Gesunde Autositze: AGR-Zertifikat, Einstellung
Was einen rückenfreundlichen Autositz ausmacht
Seit 2003 wirbt Opel mit besonders gesunden Autositzen. Was genau unterscheidet solche Sitze von normalen Autositzen, und: Wie stellt man sie richtig ein?
Bremervörde - Bei Ford in Köln gibt es einen Roboter. Seine Aufgabe: sitzen. 25.000 Mal pro Sitz innerhalb von drei Wochen. Die Maschine in Form eines menschlichen Rumpfes testet Autositze. So lernen die Ingenieure, wie sich ein Autositz in zehn Jahren Alltagseinsatz abnutzt. Ob sich dadurch die Ergonomie des Sitzes verändert. Denn wie man im Auto sitzt, hat entscheidenden Einfluss auf die orthopädische Gesundheit des Fahrers.
Schätzungen nach hat rund drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland zumindest zeitweise Rückenprobleme, jeder Dritte einer Studie zufolge oft oder ständig. Ursache ist oft das viele Sitzen, für das der menschliche Bewegungsapparat nicht geschaffen ist. Im Büro, in Bus und Bahn oder im Auto. "40 Prozent aller Autofahrer sitzen täglich mehr als anderthalb Stunden hinter dem Lenkrad", sagt Tanja Cordes von der Aktion Gesunder Rücken (AGR) in Bremervörde.
Schmerzen, Verspannungen und Konzentrationsschwierigkeiten sind oft die Folge. Wenn es ganz dumm läuft, auch ein Bandscheibenvorfall. "Nahezu ein Jahrhundert lang haben die herkömmlichen, meist sehr einfachen Autositze den Rücken teils aufs Äußerste strapaziert", sagt Cordes. Das monotone Verharren auf einem herkömmlichen Autositz sei "pures Gift" für den Rücken.
Das muss ein Ergonomiesitz können
Der Verein AGR hat sich der Prävention und Behandlung von Rückenschmerzen verschrieben und vergibt seit 2003 auch Gütesiegel für Autositze. Um das Zertifikat zu erhalten, muss der Sitz unter anderem eine verlängerbare Sitzfläche, eine verstellbare Höhe und Neigung haben sowie eine Vier-Wege-Lordosenstütze. Außerdem eine feste Grundstruktur, die die natürliche Form der Wirbelsäule wiedergibt. Richtiges, ergonomisches Sitzen bedeute: "Nicht der Körper muss sich dem Sitz anpassen, sondern andersherum."
Der erste AGR-zertifizierte Sitz wurde 2003 im Opel Signum eingebaut. Mittlerweile lässt sich fast jede Opel-Modellreihe mit den rückenfreundlichen Sitzen bestellen. Gleiches gilt für jeden Mercedes. Einer der größten Zulieferer solcher Sitze ist Adient. Die Firma wurde 2016 aus dem Konzern Johnson Controls ausgegliedert. Zu Adient gehört zum Beispiel der deutsche Hersteller Recaro.
"In Adients Entwicklungszentren spielt Ergonomie seit jeher eine wichtige Rolle", sagt Sprecher Ingmar Remus. "Wir haben die Empfehlungen des Vereins Aktion Gesunder Rücken sowie diejenigen anderer Organisationen im Bereich Ergonomie bei der Sitzneuentwicklung stets im Hinterkopf."Im Opel Astra kostet zum Beispiel der AGR-zertifizierte Fahrersitz 390 Euro Aufpreis. 295 Euro fallen an, soll auch der Beifahrer ergonomisch sitzen. "AGR-Sitze eignen sich besonders gut für Langstrecken", sagt ein Opel-Sprecher. Die AGR-Sitze seien stark nachgefragt, während man in den herkömmlichen Sitzen ebenfalls schon sehr bequem unterwegs sei. Gutes Marketing bei Opel.
Opels neue Konzernschwestern von PSA, Peugeot und DS, bieten die Sitze ebenfalls an. In Daimlers Maybach-Modellen erfüllen auch die Rücksitze die AGR-Kriterien. Volkswagen bietet neben Pkw auch Nutzfahrzeuge mit orthopädisch sinnvollen Sitzen an, nämlich die Modelle Amarok und Crafter.
So wird der Sitz eingestellt
Um als Autofahrer (oder Beifahrer) das Potenzial der Sitze nutzen zu können, genügt es nicht, sich einfach ins Auto zu setzen. "Wichtig ist vor allem, dass ein Autositz individuell eingestellt wird", sagt Cordes. Dazu sei es wichtig, zunächst mit dem Gesäß bis an die Sitzlehne zu rutschen. Der Fahrer berührt die Lehne beim Lenken idealerweise immer mit den Schultern. Der Sitz werde zum Cockpit so eingestellt, dass die Beine bei durchgetretenen Pedalen sowie die Arme bei umfasstem Lenkrad leicht angewinkelt sind.
