Wed Oct 10 16:31:11 CEST 2012 | Jack GT | Kommentare (8) | Stichworte: Ärger, Bulli, Spannrolle T4, Zahriemenwechsel
Hier ist sie nun, die Fortsetzung der Bulli-Story (Teil 1) - und ja, es hat etwas gedauert, auch ist dieser Teil langes technisches Gelaber . Nachdem der Bulli einige Zeit in der Garage geschlummert hatte, stand der Entschluss zur Inbetriebnahme.
Da der Verkäufer keine Angaben zum Zahnriemenwechsel hatte machen können oder wollen, stand als erstes der Zahnriemen auf dem Programm. Da wenig Zeit und noch wenig Ahnung vom Bulli hatte, wollte ich die Arbeit fremdvergeben und suchte eine Werkstatt dafür. Ein just um die Ecke neu eröffneter KFZ-Betrieb machte mir ein gutes Angebot (< 500€) und ich schlug ein und gab den Bulli ab.
Als am nächsten Tag das Telefon mehrfach klingelte, ich allerdings verhindert war, hinterließ mir der Kfz-Meister eine Nachricht auf dem AB: Ich solle unbedingt vorbeikommen, sie wüssten da nicht weiter, so etwas hätten sie noch nicht gesehen. Leicht irritiert versuchte ich einen Rückruf, erreichte den Meister jedoch nicht und fuhr vorbei.
Dort stand der T4 auf der Bühne; Meister und Geselle holten mich dazu und setzten mir auseinander, die Zahnriemenspannrolle sei irgendwie völlig falsch montiert: Eine zu kleine Schraube mittig in einem viel zu großen Loch - diese habe dadurch auch schon Schlag und die Rolle würde so in Kürze abreissen. Sie hätten auch schon Ersatz bestellt, aber auch hier sei die Zentrierung der Rolle zu groß und die Schraube dafür zu klein - so etwas sei Ihnen noch nicht vorgekommen (wie sich später rausstellte, traf das wohl auch auf einen Bulli zu). Als Vorschlag unterbreiteten sie mir, die Bohrung aufzuweiten und mit einem neuen Gewinde für eine passend große Schraube zu versehen. Ich fragte noch einmal nach, ob tatsächlich das passende Ersatzteil bestellt worden sei - worauf der Meister versicherte, er habe alles überprüft und sogar Riemen, Rolle etc. einzelnd bestellt (?), worauf ich zu dieser Lösung mein ok gab. Wer wusste, wo und wie der T4 zwischendurch wieder montiert worden war - schliesslich hatte ihn der letzte Vorbesitzer mit Motorschaden aufgrund Zahnriemenriss verkauft.
Wieder bei der Arbeit ging mir durch den Kopf: Eine Bohrung im Kopf aufweiten - da kann doch irgendwas nicht stimmen. Daher checkte ich dann doch vorsichtshalber gängige Quellen, um mich schlauer zu machen. Hier stellte ich fest: Die "zu kleine" Schraube war serienmässig, es fehlte nur ein Einsatzstück, welches in die Spannrolle eingesteckt wird und die Differenz zum Aussendurchmesser verringert. Hier galt jedoch: Eigene Doofheit, wer einen Auftrag erteilt, ohne sich vorher schlau zu machen. Immerhin: Nach dem Einsatz dieser Schraube wird wohl die Spannrolle nie mehr abreissen.
Bildquelle: http://www.t4-wiki.de/wiki/images/Motor_Spannrolle_ACV_Bild.jpg
Wieder bei der Werkstatt, die mir eine manipulierte Endrechnung samt Erhöhung ("das Aufbohren war so aufwendig") berechnen wollte, klärte ich den Meister auf. Positiv: Er konnte seinen Fehler zugeben ("davon wusste ich nichts") und wir teilten die entstandenen Unkosten auf. Mittelzufrieden fuhr ich mit dem Bulli nach Haus.
Am Wochenende schauten wir bei einem befreundeten Surfer in Kiel vorbei, um uns bezüglich T4 etwas schlauer zu machen. Wieder zurück in Hamburg stellte ich fest: Heck ölbespritzt, unter dem Motor "ölpfützenbildung", Ölstand gesunken.
