Leichte Nutzfahrzeuge: Amarok, Caddy, Doblo, Fullback
VW und Fiat sprechen über Kooperation
Laut US-Medien verhandeln Fiat und VW über Kooperationen bei leichten Nutzfahrzeugen. Das ergibt Sinn: Fiat braucht womöglich bald neue Partner, VW hat gar keine.
New York – Seit Längerem strickt FCA-Chef Sergio Marchionne daran, den Fiat Chrysler Konzern fit zu machen für das nächste Jahrzehnt. Für die Zeit nach Marchionne also. Und kennt dabei, ganz Marchionne, keine Tabus: Einen Verkauf von Marken wie Alfa Romeo oder Maserati prüft FCA offenbar ebenso wie neue Allianzen. Zuletzt soll der chinesische Hersteller „Great Wall“ Interesse an einem Kauf der Marke Jeep gehabt haben – oder sogar eine Übernahme des kompletten FCA-Konzerns prüfen. Beides nicht sehr wahrscheinlich.
Wahrscheinlicher dagegen ist dieses Gerücht: Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ diskutieren FCA und der Volkswagen-Konzern über Kooperationen bei leichten Nutzfahrzeugen. Und zwar vor allem in Europa: Es geht dem Bericht zufolge um den VW-Hochdachkombi Caddy und den Pick-up Amarok. Beide könnten demnach gemeinsam mit entsprechenden Fiat-Modellen entwickelt und gebaut werden.Die Planspiele ergeben Sinn, zumal im Segment leichter Nutzfahrzeuge Kooperationen die Regel sind. Kaum ein Hersteller erreicht allein die Stückzahlen (und Gewinnmargen), die eine eigenständige Entwicklung über das komplette Sortiment rechtfertigen. So vertreibt Daimler einen Renault Kangoo als Mercedes Citan und demnächst den Nissan Navara als X-Klasse. Opel verkauft einen Renault Trafic als Vivaro, Toyotas Proace läuft bei PSA vom Band.
VW: Viel Luft für Synergien
Im VW-Konzern ging der Trend zuletzt in die andere Richtung. Die Verbindung mit Daimler beim Crafter/Sprinter lösten die Schwaben auf, VW stellte den Crafter auf eine eigene Plattform. Beim Caddy verzichtete der Konzern auf die fest eingeplante, interne Zweitverwertung als Skoda Roomster.
Den Pick-up Amarok (seit 2010) oder den „Bulli“ Transporter (seit 2003) teilte Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) ohnehin mit niemandem. Klarer Fall: Bei der eigenständigen Hannoveraner VW-Tochter könnte VWs Nutzfahrzeug-Chef Andreas Renschler durch neue Kooperationen Synergien schaffen und Geld sparen. Auch dafür holte der Konzern ihn schließlich von Daimler.
Fiat braucht neue Partner
Fiats Caddy-Pendant Doblo wird in der aktuellen Version seit 2010 produziert und erhielt 2015 ein Facelift. 10 Jahre stellen im Nutzfahrzeug-Bereich einen üblichen Produktzyklus dar, daher dürfte der Doblo noch drei bis vier Jahre vor sich haben – genug Zeit, um für den Nachfolger die Weichen neu zu stellen.Aktuell liefert Fiat den in der Türkei produzierten Doblo an die US-Schwestermarke Ram aus sowie als Combo an Opel. Die Kooperation mit Opel steht allerdings vor dem Ende: Schon vor dem Verkauf der Marke an PSA hatten sich die Franzosen und Opel auf einen gemeinsamen Nachfolger für Citroen Berlingo und Opel Combo verständigt. Synergien zwischen Opel und Fiat liegen künftig noch weniger im PSA-Interesse als vor der Übernahme.
Den kürzlich vorgestellten Pick-up Fullback kaufen die Italiener bei Mitsubishi ein. Die Japaner wiederum wurden erst kürzlich von Nissan geschluckt – und werden sich wohl ebenfalls von der einen oder anderen Eigenentwicklung verabschieden müssen. Bei den mittelgroßen Pick-ups steht Nissans Navara bereit, der schon die Basis für die neue X-Klasse von Mercedes bildet. Fiat bräuchte dann wohl einen neuen Partner. Warum nicht VWN?
Die Kooperationsgespräche mit Tata sind geplatzt. FCA ist jetzt das Trostpflaster?
Zum Fiat Doblò schreibt der Artikel:
Ach Leute, der gemeinsame Nachfolger für den Opel/Vauxhall Combo und die Citroën Berlingo und Peugeot Partner ist schon seit Jahren in der gemeinsamen Entwicklung, noch vor den Gesprächen über den Besitzwechsel an Opel von GM zu PSA. Das Fahrzeug soll nächstes Jahr auf den Markt kommen.
Was andererseits noch nicht klar ist, was mit Opels Kooperation mit Renault bei den mittleren (Opel/Vauxhall Vivaro - Renault Trafic - Fiat Talento - Nissan NV300) und den großen Lieferwägen (Opel/Vauxhall Movano - Renault Master) geschehen wird. In dieser Größenklasse kooperiert PSA bisher mit Fiat/FCA bei dem gemeinsamen Modell Fiat Ducato - Peugeot Boxer - Citroën Jumper.