"Eine der wichtigsten Funktionen stellt dabei die Stütze der Lendenwirbelsäule da", sagt Remus. Sie wird in Höhe der Gürtellinie eingestellt. Nach dem Justieren der Sitzflächenneigung sollten die Oberschenkel locker aufliegen. Die Sitzflächenlänge wird so eingestellt, dass zwischen Kniekehle und Sitzvorderkante noch zwei bis drei Finger breit Platz bleibt. Um bei Unfällen Kopf- und Halswirbelsäulenverletzungen vorzubeugen, schließt die Oberkante der Kopfstütze am besten mit dem Kopf ab.
Heizung und Diagnosecomputer
Andere Einstellmöglichkeiten am Autositz gehören eher zur Kür: Komfortfeatures wie Sitzheizung und -ventilation, einstellbare Seitenwangen, Massagefunktionen oder gar Sitzdynamik-Systeme mit aufblasbaren Kissen. Sie sollen in Kurven Zentrifugalkräfte kompensieren und den Körper stabilisieren. Eine solche Funktion bietet etwa Mercedes an.
Noch nicht im Auto angekommen sind Sitze, die medizinische Parameter messen. So stellte Faurecia, einer der größten Autozulieferer, kürzlich die jüngste Fortentwicklung des Autositzes "Active Wellness" vor. Im Zuge der Automatisierung des Fahrens sollen diese mit Technik vollgepackten Sitze Daten des Fahrers sammeln und auswerten zum Beispiel den Herzrhythmus und die Atemfrequenz.
Wird auf diese Weise Stress diagnostiziert, wird die Massagefunktion aktiviert oder die Sitzbelüftung. In der jüngsten Entwicklungsstufe kann der Faurecia-Sitz erkennen, ob der Fahrer bei Müdigkeit oder Stress eventuell sicherer in einem autonomen Fahrmodus reist.
Ergonomiesitze nachrüsten
Zukunftsmusik. Was heute schon geht: Ergonomiesitze in gebrauchten Autos nachrüsten. Der für Sportsitze und Rennschalen bekannte Hersteller Recaro hat dafür Modelle wie den Sitz "Orthopäd" (ab 2.015 Euro, mit Sitzklimatisierung) oder den "Ergomed E" (ab 1.490 Euro, wahlweise mit Seitenairbag) im Programm. Bevor man das alte Gestühl aber entsorgt, sollten Autofahrer prüfen, ob der Nachrüstsitz mit dem eigenen Auto kompatibel ist. Recaro rät vorab zudem zur Sitzprobe.
Anders als im Büro, wo man sich auch sitzend zur Auflockerung wenigstens mal drehen und die Schultern kreisen lassen kann, sitzt man im Auto oft über Stunden, meist starr und unbewegt. AGR-Expertin Cordes rät deshalb trotz aller Möglichkeiten moderner Autositze zu regelmäßigen Pausen während längerer Fahrt - mit Gymnastik auf dem Parkplatz.
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Quelle: dpa
Der Recaro Orthopäd '94 war ein super Sitz. 8h Autofahrt, aussteigen und es war alles bestens. Allein die Verstellmöglichkeiten und die gute, harte Polsterung war ein wahrer Luxus.
Einziger Wehrmutstropfen war die optische Fehlstelle, aber das war es mir wert.
Was macht einen guten Auto-Sitz aus? Er ist nicht von Audi!
Genau, die bequemsten und für mich rückenfreundlichsten Sitze kommen von Volvo.
Zu den Rückenproblemen: Wenige Minuten Planking am Abend (und verwandte Übungen) zur Stärkung der Rumpf- und Rückenmuskulatur würden vermutlich bei der Hälfte des erwähnten Dreiviertels der Bevölkerung ausreichen, um diese Schmerzen in den Griff zu bekommen. Und würde den Krankenkassen Millionen oder gar Milliarden an Folgekosten ersparen...
„Sitzen ist das neue Rauchen“
„Sitzen is für'n Arsch“
„Wer länger sitzt, ist früher tot“
usw.
Und falsch sitzen oder schlecht sitzen is doppelt ungünstig.
http://www.main-spitze.de/.../sitzen-ist-das-neue-rauchen_18468441.htm
https://www.amazon.de/.../3868838007
Ok, manchen "passen" die Original-Sitze trotzdem gut . . . aber etlichen eben nicht.
