Opel Corsa E GSI (2018) im Test: Erste Fahrt, Daten, Preise
So wild können 150 PS sein
Legendäres Kürzel am Heck, doch Brot-und-Butter-Motor unter der Haube: Ist der Corsa GSI ein Blender? Erste Fahrt im letzten Opel-Sportler seiner Art.
Vogesen – Kleinwagen brauchen keine 200 PS, um Spaß zu machen. Das spürt man im Opel Corsa GSI am besten auf der Landstraße. Dort jagt man von Scheitelpunkt zu Scheitelpunkt, kurvengierig im Geiste, aber sparsam im Bewegungsablauf. Weil er so direkt lenkt, dass er Ruhe im Volant braucht. Man zieht am Gas aus der Kurve. Nicht mit unglaublichem Druck, aber allemal zügig genug. Und merkt: 150 PS sind eigentlich genug.
Bislang kam der schnellste Opel Corsa mit 207 PS. Die Topmodelle von VW Polo (GTI), Renault Clio (RS) oder Ford Fiesta (ST) sind ähnlich stark. Doch die Produktion des Corsa OPC stoppte im Juni, fortan steht der 150 PS starke Corsa GSI an der Baureihenspitze.
Einige Fans sehen das kritisch. Klar, das GSI-Kürzel („Grand Sport Injection“) ist weit traditionsreicher als „Opel Performance Center“. Es kennzeichnete schließlich zwischen 1984 und 2012 die Sportmodelle der Marke, darunter alle Corsa ihrer Zeit. Mit der Reaktivierung von "GSI" änderte sich die Motorenpolitik. Denn nun steckt kein Spitzenaggregat im Corsa GSI, sondern eine Brot-und-Butter-Maschine.
Immerhin eine starke. Aber der aufgeladene 1,4-Liter-Vierzylinder des Corsa GSI steht mit gleicher Leistung auch in zivilen Varianten bereit. Bei den Antrieben von Opels Sport-Limo Insignia GSI verhielt es sich genauso.
Chassis und Lenkung des (Basis-)OPC
Was also hat man vom GSI? Zunächst den wilderen Auftritt. Mit angedeuteter Lufthutze an der Motorhaube, Heckspoiler, breiteren Schwellern und Carbon-Applikationen an Grill und Außenspiegeln. In den Innenraum baut Opel ein griffiges Sportlenkrad, Alu-Pedale und einen Schaltknauf mit Lederbezug. Einige der Ausstattungsdetails gab es bereits im (ebenfalls 150 PS starken) Corsa S, der mittlerweile aus dem Konfigurator verschwand.Die echte Daseinsberechtigung des GSI muss man erfahren. Am besten auf den erwähnten kurvigen Landstraßen. Das Auto neigt sich weit weniger als ein Standard-Corsa, bleibt in zügigen und mittelschnellen Kurven lange neutral. Wirklich unbeschwert glühen kann man eben nur mit einem berechenbaren Auto.
Die Charakterstudie dauert nur wenige Kilometer. Beim lockeren Swing durch Wechselkurven kommt das Chassis am besten zurecht, im Brakedance durch wirklich enge Serpentinen untersteuert der GSI relativ früh. Bodenunebenheiten registriert man, nimmt sie aber nie als echtes Problem wahr.
Das ESP bleibt immer an
Das Fahrwerk wurde auf der welligen Nürburgring-Nordschleife abgestimmt. In Grundzügen ursprünglich nicht für diesen Sport-Corsa: Das Chassis entspricht weitestgehend jenem des Corsa OPC. Koni-Dämpfer, Lenkung und Hinterachse unterscheiden den GSI von kreuzbraven Corsa-Modellen (im Detail: durch einen geänderten Winkel des Torsionsstabes).„Wir übernahmen Teile von der Corsa OPC Basis-Variante“, konkretisiert Opels Mann für den Sport, Volker Strycek, „es gab es ja auch noch das Performance-Pack“. Dann kam der frontgetriebene Kleinwagen mit mechanischer Differenzialsperre von Drexler. Beim GSI ist sie nicht mehr erhältlich.
Ob man beim Herausbeschleunigen den Eingriff eines "Torsen-Diffs" vermisst? Schwer zu sagen, die elektronischen Helfer agieren früh. Abhängig vom Lenkwinkel wird die Drosselklappenstellung mitunter leicht zurückgenommen, danach greifen Antriebsschlupfregelung und Stabilitätsprogramm. Das ESP wurde für dieses Fahrzeug neu abgestimmt, lässt Experimente bis zu einem gewissen Maß zu. Deaktiviert werden kann es nicht. Einen gelockerten Zwischenmodus (vergleichbar etwa dem M-Dynamik-Modus in BMW-Modellen) bietet Opel hier nicht.
