Verkehrsexperten fordern höhere Strafen für Verkehrssünder
Verkehrsverstöße: Deutschland ist ein Billigland
Ist Deutschland bei Bußgeldern zu billig? Darüber will der Verkehrsgerichtstag in Goslar Ende Januar beraten. Polizei und Autoclubs sind sich bei dem Thema uneinig.
Goslar - Wer in Deutschland 20 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, muss mit 30 Euro Bußgeld rechnen. In Belgien wären 100, in den Niederlanden und der Schweiz 165 und in Schweden sogar 270 Euro fällig. "Deutschland ist bei der Sanktionierung von Verkehrsverstößen im europäischen Vergleich ein Billigland", beklagt der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Arnold Plickert. "Das muss sich ändern."
Der 56. Verkehrsgerichtstag in Goslar (24. bis 26. Januar) will sich mit dem Thema "Sanktionen bei Verkehrsverstößen" befassen. Neben der GdP fordern auch andere Experten eine Erhöhung der Bußgelder - doch längst nicht alle sind von dieser Maßnahme überzeugt.
Wie die GdP will sich auch der ACE Auto Club Europa für höhere Bußgelder einsetzen. Die sollten vor allem für Delikte steigen, die als Hauptunfallursachen gelten, sagt Vorstand Stefan Heimlich. Er nennt "Rasen", "Alkohol am Steuer" und Ablenkung durch Handy oder Tablet. Die Erhöhung wäre die richtige Reaktion auf die zunehmende Aggression im Straßenverkehr und die damit einhergehenden Verkehrsverstöße, meint der ACE-Chef.
Fehlende Abschreckung
Ähnlich sieht es die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). "Die durchgängig niedrige Sanktionshöhe in Deutschland wirkt selten abschreckend", kritisiert deren Verkehrsexperte Wulf Hoffmann. Vor allem für die "Killer" im Straßenverkehr müssten höhere Bußgelder her. Dazu zähle auch das Fahren ohne Gurt.Der ADAC spricht sich gegen eine pauschale Erhöhung aus und befürwortet eine "gezielte Anpassung einzelner Bußgeldsätze", so Chef-Jurist Markus Schäpe. "Es muss bei einzelnen Tatbeständen geprüft werden, ob die Höhe des Bußgeldes dem Gefährdungspotenzial entspricht."
Ähnlich sieht das der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR). Eine generelle Erhöhung müsse nicht sein, sagt Sprecherin Julia Fohmann. Es gebe aber eine Reihe von Delikten, bei denen die Regelsätze angesichts ihres Gefahrenpotentials "überraschend niedrig" seien. Das sei etwa der Fall, wenn Autofahrer beim Ein- und Aussteigen Radfahrer gefährden. Verkehrssünder sollten außerdem öfter zur Teilnahme am Verkehrsunterricht verdonnert werden. "Davon kann man sich nicht freikaufen, sondern muss teilnehmen."
Höheres Bußgeld = Höhere Verkehrssicherheit?
Verkehrsgerichtstags-Präsident Kay Nehm kritisiert mangelnde "Rechtstreue" im Straßenverkehr. Wenn zum Beispiel Tempo 80 vorgeschrieben sei, werde vielfach knapp 100 Kilometer pro Stunde schnell gefahren, so der ehemalige Generalbundesanwalt. Allerdings merkt er an: "Es gibt aber keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse, dass höhere Bußgelder diese Situation verbessern."
Ein klares "Nein" zu höheren Bußgelder kommt vom Automobilclub AvD. "Ein direkter Zusammenhang zwischen steigenden Bußen bei Missachtung von Geboten und Verboten und der Verkehrssicherheit ist statistisch nicht nachweisbar", sagt Sprecher Stefan Engelmohr. Er fordert verschärfte Kontrollen. Ähnlich argumentiert der Deutsche Anwaltverein (DAV). Sprecher Swen Walentowski betont, dass die Bußgelder erst 2014 mit der Reform des Verkehrszentralregisters angehoben wurden. Eine weitere Erhöhung sei nicht gerechtfertigt.In Goslar soll auch darüber diskutiert werden, ob die Höhe der Sätze künftig vom Einkommen abhängig gemacht werden soll. Ein deutliches "Ja" kommt vom ACE. "Bußgelder müssen für alle die gleiche Wirkung entfalten", sagt Sprecherin Anja Smetanin. "Für Menschen mit hohem Einkommen tun Strafen kaum etwas zur Sache, während sie für Geringverdiener teils außerordentlich schmerzhaft sind." ADAC und Verkehrssicherheitsrat halten das allerdings angesichts der zahlreichen Verfahren für nicht praktikabel.
