Opel Corsa E GSI (2018) im Test: Erste Fahrt, Daten, Preise

So wild können 150 PS sein

Sven Förster

verfasst am Thu Sep 06 14:39:17 CEST 2018

Legendäres Kürzel am Heck, doch Brot-und-Butter-Motor unter der Haube: Ist der Corsa GSI ein Blender? Erste Fahrt im letzten Opel-Sportler seiner Art.

Das ist der nunmehr sportlichste Kleinwagen von Opel: Seinen 150-PS-Motor kennen wir bereits aus kreuzbraven Modellen der Baureihe, sein Fahrwerk aus dem weit potenteren OPC. Erste Fahrt im letzten rein von Opel entwickelten Sport-Corsa
Quelle: Opel

Vogesen – Kleinwagen brauchen keine 200 PS, um Spaß zu machen. Das spürt man im Opel Corsa GSI am besten auf der Landstraße. Dort jagt man von Scheitelpunkt zu Scheitelpunkt, kurvengierig im Geiste, aber sparsam im Bewegungsablauf. Weil er so direkt lenkt, dass er Ruhe im Volant braucht. Man zieht am Gas aus der Kurve. Nicht mit unglaublichem Druck, aber allemal zügig genug. Und merkt: 150 PS sind eigentlich genug.

Bislang kam der schnellste Opel Corsa mit 207 PS. Die Topmodelle von VW Polo (GTI), Renault Clio (RS) oder Ford Fiesta (ST) sind ähnlich stark. Doch die Produktion des Corsa OPC stoppte im Juni, fortan steht der 150 PS starke Corsa GSI an der Baureihenspitze.

Einige Fans sehen das kritisch. Klar, das GSI-Kürzel („Grand Sport Injection“) ist weit traditionsreicher als „Opel Performance Center“. Es kennzeichnete schließlich zwischen 1984 und 2012 die Sportmodelle der Marke, darunter alle Corsa ihrer Zeit. Mit der Reaktivierung von "GSI" änderte sich die Motorenpolitik. Denn nun steckt kein Spitzenaggregat im Corsa GSI, sondern eine Brot-und-Butter-Maschine.

Immerhin eine starke. Aber der aufgeladene 1,4-Liter-Vierzylinder des Corsa GSI steht mit gleicher Leistung auch in zivilen Varianten bereit. Bei den Antrieben von Opels Sport-Limo Insignia GSI verhielt es sich genauso.

Chassis und Lenkung des (Basis-)OPC

Breite Schweller, Heckspoiler sowie angedeutete Lufteinlässe an der Front: Der Opel Corsa GSI erinnert optisch stark an das vorherige Topmodell OPC
Quelle: Opel
Was also hat man vom GSI? Zunächst den wilderen Auftritt. Mit angedeuteter Lufthutze an der Motorhaube, Heckspoiler, breiteren Schwellern und Carbon-Applikationen an Grill und Außenspiegeln. In den Innenraum baut Opel ein griffiges Sportlenkrad, Alu-Pedale und einen Schaltknauf mit Lederbezug. Einige der Ausstattungsdetails gab es bereits im (ebenfalls 150 PS starken) Corsa S, der mittlerweile aus dem Konfigurator verschwand.

Die echte Daseinsberechtigung des GSI muss man erfahren. Am besten auf den erwähnten kurvigen Landstraßen. Das Auto neigt sich weit weniger als ein Standard-Corsa, bleibt in zügigen und mittelschnellen Kurven lange neutral. Wirklich unbeschwert glühen kann man eben nur mit einem berechenbaren Auto.

Die Charakterstudie dauert nur wenige Kilometer. Beim lockeren Swing durch Wechselkurven kommt das Chassis am besten zurecht, im Brakedance durch wirklich enge Serpentinen untersteuert der GSI relativ früh. Bodenunebenheiten registriert man, nimmt sie aber nie als echtes Problem wahr.

Das ESP bleibt immer an

Die spektakulärste Mehrausstattung für den Opel Corsa GSI: Recaro-Sportsitze für 2.060 Euro. Der Seitenhalt ist toll, die Grundposition relativ hoch
Quelle: Opel
Das Fahrwerk wurde auf der welligen Nürburgring-Nordschleife abgestimmt. In Grundzügen ursprünglich nicht für diesen Sport-Corsa: Das Chassis entspricht weitestgehend jenem des Corsa OPC. Koni-Dämpfer, Lenkung und Hinterachse unterscheiden den GSI von kreuzbraven Corsa-Modellen (im Detail: durch einen geänderten Winkel des Torsionsstabes).

