Bericht: Nachrüstlösungen für alte VW-Diesel
VW will alte Diesel nachrüsten
Überraschende Entwicklung in der Dieselkrise: Laut eines Medienberichts plant VW Hardware-Nachrüstungen. Der Konzern will selbst 80 Prozent bezahlen.
Wolfsburg – Bisher waren die Fronten in der Dieselkrise klar: Politik und Umweltverbände fordern geschlossen neue Abgas-Hardware für gebrauchte Dieselmodelle, um den Stickoxidausstoß zu reduzieren. Hersteller halten die Lösung für zu teuer und sicherten Software-Lösungen zu. Nun gibt es die erste Wendung: VW soll Hardware-Lösungen angeboten haben.
Laut eines Berichts des „Spiegels“ soll VW-Konzernchef Herbert Diess Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer versprochen haben, sich an technischen Nachrüstungen von älteren Diesel-Fahrzeugen finanziell zu beteiligen. Bisher vertraten alle Hersteller die Position, dass solche Nachrüstungen zu aufwändig und teuer sind.
Nachrüst-Lösungen und Umtausch-Programm für VW-Diesel
Bisher ist nicht bekannt, wie diese Umrüstung konkret aussehen soll. Der „Spiegel“ schreibt von „Stickoxid-Katalysatoren“ und etwa 3.000 Euro Kosten pro Fahrzeug. Es gehe vor allem um das Mittelklasse-Modell Passat, weil hier ausreichend Bauraum vorhanden sei. Für andere Diesel-Modelle mit den Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 soll es ein Umtauschprogramm geben.
VW wolle sich zu 80 Prozent an den Kosten der Umrüstungen beteiligen, heißt es in dem Bericht. Bleibt es bei den 3.000 Euro, müssten Kunden oder der Staat also 600 Euro zuschießen. Diess habe diesen Schritt mit seiner Pflicht gegenüber den Aktionären begründet. Scheuer hatte zuletzt gefordert, dass Hersteller die vollen Kosten übernehmen.
Der Konzern sagt noch nichts Konkretes zum Thema. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK kommentierte ein Sprecher: „Wir können heute nichts bestätigen. Konkrete Aussagen zu Flottenerneuerung und Nachrüstung sind erst möglich, nachdem die Regierung ihr Konzept vorgelegt hat. Grundsätzlich sind auf wir an einer sinnvollen Lösung interessiert, die dazu beiträgt, Einfahrverbote in Städte zu vermeiden. Welchen Beitrag wir dazu leisten können, werden wir zu gegebener Zeit prüfen.“
Mögliche Lösung: Speicherkatalysatoren aus dem Umrüstprogramm in den USA
VW befinde sich derzeit in Gesprächen mit der Bundesregierung. Alle möglichen Lösungen würden dabei auf den Tisch kommen. Um welche es sich handelt, ist derzeit nicht bekannt. Der Preis von 3.000 Euro, voraussichtlich inklusive Arbeit, deutet aber an: Es wird sich vermutlich nicht um ein vollständiges AdBlue-System (SCR-Katalysator) aus der Serienproduktion handeln.
AdBlue ist eine wässrige Harnstofflösung, die in den Abgasstrom eingebracht wird und schädliche Stickoxide in harmlose Stickstoffe umwandelt. Für diese Umrüstung ist ein hoher innermotorischer Aufwand erforderlich. Ein Umbau mit Originalteilen ist derzeit nur für eine bestimmte Motorisierung des VW Passat möglich. Die Kosten würden bei rund 9.000 Euro liegen. Selbst in großen Mengen und ohne Margen ließe sich das kaum auf 3.000 Euro drücken, zumal bei anderen Fahrzeugen die Software-Abstimmung hinzukäme.
Wahrscheinlicher ist, dass VW auf eine andere Entwicklung zurückgreift. Im Rahmen des Abgasskandals rüstet der Konzern Fahrzeuge in den USA mit wirkungsvolleren NOx-Speicherkatalysatoren aus. Diese könnten nun im Heimatmarkt zum Einsatz kommen. Die Abgasgrenzwerte in der Neuen Welt sind strenger als vergleichbare Normen in Deutschland. Das Software-Update für heimische Fahrzeuge hätte dort nicht gereicht.
Die Implementierung der Speicherkatalysatoren in vorhandene Fahrzeuge ist einfacher als bei kompletten SCR-System, der Umfang deutlich geringer. Damit würden die Autos womöglich nicht die Norm Euro 6 erfüllen, aber auf der Straße deutlich weniger Stickoxide ausstoßen.