Also nach dem Wochenende wieder zur Werkstatt mit einer Reklamation - der Meister versprach, sich das Ganze anzusehen. Kurze Zeit später hatte ich wieder mehrere Anrufe auf meiner Mailbox: Ja, das Fahrzeug würde Öl verlieren. Er habe dies aber nicht verursacht, würde mit einem Auftrag aber den Defekt beheben - worauf ich wieder Richtung Werkstatt fuhr.
Wieder traf ich den T4 samt der Mannschaft auf der Bühne - diesmal allerdings informiert. Während der Meister mir darzulegen versuchte, er habe mit dem Ölverlust nichts zu tun und dem Bulli bei laufendem Motor das Öl "entrieselte", erklärte ich dem Meister seine möglichen Fehlerquellen. Das Auto war 700 km zuvor ohne Ölverlust gelaufen und trocken gewesen, der Fehler trat erst nach der Reparatur auf und der Meister hatte ja schon einen Fehler gemacht - vielleicht nicht den einzigen. Nun kehrte sich der Spieß um: Ich wurde von dem sauberen Grüppchen beschuldigt, kein Vertrauen in den Meister zu haben ("Warum haben Sie sich denn anderweitig erkundigt?") und ein defektes Fahrzeug angeschleppt zu haben ("Der hat doch vorher bestimmt schon in Massen Öl verloren und nun wollen Sie uns das andrehen"). Hier half kein gutes Zureden mehr: Erst bei Verweis auf juristische Mittel erklärte sich der Meister pöbelnd und zähneknirschend bereit, den Schaden zu beheben - worauf ich ihn darauf aufmerksam machte, dass ich so lange nachbessern lassen würde, bis das Fahrzeug in Ordnung sei.
Bei Abholung habe ich das Fahrzeug dann auch gleich auf die Bühne genommen: Offensichtlich wurden sowohl neue Dichtungen eingezogen und diese zusätzlich mit Dichtmasse versehen - seitdem ist das Fahrzeug trocken. Die weiteren Arbeiten beschloss ich wieder selbst zu übernehmen .
Kleine Anekdote am Rande: Im Netz hatte ich am Abholtag schon bezüglich Diebstahlsicherungen geforscht und war auf nur einen Anbieter im Netz gestossen, der eine mir wirksam scheinende Diebstahlsicherung anbot: Eine Pedalfessel, die Bremse und Kupplung fixiert. Diese sollte man zudem beim Bulli-Stammtisch Hamburg bekommen, dessen Besuch ich vage plante. Während eines meines Aufenthaltes zur Abholung des Bullis in der Nähe der Werkstatt kaute ich an einem Wurststand zerknirscht an einer Currywurst herum, während ein T3 just davor parkte. Ein kleiner Plausch mit dem T3-Besitzer am Kiosk ergab, dass dieser nicht nur der Hersteller der Pedalfessel (die ich dann auch gleich in Augenschein nehmen konnte), sondern auch Initiator des Hamburger Bulli-Stammtisches ist - die Welt ist offensichtlich klein ! |
Wed Oct 10 18:29:40 CEST 2012 | Schattenparker50835
Also drehte die Hülle ohne Zwischenstück da klappernd auf der kleinen Schraube rum?
Ich würde meinen wagen auch nicht in einer gerade erst neueröffneten Werke machen lassen. Ich würde erstmal abwarten und schauen wie die sich so machen.
Vielleicht hättest du dir ja auch ne Werkstatt suchen sollen die vornehmlich Nutzfahrzeuge/ Transporter repariert. Wenn jemand gleich ganze Fuhrparkflotten ( OK der T4 ist nicht mehr oft vertreten) repariert und wartet, ist da sicherlich mehr Erfahrung da. "Meister" ist heutzutage ein dehnbarer Begriff.
Wed Oct 10 18:31:07 CEST 2012 | bronx.1965
Jack:
Nette Story! Ich glaub, jeder hat so etwas schon mal erlebt. Du hast es genau richtig gemacht und knall- hart durchgezogen. Das mit der Spann-Rolle ist ja der Ober-Hammer
Bist du dir bezüglich der neuen Dichtungen sicher? (Dichtmasse, trotz erneuerter Dichtungen klingt nicht wirklich nach "erneuert"?)
Schöner Beitrag, kannst du von der Pedal-Fessel mal ein Bild einstellen? Wat kost'n dat Teil?
