Kommentar: Anhebung des Tempolimits auf Österreichs Autobahn
Wie ich mit fiktiven 160 km/h die Langsamkeit lernte
Österreichs Verkehrsminister will eine Anhebung des Tempolimits. Das weckt Erinnerungen: An eine giftgrüne Super-Maus und Rekordversuche mit 60 PS. Kommentar.
Ein Kommentar von Sven Förster
Wien - In Österreich wird man als Realist geboren. Die Kaiserzeit ist vorbei, Demokratie ist fairer. Die Fußball-WM holen wir eher nicht, aber im Ski-Weltcup läuft es. Und: Autobahnabschnitte ohne Tempolimits wird es in der Alpenrepublik nie geben, aber vielleicht kommt die Anhebung auf 160 km/h.
An diese Zahl dachte ich, als der neue Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) im Gespräch mit der Tageszeitung Kurier erklärte: „Die Frage ist, ob man bei perfekter Witterung und wenig Verkehr über 130 km/h (das aktuelle Limit, Anm.) gehen kann.“ Warum das eher kein Verweis auf eine angedachte Übernahme deutscher Geschwindigkeitsregeln ist? Weil kein Verkehrsminister mit dem ersten fatalen Crash bei legalem Tempo jenseits der 200 km/h in Verbindung gebracht werden will. Und der käme garantiert, egal, wie lange das Projekt bis dahin (oder danach) gut ginge.
Erhöhung seit mehr als 10 Jahren im Gespräch
Warum ausgerechnet 160 km/h? Weil dieses Höchsttempo seit mehr als 10 Jahren von Parteien des rechten Spektrums gefordert wird. Norbert Hofer selbst hatte das 160er-Limit bei der Amtsangelobung Mitte Dezember ausgeschlossen. Genauso wie zuvor eine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten. Er kam übrigens 2016 in die Stichwahl.Einmal gab es in Österreichs jüngerer Geschichte dieses Tempolimit bereits: Von Frühjahr 2006 bis Frühjahr 2007. Auf einer Länge von 12 Kilometern. Die Rechtspartei BZÖ hatte die Errichtung einer Teststrecke erwirkt. Das Projekt stand eher im Geiste des Populismus als im Dienste der Wissenschaft. Und hätte mich beinahe meinen Schulabschluss gekostet: Wenige Wochen vor der Matura (dem österreichischen Äquivalent zum Abi) investierte ich in jugendlichem Leichtsinn weniger Zeit in meine Bildung als in die Planung einer Reise zu diesem Stück Tauernautobahn (A10) im Süden des Landes. Zu dritt, ab Wien 344 Kilometer in Richtung Süden, das war der Plan.
Mehr Down, als Downsizing
In der entgegengesetzten Richtung wäre es nicht viel weiter bis zum ersten unbeschränkten Bereich der deutschen Autobahn gewesen. Machte für unser Auto keinen Unterschied: Ein giftgrüner Nissan Micra der zweiten Generation mit einem 1,0-Liter-Benziner. 60 PS sollten laut Datenblatt für 150 km/h reichen. Wir würden also echte 160 km/h schaffen. Der Fahrer spielt bei der möglichen Höchstgeschwindigkeit auf gerader Strecke ja bekanntlich die größte Rolle. Umso besser, wenn dann gleich mehrere selbsternannte Racing-Talente im 800-Kilo-Micra sitzen.Gefühlt brachten bereits die Super-Mouse-Aufkleber an den Türen gute 10 km/h mehr Höchstgeschwindigkeit. Die erstrebte Geschwindigkeit erreichten wir nie, nicht einmal die Teststrecke. Uns stoppte kein technisches Problem und kein Unfall - sondern das Wissen um irgendeine Party auf der Anreiseroute.
Jedes Limit wird als störend empfunden
Beschert die neue Regierung nun die nächste Chance? „Wir haben im Regierungsabkommen einen Test vereinbart“, sagte Verkehrsminister Hofer dem Kurier. Und meint vermutlich einen Versuchsabschnitt ganz wie damals. Ich beabsichtige diesmal nicht, die Teststrecke aufzusuchen. Auch, wenn praktisch alle Autos in der MOTOR-TALK-Garage dem alten K11 überlegen wären.
Vielleicht auch gerade deswegen: Ein Limit wird man als Fahrer immer als störende Einschränkung empfinden. Egal, ob es bei 110, 130 oder 160 km/h liegt.
