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120.000km Wartung C2 (auch für C3) im do it yourself
Ja, ich weiß, es gibt die Reparaturhandbücher (von Haynes und für nicht des Englischen Mächtige nahezu unlesbar;-) und auch die Taschenhefte von PSA. Aber was es so gut wie nirgendwo gibt, sind Zusammenfassungen einzelner Reparaturen als simple do-it-yourself-Anleitungen.
Gerade bei Citroen/Peugeot gibt es so manchen technischen Kniff, der vom Standard in der Autoindustrie abweicht - beginnend bei der Zylinderzählung. Also kann selbst ein erfahrener Schrauber fatale Stolperfallen mitnehmen...
Hier mal eine Anleitung, wie man am 1,4i (8V = KFV/KFW) die 120.000km-Wartung allein bewerkstelligen kann. Dazu gehören:
1. Ölwechsel - Standardverfahren, nur drauf achten, daß es ein Longlife-Öl sein muß in 5-W40 oder 10-W40
2. (meist) Tausch der Bremssteine vorn - Standardverfahren, wichtig ist, die Kolben gut gängig zu machen und die Spangen gut abzuschmieren sowie den Rost am Sattelträger unter der Spangenauflage gründlich abzuklopfen (natürlich nicht mit Fett abschmieren, sondern mit Cu- oder Keramikpaste wink, Kolben mehrmals rotieren und erst dann zurückdrücken und ggfs. auch mit Bremsenpaste unterm Staubschutzgummi abschmieren, falls dort Rostansatz besteht
3. Hinterachsbremsen tauschen/instandsetzen - geht nur über Demontage der Bremstrommel und erfordert ein fummliges Zurückstellen des Handbremsnachstellers durch das Radschraubenloch (Schraubendreher muß am Griff nach unten gedrückt werden, so daß sich das Rad des Verstellers nach oben dreht), genau schauen, ob man Lucas/TRW oder ATE/Girling verbaut hat! Die Backen sind unterschiedich breit und anders befestigt, wichtig: Der Anlenkhebel für die Handbremse gammelt gern an der Backe fest - lösen + abschmieren, falls die Backen noch gut sind und drin bleiben können!!!, Zentralmutter kriegt 200Nm und Verstemmung, Staubschutzlippe auf Achsstummel abziehen + Reinigen sowie Radlager fetten (in Maßen!) und kontrollieren macht immer Sinn, !!!ABS-Ring ist auf Nabe als Gummi-Magnet-Ring aufgeschrumpft - Beschädigungsgefahr!! Trommel und Ring schön abspülen und ausblasen
4. Bremsflüssigkeit tauschen - Standardverfahren über Pedalpumpen oder Vakuumsystem, DOT4 sonst nix!, vorn links anfangen und nach hinten rechts vorarbeiten
5. Keilrippenriemen ersetzen - dabei drauf achten, ob man den 1050mm oder 1105mm langen braucht! Die Spannrolle muß manchmal auch ersetzte werden - da paßt Standardmaterial aus der Bucht - Opel, VW, PSA, Fiat/GM...Hauptsache breit genug und das Mittenloch paßt, Empfehlung: Nehmt ne Opel-Rolle aus Metall - ist verschleißfester wink, Die Spanneinheit selbst muß nahezu nie erneuert werden (spart 35,- und jede Menge Arbeit), Rippenriemen entspannen durch 15er Ringschlüssel und 4mm-Schraube zum Blockieren, Halteschraube der Spannrolle mit 25NM + Loctite blau einsetzen
6. Klimaaanlage warten - Standardverfahren (Werkstatt!)
7. Kühlmittel tauschen - G33, G30 (geht ist aber nicht optimal für lange Wechselintervalle) oder Cartechnic CT12+ (Revkogel2000 kriegt man in D nahezu gar nicht, G33 kann man vorzugsweise bei PSA kaufen - 13-15,-/L), dicken Schlauch unten am Kühler ab, Druckluft (max. 1bar!) auf den Ausleichsbehälterrücklauf und dann warten, bis es vernehmlich im Block gluckert und unten nix mehr kommt, sorgfältig an beiden Entlüftungsschrauben entlüften! Wer's besonders gründlich mag, muß mindestens 2x spülen, da gut 1L Kühlwasser im Block bleibt, wenn man die WaPu nicht tauscht.