Bin letztens mal wieder einen BMW E30 mit ganz wenig km gefahren . . . was für'n Unterschied zu meinen alten Sitzen ! Man gewöhnt sich irgendwie so schleichend dran...
....muß ich meinen '89er E30-Sitz nach über 'ner halben Million km doch jetzt endlich mal wieder (speziell im Rücken) etwas aufpeppen.
Nett...aber Blödsinn....in allen Audis (A1, A3, TTs) hatten wir gute Sitze (ok nie das Standardgestühl....meist S-Line Sitze) mit allen waren wir zufrieden.
Schlechtestes Gestühl bot der VW Golf 4 Trendline.....ich habe dieses Ding insgesamt und den Sitz im besonderen gehasst (Firmenrutsche)
Gut finden wir die Sitze im Range Rover Evoque.......Seitenhalt etwas schwach aber bei einem SUVchen eh wurscht.
Die OPEL AGR Sitze habe ich seit 1,25 Jahren im GTC.....toller Sitz, alles passt und seit er nicht mehr knartzt (4x Reklamiert und echt genervt gewesen) ist die Welt in Ordnung.
😊
Das Problem der Zukunft werden aber nicht die Krummrücken durch Autositze sein (siehe Anhang)
Zitat: "Im Opel Astra kostet der AGR-zertifizierte Fahrersitz 390 Euro Aufpreis. 295 Euro fallen an, soll auch der Beifahrer ergonomisch sitzen."
Es gibt auch Marken (z.B. Volvo) wo man ohne deftigen Aufpreis sehr gute Sitze bekommt.
Ich stimme dem Satz über Volvo zu. Ich hab noch nie so gut auf längeren Strecken gesessen wie im C30. Die Opel-Sitze sind aber auch topp, ich hatte mal einen Astra mit AGR-Sitzen als Leihwagen.
Was einem manchmal noch einen Strich durch die Rechnung macht, ist der Verstellbereich des Lenkrads. Da kann man den besten Sitz haben - wenn man das nicht vernünftig einstellen kann, sitzt man auch nie richtig. Ich bin nicht so ganz klein, hab eher lange Beine, aber nicht so lange Arme, daher muss ich mir das Lenkrad ranholen können oder alternativ die Pedale verstellen können, um eine perfekte Position zu finden (sonst sitze ich wie ein Frosch oder muss die Arme lang strecken, was falsch und unbequem ist). Mein aktueller Wagen hat alles verstellbar (auch Pedale, super Sache), die Sitze an sich sind aber nur kuschlig und bieten keinen Halt, da wäre noch Luft nach oben.
Den schlechtesten Sitz hatte ich bisher im Octavia 1, da war ich während der Fahrt nur am vor- und zurückrutschen, weil ich nie bequem gesessen habe - die perfekte Stellung wäre zwischen 2 von den Rasten gewesen.
So ist es (!)
Übrigens war ich mit BMW-Sitzen immer vollkommen zufrieden, ganz besonders mit den Sport- und Komfortsitzen. Etwas besseres als Komfortsitze von BMW kann ich mir gar nicht vorstellen. Die Sportsitze die ich jetzt habe sind genau so bequem und bieten noch einen Tick mehr Seitenhalt, haben allerdings weniger Einstellmöglichkeiten. Vermisst habe ich die um ehrlich zu sein aber auch noch nicht.
Ein guter Sitz ist viel wichtiger als ein PS-starker Motor.
Außerdem sinnfällige Anordnung aller Bedienelemente und gute Sicht rundum und nach oben zu den Lichtern der Ampel.
Danach kommt dann die Fahrleistung. Mehr als reibungslos mitschwimmen zu können auf der Autobahn ist auch nicht nötig.
Um als erster anzukommen, muß man erst mal ankommen.
Nochwas:
Stellt Opel nicht seine Sitze selber her im Komponentenwerk Kaiserslautern?
Nur ist der Basislistenpreis bei Volvo ein anderer, vermutlich ist ein Opel mit Aufpreis-Sitzen noch immer günstiger als ein Volvo mit Serienausstattung.
Manche Sitze sind schon nach ein paar Minuten probesitzen unbequem. Was ein wirklich guter Sitz ist, zeigt sich erst nach einiger Zeit.
Genau der trägt kein AGR-Siegel.
https://www.recaro-automotive.com/.../uebersicht.html
Definitiv. Die Sitze sind einfach unglaublich bequem, gerade im Langstreckenbetrieb.