Telematik-Versicherungstarife: wann es sich lohnt
Überwacht fährt billiger
Mit Zuckerbrot, aber ohne Peitsche versuchen Versicherer und jetzt auch Toyota, ihre Kunden zu vorsichtigeren Fahrern zu erziehen. Telematik-Tarife werden immer beliebter.
Köln - Wer umsichtig fährt, wird belohnt. Das ist das Prinzip der Telematik-Tarife bei Autoversicherungen. Mit Toyota springt jetzt der erste Autohersteller auf das Thema auf. Lässt man seinen Fahrstil von einem Algorithmus auswerten, zahlt man für den Kleinstwagen Aygo keine Versicherungsprämie.
Die Japaner setzen auf ein verbessertes Fahrverhalten durch den psychologischen Effekt. Den insbesondere auf die junge Zielgruppe zugeschnittenen Kleinstwagen Aygo bieten die Japaner als überarbeitete Version mit der neuen Versicherung an: Für Fahrer ab 23 Jahren ist die Versicherung für drei Jahre kostenlos, wenn er sich für das „Just-Go-Telematics“-Angebot entscheidet.Fahranfänger zwischen 18 und 22 Jahren zahlen für die Laufzeit von 36 Monaten 30 Euro monatliche Versicherungsprämie. Toyota nutzt für das Sammeln der Daten einen Stecker für den Zigarettenanzünder, der sich per Bluetooth mit dem Smartphone und der darauf installierten App verbindet, auf der der Fahrer seinen Score einsehen kann. Toyota erhält nur diesen Score - keine Daten etwa über Aufenthaltsorte. Auf dessen Basis soll künftig zu Statistikzwecken eine Studie erstellt werden.
Wer brav war, bekommt Geld zurück
Bei anderen Telematik-Tarifen gibt es Geld zurück, wenn man mit möglichst wenig Risiko unterwegs ist. Das lohnt sich vor allem für junge Fahrer finanziell, soll aber auch zur Verkehrssicherheit beitragen.
Über eine im Fahrzeug festinstallierte „Black-Box“ (z. B. Huk-Coburg) oder einen Stecker für den Zigarettenanzünder und eine Smartphone-App (z. B. Allianz) werden Fahrdaten aufgezeichnet – Ort, Zeit, Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsen oder Lenken. Wer sanft bremst und beschleunigt, in Kurven nicht zu rasant einfährt und sich an die Geschwindigkeitsregeln hält, wird positiv bewertet und bekommt einen Rabatt von bis zu 30 Prozent auf seinen Versicherungstarif, bei der Allianz im ersten Jahr bis zu 40 Prozent.
Das System kann unterscheiden, ob es sich beispielsweise um eine starke Beschleunigung beim Überholmanöver handelt oder um ein verkehrsrowdyhaftes, rasantes Anfahren an der Ampel. Auch wird meist das gesamte Fahrverhalten beurteilt, es wird also nicht gleich abgewertet, wenn für einen über die Straße laufenden Hund stark gebremst wird. Sorge, dass die Versicherungsprämie steigt, wenn man doch nicht vorsichtig genug fährt, muss man nicht haben: Einen Aufschlag aufgrund risikoreicher Fahrweise gibt es nicht.
Verkehrserziehung nach Führerscheinerhalt
Nach Angaben des Verbrauchermagazins „Finanztest“ lohnen sich die Telematik-Versicherungen insbesondere für Fahranfänger und junge Fahrer, die ansonsten ihre Zugehörigkeit zur risikoreichsten Gruppe mit einer hohen Prämie bezahlen. Denn Autofahrer zwischen 18 und Mitte 20 haben statistisch ein erhöhtes Risiko, einen schweren Unfall zu bauen.
