Toyota Corolla GT AE86 Coupé (1984) im Test: Fahrbericht
Tofu-Taxi und Reifen-Radierer
Großer Sport im kleinen Toyota: Der Corolla bekam 1983 ein Derivat mit Längsmotor, Hinterradantrieb und Manga-Karriere. Testfahrt im Corolla AE86 Levin.
Köln – Im Fahrzeugschein steht schlicht „Toyota Corolla Coupé“. Eine dreiste Untertreibung. Dieses Auto hat nicht viel mit einem normalen Corolla von 1984 zu tun. Toyota war in der fünften Generation des Kompaktmodells für ein besseres Platzangebot auf Quermotoren und Frontantrieb umgestiegen. Das galt aber nicht für die sportlichen Varianten.
Als AE86 basierte der Corolla technisch noch auf dem Layout der vierten Generation. Der Motor saß längs im Chassis, angetrieben wurden nur die Hinterräder. Vorn war er kaum schwerer als hinten – die perfekte Voraussetzung für ein großartiges Sportmodell. Sogar mit den serienmäßigen 124 PS.
Zwischen den heißesten japanischen Sportlern war der „Hachi-Roku“ – japanisch für acht sechs – allerdings ein Niemand. Mazda RX-7, Nissan Skyline GT-R und Toyota Supra fuhren mit Ferrari und Porsche um die Wette. Der kleine Toyota bekam dafür, wovon die anderen nur träumen konnten: Er spielt die Hauptrolle in einer japanischen Manga-Buchreihe und der dazugehörigen Fernsehserie.
Toyota AE86: Der Star aus „Initial D“
In „Initial D“ liefert der 18-jährige Takumi Fujiwara mit einem AE86 Tofu aus. Auf den Pässen des Akina-Berges lernt er fahren und driften, bald gewinnt er Rennen. Sein weißer Corolla mit den Werbeschriftzügen auf den Türen wurde Kult. Viele Fans bauten ihn nach, andere tunten nach eigenen Vorstellungen. Serienmäßige Autos sind daher kaum noch zu bekommen.In der Serie fährt der AE86 in der Variante Sprinter Trueno, als Coupé mit Klappscheinwerfern. Nach Deutschland kam diese Karosserieform nicht auf offiziellem Weg. Hier verkaufte Toyota nur den Corolla Levin, ein Stufenheckmodell mit größerem Kühlergrill. Basispreis bei seiner Markteinführung: Rund 20.000 Mark. Ein Golf GTI war teurer.
„Initial D“ sorgte für den Ruhm, die Fahrbarkeit des AE86 für viele Einsätze im Motorsport. Toyotas kleinster Sportler fuhr in der britischen Tourenwagenserie, in eigenen Rennserien, im Rallye-Sport – und natürlich bei Drift-Veranstaltungen. Nicht erst seit seinen Fernsehauftritten: Drift-Legende Keiichi Tsuchiya bewegte den AE86 schon 1987 für den Kurzfilm Pluspy seitwärts.
Ein Rennmotor im Volumenmodell
Wie fühlt sich diese Welt heute an? Der flotte Corolla ist kein übermotorisierter Show-Drifter, sondern ein fein ausbalancierter Kompaktwagen. Toyota achtete bei seiner Entwicklung zuerst auf Handling und Verbrauch. Eine Öko-Anzeige im Drehzahlmesser mahnt den Fahrer, die Last zu reduzieren. In den USA war in der sparsamsten Version ein Verbrauch von umgerechnet weniger als sechs Litern pro 100 Kilometer ausgewiesen.Dabei steckte im AE86 die Serienversion eines Rennmotors. Der 4A-GE ähnelt dem BDA-Doppelnocker von Ford-Cosworth. Die Kurzhuber teilen das Verhältnis von Bohrung und Hub, die Größe der Ventile, den Ventiltrieb per Zahnriemen und weitere Details im Motor. In Deutschland leistete er 115 PS mit oder 124 PS ohne Katalysator.
Testfahrt. Der 16-Ventiler spricht spontan an und hat viel Spaß an hohen Drehzahlen. Der rote Bereich beginnt erst jenseits der 7.000 Touren. Dabei klingt er schärfer, als man es von einem japanischen Serienauto erwartet. Unterhalb von 4.000 Umdrehungen fühlt er sich etwas zugeschnürt an, darüber umso schöner. Mit dem leichten AE86 hat er keine großen Schwierigkeiten. Ein variables Saugrohr sorgt für einen feinen Drehmomentverlauf.
Ganz ohne Turbo-Schub rennt der Toyota in weniger als neun Sekunden auf Tempo 100. Die Werksangabe von 8,9 Sekunden unterbietet er locker, die eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h übertrifft er. Tuner holen mehr als 200 PS aus dem 1,6-Liter-Eisenblock. Toyota setzte ihn auch in den Modellen Celica und MR2 ein.