Eine weitere Option wäre die Nachrüstung eines autarken SCR-Systems eines Zulieferers, das nicht in die Motorsteuerung eingreift. Konzernintern wurden diese Systeme zunächst als nicht wirkungsvoll genug beurteilt. Mittlerweile könnte sich die Technik verbessert haben. Zulieferer kündigten bereits früh Kosten von weniger als 3.000 Euro an. Hier wären aber noch Details wie Mehrverbrauch und Unterbringung zu klären.
Neue Details erwarten wir am Montag. Technische Fakten zur angedachten Lösung folgen vermutlich langfristig.
600€ müssten reichen damit VW daran keinen Verlust macht. Die Hardware wird ~200€ im Einkauf kosten und 400€ geht ans Autohaus für die Arbeitszeit.
Hi,
sehe ich ähnlich die 3000€ sind bei großen Stückzahlen und einem Modell wie dem Passat ein reiner Mondpreis. VW wird da nicht viel Geld drauf legen müssen.
Gruß Tobias
Wäre auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, um wieder etwas ins positive Licht zu rücken 😉
Finde ich sehr sehr gut ! 😊
Und das sollte eine OEM Zubehör Nachrüstung mit Baumot/Twintec für alle jungen Euro 5 beinhalten. Auch ein Polo kann in der Reserveradmulde Platz bieten!
Kann mich noch erinnern, wie beim DPF Nachrüsten. Da war auch so ein "KIT" mit finanzieller Förderung angeboten worden. Und es wurde sich darauf gestürzt, bevor es die "Umweltzonen" gab.
80% Kostenübernahme halte ich für fair ! 100% fände ich schwierig, Aufgrund der unterschiedlichen Fahrzeugalter/Zustände.
Auch da es kein OEM Zubehör ist, sollte es die Garantie auf die Nachrüstung von Baumot/Twintec geben.
Was ich gelesen habe, dass VW die Crowdfunding Kampagne zur Hardware Nachrüstung finanziell unterstützt.
Es müsste aber mal von Import PKW Herstellern etwas passieren, deren Diesel sind mit Abstand die unsaubersten. Da müssen die Hersteller ebenso für ihre Euro 5 Diesel einstehen.
Nicht nur die deutsche Automobilindustrie alleine.
Gruß und schönes Weekend!
Da bin ich mal gespannt, was die nichtdeutschen Hersteller machen werden. Die müssten ja bei Fahrverboten in den Innenstädten draußen bleiben, wenn nur noch umgerüstete PKWs einfahren dürfen.
Wo sind die Euro 4?
Was ist mit Garantie?
Bitte auch fuer die 3l Diesel..
Wäre wirklich super, wenn BMW und MB da mitmachen.
Ich wäre sogar nicht mal abgeneigt mein Fahrzeug gegen ein Neueres umzutauschen, wenn die mit einem ordentlichen Preis kommen würden.
EU4 wird wahrscheinlich nicht umgerüstet, da wird es wahrscheinlich gute Umtauschaktionen geben.
So hab ich es gehört: Es geht nur um die Passat-Modelle (mit Euro 5), weil die in den großen Flotten zu finden sind und nur die über den notwendigen Einbauraum für die Hardware verfügen.
Die Besitzer der anderen Fahrzeuge mit Euro 4 und Euro 5 sollen mit einem großzügigen Umtauschprogramm bedacht werden. Sprich: die Wagen sollen nicht zum derzeitigen Marktwert sondern mit einem fiktiven Einkaufswert in Zahlung genommen werden, der in etwa dem entspricht, was ohne den Dieselskandal der Wert gewesen wäre.
Hätte ich nicht mit gerechnet.
Leider für die meisten wohl zu spät.
Find ich sehr gut die Entscheidung.
Aber was ist mit denn anderen Euro5 VW Golf, Tiguan ...?
Dürfen die Umtauschen auf ein neueres Fahrzeug?
Aber nicht das es da 3000€ umtauschprämie giebt.
Das ist bisschen zu wenig.
Ein Angebot für die von Fahrverboten betroffenen Fahrer eines Flottenfahrzeugs von VW mit Euro 5.
Müsste also der Passat sein, evtl. noch Golf Kombi.
Total witzig, wie es hier dargestellt wird, dass VW "überraschend" dem Volk eine besondere Gnade zuteil werden lässt (das Bild ist dazu auch sehr gut gewählt) und als ob VW es alleine entscheiden würden, wer was bezahlt 😆