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tomato

Was ich schon immer mal erzählen wollte, oder so...

Fri May 17 08:57:44 CEST 2024    |    tomato    |    Kommentare (3)

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Nach einer unverschuldeten Kollision mit einem ausgewachsenen Wildschwein (die blöde Sau war nicht versichert ;) ), steht unser Opel Crossland zur Zeit in der Werkstatt.

 

Als Ersatz steht uns daher momentan ein Toyota Yaris Hybrid zur Verfügung.

An dieser Stelle möchte ich ein wenig von den Erfahrungen mit diesem Gefährt im Alltag plaudern.

 

Da der Crossland im Innenraum eher dem Corsa, als dem Astra nahe kommt und ich den Yaris in die Klasse der Kleinwagen (also z.B. Corsa) einstufe, sind die Platzverhältnisse im Yaris ok. Wenngleich er schon kleiner ist als der Crossland.

 

Ich fühle mich im Yaris aber sehr wohl, man sitzt vorne auch mit 1,85m gut und bequem. Alles liegt gut im Griffbereich, lediglich der Türöffner und Türgriff ist etwas ungewohnt weit hinten angebracht. Das ist aber nur ein minimaler Kritikpunkt und vermutlich gewöhnt man sich schnell daran.

Die Übersichtlichkeit finde ich ok, hatte aber auch noch nicht so viele Situationen, in denen das wichtig gewesen wäre. Eine Rückfahrkamera hat er auch.

 

Die etwas kleinen Instrumente sind trotz der geringen Größe gut ablesbar und informieren übersichtlich über die wichtigsten Parameter. Der übliche Bildschirm in der Mitte ist als Touchscreen auch vorhanden.

Die Menüstruktur habe ich nicht weiter durchgeklickt und untersucht. Daher weiß ich nicht, was die ggf. noch für Überraschungen parat hält.

 

Das Lenkrad ist nicht zu groß und nicht zu klein und liegt gut in der Hand. Noch mehr Knöpfe sollte es aber nicht haben. Der Wählhebel der Automatik wirft keine Fragen auf.

 

Die verwendeten Materialien wirken hochwertig und gut verarbeitet.

Kleine Ausnahme: das Verkleidungsmaterial der Bedienknöpfe auf dem Lenkrad fällt etwas aus den Rahmen und verursacht leichte Knirschgeräusche, wenn man daran rumfummelt.

 

Wie fährt er sich?

Ausgesprochen gut.

 

Der Federungskomfort ist gut, die Straßenlage vermittelt viel Vertrauen, Seitenneigung hält sich in Grenzen, lediglich die Ganzjahresreifen trüben etwas den Eindruck und lassen leichte Traktionsdefizite spüren. Das würde ich aber nicht dem Auto anlasten.

 

Die Lenkung ist leichtgängig und relativ direkt, fühlt sich aber andererseits etwas synthetisch an. Aber das ist heutzutage ja eher schon die Regel als die Ausnahme.

 

Der übliche Haufen Assistenten ist natürlich auch an Bord und verrichtet auf seine übliche (manchmal nervige) Art und Weise seinen Dienst.

Naja, wenigstens piepst es nicht permanent.

 

Aber dass das Lenkrad schon zu vibrieren anfängt, wenn man sich einer Linie auch nur grob annähert, und zwar egal ob es eine echte Linie oder nur ein Teerflicken auf dem Asphalt ist, finde ich nervig. Von den gelben Baustellenlinien will ich dabei noch gar nicht reden.

 

Dazu kommt noch der automatische Spurhalte-Helfer, der bei aktiviertem Tempomaten mehr oder weniger selbständig die Richtung einschlägt und dabei immer auch sanft in die Lenkung eingreift.

 

Das scheint sogar einigermaßen zu funktionieren, wirft für mich aber die Frage auf, was dieses System für einen Zweck haben soll, wenn es eben nicht selbsttätig agieren darf und mich nach wenigen Sekunden zwingt, die Hände ans Lenkrad zu legen.

Also entweder ich fahre und lenke selbst, oder das Auto kann und darf das auch.

