Opel Commodore C (1978-1982): Oldtimer-Fahrbericht
So schnurrt nur ein alter Opel-Sechser
1977 stellte Opel den Commodore C auf der IAA in Frankfurt vor. Ein Jahr später kam er auf die Straße. Der Commodore sollte die Lücke zwischen Rekord und Senator füllen.
Rüsselsheim – Kurzes Scheppern des Anlassers, dann säuselt der Sechszylinder unter der langen Haube. Als Opel 1977 den Commodore C vorstellt, freuen sich die Fans. Endlich gibt es wieder eine kräftige Alternative zum vierzylindrigen Rekord. Dazu kommen ein paar optische Unterschiede: Dank der längeren Motorhaube und den in den Kühlergrill integrierten Chromspangen sieht er stattlicher aus.
Ein Jahr müssen die Kunden warten, bis der große Rekord zum Händler kommt. Dann erhalten sie eine dezente, große und starke Limousine. Anfangs leistet der 2,5-Liter-Sechszylinder als S-Version 115 PS, ab 1981 als Commodore 2.5 E wächst die Leistung auf 130 PS. Die Version auf Basis des Rekord soll die Lücke zwischen dem vierzylindrigen Rekord und dem nobleren Senator mit Sechszylinder schließen. Selbst einen Kombi namens Voyage bietet Opel an. Ein Plan, der nur bedingt aufgeht. Obwohl der Commo B, gemessen an seinem Motor, groß und günstig ist. Anfangs kostet er 17.200 Mark, 1.040 Mark mehr als ein Rekord L 2.0 S als Viertürer mit 100 PS.Uns wäre damals die Wahl leicht gefallen. Schon kurz nach der Warmlaufphase fällt der kleine Sechszylinder in einen seidigen Lauf. Der lange Hebel der Dreigang-Automatik lässt sich mit einem kleinen Ruck in die Fahrstufe D ziehen, mit etwas Gas zuckelt der Opel lässig los. Dabei knistert es aus dem nach unten gebogenen Auspuffrohr heimelig wie ein Kaminfeuer. Aus dem Stand würden wir jeden Serien-Rekord versägen, der Commo beschleunigt in knapp zwölf Sekunden auf 100 km/h. Auch auf der Autobahn war die linke Fahrspur mit mehr als 185 km/h Spitze für den Commo reserviert – zumindest Anfang der Achtzigerjahre.
Innen Velour, außen Chrom
Das Beste sind aber die großen Fensterflächen, die tolle Rundumsicht, das klare Cockpit und die wenigen Schalter. Tacho und Drehzahlmesser reichten vor knapp 40 Jahren selbst in einer gut ausgestatteten Limousine. Und dann erst die Sitze: Superweiche und flauschige Veloursitze erfreuen jeden Insassen, über Kilometer und Stunden. Warum wird heute so etwas nicht mehr angeboten?
Gut, wenn es im Sommer heiß wird und bereits alle Scheiben unten sind und nur der Fahrtwind Frischluft ins Auto pumpt, werden die Sitze zur Schwitzbank – aber bei normalen Temperaturen sind sie eine Wucht. Optional gab es Sitzheizung, elektrische Fensterheber, elektrische Spiegel, Klimaanlage, Stahlschiebedach und einen pneumatischen Niveaulift.Auch mit Blick auf die Verzierung der Karosserie hätten wir zum Commo gegriffen. Viele feine und filigrane Chromleisten rund um die Karosserie machen den Unterschied zum Rekord aus. Massive Chromtürgriffe erleichtern das Öffnen der Türen. Dazu kommen massive Chromstoßstangen vorne und hinten sowie rechteckige Nebelscheinwerfer. Den fehlenden Außenspiegel auf der rechten Seite können wir verschmerzen.
