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Allgemein: Ventile einstellen

Fiat
Themenstarteram 13. Januar 2010 um 10:57

Ventile einstellen ist viel einfacher, als man denkt. Allerdings steigt der Zeitaufwand fast proportional zu der Anzahl der Ventile.

Folgendes wird benötigt:

üblicher Werkzeugsatz

-Fühlerlehre mit passender Teilung

-Einstellwerte für Ein- und Auslaßventile

-bei Bedarf neue Ventildeckeldichtung

-Drehmomentschlüssel

wenn das Ventilspiel mit Shims (Metallscheiben unterschiedlicher Dicke) eingestellt wird:

-Spezialwerkzeug zum Festhalten der Ventile (dies kann man ganz einfach selber bauen, siehe die angehängten Bilder)

-eine Pinzette o.ä. ist oft hilfreich

-passende Shims

Ich beschreibe jetzt das Verfahren bei Ventilen mit Tassenstößeln und Einstellschims. Bei anderen Methoden ist eventuell anders vorzugehen.

Los geht's:

Erst mal muß der Ventildeckel runter. Dazu muß man aber vorher je nach Motor diverse Teile abbauen. Die Schrauben des Ventildeckels sind im Allgemeinen kreuzweise zu lösen, von außen nach innen (falls die Reparaturanleitung nichts anderes vorschreibt). Danach sollte der Deckel leicht abzuheben sein. Nun liegt die Ventilsteuerung offen. Die häufigste Form sind wohl zwei obenliegende Nockenwellen, wobei die Nocken direkt auf die Tassenstößel (genauer: auf die Shims) drücken. Eine andere Möglichkeit ist eine obenliegende Nockenwelle, wobei die Ventile über Kipphebel betätigt werden.

Das Ventilspiel bezeichnet das Spiel zischen Nockenwelle (bzw. Kipphebel o.ä.) und dem Ventilstößel (hier: dem Shim), und zwar dann, wenn das Ventil geschlossen ist. Da sich der Ventilschaft bei Betriebstemperatur jedoch ein wenig dehnt, muß bei kaltem Motor ein geringes Spiel vorhanden sein. Ist das Ventilspiel zu groß, ist auch beim Betrieb des Motors noch Spiel vorhanden. Die Nockenwelle löst sich ständig vom Stößel, und schlägt dann wieder darauf ein, was zu vermehrten Geräuschen und Verschleiß führt. Bei extrem großem Spiel stimmen dann auch die Steuerzeiten nicht mehr, da das Ventil zu spät öffnet und zu früh schließt. Ist das Ventilspiel zu klein, schließen die Ventile beim Betrieb nicht richtig. Die Kompression und damit die Motorleistung sinkt. Damit sollte klar sein, daß das Ventilspiel immer bei kaltem Motor gemessen wird.

WICHTIG! Wenn das Ventilspiel zu klein ist, schließen die Ventlie nicht richtig. Die Ventile kühlen sich aber hauptsächlich durch den Kontakt mit dem Kopf, sie werden dann zu heiß und verbrennen, d.h. der Schaft brennt durch, dann fallen sie in den Zylinder -> kapitaler Motorschaden.

Die richtigen Werte für das Ventilspiel sind beim Händler zu erfragen oder einer Reparaturanleitung zu entnehmen. Das Spiel der Auslaßventile ist normalerweise größer, da die Auslaßventile größerer thermischer Belastung ausgesetzt sind und sich die Ventilschäfte somit stärker ausdehnen.

Das Ventilspiel wird gemessen, wenn das jeweilige Ventil geschlossen ist, die Nocke also vom Ventil wegzeigt. Dazu dreht man die Kurbelwelle so, daß sich der Kolben des ersten Zylinders im oberen Totpunkt der Verbrennungsphase (alle Ventile des Zylinders geschlossen) befindet. Nun mißt man mit der Fühlerlehre das Spiel der Einlaß- und Auslaßventile des Zylinders und notiert sich die Werte. Anschliessend dasselbe für die übrigen Zylinder. Wenn alle Werte innerhalb der angegebenen Toleranz liegen (meist 0,05 mm) Deckel wieder drauf (vorher Dichtungen kontrollieren) und weiterfahren.