Weil es das aber offensichtlich nicht darf (weil es das nicht zuverlässig kann), lenke ich eben selbst und dann empfinde ich Lenkeingriffe vom System als eindeutig übergriffig.

 

Den gut funktionierenden adaptiven Tempomaten finde ich aber dagegen prima, nur so scheinen Tempomaten heutzutage sinnvoll bei der Verkehrsdichte.

 

Die Bremse spricht direkt an und lässt sich gut dosieren und ist nicht so hypersensibel, wie sonst bei einigen Neuwagen unserer Zeit, bei denen man schon bei einem scharfen Blick auf´s Bremspedal an der Windschutzscheibe klebt. Der Übergang von Rekuperation zum Einsatz der Bremsscheiben verläuft dabei unauffällig.

 

Kommen wir zum interessantesten und namensgebenden Teil dieses Beitrags, dem Antrieb.

 

Dabei will ich mich gar nicht erst lange in technischen Details verstricken, sondern eher darauf eingehen, wie ich als Fahrer das Antriebssystem wahrnehme.

 

Was also ist der "Gummibandeffekt"?

 

Ich verstehe die Aussagen der Kritiker folgendermaßen: Die Beschleunigung und die Motordrehzahl steigen nicht synchron zueinander an. Der Motor dreht beim Gasgeben erstmal hoch und das Auto nimmt an Geschwindigkeit zu, dabei bleibt die Motordrehzahl über kurz oder lang (meistens aber eher kurz) auf dem gleichen Niveau, bis die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist. Anschließend wird die Motordrehzahl auf die Drehzahl gesenkt, die zum Halten der Geschwindigkeit so effizient wie möglich notwendig ist. Es kann auch sein, dass der Verbrenner ganz ausgeschaltet wird, so lange, bis er wieder benötigt wird.

Dieses Verhalten erinnert ein wenig an alte Zeiten, als ein Automatikgetriebe bei großen Motoren nur über drei oder gar nur zwei Gänge verfügte und der Wandler die meiste Zeit im Öl rumpanschte. Auch da verliefen Geschwindigkeit und Motordrehzahl über weite Strecken nicht synchron zueinander.

 

Das scheint viele Autofahrer zu irritieren, weil es einfach ungewohnt ist.

Dabei ist er keinesfalls langsam, aber durch die gleichmäßige Beschleunigung scheint einigen Zeitgenossen der Kick zu fehlen.

 

Der Clou dabei ist, dass der Verbrenner so oft es irgendwie geht, entweder gar nicht, oder im effizientesten Bereich arbeitet, was den Spritverbrauch niedrig hält.

Und wenn er doch mal gefordert wird, naja dann dreht er halt auch mal höher. Ich empfinde ihn dabei aber nicht nervig, der Dreizylinder bleibt laufruhig und klingt eher kernig.

Und das tut er in der Regel nur für einen kurzen Zeitraum. Es sei denn vielleicht, man fährt Dauervollgas auf der Autobahn, aber das ist nicht seine Paradedisziplin und dabei büßt er vermutlich auch einen Großteil seines Verbrauchsvorteils ein.

In Testberichten liest man auch immer wieder, dass erst der Motor laut wird und anschließend die Beschleunigung einsetzt. Diesen Eindruck kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen. Tatsächlich spürt man im Alltag fast immer erst einmal den Elektroschub und dann erst (oder zumindest gleichzeitig) meldet sich der Verbrenner zu Wort. Vielleicht ist es anders, wenn man vorher bei Dauervollgas auf der Autobahn den Akku leergenudelt hat, aber das ist auch nicht das Nutzerprofil, für das der Hybrid gemacht ist.

Außerdem lässt der Antrieb das gar nicht zu, dass der Akku komplett leergefahren wird.

Wie auch immer.

 

Übrigens gilt das mit den Fahrgeräuschen für normale Autos mit herkömmlichen Antrieben genau so. Die werden dann doch auch laut und gönnen sich den einen oder anderen Schluck aus der Pulle. Wird gerne vergessen. ;)

 

Das Anschieben des Elektroantriebs fügt sich immer sehr harmonisch ein und macht viel vom kräftigen Eindruck aus, den der Antrieb im Alltag hinterlässt. Es ist wie ein fast immer spürbar präsenter Rückenwind, der das Gefühl einer gewissen Leichtigkeit verbreitet.