„Wir übernahmen Teile von der Corsa OPC Basis-Variante“, konkretisiert Opels Mann für den Sport, Volker Strycek, „es gab es ja auch noch das Performance-Pack“. Dann kam der frontgetriebene Kleinwagen mit mechanischer Differenzialsperre von Drexler. Beim GSI ist sie nicht mehr erhältlich.

Ob man beim Herausbeschleunigen den Eingriff eines "Torsen-Diffs" vermisst? Schwer zu sagen, die elektronischen Helfer agieren früh. Abhängig vom Lenkwinkel wird die Drosselklappenstellung mitunter leicht zurückgenommen, danach greifen Antriebsschlupfregelung und Stabilitätsprogramm. Das ESP wurde für dieses Fahrzeug neu abgestimmt, lässt Experimente bis zu einem gewissen Maß zu. Deaktiviert werden kann es nicht. Einen gelockerten Zwischenmodus (vergleichbar etwa dem M-Dynamik-Modus in BMW-Modellen) bietet Opel hier nicht.

Breites Drehzahlband

Wie man den Opel Corsa GSI vom mittlerweile ausgelaufenen Corsa OPC unterscheidet (wenn der Schriftuzug fehlt)? Der GSI hat nur ein Auspuffrohr
Quelle: Opel
Es geht eben um lockeren Spaß, nicht um bierernstes Racing. Dabei wäre ein elektronisch enthemmter Corsa GSI wohl einigermaßen konkurrenzfähig. „Auf der Nordschleife halten wir in kurvigen Sektionen mit größeren Performance-Cars mit“, erzählt der ehemalige DTM-Profi Strycek von den Entwicklungsfahrten in der Eifel. Die Längsbeschleunigung scheint zumindest ordentlich. In negativer Richtung durch 308 Millimeter große Bremsscheiben an der Vorderachse, leider mit schwammigem Pedalgefühl.

Der 1,4-Liter-Turbo bietet ein breites nutzbares Drehzahlband. Ab rund 3.000 Umdrehungen lässt sich mit dem Aggregat sportlich arbeiten. Im oberen Drehzahlbereich sorgt der Lader – und das ist anders als beim herkömmlichen 1,4-Turbo „EcoFLEX“ – noch einmal für einen dezent merkbaren Schub.

Bei 6.500 Umdrehungen setzt der Begrenzer ein. Ausdrehen bis zum Limit zahlt sich aus, dann passt der Anschluss im nächsten Gang besser. Den Corsa GSi bietet Opel ausschließlich mit manuellem Sechsgang-Getriebe an. Es sei präziser als jenes der Standardmodelle, findet Opel. Etwas klarer definiert könnten die Gassen aber ruhig sein.

Der letzte seiner Art

Das Sportlenkrad des Opel Corsa GSi liegt gut in der Hand, die Alupedale liegen eng genug zusammen, um mit Zwischengasstößen (Heel-Toe) zu experimentieren
Quelle: Opel
Der Corsa GSI startet bei 19.960 Euro. Dafür gibt es einen ausreichend starken und hinreichend wilden Kleinwagen für launige Landstraßen-Ausflüge. Für den nächsten Trackday ist ein gebrauchter OPC wohl besser geeignet. Wir empfehlen zusätzlich die Recaro-Sportsitze für 2.060 Euro (inklusive Sitzheizung) – und eine unbesetzte Rückbank beim Glühen übers Land. Auf dem glatten Leder der kaum taillierten Sitze ist der Seitenhalt überschaubar. Die unmittelbare Konkurrenz: Der leichte Suzuki Swift Sport (140 PS, ab 21.430 Euro) sowie der Ford Fiesta in der ST-Line-Variante und der stärksten verfügbaren Motorvariante (140 PS, ab 18.400 Euro).

In der historischen Rückschau wird der Corsa GSI dereinst bedeutender sein als diese Alternativen. Er ist der letzte Sport-Corsa auf GM-Basis. Der Nachfolger des aktuellen Corsa E wird auf einer Plattform des Marken-Neueigentümers PSA basieren. Der Modellwechsel erfolgt 2019. Im finalen Abschnitt des (vergleichsweise kurzen) Lebenszyklus soll der Corsa GSI der E-Baureihe laut Opel noch einmal Aufmerksamkeit bringen. Unsere Prognose: Das wird ihm gelingen, selbst mit „nur“ 150 PS und einem wenig exklusiven Aggregat.