Und die giftgrünen Nissan Micra 1,0 von damals fahren meist nicht mit „echten“ 160 km/h . 120 ist im K11 eine probate Reisegeschwindigkeit. Das wären bei erlaubten 160 km/h dann schon 40 km/h Unterschied zu schnellen Vertreter-Kombis und potenten SUV-Gleitern auf der linken Spur.
Und die benutzt man auch mit spärlich motorisierten Kleinwagen: Irgendwann ist garantiert ein LKW, Bus oder PKW mit Anhängern auf der ersten Spur im Weg. Je größer der Geschwindigkeitsunterschied, desto unangenehmer die Situation für alle PKW-Fahrer - für jene, die aus Leistungsmangel oder Prinzip schleichen genauso wie für die Heizer. Insofern wäre eine Anhebung des Limits um 10 bis 20 km/h wohl ausreichend, eine Beibehaltung von Tempo 130 zu verkraften. Mein 18-Jähriges Ich möge mir vergeben.
Ein Pauschales Überholverbot für LKW, bzw. in einigen Jahren dann dass "Autonome Fahren" eben solcher, wird schon sehr viele Probleme lösen.
Gewisse Situationen entstehen eben, wenn "plötzlich" die Geschwindigkeit auf einer der Spuren verringert wird, und selbst als "Nicht-Raser" ist es unangenehm wenn man von seinen 110-120 runtergebremst wird auf 85-90, und man diese dann Minutenlang hinter einem hertuckeln darf, weil er jemanden mit einem Unterschied von 3-5 km/h überholen muss...
Klar zieht man dann mit seinen 110-120 auf die Linke Spur (wenn Frei), und klar stört man damit massiv die Leute welche ~130 Fahren, und erst recht diejenigen, welche mit 150 km/h+ Unterwegs sind.
Möglicherweise sollte man ja eine "Mindestgeschwindigkeit" abhängig von der Spur einführen, dann fährt eben alles was keine 110 schafft links, der Res in der Mitte, und wer schneller als 130 Unterwegs ist, tummelt sich links, oder, wenn er überholen will, drückt aufs Gas um eben jene Geschwindigkeit zu erreichen...
Wunschvorstellung, ist mir klar :-D
Man könnte die ganze Diskussion um Fahrverbote vermutlich tatsächlich entschärfen, wenn man nicht 130, sondern 150 oder 160 als denkbare Grenze in die Diskussion einbringen würde. Bisher ist das jedenfalls ein ganz angenehmes Reisetempo auf deutschen Autobahnen.
BTW: Noch vor ca 1 Jahr bin ich mit (Tacho) 160 in einem K11 unterwegs gewesen. Mir ist aufgefallen, dass niemand dem Zwerg Platz macht. Allerdings hatte die Möhre auch nur 55 PS. Ab 140 wird der auch wieder leiser 😆
Ich fahre 6x im Jahr 1000 Kilometer am Stück. In der Regel ist der Tempomat auf 160 gestellt. Ist eigentlich eine ideale Reisegeschwindigkeit wenn es der Verkehr zulässt. Auf dreispurigen Autobahnen klappt das auch ganz gut über weite Strecken. Bei zweispurigen wird man häufig durch Elefantenrennen ausgebremst. Ich denke bei Zweispurigen Autobahnen sollte ein generelles Überholverbot für LKWs eingeführt werden, denn das ist die eigentliche Gefahr. Dadurch wäre der Verkehrsfluss viel entspannter und gleichmäßiger. Und die Umwelt würde es nebenbei auch ein wenig entlassten, da das ständige bremsen und beschleunigen wegfallen würde.
Wenn LKW 80km/h fahren dürfen und ganz offensichtl. die v_diff zu 130km/h ok ist, wäre für wenn auf der rechten Spur gerade jmd. mit 130km/h ist eine Geschwindigkeit von 180km/h ganz offensichtl. akzeptabel, zumal zumindest auf dt. Landstr. eine v_diff zwischen baul. nicht getrennten Spuren von 200km/h erlaubt ist.
Außerdem muss mehr gegen Leute getan werden, die völlig unnötig vor dem Auffahren zu spät oder nicht ausr. Gas gegeben bzw. durch so Verhalten andere gefährdet haben, die deswegen Probleme hatten ihre v_diff an den Verkehr auf den durchgehenden Spuren anzupassen.
notting
Rechte Parteien werden mir immer sympatischer.
