gut ist. Gerade auch die Heckklappe sieht ungewöhnlich aus und muss wohl entweder instandgesetzt oder gar getauscht werden.
Das Mäusekino würde ich nicht als pixelig beschreibn, weil es keine Pixel, sondern leuchtende Segmente hat. Eine 7-Segment-Digital-Ziffer würde auch keiner als pixelig bezeichnen.
Na da haben wir sie doch wieder: Opchens angeschmuddelte Bastelkarre.
Noch schnell einen Aluakzent auf den Handschuhfachdeckel gespaxt und die Karre dem nächsten "Liebhaber" für uneigennützige 5 T€ umgehängt, auf das dieser am Rost genese.
Ich wette, dass Daddy sich happily einen neuen Skoda Rapid gezogen hat.
Wohin muss man sich bei MT eigentlich wenden, wenn man ein bissel Promo für seine Letzthandschleuder benötigt?
Santana GX
Die selbe Gurke fuhr ich auch mal. Als er verkauft war, war ich gluecklich.
Das war noch ein echter Opel, solide Mechanik, verpackt in "Knäckebrot"
Grauenhafte Farbzusammenstellung der Innenausstattung 😆, Diplomat, Commodore und Senator waren schon tolle Vehikel's, Opa hatte von 89-96 auch so einen (Senator), davor Commodore Voyage 🙄, stand immer auf R6 bei Opel.😜
@goify - stimmt, pixelig ist ganz was anderes 😆
Dann kannst Du uns ja ein bisschen über die Historie des Fahrzeuges erzählen.
Oder war es womöglich nur die gleiche?
Auf den ersten Blick dachte ich: "Hä? Was hat der denn für ein Problem?"
Aber auf den zweiten Blick muss ich dir Recht geben.
- Rückfahrsensoren nachgerüstet
- Sitzgestelle vorne aus Omega B nachgerüstet (elektrisch höhenverstellbar) und zwar 2 Fahrersitze, was man am sinnlos platzierten Schalter neben der Handbremse sieht
- drittes Bremslicht nicht Original
- Alufelgen müssten auch vom Omega B sein und sich total bordsteingeschädigt (die Felgen vom Senator hatten Y-Speichen).
Das sind nur so die Dinge die mir als Nicht-Fachmann aufgefallen sind.
Interessant, hat Opa sogar Motoren umgebaut.... V6 Motoren gab es zu dem Zeitpunkt bei Opel noch nicht. Waren alles Reihensechser.
Ich habe den besagten Antrieb, also den 3,0-24V mit der Vierstufenautomatik erlebt und selten habe ich einen derart beruhigenden und souveränen Antrieb erlebt.
Zitat: "Cruisen macht am meisten Spaß mit Opels letztem großen Hecktriebler, der in der oberen Mittelklasse BMW 5er und Mercedes E-Klasse Konkurrenz machen sollte." Zitat Ende.
Richtig. Mit dem Opel Omega B, als letztem großen Opel mit Hinterradantrieb, macht das Cruisen am meisten Spaß.
Interessanterweise scheint das "Mäusekino" nach sovielen Jahren noch zu funktionieren. Bleibt abzuwarten ob es die heutigen Displays soweit bringen werden - die fallen zu teilen ja schon in der Garantiezeit mehrfach aus 😆
Sorry, aber gepflegt ist nun wirklich was anderes. "Ranzige Schmuddelkarre" würde ich das Teil nennen und möchte es nicht von unten auf der Bühne sehen. Allein die Auspuffendrohre, grausig.