Toyota AE86: Lebendiges Heck, direkte Lenkung
Es steckt eben doch eine Menge Sport im AE86. Der Kompakte lenkt direkt und präzise, fühlt sich handlich und toll kontrollierbar an. In Kurven neigt er sich trotz Stabilisatoren an beiden Achsen weit nach außen – so war das eben in den 1980ern. Aber es muss ja nicht immer auf klassischem Wege durch den Knick gehen.Mit einem geschickt platzierten Lastwechsel und einem mutigen Gasfuß geht das Heck weg. Sperrdifferenzial und Starrachse machen es lebendig, man muss sich nur trauen und dranbleiben. Der AE86 driftet nicht mit Leistungsüberschuss, er braucht Geschick. Bei „Initial D“ gewann das Auto zunächst auch nur bergab und mit viel Mut, für mehr fehlte die Leistung.
Er lässt sich gut kontrollieren, wenn er einmal weggeht. Das liegt vor allem an der tollen Sitzposition. Moderne Autos können das besser, direkt vergleichbare nicht. Die fehlende Lenkradverstellung ließe sich über ein geschüsseltes Volant korrigieren. Alles andere sitzt am rechten Fleck, die Sitze unterstützen an wichtigen Stellen.
Der GT86 folgte spät auf den AE86
Nach dem AE86 kam bei Toyota lange nichts Vergleichbares. Aus dem Corolla wurde der Auris, aus zwei Antriebsformen nur noch eine. Erst 25 Jahre nach dem Ende des AE86 griff der Hersteller das Konzept wieder auf: Der GT86 ist sein später Nachfolger, im Namen, im Layout und beim Quer-Fahren.Ab 2019 heißt der Kompakte von Toyota übrigens wieder Corolla. Ein Coupé mit Längsmotor wird nicht kommen, dafür ein Kombi mit Hybridantrieb. Aber die Marke hat den Sport nicht vergessen. Neben GT86 und Supra (2019) soll es bald einen dritten Flitzer im Programm geben. Konzernchef Akio Toyoda will nicht ohne Sport. Bei dieser Geschichte kann man es ihm nicht verdenken.
Toyota Corolla GT (AE86): Technische Daten
- Motor: 1,6-Liter-Benziner, 16 Ventile („4A-GE“)
- Leistung: 124 PS
- Drehmoment: 145 Nm bei 5.200 U/min
- Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb, Sperrdifferenzial
- Gewicht: 955 Kilogramm
- 0 – 100 km/h: 8,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
- Länge: 4,18 m
- Breite: 1,625 m
- Höhe: 1,335 m
- Radstand: 2,4 m
- Neupreis: 19.790 DM (1983)
Ein absoluter Klassiker unter Kennern. Allgemein ein wirklich super interessantes Fahrzeug! Schöner Bericht, schönes Auto! 😎
"Er spielt die Hauptrolle in einer japanischen Manga-Buchreihe und der dazugehörigen Fernsehserie."
Nicht zu vergessen: auch in dem entsprechenden Film aus 2005 😊 https://www.imdb.com/title/tt0439630/?ref_=fn_al_tt_1
Genau das. Und in RACE07 unheimlich schwer zu fahren, vorallem bei Regen. 😜
Der Motor war für die damalige Zeit eine Wucht, er ging sehr gut und war auch standfest. Bei artgerechter Bewegung hielt das Aggregat normalerweise ca 180000 Kilometer dann stand eine Überholung an. Einen kompletten Satz mit allen Verschleißteilen gabs günstig im Teilelager, die komplette Revision dauerte einen Arbeitstag. Dann rannte er wieder 180000 Kilometer.
Was soll diese Aussage "Tofu-Taxi" bedeuten?
TRD AE86 gegen Civic Type R
wie Kadett C gegen Golf
Hinterräder beste !
https://www.youtube.com/watch?v=9qdFB_TGc9E
Geiles Video. Dann auch noch mit den provokanten Drifts in der letzten Runde. 😆
Der Civic wurde aber ganz klar mit zu wenig Drehzahl gefahren. 😜
Was ist denn für Dich bei einem PKW "artgerechte Bewegung" wenn Du 180.000km bis zur fälligen Überholung als standfest bezeichnest?
Rennstrecke?
Das hat weniger mit dem Baujahr zu tun als viel mehr mit dem Hersteller.
Wobei ich bis heute nie besser gesessen habe als in einer Toyota Celica Supra aus der gleichen Zeit. Selbst Volvo kommt erst danach.
Ich könnte es Dir verraten. Du könntest auch einfach den Text lesen. 😉
Im Anime/Manga fährt Takumis bester Freund auch einen AE86 Schrägheck, aber einen Levin - übrigens beide Fahrzeuge in Initial-D sind ein Schrägheck. Dort wird erzählt der Unterschied zwischen Trueno und Levin neben den Klappscheinwerfern liegt darin, dass der Trueno ein DOHC ist und der Levin nur ein SOHC. Ich muss zugeben, dass ich diese Aussagen nicht geprüft habe.
Das Schrägheckcoupe ist begehrter und gesuchter... Optisch war er seiner Zeit voraus,er könnte auch aus Mitte der Neunziger stammen!
Keine Bilder vom Motor- und Innenraum. Schade
Das stimmt so nicht. In der Serie wird Itsuki (Iggy) ein AE85 angedreht. Von der Struktur her dasselbe Auto aber mit einem 1500er SOHC-Motor eher mau motorisiert und von der Abstimmung her auf Großmama ausgelegt. Sowohl AE86 als auch AE85 gab es als Sprinter Trueno und Corolla Levin. In der Serie taucht uebrigens auch ein AE86 Levin, gefahren von Wataru, auf.