Toyota streicht Mittelklasse-Modell Avensis
Stilles Ende für den treuen Avensis
Japanische Mittelklasse-Modelle haben es schwer in Europa. Nissan Primera und Honda Accord sind schon weg, nun entfällt bis September 2018 der Toyota Avensis.
Burnaston – Als Dramaqueen gilt Toyota-Chef Akio Toyoda eigentlich nicht. Trotzdem sieht er seinen globalen Supertanker in einem „Kampf um Leben und Tod“ und fordert: Der ehemals weltgrößte Autokonzern muss den Gürtel enger schnallen. Das hat auch in Europa Folgen: Der Toyota Avensis, in Europa noch als Kombi und Limousine verfügbar, steht auf der Streichliste.
Die Umstellung auf die ab September 2018 verpflichtende Abgasnorm Euro 6c wird der Avensis nicht mehr erleben. Am Motorenprogramm haben die Japaner seit 2015 nichts mehr geändert und werden das auch nicht mehr tun.
Die Zukunft des nur in Europa verkauften Modells stand schon seit einigen Jahren in Frage. Nun haben Konzernlenker den Daumen gesenkt. Toyota setzt mittelfristig in allen Baureihen auf Hybrid und will die Dieseltechnik komplett streichen.Dass für den Avensis kein Hybrid vorgesehen ist, hatte Toyotas damaliger Europa-Chef Didier Leroy schon 2014 bestätigt. Die Diesel im Avensis stammten zuletzt von BMW und nicht mehr aus eigener Entwicklung. Hinzu kommt die veraltete Plattform des Modells. Der Avensis wird seit 10 Jahren gebaut und wurde in dieser Zeit zweimal geliftet.
Harte Zeiten für japanische Limousinen
Toyota könnte diese Probleme natürlich mit einem neuen Avensis lösen. Aber das Geschäft mit Non-Premium-Mittelklasselimousinen lohnt sich seit Jahren nur noch für wenige Hersteller. Firmenkunden greifen eher zu Premium, Privatkunden zur Kompaktklasse und zunehmend zu SUV – der Limousinen-Kuchen ist klein geworden.
Vor allem für die Japaner bleiben nur wenige Krumen. Honda nahm des Accord deshalb schon 2014 aus dem Programm. 2017 verkaufte Toyota europaweit noch rund 25.000 Avensis. Schlechter lief es für den Mazda6 (23.000), der aber ein weltweites Modell ist – den Avensis gibt es nur noch in Europa. Zum Vergleich: Ford verkaufte im Vorjahr europaweit 56.000 Mondeo, Opel trotz Modellwechsel 72.000 Insignia – und VW rund 180.000 Passat.
Nachfolger: Auris, Corolla, Camry?
Für das englische Werk Burnaston (Derbyshire), das den Avensis seit rund 20 Jahren baut, ist nun der neue Toyota Auris die Perspektive. Toyota kann die freiwerdende Kapazität gut für das Kompaktmodell gebrauchen. Trotz Brexit-Unsicherheit hatte Toyota im Jahr 2017 eine Investition von 240 Millionen Pfund (274 Mio. EUR) angekündigt, um das Werk für die modulare, globale Plattform TNGA zu ertüchtigen - und für den neuen Auris, von dem man sich eine deutlich höhere Nachfrage verspricht als vom Vorgänger.
Die dritte Auris-Generation soll ab 2019 in Europa verkauft werden. Beim Radstand (2,64 m) rückt sie bis auf wenige Zentimeter an den Avensis (2,70 m) heran. Zumindest der fest eingeplante Auris Kombi wird damit zur Alternative für bisherige Avensis-Kunden. Limousinen-Freunde könnte Toyota mittelfristig mit einer Europa-Version des größeren Camry bedienen, der seit 2017 als Hybrid auf TNGA-Basis in den USA vom Band rollt. Auch die vor allem für für andere Märkte vorgesehene, künftige Stufenheck-Variante des neuen Auris/Corolla ist eine intern diskutierte Option.
Toyota hofft daher, die Avensis-Fahrer auch nach dem Aus ihres Stammmodells bei der Marke halten zu können. Für den Hersteller ist das nicht unwichtig, denn die Avensis-Fahrer gehören traditionell zu den loyalsten Kunden, die Toyota in Europa bedient, Auch deshalb dürfte ein bisschen Wehmut dabei sein, wenn in den nächsten Monaten der letzte Avensis vom Band rollen wird.
