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Flashback's Blog

Wed Sep 18 08:27:32 CEST 2024    |    FlashbackFM    |    Kommentare (1)    |   Stichworte: (AE), E-Mobilität, Fazit, Hyundai, Ioniq, Ioniq (AE), Jahr, Ladekarte, Laden, Schnellladen, Zufriedenheit, Zusammenfassung

Frisch angeschafft
Frisch angeschafft

Über ein Jahr und gut 13.000 km haben wir unseren Hyundai Ioniq electric jetzt. Gute Gelegenheit, über unseren Weg zur E-Mobilität und unsere Erfahrungen zu berichten. Eins vorweg: Alles subjektiv aus meiner Wahrnemung und Erfahrung.

 

Warum kein Hybrid?

2022 fuhr ich im Urlaub knappe zwei Wochen einen Skoda Octavia, als Plug-In. Elektrisch fahren machte damit richtig Spaß, allerdings nahm das Hybridsystem keine Rücksicht auf die Temperatur des Verbrenners. Im Zweifel bekam der schlagartig hohe Drehzahl auf kalten Motor, was der langfristig sicher übel nimmt. Nach meinen Recherchen machen das die meisten Hybridsysteme so, was ich nicht gut finde. Zumal die Zuverlässigkeit von Verbrennermotoren herstellerübergreifend immer weiter sinkt. Materialien und Fertigungstechniken werden so gewählt, dass die Garantiezeit gerade so überbrückt wird. Der Kunde ist heutzutage der Tester und muss die zusammengesparten Fehler ausbaden.

 

Meine Lieblingsbeispiele:

  • Verkokungen im Ansaugtrakt durch Direkteinspritzung
  • verkokte Kolbenringe und dadurch massiver Ölverbrauch
  • in Öl laufende und vorzeitig aufgebende Zahnriemen
  • Minderwertige Materialien gepaart mit großzügigen Ölwechselintervallen führen zu gelängten und überspringenden Steuerketten

 

Die Anschaffung eines vollelektischen Fahrzeugs erschien immer attraktiver. Immerhin war der Octavia im E-Betrieb auch wunderbar leise und unaufgeregt. Das gefiel mir schon sehr.

 

Aber ein reines E-Auto ohne Lademöglichkeit?

Allerdings: Wir haben einen Stellplatz in einer Sammelgarage ohne Lademöglichkeit. Ob das dann überhaupt funktionieren kann? Wir haben zwar mehrere öffentliche AC-Lader in der Nähe, unsicher war ich dennoch.

 

Bekannte von uns fuhren zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre einen Kia e-Soul und die machten uns Mut, trotz fehlender Wallbox ein E-Auto anzuschaffen. Sie hatten anfangs auch keine Wallbox und haben diese Zeit problemlos mit öffentlichem Laden überbrücken können. Kleiner Spoiler: Wir haben's auch geschafft.

 

Recherche

Die Recherche führte uns von der Renault ZOE über den MG5 zum Hyundai Ioniq. Die ZOE schied aus wegen zu kleinem Kofferraum und fehlender Schnellladefähigkeit. Der MG5 weil er damals zu neu und daher zu teuer war. Außerdem ist das Händler- und Werkstättennetz sehr dünn.

 

Der Hyundai Ioniq electric hat einen vernünftigen Kofferraum und bietet Schnellladen. Da er seit 2016 auf dem Markt ist (das Facelift erschien 2019), gab es auch erschwingliche Angebote. In einem anderen Forum hab ich mir weitere Tipps zum Ioniq geholt und war am Ende überzeugt. Hauptsächlich, weil er wahnsinnig effizient ist. Es stand also fest: Der soll es werden!

 

Nach einer Probefahrt im Vorfaceliftmodell war ich restlos überzeugt, dass wir das richtige Auto ausgesucht haben. Das Fehlen des Motorgeräuschs gefiel mir wie schon beim Octavia richtig gut und die Leistung (88 kW bzw. 120 PS) war absolut ausreichend. Einzig meine Preisvorstellungen und die des Händlers lagen zu weit auseinander.

 

Gekauft!

Unseren haben wir schließlich bei Auto Sangl in Landsberg geholt, ein Händler, bei dem ich mich gut aufgehoben fühle. Das Auto war zum Zeitpunkt des Kaufs im August 2023 exakt drei Jahre alt, hatte 48.000 km auf dem Tacho und noch zwei Jahre Werksgarantie plus drei Jahre Anschlussgarantie.

 

Es ist ein Facelift in der Premium-Ausstattung. Das Facelift hat einen größeren Akku (38 statt 28 KWh), etwas mehr Leistung (136 statt 120 PS) und eine etwas modernere Optik. Die Premium-Ausstattung hat alle Extras, die wir uns wünschten.

 

Der Ioniq im Alltag

Überwiegend sind wir mit dem Ioniq sehr zufrieden. Die Effizienz begeistert mich immer wieder. Der Allzeitdurchschnitt liegt laut Bordcomputer bei 12.2 kWh/100 km. Lass es mit Ladeverlusten 13,5 kWh sein, dann entspricht das 1,6 Liter Super bzw 1,4 Liter Diesel.