 

Das führt zu einem weiteren Vorteil dieses Antriebskonzept, es ist unvergleichlich komfortabel und sparsam in einem. Das ganze wirkt sehr entspannend und verbreitet keinerlei Hektik.

Schaltrucke sind nicht spürbar und das hat einen guten Grund, es gibt keine.

Die Beschleunigung ist immer maximal gleichmäßig, die Vehemenz dabei gibt man durch die Stellung des Gaspedals vor.

 

Ja, der eine oder andere mag sich vielleicht jetzt am Wort "Vehemenz" stören, aber tatsächlich geht er gerade aus dem Stand überraschend kräftig los und erinnert dabei schon fast an Elektroautos.

 

Ich bin tatsächlich der Meinung, dass dieses Antriebskonzept ein guter Einstieg oder Wechsel in die Welt der Elektroautos sein kann. Fahren sich beide doch sehr ähnlich.

Klar, beim reinen Elektroauto hört man keinen Verbrenner und (oftmals sogar deutlich) kräftiger wird er in der Regel auch sein, aber das grundsätzlich Fahrprinzip ist doch das gleiche.

 

Ich schrieb ja oben bereits, dass es bei mir momentan der (mittlerweile dank eines zwischenzeitlichen Facelifts nicht mehr ganz) aktuelle Yaris Hybrid in der Version mit 115PS Systemleistung ist. Wer den als lahm bezeichnet, der kann ihn noch nicht gefahren haben oder aber lebt ob seiner Erwartungshaltung in einer völlig anderen abgehobenen Wert.

Gerade im Stadtverkehr oder generell im dichten Verkehrsgeschehen ist er wirklich sehr flink und macht dabei auch richtig Spaß.

Natürlich ist der Yaris Hybrid kein Sportwagen, aber es hängt auch immer stark von der eben bereits erwähnten Erwartungshaltung ab, wie der Fahreindruck letztlich entsteht. Meine Erwartung hat er jedenfalls voll erfüllt, bzw sogar übererfüllt.

 

Auch auf der Landstraße gibt es übrigens keinen Grund, sich zu beschweren, alle Geschwindigkeiten innerhalb des erlaubten Landstraßentempos lassen sich spielerisch leicht und zügig erreichen und auch Autobahntempo innerhalb der Richtgeschwindigkeit ist kein Problem.

Schneller bin ich mit ihm noch nicht gefahren. Warum? Weil es einfach nicht nötig war. Ich fahre sowieso nicht täglich Autobahn und wenn doch, dann fahre ich auch mit weit schnelleren Autos nur ganz selten mal schneller als Tacho 140Km/h. Autobahn fahren finde ich nur noch ätzend.

 

Dennoch bin ich mit dem Yaris auch sicher nicht wie eine Wanderdüne unterwegs (auch weil er mir eben so viel Spaß macht) und liege derzeit bei meinem Durchschnittsverbrauch laut Anzeige (gemischt Stadt und Überland) noch bei unter vier Litern.

Das finde ich wirklich schwer in Ordnung.

 

Ja, der Wagen ist relativ teuer in der Anschaffung und auch die Versicherung langt ziemlich zu (ich weiß allerdings nicht wieso).

Dennoch finde ich das gesamte Auto vor auch allem wegen seines Antriebskonzepts sehr interessant und so wäre der auch definitiv was für mich (oder eben gleich Elektro).

Dazu kommt noch die Zuverlässigkeit, die schon mehrfach hinreichend nachgewiesen wurde.

 

Wie gut der gesamte Antrieb funktioniert und wie angenehm ich ihn finde, wurde mir gerade eben wieder so richtig deutlich klar, als ich wieder mit dem Crossland (110PS mit 6-Gang-Wandlerautomatik) gefahren bin, der heute frisch aus der Werkstatt zurück kam.