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Avensis Kombi und Camry wurden in Japan bis zuletzt parallel angeboten. Von der japanischen Website ist er schon verschwunden.
https://web.archive.org/.../
2017 war der Avensis in Europa erfolgreicher als der Mazda 6. Mit dem konzerninternen SUV-Absatz können beide nicht mithalten.
Kompaktklasse.
Der Auris reicht ja vollkommen aus. Selbst als Stufenheck hat der enorm Platz, sieht gefällig aus und hat die aktuelle Plattform.
Gerade eben einen Yaris Stufenheck gehabt in Südamerika. Selbst der ist grössentechnisch absolut auf Kompaktklasse. Zwei grosse Koffer und 2 Rollkoffer gingen ohne Probleme in den Kofferraum 😱
ist/war der Avensis nicht auch technisch eines der ältesten Modelle von Toyota Europa?
Richtig. Die Basis ist von 2009.
in einen Yaris zwei grosse Koffer und zwei Rollkoffer... wirklich?
Ich bin froh, dass ich noch einen der letzten Avensis-Limousinen als Neufahrzeug erwerben konnte.
Und auch nach fast 10 Monaten und 27.000 km bereue ich meine Entscheidung keineswegs - der Avensis ist zuverlässig und erfreut mich jeden Tag, wenn ich einsteige. 😊
Dass sich Limousinen nur im Premium-Segment (und beim günstigeren Audi A3) halten, habe ich noch nie verstehen können... 🙄
Neben den japanischen Limousinen ist es in Europa auch dem Jetta so ergangen, der bspw. in den USA massenhaft verkauft wird.
Steht doch im Artikel! Privatkunden kaufen entweder Kompaktwagen oder Gebraucht..Eine neue Limousine ist vielen schlicht zu teuer.
Naja, in der Klasse haben sie bald den Lexus ES am Start, zumindest für die Limousine. Kombi ist nicht. Vielleicht machen sie einfach den nächsten Auris Kombi grösser als den vorherigen?
Der Lexus ES hat zumindest auch gleich Premium, wenn Premium besser läuft bei den Limousinen, dann passt das doch. Und schön viel Platz hat er auch, mehr als manch andere Mittelklasse (nein, der ES ist zwar so lang und geräumig wie A6, 5er und E, aber er spielt nicht in deren Klasse).
Die Stammkunden dürften ja vielleicht mit einem sehr attraktiven Eintauschangebot für den alten Avensis beim Kauf eines Lexus ES bei der Stange zu halten sein. Der ES ist ja letztlich nur der etwas feinere Wagen auf der Basis des Camry/Avalon.
Man wird in etwa auf dem Niveau den Prius/Prius+ und den Auris Tourer anbieten. Für die SUV-Käufer dann den CHR und RAV4. Der Auris ist vom Kofferraum her nur 13L kleiner als der Avensis. Der Avensis Tourer ist 18cm länger als ein Prius+, hat aber nur 5 Plätze. Der Prius könnte ganz gut die Avensis Limusine ersetzen.
Was man sich natürlich abschminken kann sind die typischen "Vertreterdiesel" - das wird dann alles Richtung Benzinhybrid gehen - und da behaupte ich: Auf der Autobahn wird der CO2 footprint steigen wenn Max Mustermann mit 180kmh versucht die linke Spur gehen BMW/Audi/Mercedes/VW zu verteidigen.
Vorhin bin ich über die Anzeige mit dem Avensis-Ausverkauf unten im WWW gestolpert.
Gruß
electroman
Ja schade ist es, ich mag solche Autos.
Aber die sind nicht mehr gefragt, die unteren Klassen wuchsen auf Mittelklasseformat, SUVs und Vans sind mehr gefragt... dann fliegt das eben raus.
Jup, ohne Probs.
Kofferraum
Das Schmuckstück
Der schwarze ging natürlich ganz rein 😉. Und der zweite Rollkoffer auch, vorne rechts, vor dem anderen Rollkoffer der hinten liegt und man auf dem Foto leider kaum erkennt.
Hätte man sogar im Artikel lesen können!
Ich hatte bis vor kurzem auch als Familienauto den T27 2,2d war immer zufrieden. Meiner hatte 180Tsd gelaufen und es war ausser Bremsen und Reifen nie was dran. Tolles Auto. Aber da es den aktuellen nur noch mit kleineren Diesel gab, wollte ich auch keinen neuen haben.