Fri Jun 10 19:21:30 CEST 2022 | notting | Kommentare (4) | Stichworte: Baden-Württemberg, Förderung, HPC, innerorts
Was hältst du von der im Artikel beschriebenen HPC-Förderung?Hallo!
Ein Förderaufruf für urbane Schnellladehubs in Baden-Württemberg wurde heute verkündet. Was ist gut, was ist nicht so gut? Schauen wir’s uns mal an.
Ich plädiere regelmäßig dafür auch mehr Schnellladesäulen innerorts zu bauen. Baden-Württemberg fördert nun sowas: https://vm.baden-wuerttemberg.de/.../ Für Rastplätze-/stätten an Autobahnen gibt’s keine Förderung. Soweit so gut, da dort das Angebot schon recht gut ist bzw. wohl auch andere Förderprogramme gibt. Die Ladepunkte müssen 24/7 zugänglich sein. Es muss mind. 8 neue Schnellladepunkte mit mind. 75kW auch bei 400V geben. Z. B. 4x 150kW-Säulen mit jew. 2x CCS die sich die 150kW ggf. 50:50 teilen wäre ok. Diese Leistung darf nicht z. B. durch den Netzanschluss begrenzt werden. Akkupuffer-Lösungen sind ok, wenn sie das schaffen. Wobei ich mich frage, wie das in der Praxis kontrolliert werden soll, ob der Akku nicht doch zu klein ausgelegt ist. Ein Upgrade bestehender Ladepunkte wäre nicht ok. Optional werden zusätzliche Lahmladepunkte gefördert. Hier sehe ich ein gewisses Missbrauchspotenzial. Natürlich ist es gut, wenn auch E-Autos zum Zug kommen, die nur Typ2 haben bzw. E-Autos die nur mit 50kW laden können nicht die HPC blockieren, sondern am billigeren 50kW-Triple-Charger zusammen mit den Typ2-E-Autos laden. Theoretisch kann man aber neben dem Schnellladehub alles mit Lahmladesäulen zupflastern.
Es gibt unter allen Anträgen ein Ranking. Dabei wird nach dem Prozentsatz sortiert, auf wieviel der für das Projekt theoretisch max. möglichen Förderung verzichtet wird. Das ist einerseits gut um Mitnahmeeffekte zu vermeiden. Andererseits dürfte es Dorf-Schnellladehubs verhindern. Es wird auch nicht verhindern, dass sich die Schnelllademöglichkeiten extrem auf gewisse Gebiete konzentrieren. Z. B. sind bei uns alle Schnelllader bzw. HPC innerhalb weniger 100m Umkreis um eine 4spurige Bundesstraße. Klar, dass dort am meisten Durchgangsverkehr ist und somit potenzielle Kunden. Aber auch auf den Dörfern kenne ich sogar Eigenheim-Besitzer, die ihr Auto nicht über ihren Wohnungsstromzähler laden können, z. B. weil sie das Auto nicht nahe genug am Haus parken dürfen. Dort bräuchte man solche Schnellladehubs als Motivation, dass sich die Leute BEV kaufen. Mehr Lahmladesäulen heißt mehr Parkplätze als bei HPC sind auch aus der Sicht von Leuten vernichtet, die daheim günstiger laden können. Viele Dörfer sind in der Praxis tatsächlich nicht pauschal aus dem Rennen, aber:
Ein weiteres k.o.-Kriterium ist das „Urbanitätskriterium“. Es werden nur Standorte gefördert, die sich laut https://atlas.zensus2011.de/ in 1km²-Quadraten befinden, in denen mind. 500 Menschen leben. Einerseits haben Dörfer hier auch durchaus Chancen. Aber durch dieses Kriterium werden viele sinnvolle Standorte nicht gefördert. Sinnvolle Standorte von Schnellladehubs abseits von Rastplätze-/stätten an Autobahnen sind z. B. alle größeren Einkaufsmöglichkeiten. Wenn man nun in die Karte schaut, sind viele Einkaufsmöglichkeiten in Gewerbegebieten und am Stadtrand dadurch ausgeschlossen. Bei uns z. B. ist die Gesamtsituation wo sicher nicht gefördert wird bzw. wahrscheinlich nicht (sinnvoll) gefördert wird so:
Bleibt also von allen größeren Einkaufsmöglichkeiten hier in der Stadt sehr wahrscheinlich nur ein Rewe und ein Aldi und in dem Dorf-Einkaufszentrum der hintere Teil des Parkplatzes.