Die Telematik-Tarife, die mittlerweile diverse große und kleine Versicherungen anbieten, richten sich deshalb besonders an diese Zielgruppe. Die Anbieter setzen darauf, dass die freiwillige (Selbst-)Kontrolle – auf dem Smartphone kann man sich seinen Score anzeigen lassen – zu einem umsichtigeren Fahrverhalten führt und damit zu weniger Unfällen.Die Allianz, die seit knapp zwei Jahren einen solchen Tarif für Autofahrer bis zum Alter von 28 Jahren anbietet, sieht bereits einen positiven Effekt unter ihren mittlerweile 67.000 Kunden: „Erste Analysen haben gezeigt, dass die durchschnittlichen Scores der Nutzer konstant besser werden, der Durchschnittsscore ist von circa 71 auf 82 Punkte gestiegen“, so Joachim Müller, Vorstandvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG. Insgesamt sind 100 Punkte möglich. Eine Mehrheit der Telematik-Kunden erhält demnach eine Rückzahlung von der Assekuranz.
Datenschutz-Bedenken
Der ADAC empfiehlt, dass idealerweise die Datenkreisläufe des Telematikdienstleisters und der Kfz-Versicherung getrennt sind und die Assekuranz nur den Score zum Fahrverhalten erhält. Denn Rückschlüsse auf Fahrweg und Zeitpunkte sollte die Versicherung nicht ziehen können. Datenschützer sehen das Tracking kritisch und raten generell zur Zurückhaltung bei der Weitergabe persönlicher Daten. So warnt der niedersächsische Datenschutzbeauftragte, dass es theoretisch möglich wäre, mit den Fahrdaten ein genaues Bewegungsprofil zu erstellen.
Versicherungsnehmer sollten sich daher genau informieren. Wer keine permanente Aufzeichnung wünscht, kann beispielsweise bei der Allianz das Senden der Daten über die App für einen kurzen Zeitraum unterdrücken. In anderen Ländern gibt es in dieser Beziehung weniger Bedenken. In den USA und Großbritannien haben Telematiktarife schon signifikante Marktanteile in der Kfz-Versicherung erreicht.
Die Akzeptanz der Verbraucher gegenüber den Telematik-Tarifen ist grundsätzlich vorhanden. Einer Studie der TH Köln zufolge finden Autofahrer es gerecht, wenn sich das Risikoprinzip in der Kfz-Versicherung niederschlägt. Neben einer Preisdifferenzierung nach Schadensfreiheit und Dauer des Führerscheinbesitzes findet es die Mehrzahl der Befragten (58%) richtig, wenn die Kfz-Versicherung das Risikoverhalten des Fahrers einbeziehen würde. Hinge die Prämie vom Fahrstil ab und gäbe es regelmäßig eine Rückmeldung der Versicherung, wären die meisten Fahrer wahrscheinlich etwas vorsichtiger, schätzten 70 Prozent.
Quelle: SP-X
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Für Fahranfänger sicher eine sinnvolle Sache da die Preise da schon happig sind.
Aber für mich eher sinnlos fahre 20Jahre unfallfrei aber bestimmt nicht immer wie es der Versicherung gefällt....
Warum schnallt man sich nicht gleich eine GoPro mit Selfistick auf den Kopf und streamt 24/7?, dann wird die Privathaftpflicht evtl. auch 1,50 günstiger im Jahr, ach ne, 1,50 teuer für alle Anderen....😆😆
Ernsthaft, ich glaube mittelfristig nicht an günstiger, nur an teurer für die, die das nicht machen.🙄
Gab hier erst vor kurzen einen ähnlichen Fred .... da gab es 1-2 die das schon machen, ist wohl extrem Fehleranfällig, da die hinterlegten Daten nicht stimmen, z.B. bekommt man Minuspunkte weil das System "Rasen" registriert, weil es aus einer 70er Strecke eine 30er macht und man somit ein böser Raser ist wenn man ordnungsgemäß einer 70er Strecke 70 fährt😆😆
Augen hat so eine Box auch nicht, da kann ich jede Ampel bei Rot rüberdüsen, hauptsache nicht ruckartig bremsen😜 und schon bekomme ich nur grüne Bonuspunkte, weil bin ja ein vorbildlicher Fahrer...😱
Eigentlich eine gute Idee, aber anders herum. Eine App die Querfahren honoriert, ab 30 km/h drüber gibt es Extrapunkte und bei Ampelgelb den Schleicher mit Telematiktarif auf der Abbiegespur überholen zählt doppelt. Am Jahresende bekommt der Beste ne Rennlizenz.
