Fri May 10 13:22:24 CEST 2019 | dodo32 | Kommentare (23) | Stichworte: /9, 312, Pritsche (Typ 26), T1, VW, Wartburg
WintertarnungHallo Zusammen,
das Thema Tarnung kann einem beim Modellpanzer durchaus etwas Kopfzerbrechen bereiten. Hintergrund ist u.a., dass es kaum Farbbilder gibt. Überdies wurden die Bilder damals nicht gemacht damit 75 Jahre später ein möglichst präzises Modell gebaut werden kann. Das heißt also, dass man sich mit der Materie befassen muss um eine der Realität nahe kommende Optik zu erschaffen.
WintertarnungIn diversen Foren streiten sich die Gelehrten über Abstufungen der Grundfarbe Dunkelgelb, in welcher alle Königstiger ausgeliefert wurden. Weniger strittig sind die Tarnmuster, denn da gab es keine konkrete Vorgabe wie diese auszusehen haben und vor allem, wie sie aufzubringen sind. Das heißt es wurden Pinsel, Lackierpistolen und sogar Lappen verwendet, um die Fahrzeuge entsprechend abzutarnen. Eben das, was in diesem Moment zur Verfügung stand. Gleiches gilt für die Farben. War keine Farbe da, wurde eben Matsch o.ä. verwendet.
WintertarnungWenn man sich das vor Augen führt dann stellt man schnell fest, dass ein aus handwerklicher Sicht sauber gebautes Modell hübsch aussieht, jedoch nicht zwingend repräsentativ für alle Fahrzeuge der damaligen Zeit ist. Vereinfacht gesagt könnte man die Grundfarbe auftragen und das Modell einfach mit allem möglichen „verschmieren“ und man hätte eine zeitgenössische Optik. Problem am „schmieren“ oder pinseln ist, dass man die Strichstärke im Auge behalten muss sonst ist man schnell an einem Punkt, wo auf den Maßstab heruntergebrochen, der Pinsel so breit gewesen sein müsste wie der Oberkörper eines Durchschnittssoldaten. Wir merken: alles nicht so einfach.
WintertarnungDa ich noch einen Taigen Tiger 1 Bausatz liegen habe stellt sich freilich auch hier die Frage nach der optischen Ausgestaltung. In diesem Kontext also wann und wo wurde das Fahrzeug eingesetzt. Dies wären Afrika, Ostblock oder Normandie. Ob man die zurückgezogenen und an der Heimatfront eingesetzten Vehikel noch einmal umlackiert hat, weiß ich nicht. Ich denke aber eher nicht.
WintertarnungMit diesen Optionen im Kopf wurden dann Bücher und Google gequält und es kristallisierte sich etwas heraus, das mich schon länger reizte: eine Wintertarnung! Problem: ich hatte es noch nie gemacht ganz zu schweigen von probiert. Also war die Frage wie kann ich das probieren, bevor ich an den Bausatz gehe? Ein sauber gebautes Modell steht und fällt auch mit der Tarnung also was tun? Einen kleinen in 1/35 kaufen und sich dort ausprobieren? Eher nicht, weil man muss wieder umdenken wenn man auf 1/16 geht. Man kann zwar die Grunderfahrung mitnehmen, fängt jedoch was Pinselbreiten etc. angeht wieder von vorne an.
WintertarnungDie Lösung stand im Regal: mein Köti mit Porscheturm! Da das Modell nicht besonders teuer war wäre der Schaden schnell geschätzt, ging mir durch den Kopf. Gedacht, getan! Es war mit der Idee auch klar, dass das Modell nicht im großen Stil aufgerüstet wird. Sonst könnte ich es gleich am Bausatz versuchen. Lediglich die vordere Lampe, auf welche ich schon in einem anderen Artikel hingewiesen hatte, wurde durch ein vorbildgetreues Exemplar ersetzt.
WintertarnungIm Anschluss machte ich mir noch Gedanken, wie das fertige Modell aussehen sollte. Es standen 2 Optionen zur Wahl: eine gerade frisch aufgebrachte Wintertarnung oder eine, welche sich schon einige Zeit auf dem Fahrzeug befindet. Die Grenzen sind meiner Ansicht nach fließend. Was ich nicht wollte war ein aalglattes Modell denn es wurde damals in erster Linie weißer Kalk verwendet. Wenn ich das Modell nun mit der Airbrush fein säuberlich weiß lackiere und ein wenig altere, ist das zwar hübsch, aber meiner Meinung nach nicht vorbildgetreu.
