Mon Mar 28 08:24:40 CEST 2022 | knolfi | Kommentare (15) | Stichworte: 3 (9YA), Cayenne, Porsche
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Moin Bloggemeinde,
mein PHEV-Cayenne ist ja nun fast drei Monate bei mir zu Hause und ich will mal ein erstes Fazit ziehen. Dabei geht's hier nun weniger um den Cayenne III an sich, da das Modell ja identisch zum alten Cayenne ist, über den ich schon einige Artikel gepostet habe, sondern vielmehr um den Unterschied zwischen dem Turbo und dem Turbo S E-Hybrid.
Wer mehr über den Cayenne Turbo S E-Hybrid erfahren will, für den verlinke ich hier mal ein Video, welches auch sehr gut meine Emotionen bzgl. des Turbo S wiedergibt.
Vielleicht mache ich das Allgemeine sehr kurz: der Cayenne unterscheidet sich bis auf das neue PCM 6 nicht wesentlich vom Turbo. Die Ausstattung ist im wesentlichen gleich. Extras, die ich beim Alten nicht benutzt habe, habe ich beim Neuen nicht mitbestellt und Extras, die beim Alten gefehlt hatten (war ein Ausstellungsfahrzeug) habe ich dazu geordert.
Was die Verarbeitung angeht, so ist der Turbo S auf dem gleichen hohen Niveau wie der Turbo. Es gibt aktuell zwei kleine Probleme, die ich nach der Nutzung von 3 Monaten festgestellt habe, die aber leider nur sporadisch auftreten.
Zum einem ist das die Feststellbremse, deren elektromechanische Lösefunktion manchmal nicht richtig funktioniert...und zwar nur hinten rechts. Löst man die Bremse und legt danach zu schnell den Gang ein, ohne auf das vollständige Rückfahren des Stellmotors zu warten, entsteht ein hässliches Schleifgeräusch beim Vorwärtsfahren (wie wenn sich ein Steinchen zwischen Bremsbelag und Scheibe verklemmt), weil die Bremse immer noch leicht anliegt. Man muss dann einfach eine Radumdrehung rückwärts fahren, dann löst sich die Bremse komplett und das Schleifen ist weg. Leider kommt dies auch manchmal während der Fahrt vor. Ich hatte den Cayenne wegen dieses Problems bereits beim PZ, aber leider konnte dies das nicht nachvollziehen, da wie gesagt sporadisch. Seit zwei Wochen ist es gar nicht mehr aufgetreten.
Zum anderen gibt es bei schnellen Lenkbewegungen (z. B. beim Rangieren) leichte Schleifgeräusche zwischen Lenkrad und Lenksäule. Das Ganze hört sich an, wie früher das Potischleifen. Kann mir aber nicht vorstellen, dass im Lenkrad Schleifkontakte verbaut sind...obwohl, wie will man sonst die Impulse von den Lenkradtasten auf das Fahrzeug übertragen? Das Problem ist beim PZ bekannt und wird beim nächsten Aufenthalt mit erledigt.
Sonst keine weiteren Auffälligkeiten. Gut der Wagen hat erst 2400 km runter, bedingt durch die Corona-Winter/Frühlingswelle finden aktuell alle Geschäftstermine per Viko statt, daher bekommt der Dicke aktuell nur Kurzstrecke (bis auf zwei Urlaubsfahrten).
Und das ist die Stärke des PHEV gegenüber dem Verbrenner. 99% meiner Alltagsfahrten erledige ich mittlerweile rein elektrisch. Dabei reicht mir die recht bescheidene elektrische (Norm-) Reichweite von 41 km völlig aus. Die tatsächliche Reichweite in meinem Alltag liegt dabei gar nicht so weit entfernt: sind die Temperaturen im zweistelligen Plusbereich, so kommt man durchaus an die Normreichweite von 41 km ran. Gestern habe ich 37 km rein elektrisch geschafft. Es wären sicherlich auch noch ein zwei Kilometer mehr gewesen, müsse ich zu meinem Grundstück nicht immer den Berg hinauf, was natürlich Energie und Reichweite frisst. Auf der Ebene sind 41 km oder sogar etwas mehr bei guten Temperaturverhältnissen durchaus drin.
