Land Rover Defender V8 Works (2018) und 3,5 V8 (1988)
Zwei Defender, 16 Brennräume
MOTOR-TALK unter Land-Rover-Defender-Fans: Wir begriffen Stau als Wettkampf. Die Jugend als Ursprung des Offroad-Drangs. Und wie unterschiedlich V8-Motoren sein können.
Bad Kissingen – Kolonnenfahren ist für Konformisten. Also nichts für Besitzer eines Offroaders in der Formensprache der späten 50er-Jahre. Und weitgehend ohne Komfort, dafür aber mit Technik, die sich mit einem Hammer reparieren lässt. Ein „Go anywhere“-Sticker klebt auf dem Heck vieler Land Rover Defender, fahr überall hin. Will heißen: Überall dort hin, wo die breite Masse nicht ist. Weil sie die Anfahrt nicht wagt.
An diesem Tag ist das Terrain keine Herausforderung. Die schmalen Landstraßen um Bad Kissingen sind so bevölkert wie die Zufahrt zum Shopping-Center früher zum Sommerschlussverkauf. Mit Land-Rover-Modellen, ausschließlich. 632 Fahrer wollen ins Guinness-Buch der Rekorde, für die längste Landy-Parade der Welt. Der bisherige Guinness-Bestwert liegt irgendwo im Bereich von 500 Fahrzeugen. Beim ersten Blick auf den Vorbereitungsparkplatz wird klar: Ohne die Defender-Exemplare bräuchte man hier erst gar nicht loszufahren. Eine denkbar anschauliche Darstellung des Begriffs „Kernmodell“.
Neues Blubbern
Schon zu „Lebzeiten“ des Kletterers sorgten andere Modelle für den Absatz. Etwa die Range-Rover-SUV und der modernere Offroader Discovery. Der Markenkult hängt immer noch am 2016 eingestellten Defender. Das Fanvereinsleben sowieso. Landy-Fahrer sind Individualisten, keine Einzelgänger. Schwer gelingt der Gesprächseinstieg an diesem Tag nie. Am einfachsten aber, wenn man blubbert. „Der starke Achtzylinder! Erzähl nachher wie es war“, ruft mir ein Defender-Besitzer durch das geöffnete Fenster zu, als ich den 405 PS starken Defender Works V8 hinaus auf die spätere Rekordstrecke lenke.Den gibt es noch fast neu. Die Klassik-Abteilung in Coventry baut 150 gut erhaltene Exemplare (Baujahr nach 2012, maximal 32.000 Kilometer) auf, versieht sie mit dem 5,0-Liter-Aggregat aus dem Konzernregal. In den stärksten Jaguar und Land-Rover-Modellen erhöht ein Kompressor den Druck, hier saugt der Motor frei. Der stärkste jemals gebaute Defender ist er auch so. Ich trete aufs Gas, die Achtgang-Wandler-Automatik schaltet nach kurzer Überlegung zurück. Das System weiß: Im Drehzahl-Keller geht hier nicht allzu viel.
Wellengang mit 405 PS
Das Spitzen-Drehmoment von 515 Newtonmetern liegt bei 5.000 Umdrehungen an, die maximale Leistung bei 6.000 Touren. Gefühlt wird es ab rund 4.000 Umdrehungen interessant. Beziehungsweise herausfordernd: Ein Defender Works V8 läuft nicht einfach geradeaus. Man arbeitet am großen Lenkrad wie ein Schiffskapitän: Die Mittelstellung ist ein theoretisches Konstrukt, in irgendeine Richtung muss man immer ausgleichen. Bei Spurrillen wird es kniffelig. Übelnehmen werden ihm die Markenfans das nicht. Zum Glühen und Scheitelpunktejagen kauft niemand ein solches Auto, stellt ein Defender-Besitzer mit schweizerischem Akzent später klar. Und: Auch nicht unbedingt wegen der Geländekompetenz.
