VW T3 California Atlantic : Verreisen im Bulli-Campingbus
Wie wir im Bulli die Langsamkeit entdeckten
Die große Freiheit braucht nicht viele Kilometer. MOTOR-TALK-Mitarbeiterin Marlene ging im gemieteten VW T3 Campervan auf die Suche nach der Langsamkeit. War leicht zu finden.
Aufgezeichnet von Heiko Dilk
Berlin – Langsam kommt man auch ans Ziel. Vor allem, wenn das Ziel aus ganz vielen Zielen besteht. Also: aus dem Weg. Wir wollten ganz bewusst anders Urlaub machen. „Entschleunigt“, wie man so sagt. Ohne Zeitplan wollten wir die Küste entlang fahren, durch Deutschland bis hoch nach Dänemark. Und ich wollte schon immer mal mit einem Campingbus verreisen.
Zum Glück kann man Bullis mieten. Vom T6 bis zum T2, mit Klapp- oder Hochdach. Wir entschieden uns für „Rent a Bulli“ – vor allem, weil die in Berlin ansässig sind. VW-Bus-Vermietungen gibt es an allen Enden der Republik (siehe unten). Rent a Bulli hat neben aktuellen VW T6 California auch elf T3 im Angebot. Das sind California oder Atlantic, überwiegend mit Hochdach.
Das passt. Der VW T3 ist das perfekte Auto für die Entschleunigung. Wenn die geballte Leistung eines 1,6-Liter-Diesels an der Hinterachse reißt, misst man Beschleunigung nicht in Sekunden, sondern eher in Epochen. Aber darum ging es ja: Viel sehen, ohne viel zu fahren.
60 Liter Frischwasser im Tank
Unser T3 Atlantic hörte auf den Namen „Whity Whiteman“ und kam mit allem, was man für die Reise braucht. Besteck, Geschirr, Kocher und Kühlschrank mit genügend Gas für zwei Wochen, 60-Liter-Frischwasser-Tank, 30-Liter-Abwassertank, reichlich Stauraum und bis zu vier Betten. Von denen wir aber nur zwei brauchten.Nicht schneller als 100 km/h sollten wir fahren, gab uns der Vermieter mit auf den Weg. Aber weder der 69 PS starke Vierzylinder noch das Fahrverhalten des T3 animieren dazu. Mit viel Spiel im Lenkrad und mit ohne Hast durchgeführten Schaltvorgängen ging es von Berlin Richtung Norden. Zunächst nach Prerow an die Ostsee. Dann führte der Weg die Küste entlang gen Poel.
Der Stopp dort sollte nur einen Tag dauern, doch wir verdoppelten, weil wir direkt nach der Ankunft Tilo kennenlernten. Auch T3-Fahrer, genau wie wir mit Elch-Aufkleber am Hochdach. Er bot uns Strom und tolle Gesellschaft. Sein Bulli war allerdings weniger fancy als Whity. Für 10.000 Euro hatte er den bereits zum Camper umgebauten Transporter gekauft und dann selbst noch Arbeit reingesteckt, um ihn auf seine Bedürfnisse anzupassen.
VW T3 bei mobile.de finden
Der Atlantic als edler California
Beim Atlantic war das früher nicht notwendig. Der war damals so etwas wie die Nobelversion des California. Mit Außenspiegeln in Wagenfarbe, Kunststoff-Isolierfenster hinten und rundum ein bisschen mehr schwarzem Kunststoff. Innen fanden wir unseren T3 richtig wohnlich und für seine immerhin 27 Jahre und 355.000 Kilometer noch gut beisammen. Der Motor hat allerdings weniger auf der Uhr. Rent a Bulli baut überholte Motoren ein und ergänzt sie um einen Ölkühler.Das Hochdach gab es nicht auf allen Varianten. Wie beim California baute VW auch Versionen mit Klappdach. Das mag etwas unpraktischer sein, weil lichte Höhe fehlt, aber auf unserem Weg Richtung Nordsee hätte es Vorteile gehabt. Bei frischem Wind wird der Atlantic seinem Namen erst richtig gerecht: Er beginnt wie auf Wellen zu tanzen.
