Hyundai Nexo (2018) im Test: Erste Fahrt
So fährt das einzige SUV mit Brennstoffzelle
Hyundai bringt das erste nur für Brennstoffzellenantrieb konzipierte SUV. Der Nexo kann vieles besser als ein klassisches E-Auto - und hat es dennoch schwer. Erste Fahrt.
Seoul – Wenige aktuell erhältliche Autos wurden einzig und alleine um die Brennstoffzellen-Technologie entwickelt. Bislang gab es da nur Toyota Mirai und Honda Clarity. Beides Limousinen. Nun kommt mit dem Hyundai Nexo das erste SUV. Es ist der Nachfolger vom ix35 FCEV, doch der startete Jahre zuvor als regulärer Verbrenner - die Basis ist betagt. Der Nexo ist Hyundais zweiter Beitrag auf diesem Feld der Elektromobilität. Erste Fahrt.
Eine Norm-Reichweite wie große Tesla
Seine Form macht den Nexo noch nicht zum Offroader. Der Mittelklassewagen ist ausschließlich als Fronttriebler erhältlich. Doch SUV kommen aktuell eben gut an. Optisch wird der 4,67 lange Nexo bestenfalls durch die LED-Leiste im Bug und den eigenwilligen Kaskadengrill aus der Fülle an Hochbeinern im Straßenbild herausstechen.Die E-Maschine leistet 163 PS (120 KW), schafft 179 km/h. Aus den gut sechs Kilogramm Wasserstoff in den drei Carbontanks im Unterboden generiert die Brennstoffzelle im Normzyklus Strom für knapp 600 Kilometer. Wer mit einem konventionellen Akku-Auto auf ähnliche Reichweiten kommen will, muss schon einen Tesla mit potenter Batterie wählen. Und Geduld beim Ladevorgang mitbringen. Der Wasserstoff-Tank des Nexo lässt sich dagegen in maximal fünf Minuten wieder befüllen.
Fährt sich wie jeder andere Stromer
Hyundai feiert den Nexo ob seiner FCEV-Technik als Revolution. Die eigentliche Errungenschaft liegt jedoch darin, dass der Fahrer von der Energiequelle nichts mitbekommt. Der Saubermann unter den SUV fühlt sich an wie jedes andere Elektroauto. Fährt drehmomentstark und leise übers Land, während unter der Haube Wasserstoff in einem komplizierten Prozess an speziellen, mit Platin beschichteten Membranen zu Wasser und Sauerstoff reagiert. Und dabei ohne jedweden Schadstoffausstoß Strom für die E-Maschine abfällt.
In Kurven merkt man dem Nexo sein hohes Gewicht an. Eine genaue Zahl veröffentlichte der Hersteller noch nicht, es dürften mehr als zwei Tonnen sein. Auf der Geraden spürt man davon weniger, wenn der E-Motor von der ersten Umdrehung an 395 Newtonmeter ins Rennen wirft. 100 km/h erreicht er in 9,2 Sekunden. Elektrische Mittelklassewagen ziehen in der Regel bei 130 oder 150 Sachen den Stecker, der Nexo schafft bis zu 179 km/h.
Neue Systeme, gängige Assistenten
Für Hyundai ist der Nexo eine Art Vorzeigemodell. Entsprechend bestückte man das SUV mit allen Fahrassistenten, die das Konzernregal hergab. Der Nexo kann autonom ein- und ausparken, hält selbstständig Spur und Abstand. Auf einer gelegentlichen Berührung des Lenkrades besteht er jedoch.Der Fahrer blickt auf ein recht futuristisches Cockpit mit freistehenden Displays und einem elektronischen Rückspiegel. Beim Einlegen des Blinkers wird hinter dem Lenkrad das Bild einer Kamera einspielt. Wofür brauchen wir noch gleich die konventionellen Spiegel? Nicht die einzige Frage, die sich bei der ersten Ausfahrt stellt. Warum zum Beispiel mauerten die Designer so eine wuchtige Mittelkonsole zwischen die Sitze? Damit wird der schon knappe Platz ohne Not weiter eingeschränkt. Und warum pflanzt Hyundai derart große und billig anmutende Schalter in den erklärten Technologieträger?
