200 Kompressor (M271): Motor warm oder warm abgestellt -> Startschwierigkeiten
Einen schönen guten Tag zusammen,
mein treuer Begleiter auf Fernstraßen und Autobahnen quer durch Europa hat seit ein paar Tagen Startschwierigkeiten, allerdings nur, wenn der Motor warm ist (also normale Betriebstemperatur).
Das Fahrzeug: S203 mit 200er Kompressor (M271), 163 PS, EZ 12/2003, 185.000 KM
Ich versuche das Problem mal zu beschreiben, vielleicht kennt jemand diese Symptomatik. Vor einer Woche habe ich den Wagen nach einer etwa einstündigen Fahrt auf einem Parkplatz abgestellt. Nach fünf Stunden wollte ich wieder losfahren, der Motor ließ sich nur widerwillig starten. Dabei dreht der Anlasser ganz normal, der Start erfolgte aber erst beim zweiten Versuch. Es schien, als ob der Motor kein Benzin bekommt, der Tank war aber noch zu 30% gefüllt.
Die Startsschwierigkeiten konnte ich in den folgenden Tagen mehrmals feststellen, allerdings immer nur, wenn der Motor warm war und ein paar Minuten stand, beziehungsweise abends warm abgestellt wurde und dann zum Beispiel erst am nächsten Tag wieder gestartet wurde. Starte ich den Motor (mit Schwierigkeiten) im kalten Zustand und stelle den Motor nach zwanzig Sekunden wieder ab, so habe ich beim nächsten Versuch keine Schwierigkeiten, ganz gleich, oder der nächste Versuch nach zwei oder fünf oder dreißig Minuten erfolgt. Auch drei oder vier Stunden sind kein Problem. Aber eben nur, wenn der Motor erfolgreich kalt gestartet wurde und (fast) kalt wieder abgestellt wurde.
Folgendes kann als Ursache ausgeschlossen werden: Starterbatterie, die habe ich vorgestern ausgewechselt, das Problem besteht weiterhin (die Batterie war auch sieben Jahre eingebaut, zwei voneinander unabhängige kürzlich erfolgte Batterietests haben auch bereits deutliche Minderleistung ausgewiesen). LPG: ist in dem Fall nicht relevant, der Motor startet immer auf Benzin. Es macht auch keinen Unterschied, ob ich nun den Wagen mit eingeschalteter LPG-Anlage abstelle oder eben im normalen Benzinbetrieb. Benzin: nicht überaltert, in den letzten Tagen habe ich an zwei unterschiedlichen Tankstellen frisches Benzin getankt, diverse Fahrversuche erforderten gut 20 Liter neuen Kraftstoff. Die Außentemperaturen spielen auch keine Rolle.
Es erscheint auch keine Fehlermeldung. Ich habe einen Verdacht, zu dem möchte ich mich im Moment aber noch nicht äußern, ich möchte einfach vermeiden vermeintlich falsche Fährten auszulegen.
Falls jemandem die Symptomatik bekannt vorkommt und das Problem gelöst werde konnte, wäre ich dankbar für den einen oder anderen Hinweis.
Schönen Sonntag noch!
Pippo
Beste Antwort im Thema
Guten Morgen,
jetzt hole ich diese Geschichte doch nochmal hoch, vielleicht interessiert sich ja jemand dafür und die Lektüre hlift bei der Fehlersuche. Den Verlauf kann man ja weiter oben nachlesen, deswegen werde ich auch nicht alles wiederholen.
In einem ersten Schritt habe ich den Kraftstoffilter gewechselt. Dieser sitzt unter dem Wagen auf der Fahrerseite kurz vor der Hinterachse. Die Unterbodenverkleidung muss dabei nicht vollständig entfernt werden, es reicht, wenn man etwa die Hälfte der Schrauben herausdreht und dann einen oder zwei Holzkeile benutzt, um einen Spalt offen zu halten. Ich habe die Verkleidung aber komplett abgenommen. Den Wagen hatte ich an der Hinterachse aufgebockt und auf dem Rücken liegen gearbeitet, nicht bequem, aber ich hatte gerade weder Hebebühne, noch Grube oder Auffahrrampe parat. Die originalen Schlauchschellen habe ich mit einer Zange aufgebogen, das sind Wegwerfartikel, ersetzt duch Schraubschlauchschellen aus dem Baumarkt. Beim Ausbau des Filters ist mir aufgefallen, dass das Benzin, welches aus dem Filter (also vor Filter) herauslief, dunkelgrau war. Nicht normal. Nach dem Einbau des neuen Filters waren die weiter oben beschriebenen Symptome zwar nicht mehr so stark, aber immer noch vorhanden.