Da hast Du Recht. Habe ich auch selbst schon einmal geschrieben. Wald und Bäume offenbar. Ich ändere das.
Das ist was völlig anderes. VW wollte mit Tata einen Fuß in den indischen Markt kriegen, nachdem der unfeine Umgang von VW mit Suzuki zum Bruch geführt hatte. Suzuki ist mit seinem indischen Joint-Venture Maruti-Suzuki Marktführer auf dem Subkontinent.
Shit happens.
Zu FCA - PSA - Opel noch Nachträge. Fiat und Peugeot haben seit den 1970er Jahren kooperiert. Zuerst kam die Größenklasse des Fiat Ducato mit dem 50:50 Joint Venture Sevel in Atessa (Val di Sangro, zwischen Abruzzen und Adria), später Sevel Nord zur gemeinsamen Produktion Minivans und davon abgeleiteten Nutzfahrzeugsversionen der Marken Fiat, Lancia, Peugeot und Citroën. Diese hat Fiat 2011 gekündigt, um stattdessen den Chrysler Voyager als Lancia zu vertreiben. Die Nutzfahrzeugversion hat Fiat noch bis zum Modellwechsel Ende 2016 als Fiat Scudo bezogen; jetzt verkauft Fiat in der Größenklasse einen Fiat Talento, den die Welt auch als Renault Trafic und Opel Vivaro kennt.
PSA hat schon die Kooperation mit FCA bei den ganz kleinen Lieferwagen gekündigt, den Fiat Fiorino - Citroën Nemo - Peugeot Bipper. Ich vermute, daß PSA/Opel mit ihrer gemeinsamen Neuentwicklung neben einer Langversion auch noch eine Kurzversion als Ersatz für diesen Winzling entwickeln, wie man ihn schon beim französischen Konkurrenten Renault Kangoo kriegen kann.
Bei Caddy und Doblo wäre es konsequent. Der Caddy ist uralt und der Doblo auch kein junger Hüpfer mehr.
Interessant wird es, ob sich Fiat an den Crafter dranhängt. Der Ducato könnte auch mal langsam ausgetauscht werden.
Einen Scudo auf T5-Basis (Bzw. dem kommenden Nachfolger) wird es jedoch kaum geben. Einerseits wird VW diesen Goldesel nicht aus der Hand geben (da dürfen ja noch nichtmal die Konzernschwestern ran), andererseits stellt sich die Frage, ob sich Fiat damit einen Gefallen tun würde.
VW würde als Opel beim Doblò ersetzen?
Umgekehrt wird wohl ein Schuh draus -- VW könnte im Fall eines Abgangs von PSA einen Teil der ausfallende Menge abnehmen...
Ich hatte gelesen, daß VW mit 50'000 Crafter pro Jahr anfangen will, aber die PSA-Varianten des Ducato wären deutlich zahlreicher. In einem anderen Thread gibt es konkrete Zahlen dazu.
So üblich und gut Koops bei den LCVs auch immer sein mögen, aber ausgerechnet die beiden? 😕
Klar, das Portfolio würde für beide passen, aber das alleine ist es ja nicht.
Denn wie erklärt man den VW-Käufern, dass man nun auch "billige" Fiat-Technik liefert?
Schließlich hat man sich ja jahrelang um Welten besser gesehen, ohne natürlich, dass es so gewesen wäre.
Dazu kommt aber noch ein weiterer wichtiger Punkt - das Problem VWs mit Koops.
Darin dürfte wohl das größte Hindernis einer solchen Koop liegen.
Aber wozu braucht man die überhaupt?
FCA muss den Fullback hier ja nicht als L200 anbieten, dafür gibt es mehrere Alternativen im eigenen Stall. Den Toro oder eine Fiat-Version des Jeep Scramblers (Wrangler-Pickup).
Generell hat FCA durch NAFTA und LATAM neben Europa im LCV-Bereich sehr gute Karten, zumal sie ja auch Partner haben.
Eher ist anzunehmen, dass der Weg VWs, alles selbst machen zu wollen, letztlich zwar möglich, aber eben doch recht teuer ist.
So hört es sich zwar toll an, beim neuen Crafter z.b. von einer Absatz-Verdoppelung (inkl. MAN) zu sprechen, etwas anderes ist es aber, das dann auch zu erreichen.
Für mich ist das entweder ein weitere Sommerloch-Thema der Branche, oder aber nur vorgschobene Punkte etwas tatsächlich weit Größerem.
Stimmt. Ca. 50k "Ducatos" verkauft FCA schon alleine in den USA! (kein Scherz)
Der neue Ducato kommt übrigens in 2019.
Will man das bei VW?
Will man über Fiat nach Amerika?
Vor ca. 1.5 Jahren oder so besuchte VW Fiat in Italien. Und auch, wenn damals nicht Konkretes über die Gepräche bekannt wurde, gab es doch auch schon damals Gerüchte über eine LCV-Koop.
Das aber ohne Wertung, nur als Info.