Bedingt durch die viele elektrische Pendelei habe ich den Verbrauch ggü. meines alten Turbos aktuell um 5,5l/100km senken können. Lag der Turbo nach 33.000 km bei einem Durchschnitt von 14,9l/100km, so liegt er beim Turbo S aktuell bei 9,4l/100km. Der Stromverbrauch liegt allerdings bei 49,9kWh/100km, für den sich jeder Elektromobilist schämen würde, aber der Cayenne ist nun mal nicht auf Effizienz ausgelegt und der Berg fordert täglich seinen Tribut.
Ein weiterer Nachteil ist das Laden an der heimischen Haushaltsteckdose. Ist der Akku völlig leer, so dauert es geschlagene 14 Stunden, ehe er wieder voll ist. Gut meine Garage ist nicht gerade stark abgesichert und hängt eh an einem sehr großen Stromkreis, daher ist es keine Referenz, aber das man eine ganze Nacht braucht, um den Akku wieder von leer auf voll zu laden, ist schon realistisch. Dabei fasst der Akku nur 14,3 Netto kWh und der Anschluss kann nur max. 7,2 kWh ziehen. D. h. mit einer 11kW-Standardwallbox dauert es auch mind. 2 Stunden, bis der Akku voll ist.
Eine Investition, die ich in den kommenden Monaten noch durchführen werde, da man sich sonst seine Kapazität immer einteilen muss...oder eben an öffentlichen 22kw-Ladern zwischendurch laden muss.
Komme ich mal zur Wirtschaftlichkeit (wenn man bei solchen Luxusbrummern überhaupt davon sprechen kann). Rentiert sich der Aufpreis von über 30.000€ für den Turbo S E-Hybrid gegenüber dem normalen Turbo? Rein wirtschaftlich gesehen eher nicht.
Ich spare gegenüber dem Turbo zwar rd. 5l Sprit auf 100km, das sind bei einem aktuellen Preis für Super Plus von 2,20€ rund 11€ auf 100km. Macht gegenüber dem Turbo eine Spritersparnis bei 33.000 km von 3.630€. Um rein den Mehrpreis des Turbo S auszugleichen, müsste ich also wesentlich mehr Kilometer mit dem Turbo S abspulen.
Gut man könnte nun argumentieren, dass der Turbo S ja wesentlich besser ausgestattet ist als der Turbo, was auch stimmt. Vieles, was beim Turbo Aufpreis kostet hat der Turbo S serienmäßig. Daher relativiert sich der Aufpreis. Bei mir wären es 23.000€ Preisunterschied. Dafür müsste ich rund 210.000km fahren, um den Mehrpreis anhand der Spritersparnis rauszuholen. Für meine Verhältnisse utopisch.
Ein weiteres Argument für den S E-Hybrid wäre dann noch die Steuerersparnis. Ist diese bei der KFZ-Steuer minimal und vernachlässigbar so spielt sie bei der Dienstwagenbesteuerung eine nicht unerhebliche Rolle. Denn bis zum 31.12.2021 musste der geldwerte Vorteil bei EV's und PHEV's, deren rein elektrische Reichweite bei mind. 40 km lag, nur mit 0,5% von Bruttolistenpreis statt mit 1% versteuert werden. Somit kostet ein Turbo S nur 1.117€ in der Steuerbelastung gegenüber 2004€ für den gleich ausgestatteten Turbo.
Nutzt nur nicht viel, da diese Ersparnis meist durch die höheren Leasingkosten wieder aufgefressen werden. Gut Leasingkosten sind steuerlich absetzbar, da Aufwand, die Steuern gehen vom Bruttolohn des selbstständigen Unternehmers ab.
Was bleibt sonst noch?
Die Fahrleistungsunterschiede zwischen Turbo S und Turbo sind eigentlich vernachlässigbar. Die Beschleunigungswerte sind fast identisch (3,8 s auf 100 beim Turbo S gegenüber 3,9 beim Turbo) und die 9 km/h bessere Höchstgeschwindigkeit nahe der 300 km/h-Grenze (295 km/h vs. 286 km/h) sind im Alltag eh nicht zu erfahren. Woran liegt das? Der Turbo S ist dank seiner Batterie 500kg schwerer als der Turbo, was man auch im Alltag merkt. Der dicke Brocken liegt einen Ticken behäbiger auf der Straße als der deutlich wendigere und leichtere Turbo...dennoch ist der Unterschied kaum zu spüren und man merkt ihn wohl nur, wenn man vom einen Modell auf das andere umsteigt.
Also alles in Allem macht der Turbo S rein wirtschaftlich und auf dynamisch gesehen gegenüber dem Turbo keinen Sinn. Oder doch? Warum hab ich mir denn dann einen Turbo S zugelegt? Höher, weiter, schneller?