Mit Grüßen, Bronx
Wed Oct 10 18:35:13 CEST 2012 | bronx.1965
@Rockport:
...korrekt! Ich habe es ähnlich gemacht. Einen Ort weiter habe ich seinerzeit eine Werke kennen gelernt, die aus lauter altgedienten "Diesel-Päpsten" besteht. Unfassbar, sowas. Der Typ hat eine Wahnsinns-Erfahrung, repariert zu absolut kulanten Preisen und erklärt einem auch manchen Trick. Da ist mein "Dicker" in besten Händen, wenn ich mal nicht weiter komme.
Wed Oct 10 19:04:10 CEST 2012 | Felyxorez
Der Zahnriemen beim T4 schient ja ein richtiges Abenteuer zu sein. Bei uns hat eine Werkstatt es geschafft ein Laufrad verkehrt rum einzubauen. Das sieht man und hört man nicht.
Doch... 500km später hört man es tatsächlich. Nämlich dann wenn der Riemen einen Zahn weiter gesprungen ist.
Willkommen Austauschmotor
Wed Oct 10 20:39:46 CEST 2012 | Jack GT
@Rockport1911:
Ja, genau, die Schraube drehte da vorher lustig herum und war daher auch schon "angeschlagen". Die neueröffnete Werke habe ich genutzt, da das ganze schnell gemacht sein sollte und ich keine Zeit hatte - meine Möglichkeit selbst zu schrauben ist mir leider vor kurzem abhanden gekommen . Und dieser Meister hatte wohl einfach von VW keine blasse Ahnung...
@bronx.1965:
Die Frage nach den neuen Dichtungen ist eine gute Frage - die Dichtungen schauen neu aus, die Antwort des besagten Meisters war, er habe zudem noch "alles draufgeklatscht", damit da nichts mehr käme. Leider habe ich vorher kein Bild gemacht. Immerhin verliert er seitdem kein Öl mehr - ich kontrolliere penibelst .
Bezüglich der Pedal-Fessel habe ich erst einmal angefragt - da ich einen Prototyp testfahre, weiß ich nicht, ob ich ohne Genehmigung ein Bild machen darf.
Die Sache mit den Diesel-Päpsten ist in Form einer wirklich tollen Community seitens des Bulli-Stammtisches gegeben - allerdings habe ich diesen erst nach der obigen Sache kennengelernt.
@Felyxorez:
Oha, na, das ist ja auch mal eine interessante Info. Hoffentlich hat die Werkstatt dann den Austauschmotor übernommen!
Wed Oct 10 20:43:08 CEST 2012 | Felyxorez
Ja... das war die erste Diagnose der Werkstatt wo wir uns haben hinschleppen lassen... Zahn übersprungen. 400km nach dem Zahnriemenwechsel fällt da der Verdacht nicht weit, dann noch das bei näherer Begutachtung identifizierbare Rad... da musste man nichtmal mit dem Anwalt drohen.
Wed Oct 10 21:17:34 CEST 2012 | bronx.1965
@Jack:
"alles draufgeklatscht" damit da nichts mehr käme... Klingt nicht wirklich überzeugend. Wenn Du neue Dichtungen verbaust, macht es doch eher Sinn wenn dann schon alles dicht ist und nicht erst mit "Mumpe". Würde ich ebenso "penibelst" sehen
Das mit der Pedal-Fessel geht klar, hätt' ich genauso erstmal rückgefragt Würde mich freuen, wenn Du es dann einstellen darfst. Ich habe zwar ne nachgerüstete WFS im Bus, trotzdem interessierten sich erst letztes WE in Posen wieder irgend welche schrägen Fürsten für meinen Dicken. Nur der Aufmerksamkeit eines Händlers verdankte ich die Info. Der hatte mich aussteigen sehen
Bedarf wäre also meinerseits vorhanden
Sat Nov 17 23:32:02 CET 2012 | Trackback
Kommentiert auf: Tüddelkram und andere Katastrophen:
(Teil 3 Mach diesen Bulli fertig!*
[...] Nach der letzten Erfahrung (siehe Teil 2) beschloss ich, den Rest wiederum in Eigenregie bzw. mit meiner besseren Hälfte zu machen - schließlich [...]
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Deine Antwort auf "(Teil 2:) Wenn der Meister dreimal klingelt"