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96.120 km: "Ein Dauertest"

Themenstarteram 22. Juni 2008 um 16:13

Scheiden tut weh – naja, wenn was Besseres nachkommt … nicht so wirklich.

Die Dienstzeit meiner „Alltagsschlampe“ E 320 CDI ist vorbei, der neue S 320 CDI hat sie quasi schon völlig vergessen lassen. Bevor mir nun die Erinnerung gänzlich schwindet, fasse ich hier mal die Erfahrungen von runden 100 tkm (genau: 96.120 km) zusammen.

Vorweg: Der „Elegance“-ausgestattete Wagen war am 3.3.03 erstmals zugelassen worden und diente zunächst als Vorführer in der Niederlassung Mannheim. Von seinen dort erlebten 7862 km habe ich schon 1.000 verfahren, bevor er am Ende seiner Exhibitionistenzeit im Juni 2003 endgültig in meine Hände kam.

Die Ausstattung war praktisch ohne Luxus (kein Leder, kein Command, kein Xenon, kein Schiebedach), Telefon, PDC, Navi APS 50, Metalliclack und umklappbare Sitze hinten sowie Sitzheizung vorne waren merkbare Extras, die Vier-Zonen-Klimaanlage hätte ich nicht gebraucht. Nachgerüstet wurden eine originale Standheizung mit Fernbedienung und ein Radsatz mit Winterreifen. Listenpreis ohne Nachrüstungen runde 46.000 €, Kaufpreis 42.000 €.

Ein „E“ aus dem kritischen ersten Baujahr – nach den desaströsen Erfahrungen mit dem Vorgänger (W 210, E 270 CDI, EZ Mai 2000) stand unsere fünfjährige gemeinsame Zeit doch nicht wirklich unter einem guten Stern, was? „Rückrufaktionen schwächen E-Klasse“ und erboste Forumsbeiträge waren ungute Vorzeichen … um die sich meiner gelinde gesagt nicht geschert hat.

Was war denn nun dran kaputt? Wie oft ist er liegengeblieben?

Ernsthaft kaputt war das Fahrertürschloß nach 96tkm, wurde für 280 € ersetzt. Anfangs verstanden sich Navi und Telefon nicht wirklich, da hat ein Update ein für allemal Schluß gemacht. So nach sechs Monaten roch er stark nach Diesel – eine gebrochene Leitung wurde erneuert. Zweimal wurde er zurückgerufen (Batteriewächter und Druckbehälter SBC-Bremse), ohne daß ich vorher irgendeinen Mangel an diesen Systemen bemerkt hätte – alles bei Inspektionen mit erledigt. Das war’s. Punkt.

Auch die Verschleißreparaturen waren äußerst sparsam: Bremsbeläge vorne bei 55 tkm ersetzt. Meiner Meinung nach viel zu früh, die hätten noch 15tkm durchgehalten, aber diese blöden langen Wartungsintervalle sind auch die Einladung zu „Vorsichtsmaßnahmen“ – unangenehme Kehrseite vermeintlicher Kostenersparnis! Die Bremsen hinten waren bei 92 tkm fällig (Scheiben und Beläge). Nicht wegen Abnutzung, sondern wegen „Nicht-Nutzung“. Die Scheiben waren wellig geworden, beim Abbremsen aus höherem Tempo kam es zu Vibrationen und Brummgeräuschen. Das war’s. Wieder Punkt.

Insgesamt war er vier Mal zur Inspektion, bei rund 20tkm, bei 44tkm, bei 69tkm und bei 96tkm. Vorher rief mich „ASSYST“ nicht dazu auf, also bin ich auch nicht hin.

Das war jetzt (anders als alles vorher Geschriebene) nicht ganz ehrlich: Mir sind diese elend langen Ölwechselintervalle nicht geheuer. Ich habe alle 9000 km bzw. alle neun Monate (whichever comes first) einen Ölwechsel mit Filter an der Ölwechselstation in Mannheim durchführen lassen. Da offensichtlich irgendein Sensor irgendeine Meßzahl für die Ölqualität auswertet und das frische Öl ihm einen länger dauernden „grünen Bereich“ signalisierte, hat sich das voreingestellte Intervall von 20tkm etwas „strecken lassen“. Nachzufüllen war deshalb auch kein Tropfen Öl. Mangels Meßstab muß ich bei der Abschätzung des Verbrauchs auf die im „Geheimmenü“ des Bordcomputers elektronisch abrufbare Ölmengenangabe vertrauen – und kann von ca. 0,1 L/1000 km berichten. Gefahren habe ich ausschließlich Mobil1 0W40, kann also zu anderen Ölen und deren Verbrauchswerten nix sagen.