WintertarnungDie Entscheidung fiel auf die Haarspraymethode. Man besorgt sich ein mittelfestes Haarspray und sprüht das Modell damit ein. Wichtig ist, keinen Pumpsprüher sondern eine Dose zu verwenden um einen gleichmäßigeren Auftrag zu erreichen. Das Haarspray trocknet schnell und somit konnte ich im Anschluss mit der Airbrush weiß matt ungleichmäßig und relativ dünn, auflackieren. Warum Haarspray? Die Antwort folgt im nächsten Schritt denn nun muss das Weiß gezielt abgetragen werden. Da das Haarspray wasserlöslich ist, geht die Farbe wieder herunter, wenn man die entsprechenden Stellen mit einem Pinsel und etwas Wasser bearbeitet. Das geht freilich nur, wenn man nicht zu viel Farbe aufgetragen hat.
WintertarnungDer Rest ist viel Geduld und Phantasie. Ich habe es so abgetragen wie ich der Meinung war, dass es sich natürlich abgewaschen haben könnte. Überdies hatte ich beschlossen, ein paar Beschädigungen zu simulieren. Da es sich bei diesem Modell um einen Versuch handelte konnte man auch hier nicht viel kaputt machen. Nachdem ich halbwegs zufrieden war, wurde noch ein washing durchgeführt und das Modell etwas gealtert. Hier ist meiner Meinung nach wie üblich weniger mehr denn Panzerstahl rostet nach meiner Kenntnis nicht schnell und lange waren die Fahrzeuge sowieso nicht im Einsatz.
WintertarnungAlso ein wenig Rost an den Seilhaltern und den Einschusslöchern der Seitenschürzen. Die Ketten habe ich mit der Airbrush zuerst in Gun Metall lackiert und anschließend mit Track Wash, ebenfalls mit der Pistole, behandelt. Das nimmt ihnen den Plastiklook und wirkt im Gesamtpaket stimmiger. Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten am Modell wurde matter Klarlack aufgetragen um die vorherigen Arbeiten nicht wieder anzulösen.
WintertarnungWelches Fazit ziehe ich nun? Schwierig für mich, weil Wintertarnung ein schwieriges Thema ist. Ich finde, das Modell wirkt stimmig. Ob ich den Tiber Bausatz auch so gestalte, weiß ich noch nicht. Was meint ihr? Wie findet Ihr das Modell?
Grüße -dodo-
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Fri May 10 17:50:31 CEST 2019 | ToledoDriver82
Mal eins vorne weg...die Gedanken und den Aufwand nur für den Bereich Lackierung...ich weiß schon warum das nichts für mich ist
Das Ergebnis ist dafür nicht schlecht,auch wenn ich eher wenig Ahnung von den verschiedenen Tarnvarianten habe. Aber auch die Details sind nicht schlecht,du hast dir da wirklich nen Kopf gemacht...wie auch aus dem Text hervorgeht,super,find ich wirklich klasse.
Fri May 10 18:03:22 CEST 2019 | PIPD black
Da haste dir ja wieder nen Haufen Arbeit gemacht.
Aber um ehrlich zu sein, sieht es für mich eher nach nen alten abgehalfterten Panzer als nach Wintertarnung aus. Irgendwie hab ich da wohl andere Vorstellungen gehabt. Dein Ansatz und Vorgehen mag richtig sein, aber auf mich wirkt der Panzer eher ranzig und schrottig als getarnt. Keine Ahnung wie es anders sein könnte. Wintertarnung kenne ich bisher nur die Camouflage-Klamotten in Grundfarbe weiß mit grau und braun.
Fri May 10 18:22:58 CEST 2019 | dodo32
Na klar
Dann hab ich alles richtig gemacht. Ernsthaft. Die Camouflage Klamotten sind absolute Neuzeit. Das gab es damals nicht. Es wurde meistens mit Kalk gearbeitet der sich dann durch Witterungseinflüsse wieder abgewaschen hat. Der "abgehalfterte" Look ist durchaus beabsichtigt und bei mir sogar noch so dezent wie möglich gemacht. Wenn das Teil nur 2 Monate im Gelände war, sieht der theoretisch so aus. Das mit dem Rost ist eher so eine Sache. Die Laufspuren des Staubs etc. treten bereits nach kurzer Zeit auf. Wenn sich das noch mit dem Kalk vermischt..., könnte es so ausgesehen haben. Es gab nach meinem Kenntnisstand eine Tarnpaste aber die war meistens nicht verfügbar. Man darf sich die letzten Kriegsjahre was solche Dinge angeht nicht so einfach vorstellen, wie heute.