Und? Da sitzen Qualitäts und Umwelttechnisch die Richtigen beiden zusammen und träumen weiter es wäre 1960 und ausser Vw Und Fiat würde es nix anderes schöneres geben.......
VW würde Opel nicht ersetzen. Fiat hat den Doblo doch für Opel gebaut. Eine gemeinsame Neuentwicklung wäre denkbar.
Der Crafter ist gerade neu, der Ducato ist dagegen recht alt. So wie man sich beim Talento an Renault gehängt hat, könnte man es auch mit dem Crafter tun. Eigene Motoren und Getriebe rein, Beschränkung auf Quermotor und FWD, fertig.
Wobei FCA dafür wahrscheinlich zu stolz ist. Das Modell läuft schon seit Jahrzehnten und ist die Konstante bei Fiat Professional.
Richtig interessant wird es erst, wenn PSA einen Nachfolger für Boxer und Jumpy braucht. Opel ist Renault.
Und warum sollte man das tun?
Warum sollte man ein Modell, das global nur unter FCA-Label schon über 200k p.a. kommt (mit PSA auf um die 350k), von einem fremden Modell hochpeppeln, das auf 50k kalkuliert wurde?
Das geht sich ja schon rein von der Produktionskapazität um Welten nicht aus.
Das hat weniger mit Stolz zu tun als mit reiner Mathe (siehe oben).
Dazu aber noch 2 Dinge.
1.) Wenn der neue in 2019 kommt, also in 1.5 Jahren, dann arbeitet man bereist seit geraumer Zeit daran, und ist dem Finale weit näher als dem weißen Blatt.
2.) Fiat hat im Bereich der Camper-Partner einen ausgezeichneten Ruf in Bezug auf partnerschaftliches Miteinander. Da wird sehr viel gemacht, was es eigentlich in der Serie so nicht gibt. Und auch aus dem Grund hat Fiat den Stand in der Branche, mit den PSA-Brudern ca. 3/4 des Campermarktes.
Da kann man nicht einfach zu einem Fremdprodukt wechseln, und annehmen, das sich dann nichts daran ändert.
Außerdem: VW wollte es selbst machen, darum beendeten sie die Daimler-Koop, jetzt sollen sie es auch tun!
Warum erst dann?
PSA und Fiat werden ZUGLEICH erneuert, da unabhängig von einer weiteren Zusammenarbeit die bestehende bei diesem Modell dann ausläuft, weil es das dann nicht mehr gibt.
Und Opel ist, wenn schon, dann PSA.
Aktuell bestehende Modell-Verträge ändern daran nichts.
Um sich die Neuentwicklung eines Modells zu sparen. Kooperation eben. Die Absatzzahlen können beliebig hochgeschraubt werden. Ein Rechenbeispiel eben.
Ob es sich im Einzelnen lohnt, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Es wäre allerdings abstrakt denkbar, weil Fiat in diesem Bereich sonst allein dasteht (was nicht heißt, dass die das dennoch schaffen) und eine Kooperation mit Mercedes allein wegen des dort herrschenden und ausbauunfreundlicheren RWD-Prinzips schwierig wäre.
Aber auch wenn es sich rechnet, würde wohl kaum jemand bei seinem so erfolgreichen Fahrzeug gern auf die Markenidentität verzichten wollen.
Erst dann, weil sowohl Opel als auch PSA derzeit ihre Nutzfahrzeuge als "Juniorpartner" beziehen. Opel ist insoweit Renault, als dass die dort ihre Fahrzeuge beziehen. Würde man das auch auf PSA erweitern, hätte man Renaults mit Doppelwinkel oder Löwen, das könnte schwierig werden.
Fiat traue ich es eher zu, ein eigenes Fahrzeug zu entwickeln und zu vertreiben.
Die Neuentwicklung ist aber, wie gesagt, schon näher dem Finale als dem Beginn (auf Deutsch: fast fertig), da der neue ja bereits in 2019 kommt!
Wann, meinst du denn, beginnt man der Entwicklung eines Neuen...1/2 Jahr vor Launch?
Und da spart man sich auch nichts.
Im Gegenteil, die Investition wäre weg, und VW würde ja auch noch einen Enwicklunganteil von Fiat haben wollen, das handhabt man in solchen Fällen nämlich so.
Ganz zu schweigen von der teuren Werksmodifikation (siehe folgend).
Ja, auf dem Papier vielleicht.
Schau, VW hat seinen Crafter inkl. dem MAN-Ableger auf max. 100k p.a. ausgelegt, das ist also in etwa die max. Produktionskapazität des Werks in Polen.
Fiat verkauft aber alleine in Europa weit mehr als diese 100k p.a., noch ohne Partner-Modelle, man müsste also das VW-Werk teuer hochrüsten, während man das vorhandene bei Fiat in Italien, das dies alles schafft, weil es dafür ausgelegt ist, ... ja, was eigentlich...schließt...umbaut (für Pandas? Ferraris?) ...vermietet...verkauft...?
Das ergibt doch weder einen Sinn, noch spart es Geld.
Das ist bestenfalls Arbeitsbeschaffung.