 

Die ein oder andere Marotte hat er, mit den meisten hab ich mich arrangiert. Am meisten nervt mich, dass man die Fensterheber weder bei ausgeschalteter Zündung noch über die Fernbedienung ansteuern kann.

 

"Schnellladefähigkeit"

Warum in Anführungszeichen? Die unter idealen Bedingungen erreichbare maximale Ladeleistung liegt beim Ioniq Facelift bei gerade mal 50 kW. Aus heutiger Sicht ist das richtig wenig. Das Vorfaceliftmodell noch mit 70 kW laden, das Facelift wurde also schlechter gestellt. Das habe ich allerdings bewusst in Kauf genommen, denn geringe Ladeleistung schont den Akku.

 

In der Praxis finde ich es auch überhaupt nicht schlimm, dass Pausen auf Langstrecken jetzt mindestens eine halbe Stunde dauern. Nach etwa einer Stunde ist der Akku von 10% auf 80% aufgeladen. Für die letzten 20% bräuchte man nochmal eine knappe Stunde, was allerdings auf Langstrecken bei allen BEV ziemlich unsinnig ist.

 

öffentliches Laden

Vor dem ersten Laden sollte man sich möglichst vorbereiten, denn einfach an eine Säule fahren und laden (ad hoc) funktioniert größtenteils gar nicht und wenn, zahlt man in der Regel deutlich zu viel. Um günstig laden zu können, ist eine Registrierung beim jeweiligen Anbieter ratsam. Manchmal muss man dann auch noch auf die Karte warten. Mehr dazu unter im nächsten Abschnitt Ladekartenbingo.

 

Probleme wie von Verbrennern zugeparkte Ladesäulen habe ich erlebt, aber in einem sehr geringen Ausmaß. Natürlich ist man darauf angewiesen, eine Ladestation in der Nähe zu haben.

 

Für das Laden an AC-Stationen muss ich immer zweimal laufen, da bei unseren Stadtwerken nach vier Stunden eine Blockiergebühr fällig wird.

 

Totalausfälle beim Laden hatte ich bisher nur einmal. Ich wollte im Urlaub bei Lidl in Frankreich laden, aber das hat einfach nicht klappen wollen. Nach etwa 30 Minuten herumprobieren habe ich entnervt aufgegeben und bin zu einem anderen Ladepark gefahren.

 

Ladekartenbingo

Als der Ioniq zu uns kam, gab es mit ADAC e-charge mit EnBW als Kooperatonspartner eine deppensichere Ladekarte. Egal wo, es hat immer 51 ct/kW gekostet. Das fand ich super, weil man nicht mit drölf Ladekarten jonglieren musste oder

 

Leider hat EnBW diese Kooperation zum August 2024 aufgekündigt. Direkt, nachdem ich davon erfahren habe, habe ich über die Chargeprice-App nachgesehen, was verschiedene Anbieter so an den von mir üblicherweise angefahrenen Ladepunkten für Preise aufrufen und mich bei einer Handvoll registriert. In Verbindung mit der Chargeprice-App kann ich so immer noch halbwegs günstig laden. Nervig ist das Ladekartenbingo trotzdem.

 

Man kann nicht einerseits E-Autos auf die Straße bringen wollen, andererseits es aber den Fahrern so schwer wie möglich machen. Nicht jeder hat Lust, sich intensiv mit Ladetarifen herumzuschlagen und einen Sack Ladekarten mit sich herumzuschleppen. Die breite Masse möchte es so einfach wie möglich haben, davon ist die E-Mobilität wieder ein ganzes Stück weiter weg gekommen. Dazu kommt die weggefallene Förderung für Neuwagen.

 

Wenn man der E-Mobilität gezielt solche Stecken zwischen die Beine wirft, kann ich absolut nachvollziehen, dass sie nicht in Fahrt kommt bzw. die aufgenommene Fahrt dramatisch gedrosselt wird.

 

Fazit

Mit dem Ioniq sind wir nach einem guten Jahr sehr zufrieden. Mit ein paar störenden Eigenheiten habe ich mich inzwischen arrangiert.

 

Den Einstieg in die E-Mobilität hab ich mir deutlich komplizierter vorgestellt. Auch ohne Wallbox bekommen wir das Auto geladen. NAtürlich wäre es mit Wallbox günstiger.

 

Dass Leute den Schritt in die E-Mobilität scheuen, kann ich nachvollziehen. Unter anderem durch das Ende der Kaufprämie und der Kooperation zwischen EnBW und ADAC hat die E-Mobilität leider einen massiven Dämpfer erlitten.

 

Würde ich es wieder tun? Nach allem, was ich bisher an Erfahrungen gesammelt habe würde ich ohne mit der Wimper zu zucken erneut den Schritt machen. E-Mobilität hat ihre paar Nachteile (Laden dauert länger als Tanken), aber die Vorteile (Effizienz, Ruhe) überwiegen für mich.

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Wed Sep 18 12:03:23 CEST 2024    |    mrniemand75

Ein seltener angenehmer Bericht ganz Neutral ohne moralische Belehrung Danke

Deine Antwort auf "Ein Jahr elektrisch unterwegs - So (un)zufrieden bin ich"

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