Nachteile: Preis und Tankstellennetz
Damit mag man sich noch arrangieren können. Zwei andere Punkte fallen stärker ins Gewicht: Der Preis und die Infrastruktur. Zwar soll der Nexo weniger kosten als sein Vorgänger Hyundai ix35 mit Brennstoffzelle. Doch die Koreaner sind froh, wenn sie den Basispreis knapp unter die 60.000 Euro Marke drücken können - womit der Nexo noch immer sehr teuer wäre.
Und was nutzt einem eine Tankzeit von fünf Minuten, wenn man dafür mitunter stundenlang zu einer der wenigen Wasserstoffsäulen im Land fahren muss? Deutschlandweit sollen weniger als 50 Zapfsäulen existieren. Natürlich kenne man dieses Problem, räumt Nexo-Projektleiter Sae Hoon Kim ein und gibt sich an diesem Punkt vergleichsweise machtlos: „Aber einer muss doch mal den Anfang machen.“
Technische Daten Hyundai Nexo
- Modell: Hyundai Nexo
- Leistung: 120 KW/ 163 PS
- Drehmoment: 395 Nm
- 0 – 100 km/h: 9,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 179 km/h
- Länge: 4,67 m
- Breite: 1,86 m
- Höhe: Höhe: 1,63 m
- Radstand: Radstand: 2,79 m
- Kofferraum: 839 Liter
- Marktstart: Sommer 2018
- Preis: ca. 60.000 Euro
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Quelle: Sp-x
Und wir wollen nicht vergessen, dass das Kg Wasserstoff 9€ kostet und das ein festgesetzter Preis ist. Was ein kg Wasserstoff an einer H-Tanke wirklich kosten müsste, damit sich das lohnt, erfährt man nirgends.
Und auch das Detail, dass die 600km natürlich nur mit 700bar Wasserstoff erreicht werden, viele Tankstellen aber nur 350bar anbieten, was dann auch die Reichweite halbiert, wird einfach weg gelassen.
Aber wichtig ist ja, besser als das BEV dazustehen.
60000€ Basispreis? Ich denke nicht, dass dieses Auto jemand kauft.
Die Brennstoffzelle wird sich meiner Meinung nie in der Masse durchsetzen.
Da Wasserstoff immer um ein Vielfaches teurer sein wird als Strom, wegen der hohen Verluste bei der Herstellung.
Die paar mal im Jahr wenn ich mal über 300km am Stück fahre, kann ich auch 30min warten beim Laden.
Dafür kann ich den Rest des Jahres bequem zuhause an meiner Außensteckdose laden.
Und dann hat er immer noch erheblich mehr Reichweite als die meisten Batteriefahrzeuge und hat immer noch den Vorteil in schneller Zeit betankt zu werden, was bei einem Batteriefahrzeug der grösste Nachteil ist.
Das ist die Zukunft. Jeder, der sich hier über den Preis aufregt, soll mal schauen, was ein I3 so kostet...
Der Toyota Mirai kostet knapp 20.000 € mehr. So gesehen ist der Nexo das wesentlich bessere (und optisch viel attraktivere) Angebot.
... und ein paar mehr Hintergründe zum Antrieb hätte ich mir auch gewünscht, bspw ob es immer noch so ist, dass die Brennstoffzelle nur mit einem Stützakku verwendbar ist, weil die Regelbarkeit für die Nutzung im Strassenverkehr anderenfalls zu träge ist.
In der Zeit hat man i.d.R. aber auch auch nicht wieder 300km mehr Reichweite drin...