Eine Limousine fürs entspannte Gleiten
Dafür zeigt die Dreigang-Automatik überdeutlich, wie alt der Commodore ist. Die Fahrstufen hämmert der Wandler hart rein, zieht den Opel wie am Gummiband nach vorne. Auch das sehr große Lenkrad mit dem dünnen Kranz stellt keinen anständigen Kontakt zur Straße her. Dazu kommt eine schwammige Lenkung mit wenig Rückhalt. Dazu passt aber das staksige Fahrwerk. In engen Kurven kippt der Commodore stark zur Seite, so als würde er auf hoher See kentern. Ein kurzer Schlenker in Gegenrichtung, und die Karosserie tanzt Salsa. Doch im Vergleich zu damaligen Kadett, Rekord und Ford Granada macht er noch heute seine Sache gut.
Der Sechszylinder lädt ohnehin nicht zum Rasen ein, sondern zum Gleiten. Dann muss die Dreigang-Automatik nicht in Hektik verfallen und der 2,5-Liter-Sechszylinder wuchtet seine 185 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle. Bei zurückhaltender Fahrweise hält sich der Commodore dann auch beim Verbrauch (rund 14 Liter) zurück – im Alltag waren es auch mal gerne 16 Liter auf 100 Kilometer. Bei 1,16 Mark pro Liter war das 1980 aber weniger dramatisch. Ein Tritt aufs Gaspedal, und der Sechser zischt leise vor sich hin und schnurrt, wie ein alter Opel-Sechser eben schnurrt. Leise, aber ein wenig kernig und bestimmend.Ein paar Kunden scheint das bis 1982 gefallen zu haben. Immerhin 80.521 Commodore B liefen bei Opel vom Band – im Vergleich zum Rekord war das trotzdem zu wenig. Er verkaufte sich fast eine Million Mal als E1, beim E2 kamen noch mal fast 500.000 hinzu. Einen Nachfolger bekam der Commodore C deshalb nicht, da es den Senator seit 1982 neben dem 3,0-Liter-Sechszylinder auch mit dem 2,5-Liter-Sechser gab. Die Lücke für den Commodore hatte sich damit geschlossen.
Opel Commodore C 2.5 E - Technische Daten
- Motor: 2,5-Liter-Reihen-Sechszylinder
- Leistung: 130 PS bei 5.600 U/min
- Drehmoment: 185 Nm bei 4.600 U/min
- Antrieb: Hinterrad
- Getriebe: Dreigang-Automatik
- Geschwindigkeit: 185 km/h
- 0-100 km/h: 12,5 s
- Verbrauch: 14,0 l
- Länge: 4,70 m
- Breite: 1,72 m
- Höhe: 1,41 m
- Gewicht: 1.340 kg
- Baujahr: 1978-1982
- Preis Commodore 2.5 S Berlina: 17.200 Mark (1978)
Fantastisches Fahrzeug, welches gern von Zigarren rauchenden, Prinz Heinrich tragenden Metzgermeistern gefahren wurde, da dieser mit AHK auch schwere Anhänger schleppen durfte.
Die Sitze waren wirklich eine wucht.ein Nachbar hatte mich früher öfters damit zur Schule gefahren. Ich saß dann immer hinten auf der Mittelarmlehne.
Mein Patenonkel hatte so einen. 2,5S, 115 PS in orange und hellbrauner Innenausstattung. Der war in einer Mercedes-Familie immer der Außenseiter - bis er - 1983 - alle übertrumpfte: Mit einem Oldsmobile Delta 88 Regency V8 Diesel (350 cui LF9) und kerngesunden 120 PS aus 5,7 Litern, hochoffiziell über GM Deutschland bezogen in dunkelrot mit roter Velours Innenausstattung, dem er bis zu seinem Tod 1990 treu blieb.
Mit diesem Auto hat er mir meinen USA Virus implantiert. Der aber in all seinen Commodores irgendwie schon spürbar war.
Der letzte Commo jedenfalls war nicht so der Hit - äußerlich von Laien nicht vom Rekord zu unterscheiden, bisschen farblos innen wie außen - einzig die Kombi-Variante war spannend. Motormäßig - naja. Im Vergleich zum Vorgänger auch ziemlich blass. Viele ehemalige GS/E Besitzer wanderten damals zu BMW oder Mercedes ab.
So auch mein Großvater ...
"Bei 1,16 Mark pro Liter war das 1980 aber weniger dramatisch".
