RDE-Tests ab Herbst 2017
So funktioniert die Fahrprüfung für Stickoxide
Im September 2017 startet neben dem neuen WLTP-Prüfzyklus auch der RDE-Test im Rahmen der Typprüfung. Wie läuft der Straßentest für Stickoxide ab?
Köln - Ab dem Herbst wird nachgemessen: Dann müssen alle neuen Pkw-Typen den sogenannten „Real Driving Emissions“-Test absolvieren, eine Prüffahrt auf öffentlichen Straßen. Dabei wird der Stickoxid-Ausstoß unter Alltagsbedingungen gemessen. Abgasbetrug mit Abschalteinrichtungen oder Schummeleien mit den umstrittenen Temperaturfenstern beim Diesel sollen dann nicht mehr ohne Weiteres möglich sein. Wer den Test nicht besteht, erhält keine Verkaufszulassung mehr.
Autofahrer, die nahe einer TÜV- oder Dekra-Niederlassung wohnen, dürften dann öfters Begegnungen mit den Messfahrzeugen machen. Erkennbar sind sie an dem unübersehbaren Heckkoffer, der die Mess-Sensorik enthält. Das Portable Emissions Measurement System – kurz PEMS – kostet rund 100.000 Euro und misst den Ausstoß verschiedener Abgaskomponenten. Wichtig ist aber zunächst nur die
Menge an Stickoxiden, die den Auspuff verlässt.Gefahren wird das Auto von einem Ingenieur mit einem Sachkundenachweis für die komplizierte Bedienung des Geräts. In der Regel wird es sich bei den Fahrten zur Typprüfung um den Mitarbeiter eines technischen Dienstes, also etwa TÜV oder Dekra, handeln. Zusätzlich ist ein Zeuge an Bord. Insgesamt drei dieser Pärchen fahren jedes Auto zu verschiedenen Tageszeiten, aber auf der gleichen Strecke. Am Ende wird gemittelt.
Ausgewählt wird die Route von den Prüforganisationen selbst. Dazu gibt es genaue Vorgaben, was etwa Autobahnanteil, Geschwindigkeit und Geländeprofil angeht. Die Außentemperatur muss zwischen 0 und 30 Grad liegen, die Höhe über dem Meeresspiegel nicht mehr als 700 Meter betragen. So sollen möglichst alle gängigen Fahrprofile berücksichtigt werden. Ganz kann das nicht gelingen: Die Höchstgeschwindigkeit im Test liegt bei 150 km/h, in der Realität fahren auf deutschen Autobahnen auch deutlich schnellere Autos.
Die Messungen müssen wiederholbar sein
Im Internet bieten pfiffige Dienstleister bereits vermeintlich „einfache“ Strecken an. Zulieferer Bosch hält derartige Optimierungsversuche jedoch für zwecklos und rechnet damit, dass die Prüfer auch im Interesse der Hersteller möglichst eher „harte“ Strecken wählen werden. Denn die Ergebnisse sollten allein deswegen nachvollziehbar ausfallen, weil die Messungen später auch von Dritten wiederholt werden können. Bei Abweichungen droht dann eine Anzeige beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Ein großes Risiko für die Hersteller.
Eine weitere Lücke für Betrüger wird durch offizielle Nachprüfungen geschlossen. Künftig soll auch bei bereits ausgelieferten Fahrzeugen im Auftrag des Kraftfahrt-Bundesamtes nachgemessen werden, ob die Abgasreinigung wie versprochen funktioniert. Ähnlich handhaben es die USA beim Thema CO2 – regelmäßige Strafen für zu optimistische Herstellerangaben sind die Folge.Für die Industrie sind die RDE-Messungen eine Herausforderung. Ihre aktuellen Dieselfahrzeuge übertreffen die Grenzwerte außerhalb der Testszenarien häufig um ein Vielfaches. Das dürfen sie künftig auch noch: Bis 2020 kann der gemessene NOx-Wert beim Diesel noch 2,1-fach über dem Grenzwert von 80 Milligramm pro Kilometer liegen (Benziner: 60 mg/km).
Danach sinkt der sogenannte Konformitätsfaktor auf 1,5. Dass der Grenzwert in der Praxis eingehalten werden kann, hat Bosch kürzlich mit einer Praxisvorführung belegt. Allerdings nicht mit einem Serienmotor, sondern mit einem modifizierten und speziell programmierten Diesel. Für die Abgasreinigung kam ein SCR-Katalysator zum Einsatz, den der Zulieferer künftig selbst für Kleinwagen für obligatorisch hält. Ohne die recht teure Technik seien Autobahnetappen und starke Steigungen nicht sauber zu absolvieren. Technisch ist das Erreichen der Grenzwerte also durchaus möglich.
CO2-Ausstoß und Verbrauch werden auch ermittelt
Zunächst müssen sich nur neue Pkw-Typen dem RDE-Prozedere unterziehen, 2019 dann alle Neuwagen. Der CO2-Ausstoß und damit der Verbrauch wird übrigens während des Tests auch ermittelt, für die Typzulassung spielt er aber keine Rolle. In dieser Hinsicht sind die im Labor ermittelten Verbrauchswerte nach dem ebenfalls im Herbst eingeführten WLTP-Standard der Maßstab.
Quelle: SP-X
Die Technik läßt sich leicht austricksen. Heckklappe offen. Höheres Gewicht auf der Hinterachse. Umgebungslicht - bei den Geräten konnte ich keine Kennzeichenleuchte erkennen - die Tests werden also bei Tageslicht durchgeführt. Mal sehen, wann der erste Hersteller erwischt wird.