Apropos Verbrauch: Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 60 km/h über seine Zeit bei mir (also runde 1600 Stunden Motorlauf) wollte er zwischen 5,2 L/100 km (zu früh ins Südbadische losgefahren und langweilig bei max. 120 auf der A5 herumgetrödelt, Klima aus) und 10,4 L/100 km (nachts von meiner Mutter nach Hause auf menschenleeren Autobahnen und einem nicht unerheblichen Vollgasanteil). Über alles waren es 8,16 L/100 km – mit einem zum Schluß kräftig gestiegenen Stadtanteil. In diesen Wert eingerechnet ist Zweitaktöl, das ich im Verhältnis von 1:100 dem Diesel beigemischt habe.

Was das denn nun wieder soll? Es soll die Einspritzpumpe schmieren und die Injektoren gleich mit, außerdem die Düsenspitzen sauber halten. „Tut es das denn auch oder ist das wieder nur so Stammtischgelaber?“ Meldung nach 96.120 km: es tut! AU im März mit Werten, die an der Untergrenze für Neuwagen liegen und eigentlich EURO4 einhalten – nur ist er halt auf „3“ geschlüsselt …

Ob man’s an den Fahrleistungen merkt, kann ich nicht sagen, denn ich bin nie ohne gefahren. Der „alte“ Reihensechser ist ein flotter Geselle, auf dem Tacho stehen bei Vollgas immer rund 250 km/h, bei frischer Nachtluft und Temperaturen unter 15° können das auch 256 werden. Tachovoreilung ab – die angegebenen 243 erreicht er lässig. Ich hab’s nicht allzuoft ausprobiert, bei einem Turbodiesel habe ich irgendwie Manschetten wegen der Lagerdrücke und Temperaturen. Sein liebstes Reisetempo war so um Tacho 180 bei 3000/min. Das ist man auch schon flott unterwegs, aber der Verbrauch bleibt mit um die 8,5 L/100 km in Grenzen.

Nach einer so langen gemeinsamen Zeit – wenn der Wagen nicht mehr neu riecht, man seine Marotten kennt (ein Geräusch aus dem Bereich der Lenksäule bei trockenem und kaltem Wetter, wohl die Spindel, auf der die Kabel des Multifunktionslenkrades geführt werden) und auch schon manches zusammen erlebt und überstanden hat – ändert sich die Sicht auf das Auto. In Tests noch für ach so bedeutsam gehaltene Dinge erweisen sich als „habe ich kaum bemerkt“-Goodies, dafür gewinnen praktische Dinge und die Haltbarkeit immer mehr die Oberhand.

Und wie ist nun das Resumée „aus diesem Blickwinkel“?

Vorweg und insgesamt: Tadellos. Der Wagen hat meine Erwartungen „stets vollst“ (oder wie das in „Zeugnissprech“ heißt) erfüllt.

Was waren die Erwartungen? Komfort, Platz, Leistungsfähigkeit, universelle Einsetzbarkeit und günstige Betriebskosten. Wieder Punkt.

Komfort war mit konventionellem Stahlfederfahrwerk und 225/55-16er Bereifung in jeder Verkehrslage angenehm ohne Schaukeligkeiten. Egal, ob beladen oder leer, kurze oder lange Unebenheiten – wenn man der Straßenbeschaffenheit angemessen fährt, bringt ihn nichts aus der Ruhe. Die großen Sitze sind bequem (im Rücken etwas kurz für mich), sehr gut einstellbar. Selbst längste Fahrzeiten lassen sich entspannt zurücklegen.

Auch hinten ist reichlich Platz (nur ist das Ein- und Aussteigen etwas behindert durch ungeschickt angelegten Türausschnitt). Leise ist er, sanft schalten kann er und gut heizen und kühlen kann er auch (wobei ich ehrlich gesagt nicht wüßte, welchen Vorteil die Thermotronic haben soll?). Vorne stört, daß die Kopffreiheit bei mir keinen Schiebedacheinbau zuließ und die Oberkante der Frontscheibe mir zu nahe am Kopf ist. Da war der „210er“ deutlich üppiger.