War doch klar, dass das kommt... über (vermeintiche) Rabatte kriegt man sie alle. Da wird auch nicht mehr über Datenschtz nachgedacht. Im letzten Jahrhundert hat die geplante Volkszählung einen Aufstand und riesige Demonstrationen verursacht. Und heute...? 😆
Die, die gerne mit Rabatten argumentieren, sollten sich aber folgendes vor Augen halten: Über kurz oder lang werden die Tarife neu kalkuliert (eigentlich jedes Jahr). Und die rabattierten Tarife muss jemand finanzieren. Nämlich die, die keine rabattierten Tarife haben. Also wollen alle nun die Telematik-Tarife.... oder doch recht viele. Und schon sind diese der Normalfall, auf denen die Kostenkalkulation der Versicherer aufbaut, und die Nicht-Telematik-Tarife sind "Straftarife".
Es wird nur kurz und vorübergehend billiger. Draufzahlen wird letztlich jeder.
Durch weiter sinkende Unfallzahlen wird aber auch der gesamte Schadenaufwand geringer - davon haben über sinkende Versicherungsbeiträge alle Versicherten etwas.
Anders herum ist man über 40 Jahre, manchmal auch mit etwas Glück, unfallfrei gefahren und hat sich die höchste Rabatt Stufe erdient um dann festzustellen das man ab einem Alter von 65 Jahren mit einem happigen " Senioren Zuschlag " bestraft wird. Da hilft leider auch kein Versicherung Wechsel.
Wird ernsthaft daran geglaubt Versicherungen würden diese Einsparungen zum Kunden weiterreichen? Mal von den Schadensfreien Jahren und die Rabattstufen abgesehen, kenne ich nur eine Richtung von den Grundtarifen ... nach oben.🙄
Eher organisiert sich die Führungsriege ein Bunga-Bunga
UrlaubFortbildung als das sie es zum Kunden durchreichen....😆Wie kommst du auf das allerdünnste Brett, dass durch Telematik (-Tarife) die Unfallzahlen deutlich sinken werden?
Und selbst wenn dem so wäre, so dürften die Schadenssummen bei den deutlich komplexeren Fahrzeugen schon bei Bagatellunfällen höher ausfallen.
Wieso also sollte es "für alle billiger werden"?
Die Tarife müssen jedes Jahr genehmigt werden.
Warum sollte die Aufsichtsbehörde den Versicherungen steigende Tarife bei sinkendem Schadenaufkommen genehmigen? 😕
Weil diese Tarife zu vorsichtigerem Fahren animieren.
Warum hat das KBA als Aufsichtsbehörde bei den Dieselmotoren jahrelang geschlafen oder weggeschaut?
Fragen über Fragen ...😆
Die eigenen Lobby muss nur genug Kapital zum lobbyieren haben und schon läuft es wie man es sich wünscht... Versicherungen haben genug Kapital und können genug Posten für nette Nebeneinkünfte bieten. Diesen Ast sägt man sich doch nicht freiwillig komplett ab ...😆😉
Diese Theorie bedeutet aber nichts anderes, als daß man alle Behörden unter Generalverdacht stellt...
Das ist eine gewagte Hypothese. Sicherlich wird ein "Telematikfahrer" anfangs vorsichtiger fahren, aber irgendwann wird es für ihn der Normalzustand sein, überwacht zu werden, und er wird fahren wie zuvor. Und wenn es tatsächlich "kracht", wird er sich vielleicht sogar wünschen, er hätte keine Telematik an Bord gehabt.
Man muß bei dieser Betrachtungsweise die Gesamtzahl der Versicherten sehen und darf nicht den Fehler begehen, auf Einzelschicksale zu fokusieren.