Falls irgendwo das Ventilspiel nicht stimmt, muß das entsprechende Einstell-Shim ausgetauscht werden. Am einfachsten wäre es, wenn man bereits wüßte, wie dick das eingebaute Shim ist. Dann könnte man sich erstmal passende neue besorgen. Also sollte man beim Austausch von Shims die eingebauten Werte irgendwo notieren, dann ist es beim nächsten mal einfacher.

Zum Tausch der Shims gibt es keine allgemeingültige Anleitung, da das von Motor zu Motor etwas verschieden abläuft. Das Prinzip ist aber wohl immer das selbe: Das Ventil muß ein wenig nach unten gedrückt werden, damit die Scheibe entlastet wird und man sie herausnehmen kann. Aber natürlich läßt sich das Ventil nicht von Hand herunterdrücken.

Die Einstellscheibe liegt auf dem Ventilstößel, zentriert vom erhöhten Rand des Stößels. An einer Stelle hat der Rand eine Aussparung. Der Ventilstößel ist zunächst so zu drehen, daß diese Aussparung zum Mittelpunkt des Zylinders hinzeigt. Dann dreht man die Kurbelwelle so weit, daß der Stößel heruntergedrückt wird. Anschließend befestigt man das Spezialwerkzeug auf dem Zylinderkopf. Wenn man nun die Kurbelwelle vorsichtig weiter bzw. zurückdreht (je nachdem, ob Einlaß- oder Auslaßventil), hebt sich das Ventil wieder. Die Zunge des Spezialwerkzeugs drückt dabei auf den Rand des Stößels, so daß das Ventil ein wenig geöffnet bleibt. Das Ventil ist so weit geschlossen, daß es bei OT nicht mit dem Kolben kollidiert, aber so weit geöffnet, daß man genügend Raum hat, die Scheibe herauszunehmen. Einen kleinen Schraubenzieher steckt man unter die Scheibe (an der Stelle, wo die Aussparung im Rand des Stößels ist) und hebt sie ein wenig an. Dann kann man die Scheibe mit einer Pinzette o.ä. herausnehmen. Auf der Unterseite der Scheibe steht eine Bezeichnung für die Dicke (z.B. in hundertstel Millimeter, die Scheiben sind meist in Stufen von 0,05 mm erhältlich). Damit kann man ausrechnen, wie dick die neue Scheibe sein muß, um das Soll-Spiel zu erreichen (man kann natürlich auch entsprechende Tabellen in Reparaturanleitungen konsultieren). Austauschscheiben erhält man bei seinem Händler. Die meisten Händler nehmen auch ausgebaute Scheiben wieder zurück. Zum Schluß setzt man die neue Scheibe ein (Beschriftung nach unten!), entfernt das Werkzeug, dreht die Kurbelwelle mindestens zwei mal rum und mißt zur Kontrolle das erreichte Spiel. Wenn's immer noch nicht stimmt: Nochmal von vorne anfangen.

Wenn alles stimmt: Dichtungen kontrollieren, Ventildeckel befestigen (Schrauben kreuzweise, von innen nach außen anziehen, am besten mit Drehmomentschlüssel).

Ventil12
Werkzeug
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6 Antworten
Themenstarteram 13. Januar 2010 um 10:57

Ventile einstellen ist viel einfacher, als man denkt. Allerdings steigt der Zeitaufwand fast proportional zu der Anzahl der Ventile.