Der hubraumstarke Diesel hat Kraft in jeder Lebenslage, sein Ansprechverhalten gefiel mir gut. Ich weiß, moderne CDI-sechser sind noch leiser und noch stärker und noch vibrationsärmer und noch sparsamer. Aber zu „seiner Zeit“ war das ein Spitzenmotor mit angenehmem Drehmomentverlauf, guter Kraft „unten“ und nicht zu stark nachlassend bei hohen Drehzahlen, sparsam und unempfindlich. Wenn ich mir die Horrorgeschichten geplatzter 3.0d-Turbos bei BMWs dieser Zeit so durchlese …

Selbst „gesetzt-sportlich“ verträgt das Auto gut, schärferes Fahren auf Landstraßen ohne Ambitionen, den eigenen oder den Grenzbereich des Autos zu erfahren, fallen leicht und strengen nicht an. Fahrzeugreaktionen sind immer sicher vorhersehbar, das ESP war bei mir nur im Winter beschäftigt. Ganz scharfes Fahren ist nicht sein Ding; die Lenkung verhärtet bei schnellen Richtungswechseln, das Auto wirkt auf einmal etwas unterdämpft und das Untersteuern verleidet den Spaß an der Sache. Wer das will, ist mit einem Nicht-AMG-Benz eh falsch bedient!

Phänomenal ist die „Gängigkeit“ des Autos. Ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Darunter fallen erstklassige Übersicht nach vorne (eine Eigenart der Marke bei konventionellen Limousinen), sehr gut taugliche Außenspiegel, perfekt funktionierendes PDC, gute Rundumsicht und vor allem ein Wendekreis, der eigentlich in die Golf-Klasse gehört. Nach kürzester Eingewöhnung läßt sich die 4,86 m-Karosse in engsten Altstadtstraßen behende bewegen und selbst enge Parklücken verlieren jeden Schrecken. Dazu eine vernünftig strukturierte Bedienung ohne Rätsel, halbwegs sinnige Armaturen, gute Wischer und gute Wasserführung bei Regenfahrten (Heck- und Seitenscheiben bleiben weitgehend sauber und damit die Sicht erhalten) – egal ob Kurz- oder Langstrecke, der „E“ war mir immer ein willkommenes Fahrzeug.

Leichte Schwächen hat er bei Schnee und Glätte – das vermaledeite ESP kann man nicht ganz abschalten, so daß verschneite Anstiege peinlich enden können: „Auto fährt nicht los“ läßt sich vor hämischen Beifahrern nicht immer kaschieren …

Und was hat der Spaß jetzt gekostet?

„Teuer kaufen und billig fahren“ ist mein Obersatz. Spritverbrauch steht ja oben – völlig ok. Wartungsaufwand auch: Summasummarum waren für Werkstatt unter Einschluß von Reparaturen und Wischerblättern alle sechs Monate (ich hab’ meinem Händler die Treue gehalten und sie immer dort wechseln lassen), halbierten Filterwechselintervallen (Diesel und Luft) und den Zwischenölwechseln rund 3500 € brutto. Mit etwas mehr als dreieinhalb Cent pro Kilometer bin ich vollauf zufrieden. Der Fairneß halber: das Öl habe ich zur Inspektion immer mitgebracht, sonst wäre die Rechnung deutlich teurer ausgefallen. MB will für einen Liter 0 W 40 um die 20 € und er hat schlanke 7,2 davon … ich hab’ im Internet bestellt und nicht mehr als 7 € für den Liter bezahlt.

Reifenkosten sind bei meiner Philosophie „nach 3 mm spätestens ist Schluß“ mit Seriengröße beherrschbar. Contis hielten knapp 30.000 km, Pirellis (nix für Mercedes, zu laut, zu unkomfortabel) etwas mehr als 25.000. Die Winter-Michelins sind noch die ersten mit 5 mm Restprofil - und meiner Meinung nach die besten in Rundlaufqualität und Haltbarkeit. Insgesamt habe ich vier Sätze verwendet; Freude kam auf, als die Werks-Pirelli-P7 endlich abgefahren waren: Mistdinger, laut, empfindlich (Nachwuchten alle 10tkm), wenig langlebig und offensichtlich mit hohem Rollwiderstand (Vmax mit Conti 5 km/h mehr, Verbrauch ca. 0,2 L/100 km weniger). Auch Contis haben Nachteile (laut in Kurven als SportContact2, Neigung zu Standplatten bei großer Wärme), aber zu Sommer-Michelinen hat’s nicht mehr gereicht in unserer gemeinsamen Zeit. Ein Satz Reifen kommt mit Montage bei MB auf um die 600 €, da suche ich nicht lange andernorts, um die letzten € zu sparen; dafür ist man beim Einlagern kulant und auch sonst sehr entgegenkommend.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich spreche von meiner WERKSTATT, nicht von der Niederlassung. Viel schlechter als ich Niederlassungen erlebte, kann man sich nicht dranstellen. Das wird mir noch eine eigene Satire wert sein! Das Autohaus Wedig in Frankenthal hat mit mir den furchtbaren Vorgänger durchlitten (und sich immer unermüdlich, freundlich, preiswert und engagiert gezeigt) und auch bei diesem Wagen nicht enttäuscht. Dieser Adresse gilt meine volle Empfehlung!