Als aus Wind Orkanböen wurden, blieb schließlich nur: Tempo reduzieren und Warnblinkanlage an. Mit 60 km/h krochen wir zum Teil die Küste entlang. So viel Entschleunigung hätte es dann doch nicht unbedingt sein müssen.
Fast 1.800 Kilometer in zwei Wochen
Unser Zwischenziel, die dänische Insel Rømø, erreichten wir trotzdem ohne Zwischenfälle. Einmal mit dem Camper auf den Strand, das sollte schon sein. Auch, wenn man dort leider nicht häuslich werden darf. Die Insel ist Naturschutzgebiet, ihre einzigen beiden Campingplätze liegen nicht am Strand. Aber wir fanden einen Stellplatz gegenüber auf dem Festland.Campingplätze haben wir ohnehin gemieden. Unser Miet-Bulli kam mit der Lizenz zum Bauernhof-Camping. Das nennt sich „Landvergnügen“, mit der Mitgliedschaft darf man bei 585 Höfen in Deutschland auf Privatgrund sein Lager aufschlagen. Mal inklusive Toilettenbenutzung, mal ohne. Und oft ganz weit ab vom Schuss.
Insgesamt kamen auf unserer Reise an Ostsee und Nordsee, durch Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und die brandenburgische Uckermark 1.796 Kilometer zusammen. Nicht viel für 14 Tage, aber das war ja der Plan: bloß nicht stressen.
Bulli mieten: Was es gibt und was es kostet
Zahlreiche Vermietungen in Deutschland haben sich auf Campingbusse spezialisiert, meist von von VW. Vor allem in größeren Städten gibt es oft sogar mehrere, die um Kundschaft konkurrieren. Allein in Berlin gibt es mit "Rent a Bulli", Bulli 4 Rent, "Bulli Holiday" und "Vanarama" mehrere Anbieter zur Auswahl. Wobei Vanarama nur T5 und T6 im Angebot hat. „Main Bulli“ unterhält zwei Standorte in der Mitte Deutschlands. Indievans vermietet hauptsächlich Fahrzeuge in Dresden und Bremen.
Wer mit einem neueren California zufrieden ist, findet deutlich mehr Angebote. In Hamburg etwa vermietet Ahoi Bullis neue T6 California, Cali-Camper ist an mehreren Standorten vertreten. In München gibt es „Camperboys“. Außerdem lassen sich über Vermittler wie Campanda oder Paul Camper alle möglichen Wohnmobile von privat leihen.
Die Preise variieren je nach Saison und Anspruch. Ein T3 kostet in der Hauptsaison üblicherweise zwischen 70 und 90 Euro pro Tag. In der Nebensaison wird es günstiger. Ein Blick auf die Mietbedingungen gibt Aufschluss darüber, was alles an Bord ist. Für ein Vorzelt oder einen Fahrradträger verlangen die Vermieter Aufpreis, Kochgeschirr und Besteck sollte an Bord sein.
Versicherung ist oft, aber nicht überall inklusive. Die Kilometerzahl wird vor allem bei den T3 gerne begrenzt. Hier dürften 200 Kilometer pro Tag allerdings für die meisten Nutzer völlig ausreichend sein. Gerade in der Hauptsaison gilt es zu bedenken, dass man die Bullis oft für längere Zeiträume am Stück ausleihen muss.
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Darf man damit nach Wacken? 😆
Dafür ist die Farbe irgendwie zu... hell 😆
Und es passen nur 60 Liter in die
FrischwasserbehälterBierspender rein.😆Gruß
electroman
...und gekühlt wird das kostbare Nass dabei auch nicht...
Nicht, dass man "Whity Whiteman" ausleiht und "Blacky Dark" zurückbringt...😎
Wohl eher nen Brownie - wobei das Wetter dieses Jahr schlammverhindernd war.
Nett, aber muss man auch mögen, speziell das Fahren mit dem Ding. Ich mag es nicht mehr.
(7 Jahre T3 gefahren)
Ich verstehe den Hype um due VW TX Modelle nicht. Aber so einen Camper hätte ich auch gerne.
