Bis die mobile Zukunft da ist, kämpfen wir mit heutigen Problemen: Luftverschmutzung, Verkehrsunfälle, volle Städte. Vier Erfindungen, die dagegen helfen können.
Berlin/Las Vegas – Die Zukunft des Autofahrens wird elektrisch und autonom. Das gilt als ausgemacht. Es sind die großen beiden Trends, die die Diskussion bestimmen. Doch bis der Großteil der Autos so unterwegs ist, werden noch einige Jahre vergehen. Inzwischen kämpfen wir mit alten Problemen: Stress, Verkehrsunfälle, Luftverschmutzung, überfüllte Städte. Doch es gibt Innovationen, die genau diese Probleme adressieren, und die uns schon sehr bald helfen könnten. Wir haben vier davon auf der Elektronikmesse CES entdeckt. Sauberere Luft ohne FahrverboteQuelle: Faurecia Wir reden über Fahrverbote oder teure Nachrüstlösungen für Motoren, alles im Dienst der Umwelt. Dabei wissen alle: Der größte Umweltsünder ist oft der Fahrer. Laut Faurecia gehen Umweltexperten davon aus, dass die Emissionen im Straßenverkehr um 25 Prozent gesenkt werden könnten, wenn die Autofahrer verantwortungsvoll fahren. Da setzt Faurecia mit der „Clean Drive App“ an. Sie analysiert das Fahrverhalten und gibt Hinweise, wie es sich verbessern lässt. Außerdem schlägt die App alternative Routen vor, basierend auf aktuellen Verkehrsdaten und Daten zur Luftqualität. Dazu hat der Zulieferer ein City-Dashboard entwickelt, das die Luftqualität kartiert. Die Daten werden an die Clean Drive App übermittelt. Das Dashboard des französischen Zulieferers sollen Kommunen nutzen und Autofahrer über die App mit Informationen versorgen. Die Verwaltung könnte über die App auch Anreize zum verantwortungsvollen Fahren setzen. Ein Punktesystem sei denkbar, bei dem Autofahrer ihre gesammelten Punkte beispielsweise für kostenlose Parkplätze einsetzen könnten. Außerdem soll man per App Freunde herausfordern können. Wer die Umwelt am wenigsten belastet, gewinnt. Auf jeden Fall sinnvoller als viele andere Straßenrennen. Besser Autofahren dank GedankensteuerungQuelle: Nissan Nissan erprobt einen neuen Ansatz fürs autonome Fahren: Gedankensteuerung. Dabei werden die Gehirnströme des Fahrers gemessen und an das vernetzte Fahrzeug übermittelt. So soll die B2V-Technologie (Brain to Vehicle) vorausahnen, was der Fahrer als nächstes vorhat – und die Handlung schon mal einleiten. Lenkbewegungen oder Bremsungen können so von intelligenten Assistenten schneller umgesetzt werden, verspricht Nissan. Und: Der Fahrer soll davon nicht mal was mitbekommen. Laut Nissan kann die Reaktionszeit um 0,2 bis 0,5 Sekunden verkürzt werden. Das kann im Notfall entscheidend sein. Gleichzeitig soll B2V den Autofahrer in alltäglichen Situation zu einem besseren Autofahrer machen. Das System erkennt, wenn das Auto sich anders verhält als erwartet und passt die Inputs an. Mehr Freude am Fahren soll die Folge sein. Ob Bestzeiten auf der Rennstrecke dann nur noch eine Frage der Vorstellungskraft wären? Sitze für die Trucker-GesundheitDer französische Zulieferer Faurecia hat auch was für Brummifahrer. Ein jetzt präsentierter Sitzbezug soll helfen, deren Wohlbefinden hinterm Steuer zu steigern. Dazu misst er Daten wie die Herzfrequenz, Atemfrequenz und Körperbewegung. Als komplettes Cockpit-Konzept gibt es „Active Wellness“ schon seit 2015, seit 2017 in der Version 2.0. Mercedes bringt ähnliche Funktionen in der S-Klasse. Doch das ist Luxusklasse. Das schöne an dem „Active Wellness Express“ genannten Sitzbezug ist die Möglichkeit, ihn in jeden Lkw bringen zu können. Eine Smartphone-App erfasst die Biodaten des Fahrers und schlägt bei ungünstigen Werten Maßnahmen zur Abhilfe vor. Der Bezug kann zum Beispiel massieren und so die Durchblutung fördern oder durch gezielte Wärmetherapie Rücken- und Muskelschmerzen lindern. Und entspannte, schmerzfreie Lkw-Fahrer sind schließlich sicherere Lkw-Fahrer. Mobiles Leben konsequent gedachtQuelle: Toyota Zugegeben, was Toyota auf der CES zeigt, dürfte noch etwas weiter vom Massenmarkt entfernt sein. Und ob es die Verkehrsbelastung reduziert, darf man bezweifeln. Es könnte allerdings dabei helfen, die Übervölkerung der Städte zu bremsen, indem es das Leben auf die Straße holt. Fahrbare Boxen in der Größe eines Lieferwagens sollen quasi alles beherbergen können, wofür man üblicherweise aus dem Haus muss. Tatsächlich bräuchte man mit dem "e-Palette" genannten Konzept nicht mal mehr ein Haus, aus dem man gehen müsste. Die Fahrzeuge sollen Geschäfte, Büros, Hotelzimmer sowie Restaurants beherbergen und durch die Gegend fahren können. Der Kunde muss nicht mehr zu kleine Turnschuhe online bestellen, sondern der Sneakerstore kommt für die Anprobe zum Kunden. Oder das Büro sammelt seine Mitarbeiter ein. Ganz nebenbei kann e-Palette Pakete ausliefern oder Passagiere befördern. Schon 2020 soll die „e-Palette“ ihren ersten Einsatz bei den Olympischen Spielen in Tokio haben. |