Waschen läßt er sich übrigens gut, auch in Waschanlagen bleiben kaum „Drecknester“ zurück. Der brilliantsilberne Lack glänzt tadellos, Steinschläge halten sich in Grenzen und nennenswerte Kratzer sind nicht festzustellen. Na gut – ich habe ihn auch gehegt und gepflegt, Mücken immer weggewischt und schön mit Zaino versiegelt, da soll das auch so sein. Auch von unten sieht er richtig gut aus, keine Rostansätze an Kanten und Falzen. Der Unterboden ist aber auch in dieser Hinsicht sauber ausgeführt und aerodynamisch sinnvoll gestaltet. Wenn man ihm nach dem Winter etwas intensivere Reinigung angedeihen läßt, ist das alles unproblematisch. Blöd: Zwei nur verzinkte Schrauben sind angerostet, die müßten mal gewechselt werden, wenn man Perfektion will. Und: Die mindestens teilweise in Edelstahl ausgeführte Auspuffanlage (dauerhaft bis ans Fahrzeuglebensende ist mein Eindruck) wird mit verzinkten Haltern montiert – Dummfug! „Das Unedle opfert sich für das Edle“ – kennt diesen Chemiker-Spruch keiner bei Benzens??

Auch innen ist alles bei vernünftiger Behandlung dauerhaft. Sowohl die Sitze (gut zu reinigender Stoff, sehr robust – dafür im Sommer wegen des Wollanteils etwas „juckig“) wie auch alle Verkleidungen zeigen sich völlig unversehrt. Alle Holzteile sind gut lackiert, keine Kratzer zu beklagen. Hebel und Schalter – exakt wie am ersten Tag. Selbst die Piktogramme sind noch unversehrt! Einzig dem Lenkradkranz sieht man die 1600 Betriebsstunden an – es ist etwas abgegriffen, aber die Narbung ist noch zu sehen.

Ach ja: Wer diese verdammten flachen Heckscheiben erfunden hat, soll mir doch mal sagen, wie er die an ihren Unterkanten sauber kriegen will! Ich brech’ mir jedesmal einen ab, um mit spitzen Fingern auch diese Stellen zu erreichen, ohne die Bedampfung der Antenne/Scheibenheizung zu verletzen.

Wie sagte meine Frau, als die Entscheidung für den Nachfolger fiel: „Warum willst Du den denn hergeben? Der ist doch Klasse!“ Frauen! Der Neue stak (na, wer kann’s noch? „Steckte“ ist eine Hilfskrücke, das ist ein sogenanntes „starkes Verb“!) mir halt in der Nase!!

Wenig schöner Schlußpunkt: Die Einführung der Feinstaubverordnung hat den filterlosen Euro3-Benz im Wert um mindestens 2000 € gedrückt; die Notierungen bei „mobile“ und anderen Portalen sind Wunschvorstellungen, aber nicht reale Verkaufspreise!

Markus

- hier nur noch "passiv mitlesend", jetzt im "S-Klasse"-Forum (und limousinenmäßig im siebten Himmel!:) -

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 22. Juni 2008 um 16:13

Scheiden tut weh – naja, wenn was Besseres nachkommt … nicht so wirklich.

Die Dienstzeit meiner „Alltagsschlampe“ E 320 CDI ist vorbei, der neue S 320 CDI hat sie quasi schon völlig vergessen lassen. Bevor mir nun die Erinnerung gänzlich schwindet, fasse ich hier mal die Erfahrungen von runden 100 tkm (genau: 96.120 km) zusammen.

Vorweg: Der „Elegance“-ausgestattete Wagen war am 3.3.03 erstmals zugelassen worden und diente zunächst als Vorführer in der Niederlassung Mannheim. Von seinen dort erlebten 7862 km habe ich schon 1.000 verfahren, bevor er am Ende seiner Exhibitionistenzeit im Juni 2003 endgültig in meine Hände kam.

Die Ausstattung war praktisch ohne Luxus (kein Leder, kein Command, kein Xenon, kein Schiebedach), Telefon, PDC, Navi APS 50, Metalliclack und umklappbare Sitze hinten sowie Sitzheizung vorne waren merkbare Extras, die Vier-Zonen-Klimaanlage hätte ich nicht gebraucht. Nachgerüstet wurden eine originale Standheizung mit Fernbedienung und ein Radsatz mit Winterreifen. Listenpreis ohne Nachrüstungen runde 46.000 €, Kaufpreis 42.000 €.