Wer schreibt sowas? Schon mal was von Inflation gehört?
1,16 Mark damals entsprechen heute 1,27€.
Den gabs als Kombi in Deutschland? Ernsthaft?
Noch nie gesehen bzw. ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Opa einen haben wollte, aber dann doch einen Rekord genommen hat, weil es nur den als Kombi gab...mhmm.
„Und dann erst die Sitze: Superweiche und flauschige Veloursitze erfreuen jeden Insassen, über Kilometer und Stunden. Warum wird heute so etwas nicht mehr angeboten?“
Weil dann sofort wieder geschrieben wird ... unsportlich ... nicht hart genug ... kein Seitenhalt. Beim Fahrwerk genauso .... es federt zu weich ... nicht hart genug. Zu hoch das Auto ... und ... und ...
Doofer Mainstream ... selbst die Franzosen wurden härter ... doofe Mode.
Schön für die, die das Fahrwerk selbst einstellen können und die schöne Sitze haben ...
2.5L V6 und von 0 auf 100 km/h 12,5 Sekunden...😆 ich finde das völlig ok aber ich höre schon einige hier "Wanderdüne" schreien....😆
Den Commodore Kombi (genannt Voyage) gab es erst ab April 1981. Davon wurden auch nur 3.439 Stück gebaut.
Der war auch selten. Sehr selten. Ich hab auch noch nie einen in freier Wildbahn gesehen.
https://www.opel-commodore-c.com/.../
Es ist glaub ich leicht ersichtlich, warum dieses Fahrzeug nicht erfolgreich war. Die Luft wurde für Opel in der Oberklasse zunehmend dünner und aus einer Karrosserie gleich drei Autos mit minimalen Unterschieden verkaufen zu wollen, war dann wohl doch zuviel des Guten.
Wenn man ihn wenigstens irgendwie von Rekord und Senator abgehoben hätte, z.B. durch ein sportliches Image oder ein klassisches Coupe (ich find den Monza gewöhnungsbedürftig) - die Tradition hätte es hergegeben.
So wirkte es einfach lieblos, nichtmal ordentliche Motoren (quasi nur die schlechteren Versionen des kleinsten Senator-Motors, die in diesem auf dem Papier 6PS mehr bei ansonsten absolut gleichen Daten leistete, dann später als 2.5i sogar 10PS mehr).
Der Voyager hätte mit der Achse, den Motoren und der Ausstattung des Senator evtl. das Potential zum Verkaufsschlager gehabt, wie die T-Modelle von W123 und W124, der E34-Touring und auch der Omega A-Kombi zeigen.
Was ein cooles Auto.
Auf die aktuellen Modelle bezogen fehlt mir etwas die obere Mittelklasse. Der Omega ist vor vielen Jahren ausgelaufen. Der Insignia soll ja vom Prinzip her Omega und Vectra in einem Auto sein. Von dem abmaßen kommt das zwar hin, aber ich finde das Prestige (besonders auf die Motoren bezogen) fehlt ihm leider. Zumal R6 in den Motorraum passen würde!
Die Motoren sind die eine Sache.
Ich finde, dem Insignia fehlt es einfach an Glanz. Selbst in der höchsten Ausstattungsstufe fehlt es dem Insignia gegenüber einem Commodore an Ausstrahlung. Natürlich hat der Commodore den Charme der 70er. Aber es würde dem Insignia gut tun, wenn er mehr Luxus verströmen würde. Immerhin zeigt der Commodore, wie aus dem faden Rekord ein representativer Wagen wurde.
Ich glaube das ist eher der Charme der 70s. Ich finde den B verglichen mit dem Markt als elegant und dynamisch gezeichnet, besonders in der OPC Line.
Er ist halt „nur“ Mittelklasse, das merkt man halt. Ebenso wie ein Passat. Man müsste den Insignia nur etwas stärker motorisieren und etwas luxuriöser Gestalten von außen wie innen.
Ich kann Opels Entscheidung aber verstehen. Man kann sich solch ein Auto aktuell halt nicht leisten. (Wichtiger wäre auch ein schönes Coupé 😉 )