Breites Drehzahlband
Es geht eben um lockeren Spaß, nicht um bierernstes Racing. Dabei wäre ein elektronisch enthemmter Corsa GSI wohl einigermaßen konkurrenzfähig. „Auf der Nordschleife halten wir in kurvigen Sektionen mit größeren Performance-Cars mit“, erzählt der ehemalige DTM-Profi Strycek von den Entwicklungsfahrten in der Eifel. Die Längsbeschleunigung scheint zumindest ordentlich. In negativer Richtung durch 308 Millimeter große Bremsscheiben an der Vorderachse, leider mit schwammigem Pedalgefühl.Der 1,4-Liter-Turbo bietet ein breites nutzbares Drehzahlband. Ab rund 3.000 Umdrehungen lässt sich mit dem Aggregat sportlich arbeiten. Im oberen Drehzahlbereich sorgt der Lader – und das ist anders als beim herkömmlichen 1,4-Turbo „EcoFLEX“ – noch einmal für einen dezent merkbaren Schub.
Bei 6.500 Umdrehungen setzt der Begrenzer ein. Ausdrehen bis zum Limit zahlt sich aus, dann passt der Anschluss im nächsten Gang besser. Den Corsa GSi bietet Opel ausschließlich mit manuellem Sechsgang-Getriebe an. Es sei präziser als jenes der Standardmodelle, findet Opel. Etwas klarer definiert könnten die Gassen aber ruhig sein.
Der letzte seiner Art
Der Corsa GSI startet bei 19.960 Euro. Dafür gibt es einen ausreichend starken und hinreichend wilden Kleinwagen für launige Landstraßen-Ausflüge. Für den nächsten Trackday ist ein gebrauchter OPC wohl besser geeignet. Wir empfehlen zusätzlich die Recaro-Sportsitze für 2.060 Euro (inklusive Sitzheizung) – und eine unbesetzte Rückbank beim Glühen übers Land. Auf dem glatten Leder der kaum taillierten Sitze ist der Seitenhalt überschaubar. Die unmittelbare Konkurrenz: Der leichte Suzuki Swift Sport (140 PS, ab 21.430 Euro) sowie der Ford Fiesta in der ST-Line-Variante und der stärksten verfügbaren Motorvariante (140 PS, ab 18.400 Euro).In der historischen Rückschau wird der Corsa GSI dereinst bedeutender sein als diese Alternativen. Er ist der letzte Sport-Corsa auf GM-Basis. Der Nachfolger des aktuellen Corsa E wird auf einer Plattform des Marken-Neueigentümers PSA basieren. Der Modellwechsel erfolgt 2019. Im finalen Abschnitt des (vergleichsweise kurzen) Lebenszyklus soll der Corsa GSI der E-Baureihe laut Opel noch einmal Aufmerksamkeit bringen. Unsere Prognose: Das wird ihm gelingen, selbst mit „nur“ 150 PS und einem wenig exklusiven Aggregat.
Technische Daten Opel Corsa GSi
- Modell: Opel Corsa E GSi
- Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo
- Getriebe: Sechsgang Handschaltung, Frontantrieb
- Leistung: 150 PS bei 5.000 Umdrehungen
- Drehmoment: 220 Nm bei 3.000 bis 4.500 Umdrehungen
- Verbrauch: 6,4-6,1 l/100 km (Herstellerangabe nach WLTP)
- CO2: 147-139 g/km (Herstellerangabe nach WLTP)
- 0 – 100 km/h: 8,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 207 km/h
- Länge: 4.036 m
- Breite: 1.775 m
- Höhe: 1.479 m
- Radstand: 2,51 m
- Leergewicht (EU): 1.214 kg
- Kofferraum: 280-1.090 l
- Grundpreis: ab 19.960 Euro
- Marktstart: sofort
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Schönes Modell zum Abschluss der Baureihe. Gefällt mir.
Der Corsa D ... äh E ... Mit H-Kennzeichen ab Werk? 😆
Schade, wieder nicht als 5- Türer...
0-100 km/h in fast 9 sec?
Das schaffte 1989 ein Kadett 2.0 Gsi mit 115 PS auch schon.
Und 200km/h waren auch kein Problem.
Ich seh den Fortschritt einfach nicht.