Ein „E“ aus dem kritischen ersten Baujahr – nach den desaströsen Erfahrungen mit dem Vorgänger (W 210, E 270 CDI, EZ Mai 2000) stand unsere fünfjährige gemeinsame Zeit doch nicht wirklich unter einem guten Stern, was? „Rückrufaktionen schwächen E-Klasse“ und erboste Forumsbeiträge waren ungute Vorzeichen … um die sich meiner gelinde gesagt nicht geschert hat.

Was war denn nun dran kaputt? Wie oft ist er liegengeblieben?

Ernsthaft kaputt war das Fahrertürschloß nach 96tkm, wurde für 280 € ersetzt. Anfangs verstanden sich Navi und Telefon nicht wirklich, da hat ein Update ein für allemal Schluß gemacht. So nach sechs Monaten roch er stark nach Diesel – eine gebrochene Leitung wurde erneuert. Zweimal wurde er zurückgerufen (Batteriewächter und Druckbehälter SBC-Bremse), ohne daß ich vorher irgendeinen Mangel an diesen Systemen bemerkt hätte – alles bei Inspektionen mit erledigt. Das war’s. Punkt.

Auch die Verschleißreparaturen waren äußerst sparsam: Bremsbeläge vorne bei 55 tkm ersetzt. Meiner Meinung nach viel zu früh, die hätten noch 15tkm durchgehalten, aber diese blöden langen Wartungsintervalle sind auch die Einladung zu „Vorsichtsmaßnahmen“ – unangenehme Kehrseite vermeintlicher Kostenersparnis! Die Bremsen hinten waren bei 92 tkm fällig (Scheiben und Beläge). Nicht wegen Abnutzung, sondern wegen „Nicht-Nutzung“. Die Scheiben waren wellig geworden, beim Abbremsen aus höherem Tempo kam es zu Vibrationen und Brummgeräuschen. Das war’s. Wieder Punkt.

Insgesamt war er vier Mal zur Inspektion, bei rund 20tkm, bei 44tkm, bei 69tkm und bei 96tkm. Vorher rief mich „ASSYST“ nicht dazu auf, also bin ich auch nicht hin.

Das war jetzt (anders als alles vorher Geschriebene) nicht ganz ehrlich: Mir sind diese elend langen Ölwechselintervalle nicht geheuer. Ich habe alle 9000 km bzw. alle neun Monate (whichever comes first) einen Ölwechsel mit Filter an der Ölwechselstation in Mannheim durchführen lassen. Da offensichtlich irgendein Sensor irgendeine Meßzahl für die Ölqualität auswertet und das frische Öl ihm einen länger dauernden „grünen Bereich“ signalisierte, hat sich das voreingestellte Intervall von 20tkm etwas „strecken lassen“. Nachzufüllen war deshalb auch kein Tropfen Öl. Mangels Meßstab muß ich bei der Abschätzung des Verbrauchs auf die im „Geheimmenü“ des Bordcomputers elektronisch abrufbare Ölmengenangabe vertrauen – und kann von ca. 0,1 L/1000 km berichten. Gefahren habe ich ausschließlich Mobil1 0W40, kann also zu anderen Ölen und deren Verbrauchswerten nix sagen.

Apropos Verbrauch: Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 60 km/h über seine Zeit bei mir (also runde 1600 Stunden Motorlauf) wollte er zwischen 5,2 L/100 km (zu früh ins Südbadische losgefahren und langweilig bei max. 120 auf der A5 herumgetrödelt, Klima aus) und 10,4 L/100 km (nachts von meiner Mutter nach Hause auf menschenleeren Autobahnen und einem nicht unerheblichen Vollgasanteil). Über alles waren es 8,16 L/100 km – mit einem zum Schluß kräftig gestiegenen Stadtanteil. In diesen Wert eingerechnet ist Zweitaktöl, das ich im Verhältnis von 1:100 dem Diesel beigemischt habe.

Was das denn nun wieder soll? Es soll die Einspritzpumpe schmieren und die Injektoren gleich mit, außerdem die Düsenspitzen sauber halten. „Tut es das denn auch oder ist das wieder nur so Stammtischgelaber?“ Meldung nach 96.120 km: es tut! AU im März mit Werten, die an der Untergrenze für Neuwagen liegen und eigentlich EURO4 einhalten – nur ist er halt auf „3“ geschlüsselt …

Ob man’s an den Fahrleistungen merkt, kann ich nicht sagen, denn ich bin nie ohne gefahren. Der „alte“ Reihensechser ist ein flotter Geselle, auf dem Tacho stehen bei Vollgas immer rund 250 km/h, bei frischer Nachtluft und Temperaturen unter 15° können das auch 256 werden. Tachovoreilung ab – die angegebenen 243 erreicht er lässig. Ich hab’s nicht allzuoft ausprobiert, bei einem Turbodiesel habe ich irgendwie Manschetten wegen der Lagerdrücke und Temperaturen. Sein liebstes Reisetempo war so um Tacho 180 bei 3000/min. Das ist man auch schon flott unterwegs, aber der Verbrauch bleibt mit um die 8,5 L/100 km in Grenzen.