Nein, für mich macht der S Sinn, weil ich im Alltag sehr viel Kurzstrecken fahre, was große Motoren gar nicht mögen. Gerade der Porsche-V8, der schon in Richtung Sportmotor ausgelegt wurde, will eigentlich immer richtig warmgefahren werden, sonst wird er "krank" und quittiert dies mit erhöhtem Ölverbrauch...evtl. ein Vorbote zum Motorschaden.
Mein Turbo hat sich auf den ersten 23.000 km bis zum ersten Ölwechsel um die 3,5l Öl zusätzlich gegönnt und ich bin immer mit aktivierter Ölstandanzeige im KI lange Strecken gefahren. Das ist wie Fahren mit angezogenen Arschbacken, darauf hatte ich keine Lust.
Dem E-Motor ist's egal ob er nur 500m oder 500km bewegt wird, da mus nichts geschmiert werden. Daher fahre ich jetzt materialschonender auf Kurzstrecken. Und Spaß macht es mir auch, lautlos durch die Gegend zu fahren. Es drehen sich tatsächlich mehr Leute nach dem Turbo S um, weil sie ein solches Surrgeräusch nicht mit einem solchen Power-SUV in Verbindung bringen und meist ziemlich angestrengt überlegen, wie das sein kann. Mit macht es eine diebische Freude.
Bis zum nächsten Zwischenfazit
euer knolfi |
Mon Mar 28 09:24:32 CEST 2022 | Gurkengraeber
"Zum anderen gibt es bei schnellen Lenkbewegungen (z. B. beim Rangieren) leichte Schleifgeräusche zwischen Lenkrad und Lenksäule. Das Ganze hört sich an, wie früher das Potischleifen. Kann mir aber nicht vorstellen, dass im Lenkrad Schleifkontakte verbaut sind...obwohl, wie will man sonst die Impulse von den Lenkradtasten auf das Fahrzeug übertragen? Das Problem ist beim PZ bekannt und wird beim nächsten Aufenthalt mit erledigt."
GENAU das habe ich bei meinem Fahrzeug auch. Könntest Du beim Abholen einmal bitte fragen, woran es lag? Ja ich weiß, BMW ist nicht gleich Porsche, aber ggf. ist es ja ein Hinweis für mein Problem. Danke
Aber noch ein Gedanke zum Hybrid und der üblichen "3 jahre Leasing" Kundschaft: Falls man so unterwegs ist, kann es einem doch egal sein, wie materialschonend / mordend die morgendliche Fahrt zum Bäcker ist. Sollten hier nicht allein finanzielle Aspekte eine Rolle spielen? Wenn man sein Fahrzeug länger behalten möchte und gekauft hat, könnte ich solche Überlegungen eher nachvollziehen.
Mon Mar 28 09:37:28 CEST 2022 | knolfi
Nun prinzipiell hast du Recht. Aber: für Schäden am Fahrzeug durch unsachgemäße Benutzung haftet der Nutzer...auch nach Rückgabe des Fahrzeugs.
Fährt man mit zu geringen Ölstand durch die Gegend, kann das Porsche nachvollziehen und man bekommt dann evtl. die Kosten für eine Motorrevision aufgebrummt. Bei Porsche nicht gerade billig.
Und immer den Ölstand wie den Benzinstand kontrollieren hab ich keine Lust.
Für mich gilt: egal ob geleast oder gekauft, ich behandle alle Fahrzeuge so, als ob sie mein eigen sind.
Mon Mar 28 15:56:29 CEST 2022 | Goify
Wird der Motor eigentlich vorgeheizt? Folgendes Szenario: Du startest daheim im Winter und fährst rein elektrisch zur nächsten BAB. Bei der Auffahrt gibst du Vollgas und immer schön mit Dampf über die linke Spur. Macht man das dann mit völlig kaltem Benzin-Motor oder ist er dann schon erwärmt? Oder traut man sich dann nicht, Gas zu geben und zuckelt erst mal mit maximal 120 dahin, bis auch der Verbrenner warm ist?
Mon Mar 28 17:25:25 CEST 2022 | knolfi
Rein elektrisch komme ich gar nicht zur nächsten BAB. Die ist nämlich mind. 50 km entfernt.
Fahre ich Langstrecke bzw. AB, dann starte ich im Hybridmodus mit Ladungserhaltung. Dann läuft er überwiegend im Verbrennermodus.