Technische Daten Opel Corsa GSi

  • Modell: Opel Corsa E GSi
  • Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo
  • Getriebe: Sechsgang Handschaltung, Frontantrieb
  • Leistung: 150 PS bei 5.000 Umdrehungen
  • Drehmoment: 220 Nm bei 3.000 bis 4.500 Umdrehungen
  • Verbrauch: 6,4-6,1 l/100 km (Herstellerangabe nach WLTP)
  • CO2: 147-139 g/km (Herstellerangabe nach WLTP)
  • 0 – 100 km/h: 8,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 207 km/h
  • Länge: 4.036 m
  • Breite: 1.775 m
  • Höhe: 1.479 m
  • Radstand: 2,51 m
  • Leergewicht (EU): 1.214 kg
  • Kofferraum: 280-1.090 l
  • Grundpreis: ab 19.960 Euro
  • Marktstart: sofort

 

*****

In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.

MOTOR-TALK-Redakteur Sven Förster mit dem Opel Corsa GSI
Quelle: Opel
Hier gehört der Opel Corsa GSI hin: Auf die Landstraße. Auf der Autobahn nervt seine um die Mittelstellung extrem direkte Lenkung ein wenig
Quelle: Opel
Das Bremspedal fühlt sich etwas schwammig an, die Bremsleistung passt beim Opel Corsa GSI für die Landstraßen-Hatz aber absolut
Quelle: Opel
in schnellen Wechselkurven macht der Opel Corsa GSI am meisten Spaß, in engen Serpentinen neigt er zum Untersteuern
Quelle: Opel
Wie man den Opel Corsa GSI vom mittlerweile ausgelaufenen Corsa OPC unterscheidet (wenn der Schriftuzug fehlt)? Der GSI hat nur ein Auspuffrohr
Quelle: Opel
Der Opel Corsa GSI ist ausschließlich als Dreitürer erhältlich
Quelle: Opel
Breite Schweller, Heckspoiler sowie angedeutete Lufteinlässe an der Front: Der Opel Corsa GSI erinnert optisch stark an das vorherige Topmodell OPC
Quelle: Opel
Opel erwartet sich vom GSI-Modell vor allem Aufmerksamkeit für die 2019 auslaufende E-Baureihe des Corsa
Quelle: Opel
Das Fahrwerk des Opel Corsa GSI wurde weitestgehend von der Basisvariante des Corsa OPC übernommen. Dessen optionale Differenzialsperre gibt es nicht
Quelle: Opel
Opel bietet den Corsa GSI ab 19.960 Euro an
Quelle: Opel
Die Front des Opel Corsa GSI: Der sportliche Kleinwagen kommt mit angedeutetem Lufteinlass sowie Carbon-Folie an Grill und Außenspiegeln
Quelle: Opel
Die spektakulärste Mehrausstattung für den Opel Corsa GSI: Recaro-Sportsitze für 2.060 Euro. Der Seitenhalt ist toll, die Grundposition relativ hoch
Quelle: Opel
Den aufgeladenen 1,4-Liter-Vierzylinder des Corsa GSI bietet Opel in ähnlicher Form auch in den zivilen Varianten des Kleinwagens
Quelle: Opel
Serienmäßig steht der Opel Corsa OPC auf 17-Zoll-Rädern. Wählt man die optionalen 18-Zöller, kommt der Kleinwagen mit Michelin-Pilot-Sport-4-Reifen
Quelle: Opel
1984 trug erstmals ein sportlicher Opel das GSI-Kürzel. Der erste Corsa GSI erschien 1988
Quelle: Opel
Das Sportlenkrad des Opel Corsa GSi liegt gut in der Hand, die Alupedale liegen eng genug zusammen, um mit Zwischengasstößen (Heel-Toe) zu experimentieren
Quelle: Opel
Die Recaro-Sportsitze de Opel Corsa GSI verfügen über eine Sitzheizung
Quelle: Opel
Für 2019 wird das Ende der E-Baureihe des Opel Corsa erwartet. Der Nachfolger wird auf einer PSA-Plattform stehen
Quelle: Opel