Dafür kann ich oft im Hotel schlafen, und mir tagsüber für die Touren ein Auto leihen
@olsql
Die meisten Vermieter von Wohnmobilen und Wohnwagen schließen Festivals von der Nutzung aus.
Hatte auch mal fürs W.O.A. geschaut, bin dann beim Tipi geblieben 😉
Schöner alter Bulli. Der weckt Erinnerungen. Klasse.
zu den "100km/h) die für den 1.6 turbodiesel (serienmäßig ohne ladeluftkühler) eine angemessene reisegeschwindigkeit sind, sollte der viermieter ggf mal ergänzen dass so ein auto nichts mehr im salzigen nordseesand von römo oder s-p-o zu suchen hat.
klar wird er untenrum hoffentlich vernünftig konserviert sein - aber gesund ists trotzdem nicht. wird ich mit dem eigenem auto nicht drin rumfahren und mit mietgegenstand gehört sich das ebenso nicht. aber viele halten es da leider mit "don't bei gentle to the rental".
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mit vernünftigen federn und dämpfer kann man die seitenwindempfindlichkeit halbwwegs reduzieren. gerade bei hochdach hilft ggf auch noch dem wagen ein paar spurplatten zu verpassen und für eine breite spur insgesamt zu sorgen oder eben 16 oder 15" felgen mit entsprechend anderer einpresstiefe und ggf anderen reifen (225 60 15 auf ET23 paßt super drunter und gibts sogar welche mit t3 abe oder gutachten. wer es dick mag für den gehen auch 8x16ET11 allerdings mit änderm vom schiebetürbügel)
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der T3 ist als Camper und zweitwagen noch echt gut alltagstauglich. und mit den motoren oberhalb von 50ps kommt er auch brauchbar voran.
lautstärkeniveau ist gerade bei den diesel nicht mehr zeitgemäß. da addieren sich ab 80km/h aufwärts: hohe motordrehzahl (bei 100 am 5gang 3350 u/min), reifengeräusche, windgeräuche, je nach zustand des getriebe auch noch eine gewisse geräuschkulusse und schwingungen im blech (die man mit guter dämmung etws rezuzieren kann. die camper haben ja schon dämmwolle in den seitenwänden aber es gibt insgesamt noch einiges an optimierungspotentail).
was die leistung angeht: der 1.6td läßt sich vernünftig fahren
-> ist keine rennsau aber man kann - bis auf auf der ab - vernünftig mitschwimmen. überholt wird man trotzdem immer und überall - weil der bulli vor mit ist lahm sagt sich jeder.
->lkw's am berg oder so sind auch kein thema (mit dem saugdiesel würd es da eng aber mit dem turbodiesel paßts).
beim zustand sollte man immer bedenken:
was da so gewerblich vermietet wurde in der regel in top zustand versetzt. innen wie aussen. quasi restauriert. sprich so einen zustand sollte man als frisch bulliverliebter nicht erwarten, wenn man sich günstige bullis anschaut - eher noch bei topexemplare (die dann auch ihren preis haben. als atlantic dann 20t€ aufwärts. das doppelte dann für ausnahmezustand aber den hat er mit 350tkm auf der karosse ohnehin nicht)
es sind inzwischen oldis (1979-1992). da ist das bessere auto klar der bessere kauf. gammelbuden günstig runter fahren dafür sind selbst schlechte t3 oftmals schon bald zu teuer - finden aber sofern sie nicht völlig fertig sind irgendwie auch immer wieder einen neuen käufer. wer länger was von haben möchte kauft am besten einen guten, möglichst original erhaltenen (innen wie aussen). nimmt zum kauf jemand mit der sich gut mit dem t3 auskennt, studiert akribisch die kaufberatung (Gibt da sehr gute infos im netz). blind viel geld für einen t3 ausgeben kann leider auch dazu führen dass man eine grotte oder einen blender kauft und nochmal viel reinstecken wird - oder beim verkauf viel verliert.