Fri May 10 18:24:16 CEST 2019 | dodo32
Früher hab' ich immer zuerst gemacht und dann festgestellt dass es nix ist und heute versuche ich es anders herum.
Danke
Fri May 10 18:27:08 CEST 2019 | PIPD black
Ich hab schon gedacht, ich versau dir jetzt Laune. Gut, dass ich (davon) keine Ahnung habe.
Fri May 10 18:29:01 CEST 2019 | dodo32
Hier mal ein paar Beispiele:
https://www.militaryimages.net/.../
https://rarehistoricalphotos.com/.../
https://www.worldwarphotos.info/.../
https://www.allmystery.de/themen/np124079
http://probuiltmodel.com/.../...ww2-wwii-1-35-pro-built-model.html?...
beim letzten Link etwas herunterscrollen, dort sieht man die Originale.
Fri May 10 18:32:05 CEST 2019 | dodo32
Nein, warum denn auch. Wenn sich niemand dazu äußern dürfte, würde ich die Kommentarfunktion deaktivieren. Schau mal über diesem Beitrag, da habe ich in Kürze ein paar Bilder herausgesucht.
Fri May 10 18:34:29 CEST 2019 | PIPD black
Schon geguckt. Aber wie du schon im Artikel geschrieben hast: bei s/w-Bildern ist schlecht etwas zu erkennen.
Aber ist doch auch wieder gut, kann jeder machen wie er denkt. Und Winter ist ja nicht überall nur Schnee. Insofern kann man der Pfanntasie freien Lauf lassen.
Sat May 11 18:00:03 CEST 2019 | dodo32
Ja, wobei ich finde man kann die "Verwitterung" schon recht gut erkennen.
Sat May 11 19:34:28 CEST 2019 | 3.0 CSI Hubi
Sehr schönes Modell und prima Arbeit, meinen Respekt hierfür.
Sat May 11 20:05:15 CEST 2019 | dodo32
Vielen Dank! Immer schön zu lesen, wenn die Arbeit gefällt.
Sat May 11 21:51:05 CEST 2019 | Schattenparker134362
Der Rost ist absolut übertrieben. Viel zu unrealistisch, für solche Rostspuren müsste er sehr, sehr lang im freien stehen. Oder anders, der hätte vorher wieder Sommertarn bekommen bevor da auch nur der erste Rost läuft.
Und ein Loch in der Schaufel? Bei dem Loch wäre da keine Schaufel mehr. Es wäre von ihr auch nicht im Ansatz mehr genug vorhanden um die wieder an den Panzer zu takern.
Sat May 11 22:05:14 CEST 2019 | dodo32
Naja, "absolut" aber Du hast grundsätzlich Recht. Kommt auf den Fotos auch kräftiger rüber als es ist. An den Seilen passt es finde ich. Der Rest, wie gesagt, ein Versuch. Wenn ich mir da manch' andere WK 2 Modelle ansehe habe ich mich noch stark zurückgehalten.
Auf das hab' ich gewartet Auch richtig.
Alles in allem berechtigte Kritik. Ich hatte lange überlegt ob ich das so löse. Versuch macht kluch und unter dem Strich kann ich damit leben.
Mon May 13 13:38:11 CEST 2019 | Fensterheber137103
Tolle Arbeit!
Mon May 13 20:48:53 CEST 2019 | Red1600i
Der Rost ist etwas viel, so rostet Panzerstahl nicht sondern altes Blech. Etwas mehr Richtung braun abtönen, nicht aggressives Orange.
Was komplett fehlt, ist Dreck. Das Laufwerk steht in aller Regel im Dreck, also Erde und Bewurf nachbilden. Schlamm nicht nur als Farbe, sondern durchaus auch mit Volumen darstellen, durchaus als dicke Schicht Schmiere. So sieht ja wie frisch aus der Waschstraße aus...