 

Schade eigentlich, hätte den Yaris gerne noch etwas länger behalten.

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Sat May 18 08:11:33 CEST 2024    |    25plus

Danke für den Bericht, er beschreibt den HSD perfekt. Komfortabel wie ein Elektroantrieb in seiner Funktionsweise, der Verbrenner läuft nur, wenn er muss (bei mir je nach Strecke zu 50-75 % der Fahrzeit aus) und dann höchst effizient. Die Beschleunigung setzt im Gegensatz zu "normalen" Verbrennern mit Turbo und Automatik sofort und nicht verzögert ein (wie beim Sauger mit bereits eingelegtem Gang) und ist eben so stark, wie man es mit dem Gaspedal vorgibt.

 

Ein Arbeitskollege fuhr einen Corolla HSD im letzten Jahr im Urlaub (keine Autobahnen) und konnte auch nichts negatives am Antrieb feststellen, war erstaunt wie sparsam und perfekt der Antrieb funktioniert.

 

Für mich unverständlich, dass der Kraftstoffverbrauch immer noch praktisch keinen Einfluss auf Testergebnisse hat und die vielen tausend € Ersparnis (regelmäßig 20 % sparsamer als alle mitgetesteten Konkurrenten) und viele Tonnen CO2 Ersparnis nicht gewürdigt werden.

 

Toyota hat im letzten Jahr übrigens über 30 Milliarden € Gewinn gemacht, hat eine Rendite deutlich über 10 %. Und das fast ohne Elektroautos. Toyotas Plan mit dem Hybrid geht momentan voll auf, die Lieferkette wird gestärkt und es ist mehr als genug Geld vorhanden, um dann auf Elektroautos umzusteigen, wenn es sinnvoll ist. Angeblich verdient Toyota mit Hybridantrieben inzwischen mehr als mit reinen Verbrennern, was mich nicht wundern würde. Die Batterien sind sehr klein und inzwischen günstig, es gibt wenige Varianten, die in jedem Aufbau spielerisch die Emmissionsgrenzen einhalten.

 

Ich fahre einen Suzuki Swace, der baugleich mit dem Corolla Kombi ist. Die Batterie ist unter der Rücksitzbank, die Reserveradmulde in voller Größe steht als komplett mit Teppich verkleideter Zusatzstauraum zur Verfügung. Trocken und sauber nutze ich diesen, um Bettzeug für 3 Personen zu transportieren, wenn Familienbesuche anstehen. Und darüber der Stauraum, wie er in der Kompaktklasse für Kombis normal ist.

 

Bei der Versicherung kann ich mich auch nicht beschweren. Früher zahlte ich 800-900 € Versicherung im Jahr für den Mitsubishi Space Star (über 27000 km im Jahr), jetzt liege ich mit mehr Homeoffice nach Corona und maximal ca. 15000 km bei 580 € mit Hybridbonus. Durch den Telematiktarif bekomme ich dann nochmal 30 % zurück und es bleiben somit knapp 400 € für die Versicherung mit Vollkasko bei der Allianz (keine Direktversicherung). Sogar der Daihatsu Cuore mit Teilkasko kostet mich inzwischen mehr mit max. 6000 km im Jahr, weil ich die Voraussetzungen für den Telematiktarif nicht erfülle.

 

Beim Verbrauch bin ich recht zufrieden, ordne mich aber selbst als Schleicher ein. 3,6 l/100 km gehen für den Swace mit 1400 kg und schlechter Aerodynamik (cW 0,32) in Ordnung. Der Space Star verbrauchte 3,5 l/100 km mit 900 kg und cW 0,27 (beste Aerodynamik aller Klein(st)wagen), der Cuore mit 750 kg und cW 0,31 (2004 ein guter Wert und nur 1,475 m breit) liegt nach 311000 km bei 4 l/100 km. Ich fahre ihn aber nur noch bei schönem Wetter und da sind es ca. 3,3 l/100 km in den letzten Jahren.

Mon May 20 12:36:43 CEST 2024    |    tomato

Der Post mit der id 67470315 von Gondal wurde von tomato gelöscht.

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