Mir wäre es lieber, wenn sie IGL auf der A12 anheben würden. Die 100 Km/h sind einschläfernd.
Ich bin schon lange für 160Kmh auf unseren Autobahnen. Nicht als Richtgeschwindigkeit, sondern als maximale erlaubte Geschwindigkeit. Wer nicht 160 fahren will muss nicht, aber es gibt welche die es wollen und man sollte ihnen diese Freiheit ermöglichen.
Selber denken und an die jeweiligen Situation angepasst fahren, geht wohl gar nicht mehr ?
Warum muß man eigentlich einen Führerschein machen ?
Wenn einem "Alles und Überall" bei - vergleichsweise - irrwitzigen Strafen starr vogeschrieben wird ?
Die Entwickler "autonomer Fahrzeuge" wären glücklich und froh,
hätten sie so leistungsfähige Rechner zur Verfügung, wie das menschliche Gehirn ...
Ja, 160 wäre so eine vernünftige Zahl, auf die man sich einigen könnte, find ich.
Also sagen wir dann so Tacho 180, abzüglich Voreilung/Toleranz/Schlupf. Damit könnte wohl auch der Handelsvertreter leben. Auch wenn er es nie zugeben würde. 😆
Aber genau deshalb wäre das bei uns kein Thema. Da muß einfach ein bisschen Leid/Qual/Verzicht und Selbstgeißelung mit rein, sonst is das doch nix. Ist wie bei der Religion.
Also weiter auf den Maximalforderungen beharren. "Freie Fahrt für freie Bürger" vs. Tempo 130.
Lieber noch 120 und Bahn is eh besser. 😉
Ich meine, wenn überhaupt, dann so was wie ein 140-150km/h Limit auf den Sechsspurigen😊😎
Und sollte da wer bloß aufgrund der Quelle (FPÖ) dagegensein, so soll dieser die Papp´n haltn😉
Da hast du sowas von Recht.
Ich wäre für eine Anhebung des Tempolimits, wenn ausschließlich die Befürworter und deren Familien unter den Auswirkungen leiden würden.
Fährt also einer mit 130 durch das Tiroler Luftsanierungsgebiet, sollte er und dessen Familie an den bekannten, durch erhöhten Lärm- und Abgasbelastung verursachten, Krankheiten leiden, und nicht jene, die auf die Umwelt schauen.
Leider bleibt es ein Traum, dass ausschließlich die Verursacher zur Kassa gebeten werden.
Tjo, es gibt ja viele wie dich, die auf populistischen Mist hereinfallen, bei dem der Mund sehr voll genommen wird, aber nichts dahinter ist.
Wir rechnen mal, schließlich haben die meisten Physik gehabt.
Bewegungsgleichung: s = s_0 + v_0*t + 1/2 a t^2. Und das für ZWEI Körper aufgelöst.
Nehmen wir an, einer fährt 180 und ein ander gerade 89 und zieht hinter einem LKW raus. Wie hoch darf der Abstand sein, damit es bei 2s Reaktionszeit bei einer 6 m/s^2 Bremsung (das ist satt, aber nicht voll) NICHT kracht?
Antwort: Ohne jede Beschleunigung des Herausziehenden sind 110 m knapp ausreichend.
Frage: Sollte man beim Rausziehen 110m überblicken können? Ich finde "ja".
Scheiss Physik.
Zusatzaufgabe: Derjenige, der herauszieht hat einen Supersportwagen und beschleunigt in 10s von 100 auf 200. Wäre die Kategorie eines Lamborghini Gallardo, Porsche GT3 oder Ferrari 488. Wie viel weniger Abstand darf sich derjenige erlauben damit es mit der gleichen "Sicherheit" nicht scheppert?
Antwort: 80m. Der "Gewinn" ist lächerlich. Soviel zu den Idioten, die mit Vollgas "brutal beschleunigen" und herausziehen. Das ist SCHEISSEGAL.
Und was lernen wir daraus? Guckt verdammt noch mal in die Spiegel und macht einen Schulterblick. Bei 150 km/h statt 150 würde man statt etwa 110m nur noch 50m brauchen. Muss man die Überblicken können? Ja. Aber sowas von.