Außerdem: ich hatte es eilig und habe deswegen den Filter bei Mercedes gekauft. Unnötige Ausgabe, dort kostet das Teil 125 Euro und es ist genau das gleiche Bauteil wie das aus dem Zubehör (Mann Filter) für 40 oder 45 Euro.
Nächster Schritt: Kraftstoffpumpe. Kostenpunkt bei MB: 500 Euro. Außerdem wurden irgendwann die E-Anschlüsse geändert, das heißt, dass man entweder den Stecker am Kabelbaum oder die Anschlüsse an der Pumpe überarbeiten muss. Ich habe mich für eine gebrauchte Pumpe vom Teileverwerter entschieden, 34,55 Euro und 12 Monate Gewährleistung.
Die Pumpe besteht aus zwei Einheiten, auf der Beifahrerseite sitzt die eigentliche Pumpe samt E-Motor, diese pumpt den Kraftstoff auf die Fahrerseite (der Tank hat wegen Kardanwelle und Abgasanlage in der Mitte eine Erhöhung, da kommte das Benzin nicht von allein hinüber), wo eine sogenannte Saugstrahlpumpe sitzt. Diese hat keinen eigenen mechanischen Antrieb, sondern funktioniert nach dem Venturi- oder vielmehr Bernoulli-Prinzip (wir reden ja von Flüssigkeiten): der Karftstofffluss zieht von der rechten Seite (Pumpe) kommend den Kraftstoff auf der linken einfach mit (Saugstrahl), dann weiter zum Filter und nach vorne zum Motor. Sowohl an der einspritzleitung am Motor als auch im Filter selbst befinden sich Druckmembranen, die den Kraftstoofdruck konstant halten sollen. Überschüssiges Benzin wird vom Filter wieder zurück in den Tank geleitet.
Nach dem Öffnen der beiden Deckel (für die Pumpe rechts und links) unter der Rücksitzbank und dem Entfernen der Pumpeinheiten dann die Überraschung und auch gleich die Lösung des Problems: die Dichtungsgummis (Pumpendeckel - Tank) hatten sich zum Teil aufgelöst und die Reste schwappten mit dem Restbenzn im Tank herum. Das ganze Gummizeug hatte die Sauganschlüsse beider Einheiten zum Teil zugesetzt und der Rest hatte sich im Lauf der Zeit wohl einfach aufgelöst. Das war der Grund für die Graufärbung des Benzins aus dem Filter. Das Gummizeug habe ich aus dem Tank gewischt, die neue (gebrauchte) Pumpe eingebaut, da waren auch intakte Deckelgummis bei, frischer Sprit aus dem Kanister in den Tank, ein bißchen orgeln und - Tata! - der Motor schnurrt wieder.
Drei Wochen später habe ich den Wagen vor etwa einem Monat an einen Fahrzeugaufkäufer veräussert. Das Unternehmen werde ich hier nicht nennen, ich will mich nicht dem Verwurf der Werbung ausgesetzt sehen. Warum ich den Wagen verkauft habe, obwohl er wieder lief? Nun, durch die Reparaturarbeiten musste ich leider feststellen, dass mein treuer Begleiter doch langsam in die Jahre gekommen war. Rost an etlichen nicht offensichtlichen Stellen, Auspuff nach 15 Jahren noch Original, aber am ESD zeigte sich bereits leichter Lochfraß, für den LPG-Tank hätte ich Ende 2018 nach 10 Jahren einen Drucktest oder einen Austausch machen lassen müssen und für die Hauptuntersuchung im kommenden April hätte ich dann wahrscheinlich doch mehr investieren müssen, als der Wagen noch an Restwert hatte.
Mfg
Pippo
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8 Antworten
Hört sich nach einem Problem mit der Kraftstoffpumpe an oder zumindest der Kraftstoffversorgung. =/
Hallo,
Benzinversorgung hört sich plausibel an.
