Umparken im Kopf? Das sollten Autokäufer bei Opel schon mal. Senator B und scharfe Omegas traten Ende der 80er gegen BMW und Mercedes an - mit bis zu 376 PS.
Köln - Irgendwie kommt alles wieder. Da versucht Opel nun seit einiger Zeit, sich an die sogenannten Premiumhersteller anzuschleichen. Das Marketingversprechen lautet: Technologie und Komfort wie in der Oberklasse zu viel günstigeren Preisen. Gut möglich, dass man sich in Rüsselsheim Inspiration im Jahr 1987 geholt hat. Damals startete die zweite Generation des Senator. Gemeinsam mit den sportlichen Versionen des Omega sollte er verlorene Marktanteile wieder nach Rüsselsheim holen. Schon der erste Senator hatte zum Schrecken von BMW und Mercedes kurzzeitig ein Drittel des deutschen Oberklassemarktes im Griff. Daran wollte Opel mit Senator B und Omega 3000 anknüpfen. Unter der Haube landeten Sechszylinder-Motoren. Highlight: das Muscle-Car Lotus Omega. Es ging, ganz klar, gegen Audi 200, BMW 5er und 7er sowie gegen die Chefklasse von Mercedes. Motto: So viel Power wie nötig für die Sportwagen-Performance, so viel Platz und Premiumfeatures wie möglich. Zu überraschend günstigen Preisen. Das genügte zumindest mal für die Spitzenposition in frühen Vergleichstests der Fachmedien. Ein Opel für Präsidenten, Minister und SenatorenWem das laut Pressemeinung „fürstliche Platzangebot“ im Fond der 4,85 Meter langen Senator-Limousine nicht genug war, konnte den 3,0-Liter-Sechszylinder in einer Karosse mit um 15 Zentimeter vergrößertem Radstand ordern. Dazu gab es optional die passende Panzerung. Ein Paket für Präsidenten, Minister und Senatoren. Den Durchschnittskunden interessierten andere Features. Die Limousine mit dem Waben-Kühlergrill kostete mehr als ein Drittel weniger als eine Mercedes S-Klasse und fast ein Viertel weniger als die E-Klasse. Zunächst leistete der Senatoren-Antrieb 177 PS aus einem 3,0 Liter großen Reihensechszylinder, das Spitzentempo lag bei 220 km/h. Was an Prestige zu Mercedes und BMW fehlte, versuchte Opel durch kreative Features zu kompensieren. Zum Beispiel die "Senator-Card". Das war damals in Europa etwas Neues. Die deutsche GM-Tochter wollte ihren Kunden suggerieren, zu einem elitären Kreis zu gehören. Es gab Vorzugskonditionen etwa bei Hotels und Mietwagen. Vermutlich waren vielen Kunden die handfesten Qualitäten wichtiger. Der Opel konnte bis zu 2.050 Kilogramm ziehen, die Rückbank ließ sich umklappen. Das war damals einzigartig im Segment. Die Verkaufszahlen blieben auf der StreckeIm großen Opel gab es außerdem ein gekühltes Handschuhfach und Sitzheizung für die beiden äußeren Rücksitze. Außergewöhnlich war das serienmäßige ABS. Die moderne Fahrwerkskonstruktion wurde schon im Opel Omega gelobt. Was fehlte, waren Airbags. Für Arbeitseinsätze bot Opel den Omega mit Taxipaket und als Polizei-, Notarzt- und Feuerwehrfahrzeug an. Kleines Problem: Die Autokäufer wollten nicht recht Feuer fangen. Während die Zulassungen des ersten Senator zunächst nach oben schossen (um später ebenso schnell zu fallen), kam der Senator B nur bedächtig in Fahrt. Nicht einmal prominente Opel-Fahrer wie Boxchampion Max Schmeling, Uli Hoeneß, Boris Beckers Ex-Manager Ion Tiriac, Claus Theo Gärtner alias Alfa-Fan Matula in der TV-Serie „Ein Fall für Zwei“ oder der Kölner Weihbischof Josef Plöger konnten das Senator-Image in Richtung begehrenswerter Traumwagen pushen. Dabei bot der Sechszylinder Luxus und Lifestyle. Etwa als extravagantes Senator Cabriolet des Reutlinger Karossiers Keinath oder als leistungsgesteigerter Lexmaul-Renner, der von einem 231 PS starken 3,6-Liter-Sechszylinder in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und weiter auf 251 km/h beschleunigt wurde. Den gab es direkt beim Opel-Händler. Er hätte Chancen gehabt auf den Titel der "schnellsten deutschen Serien-Limousine". Teurer als ein FerrariDoch es gab da noch den Omega. Der 4,69 Meter lange Nachfolger des spießbürgerlichen Rekord lieferte nicht nur die technische Basis für den Senator, er drängte die Senatoren sogar von der Überholspur. Zunächst als spoilerbewehrter und leichtgewichtiger Omega 3000. Der erreichte mit 222 km/h satte 2 km/h mehr als der mit 177 PS gleich starke Senator. Wirklich brachial wurde der Opel Lotus Omega. Er schöpfte 376 PS aus einem 3,6-Liter-Sechszylinder. Topspeed: 283 km/h. Damit war der Lotus Omega tatsächlich eine der schnellsten Serienlimousinen der Welt. Das hatte seinen Preis: Mit 125.000 Mark war der Opel-Lotus teurer als ein Ferrari 328 GTB oder ein V12-BMW. Das machte die rennstreckentaugliche Familien- und Firmenkutsche noch begehrenswerter. Nicht einmal die anfangs wenig standfeste, komplexe Lotus-Technik störte die 907 stolzen Käufer ernsthaft. Der bollernde Omega begeisterte eine Fangemeinde, von der der Senator nur träumen konnte. Gutes Auto, schlechte VerkaufszahlenDer erlebte seinen Höhepunkt schon 1987, gleich nach dem Marktstart. Er stand im Mittelpunkt der Feiern zum 125-jährigen Bestehen von Opel. Sensationelle 15,6 Prozent Marktanteil gab es damals als Geburtstagsgeschenk. Für den Senator selbst lief es nicht so gut. In sechs Jahren wurden 70.000 Autos verkauft. Gegenüber dem Vorgänger war das ein Rückgang um über 50 Prozent. Im Volksmund hieß es zwar, Omega sei eine Abkürzung für „Opel macht endlich gute Autos“. In den Fachzeitschriften wurde der abgeleitete Senator auch gelobt. Doch Prestigemodelle verkauften sich vor allem mit dem Logo einer "Premiummarke" gut. 1993 zog Opel sich endgültig aus der Oberklasse zurück. Ein angekündigter Omega V8 ging nicht in Serie. Überraschend preiswert ist der Senator übrigens noch heute mit H-Kennzeichen. Vielleicht, weil er gar nicht wie Oldtimer aussieht. Die Stromlinie hat den allerletzten formvollendet vornehmen Opel jung gehalten. Quelle: SP-X |