Nach einer so langen gemeinsamen Zeit – wenn der Wagen nicht mehr neu riecht, man seine Marotten kennt (ein Geräusch aus dem Bereich der Lenksäule bei trockenem und kaltem Wetter, wohl die Spindel, auf der die Kabel des Multifunktionslenkrades geführt werden) und auch schon manches zusammen erlebt und überstanden hat – ändert sich die Sicht auf das Auto. In Tests noch für ach so bedeutsam gehaltene Dinge erweisen sich als „habe ich kaum bemerkt“-Goodies, dafür gewinnen praktische Dinge und die Haltbarkeit immer mehr die Oberhand.

Und wie ist nun das Resumée „aus diesem Blickwinkel“?

Vorweg und insgesamt: Tadellos. Der Wagen hat meine Erwartungen „stets vollst“ (oder wie das in „Zeugnissprech“ heißt) erfüllt.

Was waren die Erwartungen? Komfort, Platz, Leistungsfähigkeit, universelle Einsetzbarkeit und günstige Betriebskosten. Wieder Punkt.

Komfort war mit konventionellem Stahlfederfahrwerk und 225/55-16er Bereifung in jeder Verkehrslage angenehm ohne Schaukeligkeiten. Egal, ob beladen oder leer, kurze oder lange Unebenheiten – wenn man der Straßenbeschaffenheit angemessen fährt, bringt ihn nichts aus der Ruhe. Die großen Sitze sind bequem (im Rücken etwas kurz für mich), sehr gut einstellbar. Selbst längste Fahrzeiten lassen sich entspannt zurücklegen.

Auch hinten ist reichlich Platz (nur ist das Ein- und Aussteigen etwas behindert durch ungeschickt angelegten Türausschnitt). Leise ist er, sanft schalten kann er und gut heizen und kühlen kann er auch (wobei ich ehrlich gesagt nicht wüßte, welchen Vorteil die Thermotronic haben soll?). Vorne stört, daß die Kopffreiheit bei mir keinen Schiebedacheinbau zuließ und die Oberkante der Frontscheibe mir zu nahe am Kopf ist. Da war der „210er“ deutlich üppiger.

Der hubraumstarke Diesel hat Kraft in jeder Lebenslage, sein Ansprechverhalten gefiel mir gut. Ich weiß, moderne CDI-sechser sind noch leiser und noch stärker und noch vibrationsärmer und noch sparsamer. Aber zu „seiner Zeit“ war das ein Spitzenmotor mit angenehmem Drehmomentverlauf, guter Kraft „unten“ und nicht zu stark nachlassend bei hohen Drehzahlen, sparsam und unempfindlich. Wenn ich mir die Horrorgeschichten geplatzter 3.0d-Turbos bei BMWs dieser Zeit so durchlese …

Selbst „gesetzt-sportlich“ verträgt das Auto gut, schärferes Fahren auf Landstraßen ohne Ambitionen, den eigenen oder den Grenzbereich des Autos zu erfahren, fallen leicht und strengen nicht an. Fahrzeugreaktionen sind immer sicher vorhersehbar, das ESP war bei mir nur im Winter beschäftigt. Ganz scharfes Fahren ist nicht sein Ding; die Lenkung verhärtet bei schnellen Richtungswechseln, das Auto wirkt auf einmal etwas unterdämpft und das Untersteuern verleidet den Spaß an der Sache. Wer das will, ist mit einem Nicht-AMG-Benz eh falsch bedient!

Phänomenal ist die „Gängigkeit“ des Autos. Ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Darunter fallen erstklassige Übersicht nach vorne (eine Eigenart der Marke bei konventionellen Limousinen), sehr gut taugliche Außenspiegel, perfekt funktionierendes PDC, gute Rundumsicht und vor allem ein Wendekreis, der eigentlich in die Golf-Klasse gehört. Nach kürzester Eingewöhnung läßt sich die 4,86 m-Karosse in engsten Altstadtstraßen behende bewegen und selbst enge Parklücken verlieren jeden Schrecken. Dazu eine vernünftig strukturierte Bedienung ohne Rätsel, halbwegs sinnige Armaturen, gute Wischer und gute Wasserführung bei Regenfahrten (Heck- und Seitenscheiben bleiben weitgehend sauber und damit die Sicht erhalten) – egal ob Kurz- oder Langstrecke, der „E“ war mir immer ein willkommenes Fahrzeug.