Ist denn zum Startversuch genügend Druck auf dem Verteilerrohr zu den Einspritzdüsen?
Ansonsten gibt es da noch ein paar Möglichkeiten:
- Wie alt ist die Filterpatrone für den Sprit? Da gibt es eine kleine Spanne zwischen verdreckt (leicht bis dicht) und Auflösungserscheinungen im inneren.
- Undichtigkeit in den Leitungen? Muss auch nix großes sein, so das er unter sich lässt, aber ausreichend das der Druck abfällt.
- Hin und wieder scheinen auch die Benzinpumpen probleme zu haben, beginnend mit eingeschränkter Förderleistung (wichtig in Verbindung mit altem Filter und/oder kleinen undichtigkeiten im Leitungssystem) bis zum kompletten Ausfall.
- Noch die grünen Einspritzdüsen? Die können sich im LPG-Betrieb zu setzen (nicht nur bei LPG, da aber schneller), ich habe deshalb auf die lila Düsen gewechselt (grün 4 Loch zu lila 6 Loch), aber noch ohne Symptome, da ich noch 1-2 andere Baustellen hatte.
Vielleicht hilft es den Fehler einzugrenzen.
Gruß aus KO
Vorbeigekipptes Öl in den Kerzenschächten?
Öl im Motorkabelbaum?
Schonmal den Fehlerspeicher ausgelesen?
Dieter
Tausche mal das Relay oder besprühe es mit Kältespray,
dann sollte er wieder anspringen bei warmen Motor.
Guten Morgen,
erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen. Mein Vermutungen gehen ja auch in Richtung Kraftstoffversorgung. Die Pumpe pumpt allerdings, kein Problem.
Wenn der Motor kalt ist UND zuletzt erfolgreich KALT gestartet wurde -> kein Problem, auch nicht nach 24 Stunden.
Wenn der Motor kalt ist und WARM abgestellt wurde -> Startschwierigkeiten
Wenn der Motor warm ist (und entsprechen warm abgestellt wurde...) -> Startschwierigkeiten
Keine Probleme im normalen Fahrbetrieb, Beschleunigung, Teillast etc., alles normal. Das erwähnte Relais werde ich mal prüfen, aber ich schließe das eigentlich aus, warm ist nur relevant, wenn der Motor zuletzt warm abgestellt wurde (unabhängig davon, ob der Motor dann beim nächsten Starten warm oder kalt ist).
Zum Öl im Kabelbaum: ich fahre den Wagen seit fast zehn Jahren, die Problematik ist bekannt und deswegen habe ich das auch immer kontrolliert, kein Problem. Zum Fehlerspeicher: erstens keine Meldung, zweitens kann das wahrscheinlich sogar der Lehrbub bei Mercedes im ersten Ausbildungsjahr. Als ich mit der Schrauberei angefangen habe, gab es Fehlerspeicher nur in Oberklassefahrzeugen, damals zählten Erfahrungswerte. Daher meine Frage, ob eventuell jemandem die von mir beschriebenen Symptome bekannt vorkommen. Trotzdem vielen Dank für den Hinweis.
Ich sage Euch auf jeden Fall Bescheid, wenn ich den Fehler gefunden habe.
Schönen Tag noch!
Pippo
Guten Morgen,
jetzt hole ich diese Geschichte doch nochmal hoch, vielleicht interessiert sich ja jemand dafür und die Lektüre hlift bei der Fehlersuche. Den Verlauf kann man ja weiter oben nachlesen, deswegen werde ich auch nicht alles wiederholen.
In einem ersten Schritt habe ich den Kraftstoffilter gewechselt. Dieser sitzt unter dem Wagen auf der Fahrerseite kurz vor der Hinterachse. Die Unterbodenverkleidung muss dabei nicht vollständig entfernt werden, es reicht, wenn man etwa die Hälfte der Schrauben herausdreht und dann einen oder zwei Holzkeile benutzt, um einen Spalt offen zu halten. Ich habe die Verkleidung aber komplett abgenommen. Den Wagen hatte ich an der Hinterachse aufgebockt und auf dem Rücken liegen gearbeitet, nicht bequem, aber ich hatte gerade weder Hebebühne, noch Grube oder Auffahrrampe parat. Die originalen Schlauchschellen habe ich mit einer Zange aufgebogen, das sind Wegwerfartikel, ersetzt duch Schraubschlauchschellen aus dem Baumarkt. Beim Ausbau des Filters ist mir aufgefallen, dass das Benzin, welches aus dem Filter (also vor Filter) herauslief, dunkelgrau war. Nicht normal. Nach dem Einbau des neuen Filters waren die weiter oben beschriebenen Symptome zwar nicht mehr so stark, aber immer noch vorhanden.