Der Schweizer lernte mit einem der Ur-Modelle Autofahren - im Alter von 12 auf einem Feldweg. Später, als Grundwehrdiener saß er wieder im hochbeinigen Engländer. An all das erinnert ihn sein Modell aus den 90er-Jahren. Mittlerweile kamen neue Erinnerungen hinzu. An Offroad-Pfade in Marokko, Flussdurchquerungen in Russland. Nicht immer verlief alles technisch reibungslos, „aber bei extremen Belastungen geht das schon ok. Ich könnte glatt ein Buch über dieses Auto schreiben“, sagt er. Viele hier schrieben zumindest bereits Artikel für die Vereinszeitschrift.Der Defender Works V8 wird am Clubstammtisch mitunter kritisch betrachtet. Leistung schön und gut, doch mit den ganzen Änderungen am Fahrwerk sei das kein echter Defender mehr – so der Tenor unter den Traditionalisten. Land Rover verbaut etwas härtere Dämpfer und andere Stabilisatoren. In den Radkästen stecken 18-Zöller. Wir können beruhigen: Der Works V8 wird dadurch nicht zum typischen „Flachbahner“. Die Steigfähigkeit erprobten wir an diesem Tag nicht. Auf dem asphaltierten Teil der Rekordstrecke neigt sich der Aufbau in zügigen Kurven etwas. Auf dem geschotterten Geläuf lässt er uns Schlaglöcher spüren, aber nicht fürchten.
Die Acht von 1988
Ob sich ein echter Defender so fahren soll? Wir steigen um in ein klassisches Modell. Einen Defender, der älter ist als die Modellbezeichnung. Der hellblaue Kasten kam 1988 als 110 auf den Markt – abgeleitet vom Radstand in Zoll. Daneben gab es den Land Rover 90. Seit 1990 heißen sämtliche Varianten Defender.
Eine Gemeinsamkeit mit dem Works-Landy gibt es: Im Motorraum steckt ein V8. Allerdings mit 3,5 Litern Hubraum und: 136 PS. Die stärkere Achtzylinder-Variante (ab 1986) ist heute begehrt, in diesem Zustand besonders. Unverbastelt, mit geringer Laufleistung. Der Rechtslenker aus Land Rovers Heritage-Abteilung sah noch keine 100.000 Kilometer.Der größte Unterschied zur neuesten Kreation mit acht Brennräumen: Das Aggregat des Urahns fühlt sich im unteren Drehzahlbereich zu Hause. Es spricht unglaublich rasch an. Im oberen Bereich wird das Auto dann wesentlich lauter, aber kaum schneller. Bei 2.500 Umdrehungen stehen 253 Newtonmeter bereit, die maximale Leistung kommt bei 5.000 Umdrehungen. Kontrollieren lässt sich das nur schwer, einen Drehzahlmesser gibt es nicht. Die Art der Gemischaufbereitung verstärkt den Eindruck eines „Traktor-Motors“: Vergaser-Aggregate reagieren früher auf die ersten Zentimeter des Pedalweges.
Zum Spritsparen taugt die Technologie bekanntlich nicht. Für den neuen Works-V8 liegen noch keine Verbrauchsangaben vor. Denkbar, dass das knapp dreimal so starke Fahrzeug im Alltag sparsamer fährt. Besitzer des Youngtimers berichten von jenseits der 20 Liter auf 100 Kilometern. Dafür kommt man im Klassiker entspannter vorwärts. Kann mit geringer Drehzahl (und weniger Ausschlägen nach links und rechts) gleiten. Im holprigen Teil der Rekord-Strecke ähnelt der Eindruck dem im Works-SUV. Der Land Rover 110 hat mit Unebenheiten kein Problem, filtert sie aber nicht immer ganz weg.
Stau als Wettkampf-Disziplin
Ich verlasse den Rundkurs, der Rekordversuch steht kurz bevor. Auf dem Parkplatz haben die meisten bereits in ihren Landys Platz genommen. Viele blicken so fokussiert ins Nichts wie Rennfahrer vor dem Start. Die Anspannung ist spürbar. Ganz trivial ist die Sache nicht. Die Anzahl der Autos reicht für den Rekord. So wie bei einer ähnlichen Aktion jüngst in Russland. Doch im Guinness-Buch findet man das Event nicht. Die Abstände waren für die Rekord-Richter zu groß, der Konvoi stoppte zu oft.„Bitte maximal zwei Fahrzeuglängen Abstand und das Auto immer am Fahren halten“ ertönt es aus den Radios der Land und Range Rover. Die Organisatoren richteten eine eigene Frequenz ein. Das hilft bei der Abstimmung und bedeutet am Ende: Rekord. Natürlich mit zünftiger Rekordfeier.
Die wird in Bad Kissingen wohl noch bis zum offiziellen Veranstaltungsende heute Abend dauern. Die Offroad Fans gemeinsam mit den Langstrecken-Abenteurern und den Fahrern mit Klassik-Faible. Inmitten von hunderten Autos, die irgendwie außerhalb der automobilen Zeitrechnung existieren.