Leichte Schwächen hat er bei Schnee und Glätte – das vermaledeite ESP kann man nicht ganz abschalten, so daß verschneite Anstiege peinlich enden können: „Auto fährt nicht los“ läßt sich vor hämischen Beifahrern nicht immer kaschieren …

Und was hat der Spaß jetzt gekostet?

„Teuer kaufen und billig fahren“ ist mein Obersatz. Spritverbrauch steht ja oben – völlig ok. Wartungsaufwand auch: Summasummarum waren für Werkstatt unter Einschluß von Reparaturen und Wischerblättern alle sechs Monate (ich hab’ meinem Händler die Treue gehalten und sie immer dort wechseln lassen), halbierten Filterwechselintervallen (Diesel und Luft) und den Zwischenölwechseln rund 3500 € brutto. Mit etwas mehr als dreieinhalb Cent pro Kilometer bin ich vollauf zufrieden. Der Fairneß halber: das Öl habe ich zur Inspektion immer mitgebracht, sonst wäre die Rechnung deutlich teurer ausgefallen. MB will für einen Liter 0 W 40 um die 20 € und er hat schlanke 7,2 davon … ich hab’ im Internet bestellt und nicht mehr als 7 € für den Liter bezahlt.

Reifenkosten sind bei meiner Philosophie „nach 3 mm spätestens ist Schluß“ mit Seriengröße beherrschbar. Contis hielten knapp 30.000 km, Pirellis (nix für Mercedes, zu laut, zu unkomfortabel) etwas mehr als 25.000. Die Winter-Michelins sind noch die ersten mit 5 mm Restprofil - und meiner Meinung nach die besten in Rundlaufqualität und Haltbarkeit. Insgesamt habe ich vier Sätze verwendet; Freude kam auf, als die Werks-Pirelli-P7 endlich abgefahren waren: Mistdinger, laut, empfindlich (Nachwuchten alle 10tkm), wenig langlebig und offensichtlich mit hohem Rollwiderstand (Vmax mit Conti 5 km/h mehr, Verbrauch ca. 0,2 L/100 km weniger). Auch Contis haben Nachteile (laut in Kurven als SportContact2, Neigung zu Standplatten bei großer Wärme), aber zu Sommer-Michelinen hat’s nicht mehr gereicht in unserer gemeinsamen Zeit. Ein Satz Reifen kommt mit Montage bei MB auf um die 600 €, da suche ich nicht lange andernorts, um die letzten € zu sparen; dafür ist man beim Einlagern kulant und auch sonst sehr entgegenkommend.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich spreche von meiner WERKSTATT, nicht von der Niederlassung. Viel schlechter als ich Niederlassungen erlebte, kann man sich nicht dranstellen. Das wird mir noch eine eigene Satire wert sein! Das Autohaus Wedig in Frankenthal hat mit mir den furchtbaren Vorgänger durchlitten (und sich immer unermüdlich, freundlich, preiswert und engagiert gezeigt) und auch bei diesem Wagen nicht enttäuscht. Dieser Adresse gilt meine volle Empfehlung!

Waschen läßt er sich übrigens gut, auch in Waschanlagen bleiben kaum „Drecknester“ zurück. Der brilliantsilberne Lack glänzt tadellos, Steinschläge halten sich in Grenzen und nennenswerte Kratzer sind nicht festzustellen. Na gut – ich habe ihn auch gehegt und gepflegt, Mücken immer weggewischt und schön mit Zaino versiegelt, da soll das auch so sein. Auch von unten sieht er richtig gut aus, keine Rostansätze an Kanten und Falzen. Der Unterboden ist aber auch in dieser Hinsicht sauber ausgeführt und aerodynamisch sinnvoll gestaltet. Wenn man ihm nach dem Winter etwas intensivere Reinigung angedeihen läßt, ist das alles unproblematisch. Blöd: Zwei nur verzinkte Schrauben sind angerostet, die müßten mal gewechselt werden, wenn man Perfektion will. Und: Die mindestens teilweise in Edelstahl ausgeführte Auspuffanlage (dauerhaft bis ans Fahrzeuglebensende ist mein Eindruck) wird mit verzinkten Haltern montiert – Dummfug! „Das Unedle opfert sich für das Edle“ – kennt diesen Chemiker-Spruch keiner bei Benzens??

Auch innen ist alles bei vernünftiger Behandlung dauerhaft. Sowohl die Sitze (gut zu reinigender Stoff, sehr robust – dafür im Sommer wegen des Wollanteils etwas „juckig“) wie auch alle Verkleidungen zeigen sich völlig unversehrt. Alle Holzteile sind gut lackiert, keine Kratzer zu beklagen. Hebel und Schalter – exakt wie am ersten Tag. Selbst die Piktogramme sind noch unversehrt! Einzig dem Lenkradkranz sieht man die 1600 Betriebsstunden an – es ist etwas abgegriffen, aber die Narbung ist noch zu sehen.