RDE für alle Neuzulassungen (PKW) gilt ab 09.2019 und nicht wie im Artikel geschrieben ab 2018.
Für leichte Nutzfahrzeuge z. B. VW Caddy etc. gelten die Regelungen nochmal deutlich später.
Auch wenn viele jammern, ich denke hier wird ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Schon allein, das von 0-30°C , bis 150km/h und auch Steigungen getestet werden ist eine riesige Ertweiterung des jetzigen Prüfbereichs. Auch der Konformitätsfaktor ist erst akzeptabel, da in diesem Bereich zuvor praktisch kein Limit galt und da ist das 2.1fache deutlich besser. Es wird natürlich immer noch Bereiche und Fahrprofile geben, bei denen die Grenzwerte nicht eingehalten werden, wie richtig kalt, Kurzstrecke oder Vollgasfahrt z.B. aber man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen.
Wichtig ist halt nur, das die Behörden ihrer Prüffpflicht auch nachkommen um so eine Situation wie im Moment nicht nochmal passieren zu lassen.
Da alle Autos die ab 1.9. die Typprüfung absolvieren den RDE bestehen müssten ist RDE praktisch jetzt schon Pflicht.
😆 Bins bespannt wie lange es dauert bis die erste Meldung kommt das Hersteller XY beim RDE betrügt weil irgendeine Organisation beim Nachtest andere Werte rausbekommt.
Das Temperaturfenster 0-30Grad bedeutet das man in der Praxis nur zwischen ca 5 und 25 Grad Testfahrten machen kann da man ja temporäre Temperaturschwankungen berücksichtigen muss. Macht sicher Keinem Spaß wenn die Fahrt abgebrochen wird weil irgendwo die Temperatur unter 0 fällt oder über 30 Grad ansteigt, gerade bei Letzterem dürften Stadtfahrten im Sommer problematisch werden.
Aber wie auch immer, die Vorgaben sind so grob das Betrugsvorwürfen Tür und Tor geöffnet sind, und natürlich der Optimierung durch die Hersteller.
Bei 2 von 3 Beispielbildern sehe ich keine offene Heckklappe.
Man darf den Herstellern genug Intelligenz zutrauen, genau auf solchen Schwachsinn nicht mehr zu setzen.
Die gesetzlichen Vorgaben werden jetzt immer konkreter, dort ist lange genug von beiden Seiten geschlafen worden. Gut, dass die Sensibilität dafür jetzt groß genug ist, traurig, dass es dafür erst diesen Skandal gebraucht hat.
Mich wundert nur, dass von Partikeln keine Rede ist, die werden bei den RDE Fahrten genauso überwacht.
Ich glaube nicht, das das so eng ist, vermutlich reicht ein Schnitt von 0 oder 30°C.
Das ist leider wahr, deswegen ist es ja so wichtig, das die Behörden es selbst ordentlich prüfen. ABer klar, wenn man will kann man praktisch jedes Resultat erzeugen.
Vor Allem aber werde Organisationen wie die DUH sofort beginnen Autos leicht ausserhalb der Normbedingungen zu testen um Schlagzeilen zu generieren.
Es tut sich was - sehr schön! Dass die Einhaltung der Werte eine Herausforderung sei, stimmt nicht, denn es wurde zigfach bewiesen, dass man die Werte packen kann - sogar an nachgerüsteten Euro 5 - Fahrzeugen.
Klar, aber im Dieselskandal haben sie erst ihre Unfähigkeit bewiesen und dann das zustandekommen der Ergebnisse verschleiert, von daher glaubt das nur wer will.
Da diese Organisationen einen guten Draht zur Politik haben und die Politik sich die Abschaffung der Verbrenner auf die Fahnen geschrieben hat dürften diese Messungen ohne Nachfragen zu blindem Aktionismus in der Politik führen. Ausser bei der nächsten Wahl zieht wieder Erwarten Fachwissen und Kompetenz in den Bundestag ein.
Was aber mehr befremdet ist wie sich die Konzernführer von der Politik einnehmen lassen.
Statt darauf hinzuweisen das ihre Fahrzeige den Zulassungsbestimmungen entsprechen, was ja bis auf wenige Fälle der Fall ist, kriechen sie der Politik in den Hintern.
Hätten Sie Arsch in der Hose würden Sie klarstellen das die Fahrzeuge den Bestimmungen entsprechen die die Politik erlassen hat und wenn diese Bestimmungen nicht mehr genehm sind sei das das Problem der Politik aber nicht das der Autoindustrie.
Ebenfalls wäre es wohl kein Problem Studien in Auftrag zu geben die der Schadstoffpolitik der EU und Berlin schlechte Noten ausstellen würde.
"Ganz kann das nicht gelingen: Die Höchstgeschwindigkeit im Test liegt bei 150 km/h, in der Realität fahren auf deutschen Autobahnen auch deutlich schnellere Autos."
Was ein [...] Kommentar! Wann gedenkt die Motortalk "Redaktion" zu erkennen, dass die Erde keine Scheibe ist und Deutschland nicht deren Mittelpunkt?
Schon überhaupt bis 150 km/h zu messen ist für einen Vergleichstest grober Unfug.
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Der RDE ist kein Vergleichstest.
MfG
roughneck
Im Kern schon. Zum einen um verschiedene Modelle einer Modellreihe zu vergleichen, zb verschiedene Baujahre, Ausstattungen oder Motoren. Und zum Anderen um Modelle verschiedener Hersteller zu vergleichen, zb wenn Einer auf die Abgaswerte achtet.