Beschuss Spuren sind in aller Regel hell silber, zumindest für einige Zeit. Ein paar sollten also silbern hinterlegt werden.
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Mon May 13 23:37:35 CEST 2019 | dodo32
chmOk, bischen mehr abtönen, ja. Ich gebe jedoch noch einmal zu bedenken, dass es auf den Pics zum Teil heller wirkt, als es ist. Frage in diesem Kontext: die Schutzbleche mit den Einschusslöchern.., das war auch Panzerstahl? Ich war mal davon ausgegangen, dass nur Turm und Wannen daraus gefertigt wurden.
Dreck, siehe Bilder. Ich fahre mit den Modellen auch im Gelände also kommt der von ganz alleine.
Danke für die Beteiligung!
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Thu May 16 17:45:13 CEST 2019 | Red1600i
Siehste
Jetzt müßtest du diesen echten Dreck in etwa nachbilden ... in Farbe und mit Volumen. Manche nehmen dafür Acrylfarben, wasserverdünnbar... und Kaffeesatz als Volumenbildner.
Dein Modell kommt im echten Geländeeinsatz diesem Vorbild schon recht nah. So in etwa könnte das ausgesehen haben.
Öhmmmm... so lassen. Nicht waschen. Das ist Patina
Thu May 16 18:55:03 CEST 2019 | dodo32
Habe ich mir auch gedacht. Vor allem sind die Fahreigenschaften des Hinterhalt getarnten Kötis geradezu bemerkenswert! Wanne, Turm, Ketten, Laufrollen etc. sind aus Metall. Gesamtgewicht rund 8 Kilo. Da kann man richtig durch's Gemüse. Der hat auch einen Kettenspanner. Nachdem sich die Kette gelängt hatte etwas nachgespannt und gut war's.
Auf keinen Fall wird der gewaschen! Bald geht's wieder ins Gelände ich hatte nur die letzten 7 Tage kaum Zeit und auch keine Muße. Da will ich immer meine Ruhe haben. Bischen fahren, ein wenig filmen und grad schee isses
Fri May 17 09:51:52 CEST 2019 | 3.0 CSI Hubi
Dieser Panzer hat beim Gegner Angst und Schrecken verbreitet. Ich kannte persönlich einige Soldaten, die auf dem Königstiger im Krieg gefahren sind. Die meisten mussten leider von der eigenen Besatzung gesprengt werden, da sie wegen leerem Tank liegen blieben. Auch die am Kriegsende mangelhafte Ausbildung der Fahrer hat zu unnötigen Verlusten geführt.
Sun May 19 13:47:32 CEST 2019 | dodo32
Das waren sicher interessant Gespräche. Heute gibt es vermutlich kaum noch Zeitzeugen.
Hier mal ein interessanter Filmausschnitt der beängstigend verdeutlicht, wie sich die Besatzungen gefühlt haben müssen: https://www.youtube.com/watch?v=tqfwXCqvX-4
Mon May 20 09:48:38 CEST 2019 | 3.0 CSI Hubi
Sehr realistische Darstellung, wirklich beeindruckend. Die 7,62 cm-Kanone (später 8,5 cm) des T 34 hat den Tiger frontal nicht durchschlagen, es sei denn, es wurde genau der Zahnkranz zwischen Wanne und Turm getroffen, wie in dem Film aus kürzester Entfernung.
Fri Feb 28 16:21:43 CET 2020 | dodo32
Da es nun "endlich" ein wenig geschneit hat, habe ich ein paar Bilder gemacht und oben an den Artikel angehängt. Mir gefallen sie ganz gut
Fri Jun 24 21:49:27 CEST 2022 | Martin GT
Gute Arbeit - sieht verdammt echt aus!!
Der Rost ist mir auch etwas too much - die Teile waren sicher nicht aus Panzerstahl - aber seehr dickem 08/15-Stahl - und auch der rostet eher langsam.
Auf youtube schaue ich mir gerne Ian McCollums "Forgotten Weapons" an. Er zeigt und erklärt sehr ausführlich und sachlich allerlei Schießgerät - von den Anfängen bis heute.
Auf yt hat er seit Jahren den Spitznamen "Gun Jesus" weg. Heckler&Koch USA haben ihn mal spaßeshalber in ein entsprechendes Foto montiert.
Statt der Bibel hält er sein Buch "From Chassepot to FAMAS" über französische Armeewaffen btw..
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