„Knappe 9 sek 0-100 ??“, dass ist aber bei 150 ps und 1.200kg net gerade ein Aushängeschild. ??
dazu muss man mal wissen wie diese ermittelt werden. Kupplung springen lassen oder normal anfahren.
Ein Sportauto Wert wär mal interessant.
Mit Automatik gibt es ja noch sowas das nennt sich LC. Bei Manche Autos gab es die Funktion mal nicht und schon hat man 1-2 Sekunden mehr auf 100 bei gleicher Leistung hat aber praktisch kaum Auswirkung auf die Leistungsabgabe und viele nutzen die Funktion nie oder nur selten.
Das finde ich auch überraschend. Die Konkurrenz konzentriert sich auch fast nur noch auf Fünftürer. Auch bei den Topmodellen. Und der Corsa F wird ja auch nur noch mit 5 Türen angeboten. Da wäre es sinnvoll gewesen, schon mal langsam den Fünftürer in den Fokus zu rücken.
Außerdem gab es den GSi früher ja auch mit 5 Türen.
Die 0-100 Beschleunigung wurde beim BiTurbo Insignia auch bemängelt...
Letzte Woche mit Vattern über 1400km abgespult, fakt was nützen mit 0-100 Werte, wenn dir die Kiste auf der Autobahn so der maßen loszieht, das so manche VertreterKutschen (was anderes ist der Insignia ja auch nicht) mit Ihren gleich viel PS (die ja von 0-100 schneller seinen sollen), nur noch hinterher fährt?
Die Elastizität ist wichtig 0-100 nur mittel zum zweck
Mfg
Zum Glück als 3-Türer erhältlich, da wird man als VW-Fanboy schon ein bisschen neidisch.
Kaum teurer als der Adam S, nicht schlecht. Bei den Recaro-Sitzen stört mich, dass es sie nur in Leder gibt.
j.
Jap. Der ist wirklich nicht besonders schnell.
Habe zwar keinen GSI, fahre aber gelegentlich den "normalen" mit 150 PS. Der hat auch "ein griffiges Sportlenkrad, Alu-Pedale und einen Schaltknauf mit Lederbezug", wie hier beschrieben, sieht also ganz nett aus, aber die 150 PS suche ich auch noch vergeblich.
Kurz gesagt: ich hatte mir mehr erwartet.
Scheint wohl an dem fetten Gewicht heutiger Fahrzeuge zu liegen, oder das Gefühl war früher anders.
Kann mich auch noch an eine Fahrt damals im GSI Kadett mit 115 PS und dem digitalen Tacho (damals eine Sensation) auf der Rückbank eines Kumpels (seine Freundin durfte vorne sitzen - meine hinten) erinnern. Da hatte man das Gefühl, dass die Post mächtig abgeht und der Digitaltacho nur so nach oben schnellt.
Das Gefühl habe ich heute nicht!😆
Von wild keine Spur!
Also ich find 3-türer nachwievor völlig in Ordnung, solange man das Auto nicht als Familienkutsche "zweckentfremden" will.
Das liegt sehr daran, daß man a) damals vom Auto nicht so entkoppelt war und b) gucke man sich mal das Verhältnis von Hubraum und Gewicht an 😉
Ich erinnere mich noch gut an die beiden ehemaligen Daihatsus, die ich hatte, beide waren leicht und brüllten ihre Freude aus vollem Herzen raus. Das fühlte sich auch sehr viel heftiger an als die deutlich höhere (souveränere) Leistung des Volvo V40 T4 hier mit 200 PS.
Übrigens steckte im Kadett GSI auch der Motor des kreuzbraven Basis-Omega 😉
Mal so eine Überlegung in den Raum... wie geht es wohl beim F weiter?
Die 225PS aus dem 1.6 Pure Terch sind beim DS3 Crossback angeblich schon gesetzt. Wäre natürlich für einen Corsa GSi eine ganz heiße Nummer.
Oder bleibt Opel nun auf der Linie? Es ist ja ein 156PS 1.2 Pure Tech immer wieder im Gespräch. Die PS-Klasse bliebe dann gleich, aber wieviel kommt von den 26 PS mehr gegenüber der derzeitigen höchsten Leistungsstufe dieses Motors wirklich an den Rädern an und macht das dann schon einen passablen GSi? Immerhin wird der F ja deutlich leichter.
Ich glaube, Lösung B ist wahrscheinlicher. Kostet weniger, angesichts der zu erwartenden Stückzahlen sicher rechnerisch sinnvoller. Aber was macht Peugeot? Ein 208 GTi mit dem 1.6, und im Corsa GSi nur der Dreizylinder? Stelle ich mir schwer vermittelbar vor.