IMHO müsste es wg. allem was du geschrieben hast auf eine Kombination von Akku und H2 rauslaufen. Weil einen Akku braucht eine H2-Kiste eh, vor allem wenn man den H2 in Brennstoffzellen jagt, die wohl keine stark schwankenden elektr. Lasten mögen.
notting
Wie auch das Detail, dass Wasserstoff eine sehr ineffiziente Primärenergiebilanz hat. Wie hält die Brennstoffzellen, was kostet die. Aber Hauptsache einen Artikel geschrieben. Warum kein Methanol ?
In der Stadt hat die Brennstoffzelle ggü. Strom viele Vorteile. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwann mal überall in den Wohngebieten Ladesäulen stehen, die sinnvoll nutzbar wären. Vorstellbar wären da eher ein paar mehr Wassestofftankstellen, die sich in der Stadt auch eher rechnen würden, und fertig..
Naja, 9€/KG H2 ist ja nicht so schlimm. 4.50€ reichen dann laut Hyundai für 100 km. Das ist immer noch günstiger als ein Diesel mit vergleichbaren Leistungsdaten.
Zitat:
Und was nutzt einem eine Tankzeit von fünf Minuten, wenn man dafür mitunter stundenlang zu einer der wenigen Wasserstoffsäulen im Land fahren muss? Deutschlandweit sollen weniger als 50 Zapfsäulen existieren. Natürlich kenne man dieses Problem, räumt Nexo-Projektleiter Sae Hoon Kim ein und gibt sich an diesem Punkt vergleichsweise machtlos: „Aber einer muss doch mal den Anfang machen.“
Das ist so nicht richtig, 2018 sind über 100 Zapfsäulen geplant, bis 2023 über 400!
http://h2-mobility.de/h2-mobility/
Bitte die Zitat-Tags verwenden, dann sieht man besser, dass es ein Zitat ist, vor allem wenn die Gänsefüßchen drumherum fehlen.
notting
Ich bin gespannt wie es da weiter geht. Für kleinere Fahrzeuge sehe ich bei der Brennstoffzelle keine Zukunft. BEV sind effizienter und günstiger.
Aber für größere Fahrzeuge erscheint mir die Brennstoffzelle schon sehr attraktiv - also große SUV und Nutzfahrzeuge.
Ich finde den Schritt von Hyundai da sehr gut. Denn niemand baut Tankstellen wenn es keine Fahrzeuge gibt. Und 60.000€ sind durchaus akzeptabel für Early Adopter - man bekommt dafür immerhin ein alltagstaugliches Fahrzeug.
Halte ich für Unsinn. Denn das Kriterium muss IMHO die gewünschte Reichweite sein. Denk mal an:
- Opa der ein SUV fährt (wg. hohem Einstieg & Co.), aber nur noch in der Stadt und vllt. in den Nachbargemeinden rumfährt und ein (evtl. schon den Kindern vermachtet) Grundstück hat(te) bzw. sonstwie die Möglichkeit hat daheim ausr. schnell zu laden (Hinweis: Ich denke da vor allem an die Opas der Zukunft ;-)).
- Z. B. Wochenendpendler der sich nur ein kleines Auto leisten kann, aber recht viel fahren muss und/oder keine zuverlässige Möglichkeit zum Laden hat -> H2 besser.
- Post-/Paketzusteller & Co. die rel. kurze Routen haben und das Fahrzeug auf dem Betriebsgelände über Nacht laden können.
Ideal wäre IMHO eine Kombination aus beidem, also laden und H2. Denn einen Akku braucht eine H2-Kiste eh. Die die nicht regelm. an die Steckdose können, können dann wenigstens teilw. von (hoffentl.) günstigeren fahren mit Strom aus der Steckdose profitieren.
Hab schon vor einigen Jahren regelm. Mercedes F-Cell B-Klassen gesehen...
Wie bereits geschrieben stimmt das so nicht, weil man an vielen Tankstellen nur halbsoviel H2 reinbekommt wie vom Hersteller gedacht = halbe Reichweite.
notting