In der nächsten größere Stadt da wo ich hinfahre weil’s dort Läden gibt, die’s bei uns nicht gibt, ist auch eine förderfreie Zone, weil der Großteil des Gewerbegebiets in einer Kachel mit zu wenigen Bewohnern liegt.
In der Nachbargemeinde die aktuell nur eine Lahmladesäule hat (wird u.a. *nicht* unterstützt von EnBW, Maingau, NewMotion und Plugsurfing) wird die eine Tankstelle am Dorfrand an der 4spurigen Bundesstraße nahe der Autobahn auch nicht gefördert wegen der Einwohnerzahl in der 1km²-Kachel. Eine Kachel weiter nördlich also weiter im Dorf wäre das kein Problem.
Fazit Inwiefern werden BEV-Fahrer nun von dieser Förderung profitieren? Beim Einkaufen, in Parkhäusern und an vielen Tankstellen wie gesagt in der Praxis eher nicht. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Man hätte vor allem Einkaufsmöglichkeiten direkt am Rand eines urbanen Bereichs mitberücksichtigen müssen. Denn da wo besonders viele Leute wohnen, gibt’s meist eher weniger Parkplätze, während es am Rand eher mehr Parkplätze gibt die man umwidmen könnte, aber es wohnen oft eben zu wenige Leute dort.
notting |
Sat Jun 11 18:49:21 CEST 2022 | PS-Schnecke52374
Moin,
Ich denke, auch wenn die Regelungen noch nicht perfekt sind, so zeigt sich in Summe aber ein positiver Ansatz:
Gefördert wird nur, wo noch nix ist
Bevorzugt gefördert, der nicht nur nach maximaler Staatsknete schielt
Es werden alltagstaugliche Bedingungen definiert.
Sinnvoll wäre es vielleicht gewesen, wenn zusätzlich ein Standort pro Ortschaft gefördert würde, damit auch Dörfer leichter in den Genuss der Förderung kommen können.
Sat Jun 11 20:04:56 CEST 2022 | notting
Falsch. Auch wenn auf dem großen Parkplatz schon 100 Ladepunkte sind, spielt das keine Rolle. Du musst nur mind. 8 zusätzl. HPC-Ladepunkte schaffen (und kannst noch ein paar weitere Lahmladepunkt dazu fördern lassen). Aral hat bei uns Ende letzten Jahres 4 HPC-Ladepunkte in der Ecke der Stadt aufgebaut, wo bereits praktisch alle DC-Lader der Stadt inkl. Dörfer konzentriert sind (auch einer >50kW). Und auch wo's schon DC-Ladesäulen gibt, kann es offenbar noch Bedarf für HPC geben. Mehr Bedarf sollte tendenziell dazu führen, dass die weniger Fördergelder beantragen um ins Ranking weiter hoch zu kommen.
Richtig.
Wie gesagt, die meisten Geschäfte bei uns fallen raus, gerade die wo genug Platz für sowas haben. Also alles andere als alltagstauglich.
Wie gesagt, finde größere Geschäfte bzw. (Mini-)Einkaufszentren am Rande der Städte/Dörfer bzw. in Gewerbegebieten hätte man auch fördern sollen. An solchen Einkaufsorten sollten auch auf dem Dorf die Leute unterm Strich am meisten von der Förderung haben, da sie vermutlich ohnehin immer wieder hinfahren um dort einzukaufen.
notting
Sat Jun 11 20:07:26 CEST 2022 | PS-Schnecke52374
Andererseits sind das doch starkt frequentierte Standorte, die sich auch ohne Staatsknete amortisieren müssten, oder?
Sat Jun 11 20:09:11 CEST 2022 | notting
Anscheinend nicht stark genug, sonst gäbe es dort schon was. Und wie gesagt, je weniger Knete prozentual gewünscht wird, desto eher bekommt man sie.
notting
Deine Antwort auf "Förderung urbaner Schnellladehubs in Baden-Württemberg"