Außerdem: ich hatte es eilig und habe deswegen den Filter bei Mercedes gekauft. Unnötige Ausgabe, dort kostet das Teil 125 Euro und es ist genau das gleiche Bauteil wie das aus dem Zubehör (Mann Filter) für 40 oder 45 Euro.
Nächster Schritt: Kraftstoffpumpe. Kostenpunkt bei MB: 500 Euro. Außerdem wurden irgendwann die E-Anschlüsse geändert, das heißt, dass man entweder den Stecker am Kabelbaum oder die Anschlüsse an der Pumpe überarbeiten muss. Ich habe mich für eine gebrauchte Pumpe vom Teileverwerter entschieden, 34,55 Euro und 12 Monate Gewährleistung.
Die Pumpe besteht aus zwei Einheiten, auf der Beifahrerseite sitzt die eigentliche Pumpe samt E-Motor, diese pumpt den Kraftstoff auf die Fahrerseite (der Tank hat wegen Kardanwelle und Abgasanlage in der Mitte eine Erhöhung, da kommte das Benzin nicht von allein hinüber), wo eine sogenannte Saugstrahlpumpe sitzt. Diese hat keinen eigenen mechanischen Antrieb, sondern funktioniert nach dem Venturi- oder vielmehr Bernoulli-Prinzip (wir reden ja von Flüssigkeiten): der Karftstofffluss zieht von der rechten Seite (Pumpe) kommend den Kraftstoff auf der linken einfach mit (Saugstrahl), dann weiter zum Filter und nach vorne zum Motor. Sowohl an der einspritzleitung am Motor als auch im Filter selbst befinden sich Druckmembranen, die den Kraftstoofdruck konstant halten sollen. Überschüssiges Benzin wird vom Filter wieder zurück in den Tank geleitet.
Nach dem Öffnen der beiden Deckel (für die Pumpe rechts und links) unter der Rücksitzbank und dem Entfernen der Pumpeinheiten dann die Überraschung und auch gleich die Lösung des Problems: die Dichtungsgummis (Pumpendeckel - Tank) hatten sich zum Teil aufgelöst und die Reste schwappten mit dem Restbenzn im Tank herum. Das ganze Gummizeug hatte die Sauganschlüsse beider Einheiten zum Teil zugesetzt und der Rest hatte sich im Lauf der Zeit wohl einfach aufgelöst. Das war der Grund für die Graufärbung des Benzins aus dem Filter. Das Gummizeug habe ich aus dem Tank gewischt, die neue (gebrauchte) Pumpe eingebaut, da waren auch intakte Deckelgummis bei, frischer Sprit aus dem Kanister in den Tank, ein bißchen orgeln und - Tata! - der Motor schnurrt wieder.
Drei Wochen später habe ich den Wagen vor etwa einem Monat an einen Fahrzeugaufkäufer veräussert. Das Unternehmen werde ich hier nicht nennen, ich will mich nicht dem Verwurf der Werbung ausgesetzt sehen. Warum ich den Wagen verkauft habe, obwohl er wieder lief? Nun, durch die Reparaturarbeiten musste ich leider feststellen, dass mein treuer Begleiter doch langsam in die Jahre gekommen war. Rost an etlichen nicht offensichtlichen Stellen, Auspuff nach 15 Jahren noch Original, aber am ESD zeigte sich bereits leichter Lochfraß, für den LPG-Tank hätte ich Ende 2018 nach 10 Jahren einen Drucktest oder einen Austausch machen lassen müssen und für die Hauptuntersuchung im kommenden April hätte ich dann wahrscheinlich doch mehr investieren müssen, als der Wagen noch an Restwert hatte.
Mfg
Pippo
Danke für den Lösungsbericht.