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Quelle: dpa
Ich hätte nix gegen eine Erhöhung der Gelder. Allerdings sollte dann auch verbindlich aufgenommen werden, dass Polizei und Kommunen auch nur noch an Unfallschwerpunkten Messungen durchführen und stationäre Anlagen zurückgebaut werden....
hmm.... 😱
Warum?
Gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen nur an Unfallschwerpunkten und an allen anderen Punkten sind sie eine Kann-muss-aber-nicht Vorschrift?
... und somit quasi einen Freifahrtschein führs "Rasen" bekommen?
Natürlich hat die Höhe der Bussgelder ein Einfluss auf die Fahrweise. Wenn ich mit 20 zu schnell innerorts in Deutschland 30 Euro bezahle und mit der gleichen Übertretung in der Schweiz ein Strafverfahren eröffnet wird (welches 500 aufwärts kosten wird), muss man sich nicht lange überlegen, wo ich mich eher an die Verkehrsregeln halte.
Für 30 Euro darf man mit 20 zu schnell an der Grundschule vorbeifahren, eine fehlende Umweltplakette (Auto hätte eine grüne erhalten) kostet 80 Euro plus irgendwas um 25 Euro Verfahrenskosten.
Das sieht dann so aus: Fahren in der Fahrverbotszone mit keiner /falscher Plakette: 7 Monate Haft und Füherscheinentzung lebenslang während mit 250Km/h über die Autobahn mit meheren Toten als Folge dann 1 Punkt und 3 Monate Führerscheinentzug. Leute, dieses Land ist einfach völlig krank versifft. Wer ist denn der Auftraggeber des Goslarer Verkehrsgerichtstages? Die grüne Radfahrerlobby oder wer?
Damit schafft man es nur, dass Unfallschwerpunkte verlagert werden.
Ein Unfall passiert nicht immer nur an Kreuzungen und Kreisverkehren.
Auf der Geraden geht das genauso schnell.
Es ging um den nicht nachweisbaren Einfluss von Bußgeldern auf die Verkehrssicherheit, nicht auf die Fahrweise. Schnell bedeutet nicht zwangsläufig weniger Sicherheit sowie langsam nicht zwangsläufig für eine höhere Sicherheit spricht.
Sowas war auch mal gängige Praxis hierzulande:
------
Wir haben Januar und dann jetzt ein Thema fürs Sommerloch ?!?!?!
In den USA gibt es viel mehr und höhere Gefängnissstrafen, trotzdem gibt es dort nicht weniger Gewalttaten.
Basisstrafe mit einkommensabhängigem Aufschlag + Erhöhung + Pflicht an der Teilnahme verkehrserzieherischer Maßnahmen + höhere Kontrolldichte...
Hört sich sehr vernünftig an.
Vermeidung negativer Konsequenzen, so funktioniert Erziehung. Manch 'Erwachsener' muss eben noch lernen.
Falls das Argument kommt: Aaaaaber in Deutschland gibt es keine Geschwindigkeitsbeschränkung und da ist es soooo schnell passiert, dass man mit deutlich zuviel geblitzt wird. Dann Frage ich mich, was sonst noch sooo schnell passiert?
In Deutschland gilt Richtgeschwindigkeit 130 auf der Autobahn und wer das überschreiten will tut das komplett auf eigene Verantwortung, hat konzentriert zu sein und evtl. Konsequenzen zu tragen.
Bitte nach Einkommen ich nix arbeiten und wenn ich mit dem AMG meines Onkels heize krieg ich fast 0 Strafe amk
Ich halte die Strafen auch für viel zu gering.
Wenn ich sehe, wie Smartphones wie selbstverständlich am Steuer benutzt werden, dann haben die meisten Leute den Schuss noch nicht gehört. Denn die Strafe dafür ist lächerlich im Gegensatz zu den Unfallfolgen.