8. ZR tauschen - Keilrippenriemenscheibe ab, Abdeckungn oben und unten ab (!!versteckte Schraube hinter dem beschissenen rechten Motorhalter - geht besser ab, wenn der Motorhalter schon raus ist), Motorhalter rechts ab (Motor vorher an Motorkran hängen oder unten an der Ölwanne unterbauen) dabei erst die Halteschrauben auf dem Kotflügelteil (bleibt dran) lösen und dann die 3 am Blockanschluß, NW-Rad auf Absteckposition stellen, M6-Schraube (ca. 40-50mm lang ) in Absteckloch der Kupplungsscheibe versenken (kommt man besser ran, wenn der Ölfilter schon ab ist), NW-Rad abstecken mit 8mm-Stehbolzen oder Bohrerschaft (am besten geht ein abgesägter 8,2er, da ein normaler Bohrer zu lang zum Einfädeln und etwas zu dünn zum Klemmen ist), ZR-Spannrolle lösen und entspannen, ZR runter (am einfachsten einfach durchschneiden), WaPu raus (gehört bei mir grundsätzlich zu jedem neuen ZR - vor allem bei 120Tkm Intervall!), neue WaPu rein, Spannrolle neu rauf (lose lassen!) ZR auflegen (Frontseite straff ausrichten), dann um WaPu und Spannrolle fädeln, Spannrolle auf Überspannposition einstellen (siehe Buch!), Spannrolle leicht anziehen (10Nm), Absteckschrauben raus (beide!!!!!), Motor 4x per Hand durchdrehen, Spannrolle lösen und auf Spannposition stellen (siehe Buch!), festziehen mit 25Nm, Motorhalter ran (45Nm am Block, 60Nm auf dem Motorhalterkotflügelteil - mit Loctite blau am Block), Abdeckungen ran, Keilrippenriemenrad ran (Schrauben mit Loctite blau einsetzen!), 2x per Hand durchdrehen, Testlauf (natürlich nur, wenn Öl und Ölfilter drin sind und Kühlwasser wink, Keilrippenriemen rauf, Spannrolle freigeben, fertig.
Hinweis: Da das Ausbauen der WaPu ein Ablassen des Kühlwasers erfordert und das Abstecken des OT1 eine Schraube in der Kupplung, wofür man am besten den Ölfilter rausnimmt, kommt es gelegentlich mal vor, daß Motoren in "Probelauf" gehen, ohne daß Öl und Wasser drin sind ;-( Also: Augen auf VOR dem ersten Zündschlüsseldrehen!
Hinweis 2: Falls der Dichtring oben an der NW schwitzt - raus damit! Rad ab (Gegenhalter oder ein Stück weiches Holz zum Festhalten benutzen - bitte nicht das Absteckloch dafür missbrauchen!!!), Simmering rauspopeln, neuen Simmering rein, Stirnfläche der Radanlage an der NW leicht abrichten (Schleifpapier + Brettchen - der hin und wieder anzutreffende, leichte Grat an der Wellennut von der Nase des Rades muß weg), Rad aufsetzen, Schraube rein (45Nm + Loctite blau + Gegenhalter!), fertig in 10min
Und noch was: Da man ja beim Arbeiten am Motor gern mal die Batterie abklemmt: Alle PSA-Fahrzeuge haben eine Initialisierungsroutine im Motorsteuergerät, die man extra auslösen muß.
Dazu muß man nach dem Anklemmen etwa 2min warten und dann den Zündschüssel für etwa 30sec (oder länger) in der Stellung Zündung OHNE Starten stehen lassen. Danach noch mal aus und dann erst normaler Start. Dreht man gleich am Schlüssel, sperrt der Wagen erst mal... :-) Bei Fahrzuegen mit Benzinnotschalter im Motorraum auch drauf achten, daß man den nicht versehentlich eindrückt (rote Kappe etwa so gruß wie'n 2,-€-Stück)...da kann man sich dumm und dusslig suchen nach so ner Aktion.
9. ZKD-Tausch - ist fällig, sofern im Kühlwasser Öl ist oder das Öl an den Ecken vorn austritt (meist zuerst an der ZR-Seite), vom Prinzip her wie ZR-Tausch, aber zwischen dem ZR Freilegen und dem Abbauen des rechten Motorlagers kommt der Kopf runter und wieder rauf. Ansaugbrücke und Abgaskrümmer bleiben erst mal dran, bis der Kopf begutachtet wurde, Motor unbedingt abgesteckt lassen! Rest steht in Posts zum ZKD-Tausch bestens erläutert, Motorlager zum ZR-Auflegen und WaPu-Tauschen kommt erst ab, wenn Kopf wieder fest drauf ist (zwecks vernünftiger Montagebedingungen und Momentaufbringung für die Kopfschrauben), Rest wie Zusammenbau/Einstellen unter 8.