jeder der vor hat einen bulli zu kaufen ist gut beraten erstmal einen zu mieten. fahren tut er sich klasse aber man muss es eben wollen:
->es ist laut (gerade im diesel)...dafür ist der sparsam. benziner nehmen dagegen einen guten schluck
->auf der autobahn reiht man sich hinter lkw ein bzw überholt ab und an mal einen, wenn die linke oder mittlere spur gerade länger frei ist. ggf schwimmt man hinter einem reisebus her, die fahren 100
->er ist wartungsintensiv. man muss alte technik eben in schuss halten, wenn man nicht liegenbleiben möchte. desweiten sollte man sehr auf die karosse achten
->beim camper kommt noch der campingkram den man und schuss halten (kühlschrank, zweitbatterie usw) muss und ihn auf pflegen (wassertank reinigen wer ihn benutzt. wir nehmen lieber 5 liter kanister und füllen ihn regelmäßig als das wir 50 liter wasser+irgendwelche auffrischer spazierenfahren)
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andere t3 fahre anquatschen um einen schnack zu halten ist inzwischen mode. übertreiben sollte man es jedoch nicht - es wird sonst mitunter zeitraubend. wer kontakt sucht für den ist so ein bulli durchaus brauchbar - irgendwer findet den schließlich immer toll - selbst der platzwart.
inzwischen ist er auch ziemlich klassenlos. camper von luxusmobilen werden dir sagen 'so einen hatten wir auch mal'. aber auch sonst siehst du dem der drinsitzt nicht an ob ers dicke hat oder er nicht so - understatement pur.
du ungepflegten gammelbullis sterben auch so langsam weg - da sind man gar nicht mehr soviele von rumfahren. (ok wacken wär da so eine ausnahme...). übelnehmen kann man das runterrocken eines bullis noch nicht - dafür gibt es noch zu viele - aber einen guten sollte man pflegen und erhalten.
"Dafür kann ich oft im Hotel schlafen, und mir tagsüber für die Touren ein Auto leihen"
diesen vergleich darfst halt nicht ziehen. die leute campen(oder reisen mit wohnmobil oder wohnwagen) weil sie es wollen und nicht weil sie arm sind. man kann das schon günstig (für junge familien ganz super), aber das ist nur ein teil der camper. eben ein gewisser schnitt durch die gesellschaft. am womo oder wowa siehst es auch nicht - den nicht jeder der richtig kohle hat reißt mit einem morello oder concorde, manch einer gar mit bulli oder zelt.
frag dich (der über den preis jammert) doch mal was hotelurlaub dir gibt
->du zahlst viel geld um in einem fremdem bett zu schlafen. ein privatzimmer für 25€ pro nach und nase tät es vielleicht auch anstelle den 50-90€(oder auch nach oben offen) für die hotelübernachtung
->buchst blind ein hotel weißt nicht wie es wird. ists blöd hast ein schlechtes an der backe. bei blödem ort fährt mit dem bulli einfach weiter. buchen brauchst du im grunde gar nicht - platz für einen bull ist fast immer und sollte zur hautpsaison der topcampingplatz mal übervoll sein sucht man eben ein stück weiter, nimmt einen womo stellplatz oder stellt sich mal schwarz (und wer früh aufsteht wird auch dort nicht erwischt wo es nicht erlaubt ist).
->im hotel bist du anonym. klar kannst beim frühstück mit leuten quatschen oder in größeren hotels auch in der lobby und wenn du halbpension hast und mehrere tage die selben leute bei abend ggf auch dort. auf dem campingplatz hast direkte nachbarn - kannst sie ignorieren, kannst freundlich sein, kannst ihnen auf die nerven gehen, kannst mitunter gar freundschaften finden
->campingplatze sind oft an top orten. direkt vorne am strad. da wo du für's hotel dann auch mal gerne richtig kohle hinlegen darfst und deine rechnung nichtmehr aufgeht (trotz billigem hoteleigenem mietauto....was du dir zur hauptsasion wohl auch rechtzeitig reservieren solltest)
->mit dem bulli kannst du jeden tag wo anders sein. per pkw und hotelhopping mag das auch gehen aber es ist gewiss nicht das gleiche
Das hätten die Vermieter, die ein paar Kollegen von mir einen Camper für den Nürburgring gegeben haben lieber auch mal gemacht...😆😆