Ach ja: Wer diese verdammten flachen Heckscheiben erfunden hat, soll mir doch mal sagen, wie er die an ihren Unterkanten sauber kriegen will! Ich brech’ mir jedesmal einen ab, um mit spitzen Fingern auch diese Stellen zu erreichen, ohne die Bedampfung der Antenne/Scheibenheizung zu verletzen.

Wie sagte meine Frau, als die Entscheidung für den Nachfolger fiel: „Warum willst Du den denn hergeben? Der ist doch Klasse!“ Frauen! Der Neue stak (na, wer kann’s noch? „Steckte“ ist eine Hilfskrücke, das ist ein sogenanntes „starkes Verb“!) mir halt in der Nase!!

Wenig schöner Schlußpunkt: Die Einführung der Feinstaubverordnung hat den filterlosen Euro3-Benz im Wert um mindestens 2000 € gedrückt; die Notierungen bei „mobile“ und anderen Portalen sind Wunschvorstellungen, aber nicht reale Verkaufspreise!

Markus

- hier nur noch "passiv mitlesend", jetzt im "S-Klasse"-Forum (und limousinenmäßig im siebten Himmel!:) -

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19 Antworten
am 22. Juni 2008 um 17:05

Danke für den Ausführlichen Bericht.

Eins mit Stern!

Man muss ehrlich zugeben, selbst der W 220 (alte S-Klasse) ist nochmals etwas über dem W / S 211.

Vom W 221 finde ich persönlich, brauchen wir hier nicht zu reden.

Allezeit gute Fahrt!

Grüsse

Daniel

am 22. Juni 2008 um 17:10

Toller Bericht und dank für die Mühe.:)

Danke für diesen ausführlichen Bericht !!!

 

Gruß aus Hessen

Danke,

 

und wieder ein Beweis das der W211 Technisch Top ist und die Qualität einfach Mercede ist.

Manchmal vermisse ich meinen W211 :(

Sehr guter Bericht!

am 22. Juni 2008 um 23:19

Hallo triumphel,

bei der Firma Wedig kann ich Dir 100% zustimmen, sehr empfehlenswert:)

Gruss TAlFUN

Hi,

vielen Dank für den super Bericht, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich finde es toll das auch mal zufriedene Kunden von MB schreiben und hier nicht nur von Mängel berichtet wird

Viel Spaß mit der S-Klasse, ist einfach ein geiles Auto !!!

am 23. Juni 2008 um 9:05

Hallo triuemphel,

für Deinen Bericht: Anerkennung in verschärfter Forn. Ausführlich, ehrlich, zutreffend. Mein E-Pferdchen ist ein 200 CDI aus dem Jahre des Herrn 2004 und absolviert in diesen Tagen seinen 95 000. Kilometer. Leider gibt es keinen Grund zu meckern. Ich hatte mal ein "Problem" mit meinem Glas-Schiebe-Hebedach, das aber durch einen aufmerksamen Leser von "Motor-Talk" gelöst wurde. Ich hatte mich durch eigene Dämlichkeit von der Technik überlisten lassen.

F-F, viel Vergnügen mit dem NEUEN.

Gruß Rokkoco

am 23. Juni 2008 um 12:08

Da kann ich nur sagen: Danke

Ausführlicher, interessanter Bericht und beruhigend, dass es auch so störungsfrei laufende Sternchen gibt ;)

Danke!

Vielen Dank, daß es hier immer wieder auch hochwertige, ehrliche und freie Meinungen gibt!

Das ist ja hier leider nicht immer der Fall!

Viel Spaß mit der S KLasse und knitterfreie Fahrt!!!

am 23. Juni 2008 um 14:53

Super Schreibe. Machst Du das Beruflich?

Beim lesen habe ich mir gedacht: "Siehste, war richtig, auf'n Benz umzusteigen"

Themenstarteram 23. Juni 2008 um 15:07

Schreiben an sich muß ich beruflich - aber keine Auto-Prosa, sondern Fachtexte und Berichte.

Da ist so ein Beitrag eine willkommene Abwechslung - sonst verliert sich auch im Beruf die Freude. Vielen Dank für Eure freundlichen Worte; da hat sich die investierte Zeit doch gelohnt!:)

Markus

am 23. Juni 2008 um 16:19

Auch von mir ein Danke für deinen doch recht Unterhaltsamen Bericht, was seit langem mal richtig Spaß machte Interessiert mitzulesen ;)

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