10. Kerzen tauschen - na ja, ist eigentlich selbsterklärend, zumindest, wenn man die Kerzen erst mal gefunden hat wink Anzugsmoment nur 30Nm (etwa handfest +1/4 Umdrehung)!
11. Ventilspiel kontrollieren/einstellen - Ventildeckel ab, alte Dichtung weg, Ventilspiel messen, einstellen (0,2mm E und 0,4mm A), neue Dichtung ran (kein Öl, kein Kleber!), Deckel drauf (nur 5Nm, das ist weniger als handfest!!!!), fertig.
12. Ölwannendichtung tauschen - nur wenn sie leck ist, Schrauben raus, Wanne ab (manchmal muß das Vorderrohr mit Kat raus - dann die 4eckige Dichtung oben auf jeden Fall neu machen!), Dichtflächen reinigen, Vorderseite des Blocks innen gründlich sprühreinigen (da läuft sonst minutenlang immer wieder Öl runter und auf die Dichtfläche), Ölansaugsieb inspizieren und ggfs. mit einem dünnen Draht Dichtungsreste etc. herauspolken, dünne Dichtmasselage auf die Wannenkante (vor allem außen und wenig nach innen - Thema zugesetztes Ölsieb durch zu viel Dichtmasse), Dichtung auflegen, zweite dünne Lage Dichtung/Kleber (vorzugsweise HT-Silikon oder ölfestes PU) auftragen (wieder vor allem an Außenkante und um die Schraublöcher rum (bei manchen Dichtungen die 3 blinden Löcher ausfüllen!), ansetzen, Schrauben mit 5Nm anziehen (von hoher zu flacher Seite und immer schön wechselseitig), 2-3h an- bzw. durchhärten lassen, Schrauben nachziehen auf 8-11Nm (hängt von Dicke und Art der verwendeten Dichtungspappe ab), fertig. Öl kommt erst rein, wenn die Dichtmasse ausgehärtet ist - also frühestens nach 2h.
Mehr als diese Wartungsarbeiten sind bei einem 120Tkm gelaufenen C2 eigentlich nicht zu machen, und ohne ZKD-Tausch dauert das ganze Prozedere unter 4h (vernünftiges Werkzeug vorausgesetzt).
Das übliche Durchkontrollieren aller Schmierstellen und Gummilagerungen ist obligatorisch, aber erwartungsgemäß ist da dann nix zu machen.
Kosten für Material unter 300,-.
Gruß
Roman
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2 Antworten
Zitat:
@RomanL schrieb am 24. September 2015 um 12:13:38 Uhr:
Ja, ich weiß, es gibt die Reparaturhandbücher (von Haynes und für nicht des Englischen Mächtige nahezu unlesbar;-) und auch die Taschenhefte von PSA. Aber was es so gut wie nirgendwo gibt, sind Zusammenfassungen einzelner Reparaturen als simple do-it-yourself-Anleitungen.
Gerade bei Citroen/Peugeot gibt es so manchen technischen Kniff, der vom Standard in der Autoindustrie abweicht - beginnend bei der Zylinderzählung. Also kann selbst ein erfahrener Schrauber fatale Stolperfallen mitnehmen...
Hier mal eine Anleitung, wie man am 1,4i (8V = KFV/KFW) die 120.000km-Wartung allein bewerkstelligen kann. Dazu gehören:
3. Hinterachsbremsen tauschen/instandsetzen - geht nur über Demontage der Bremstrommel und erfordert ein fummliges Zurückstellen des Handbremsnachstellers durch das Radschraubenloch (Schraubendreher muß am Griff nach unten gedrückt werden, so daß sich das Rad des Verstellers nach oben dreht), genau schauen, ob man Lucas/TRW oder ATE/Girling verbaut hat! Die Backen sind unterschiedich breit und anders befestigt, wichtig: Der Anlenkhebel für die Handbremse gammelt gern an der Backe fest - lösen + abschmieren, falls die Backen noch gut sind und drin bleiben können!!!, Zentralmutter kriegt 200Nm und Verstemmung, Staubschutzlippe auf Achsstummel abziehen + Reinigen sowie Radlager fetten (in Maßen!) und kontrollieren macht immer Sinn, !!!ABS-Ring ist auf Nabe als Gummi-Magnet-Ring aufgeschrumpft - Beschädigungsgefahr!! Trommel und Ring schön abspülen und ausblasen
Gruß
Roman
Hallo Roman,
läßt sich an der Bremstrommel hinten erkennen welcher Hersteller der Bremsanlagen verbaut ist ohne die Bremstrommel abzunehmen ?
Nee, leider nicht. Das steht nur auf den Backen.
Gruß
Roman