Aber eine Motorvorheizung gibt es tatsächlich: der V8 wird deutlich schneller warm als der konventionelle im Turbo ohne S.
Mon Mar 28 17:29:46 CEST 2022 | Goify
Ah ok, das geht natürlich auch, im Hybridmodus zu fahren.
Aber willst du nur elektrisch in ein 15 km entferntes Dorf fahren und merkst beim Überholen, dass es knapp wird, startet der kalte Verbrenner und muss zumindest mit 50 % Last laufen. Damit kann man schon leben und so oft wird das nicht vorkommen.
Mon Mar 28 20:53:16 CEST 2022 | XF-Coupe
Stimmt so nicht, das sind nicht die Beträge die man an Steuer bezahlt, sondern die Beträge die man versteuern muß. Noch haben wir ja in D noch keine 100% Steuerlast
Gehen wir mal der Einfachhait halber von 50% Steuern aus, dann kostet ein TurboS EHybrid 560 € an Steuern und der Turbo rund 1.000 €.
Würde ein TurboS bei 0,5% Versteuerung 1.117 € an Steuern kosten, müßte er einen Listenpreis von weit über 400.000 € haben.
Tue Mar 29 08:14:47 CEST 2022 | knolfi
Danke für den Hinweis. Das war missverständlich geschrieben. Ich habe es mal präzisiert.
Da der Steuersatz eines jeden individuell ist, kann ich hier keine genauen Kosten ansetzen, beim BLP schon.
Deine Erklärung ist natürlich richtig, daher hoffe ich, dass es jetzt so verständlicher geworden ist.
Tue Mar 29 13:54:15 CEST 2022 | gurnemanz
Wahrscheinlich wirst Du den Preisvorteil nie heraus fahren können, denn viele Kilometer schafft man ja nur auf Langstrecke und da ist der Anteil des Verbrenners sicher sehr hoch.
Daß der Hybrid für Dein Fahrprofil aber Sinn macht, glaube ich Dir.
Tue Mar 29 21:51:47 CEST 2022 | DaimlerDriver
Zum Thema kalter Verbrenner im Elektromodus: Wenn es wirklich so kalt ist, dass ein Problem wäre, dann verhindern die PHEV den reinen Elektromodus und schalten den Verbrenner ein. Die Systeme verhindern Schäden in den beschriebenen Situationen.
Wed Mar 30 07:34:39 CEST 2022 | knolfi
Stimmt. Man kann das dann nicht beeinflussen. Man fährt im E-Modus und plötzlich schaltet sich der Verbrenner zu.
Wed Mar 30 08:23:26 CEST 2022 | Goify
Hmm, hört sich irgendwie nicht so ganz nach den Interessen des Käufers an.
Im strengen Winter fahre ich manchmal nicht mit dem Rad ins Büro, sondern mit dem Auto. Da würde ich mir wünschen, den Wagen dazu zwingen zu können, rein elektrisch die 5 km zurückzulegen - egal was das Auto denkt, was für es besser ist. Die Sicherung der Benzinpumpe zu ziehen, wäre mir da zu umständlich.
Wed Mar 30 09:18:07 CEST 2022 | knolfi
Gegen gibt es ein Hilfsmittel: Vorwärmen über die Standklimatisierung. Dann bleibt der Verbrenner aus.
Wed Mar 30 17:39:13 CEST 2022 | Black Biturbo
Und wenn schon, es ist ja kein Hybrides Problem, wenn dann nur verlagert. Wenn ich mit meinem Verbrenner (ohne Akku) auf die BAB fahre ( bei mir tatsächlich keine 1,5km weit weg) muss ich auch so weit vorausschauen, dass das einfädeln mit wenig last möglich ist. Und mit kaltem Motor auf der Landstraße überhole ich nicht ( Traktoren Fahrräder 50er roller ausgenommen). Bei einem so leistungsfähigen Fahrzeug wie dem hier beschriebenen denke ich ist es auch kaum nötig viel Leistung zu fordern um im Verkehr mitzuschwimmen.
Thu Apr 07 13:13:46 CEST 2022 | tundrabaer
Mit Interesse habe ich deinen, wie immer sehr informativen Bericht, gelesen.
Desgleichen die Kommentare.
Thu Apr 07 13:17:58 CEST 2022 | knolfi
Danke!
Deine Antwort auf "Der Dicke mit den zwei Herzen oder ein Zwischenfazit nach drei Monaten"