Preis: Irgendwo zwischen 16.000 und 170.000 Euro
Der V8 Works wird für die meisten auch außerhalb der finanziellen Reichweite existieren. 170.000 Euro kostet die limitierte Wertanlage. Der Youngtimer mit Achtzylinder lässt sich schon eher finanzieren. Selten ist er ebenfalls. Auf mobile.de stehen aktuell fünf 3,5-Liter V8 zum Verkauf, zu Preisen zwischen 16.000 und 55.000 Euro.Und irgendwie passt der alte "Traktor-Motor" besser zum Defender. Er wirkt unaufgeregter und - natürlich - authentischer. Schneller ist man zwar im V8 Works, aber auf keinen Fall entspannter. Der 110er lässt den Puls allenfalls an der Zapfsäule steigen.
Wer ein nagelneues Modell möchte, muss bis Ende des Jahres auf den Nachfolger warten. Der soll dem klassischen Stil entsprechen. Mit einem V8 rechnen wir erst zu einem späteren Zeitpunkt. Akzeptiert wird man in dieser Gemeinschaft wohl unabhängig vom Aggregat. Non-Konformisten scheinen da recht tolerant.
Technische Daten
- Modell: Land Rover Defender V8 Works
- Motor: 5,0-Liter V8-Saugbenziner
- Getriebe: Achtgang-Wandlerautomatik mit Gelände-Untersetzung
- Leistung: 405 PS bei 6.000 U/min
- Drehmoment: 515 Nm bei 5.000 U/min
- Verbrauch: keine Angabe
- Schadstoffklasse: Euro 5
- Beschleunigung: 5,6 s (0 auf 60 mp/h)
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h (abgeregelt)
- Grundpreis: ab 170.000 Euro
- Stückzahl: Maximal 150 Exemplare
- Modell: Land Rover 110 (später: Defender) 3,5 V8
- Baujahr: 1988
- Motor: 3,5-Liter V8-Saugbenziner
- Getriebe: Fünfgang-Handschaltgetriebe mit Gelände-Untersetzung
- Leistung: 136 PS bei 5.000 U/min
- Drehmoment: 253 Nm bei 2.500 U/min
- Verbrauch: 18,1 Liter (Herstellerangabe)
- Leergewicht: ab 1.806 Kilogramm
- Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
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der Typ zwischen den beiden Ländis ist aber groß!
Oder steht einfach nur auf den beiden Vorderreifen... 😆 😜 😉
bin noch nicht ganz durch,.... aber netter artikel, thx
zu Bild 5.
einen 2,5 l V8 gab es nicht :-)
3,5L V8 und dann so unendlich lahm und versoffen. LEL
Auf die ersten Zentimeter des Pedalwegs reagieren nicht nur Vergaser früh, sondern auch andere Autos mit mechanischem Gaszug. Was hat außerdem ein Vergaser mit einem Traktor zu tun? Selbst Autos mit elektronischem Gaspedal können früh ansprechen. Aber das ist bei den heute extremen Leistungen nicht mehr gewollt. Manche machen es doch, wie der Space Star 1.0, der bei leichtem Druck auf das Gaspedal viel stärker wirkt als der 1.2. Aber da kommt eben nichts mehr nach...
Ein Defender muss Handgeschaltet sein das macht ihn erst zum richtigen Geländewagen . Am besten noch mit Diesel Motor man braucht den ganzen elektronik schnick schnack garnicht. Nicht mal eine bergabfahrhilfe ,das macht alles der Motor.
Ähm, der Motor kam in den 60ern zu Rover. Leistete damals kaum bis wenig und wurde stärker. Als Vergaser max. 156 ps im SD1 3500. Im SD1 EFI als Twinair Plenum Vitesse dann 190 ps (in 1985 war das einiges) und deutlich sparsamer. Für die Agrarfahrzeuge reichte der Vergaser mit anderer Abstimmung. Mit dem Vergaser system vom SD1 und der entsprechenden Nockenwelle, hat man 156 ps. Reicht ja auch...
136 PS für nen 3,5 Liter Motor war doch damals voll ok. Ist doch kein Rennwagen.
Das war damals schon wenig. 1977 holte BMW aus 3,5l Hubraum schon 218 PS, im 735i, und das war auch kein Rennwagen.
Und was will man in einem Defender mit über 200 PS? 🙄
Ähm, Äpfel?
Was will ein Geländewagen mit PS? Man braucht Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen. Das konnte der Rover V8 immer.
Leistung bewegt ein Auto. Und der Defender wird seine maximale Leistung auch nicht in niedrigen Drehzahlen haben. 😉
Das ist nicht pauschal so und liegt nur an die Auslegung der Bedienungsmechanik und die Geometrie der Bohrung des Drosselklappengehäuses...