 


Folgendes wird benötigt:

 

- üblicher Werkzeugsatz

-Fühlerlehre mit passender Teilung

-Einstellwerte für Ein- und Auslaßventile

-bei Bedarf neue Ventildeckeldichtung

-Drehmomentschlüssel

 

wenn das Ventilspiel mit Shims (Metallscheiben unterschiedlicher Dicke)

eingestellt wird:

 

-Spezialwerkzeug zum Festhalten der Ventile (dies kann man ganz einfach selber bauen, siehe die angehängten Bilder)

-eine Pinzette o.ä. ist oft hilfreich

-passende Shims

 

Ich beschreibe jetzt das Verfahren bei Ventilen mit Tassenstößeln und Einstellschims. Bei anderen Methoden ist eventuell anders vorzugehen.

 

Los geht's:

 

Erst mal muß der Ventildeckel runter. Dazu muß man aber vorher je nach Motor diverse Teile abbauen. Die Schrauben des Ventildeckels sind im Allgemeinen kreuzweise zu lösen, von außen nach innen (falls die Reparaturanleitung nichts anderes vorschreibt). Danach sollte der Deckel leicht abzuheben sein. Nun liegt die Ventilsteuerung offen. Die häufigste Form sind wohl zwei obenliegende Nockenwellen, wobei die Nocken direkt auf die Tassenstößel (genauer: auf die Shims) drücken. Eine andere Möglichkeit ist eine obenliegende Nockenwelle, wobei die Ventile über Kipphebel betätigt werden.

Das Ventilspiel bezeichnet das Spiel zischen Nockenwelle (bzw. Kipphebel o.ä.) und dem Ventilstößel (hier: dem Shim), und zwar dann, wenn das Ventil geschlossen ist. Da sich der Ventilschaft bei Betriebstemperatur jedoch ein wenig dehnt, muß bei kaltem Motor ein geringes Spiel vorhanden sein. Ist das Ventilspiel zu groß, ist auch beim Betrieb des Motors noch Spiel vorhanden. Die Nockenwelle löst sich ständig vom Stößel, und schlägt dann wieder darauf ein, was zu vermehrten Geräuschen und Verschleiß führt. Bei extrem großem Spiel stimmen dann auch die Steuerzeiten nicht mehr, da das Ventil zu spät öffnet und zu früh schließt. Ist das Ventilspiel zu klein, schließen die Ventile beim Betrieb nicht richtig. Die Kompression und damit die Motorleistung sinkt. Damit sollte klar sein, daß das Ventilspiel immer bei kaltem Motor gemessen wird.

 

WICHTIG! Wenn das Ventilspiel zu klein ist, schließen die Ventlie nicht richtig. Die Ventile kühlen sich aber hauptsächlich durch den Kontakt mit dem Kopf, sie werden dann zu heiß und verbrennen, d.h. der Schaft brennt durch, dann fallen sie in den Zylinder -> kapitaler Motorschaden.

 

Die richtigen Werte für das Ventilspiel sind beim Händler zu erfragen oder einer Reparaturanleitung zu entnehmen. Das Spiel der Auslaßventile ist normalerweise größer, da die Auslaßventile größerer thermischer Belastung ausgesetzt sind und sich die Ventilschäfte somit stärker ausdehnen.

Das Ventilspiel wird gemessen, wenn das jeweilige Ventil geschlossen ist, die Nocke also vom Ventil wegzeigt. Dazu dreht man die Kurbelwelle so, daß sich der Kolben des ersten Zylinders im oberen Totpunkt der Verbrennungsphase (alle Ventile des Zylinders geschlossen) befindet. Nun mißt man mit der Fühlerlehre das Spiel der Einlaß- und Auslaßventile des Zylinders und notiert sich die Werte. Anschliessend dasselbe für die übrigen Zylinder. Wenn alle Werte innerhalb der angegebenen Toleranz liegen (meist 0,05 mm) Deckel wieder drauf (vorher Dichtungen kontrollieren) und weiterfahren.

Falls irgendwo das Ventilspiel nicht stimmt, muß das entsprechende Einstell-Shim ausgetauscht werden. Am einfachsten wäre es, wenn man bereits wüßte, wie dick das eingebaute Shim ist. Dann könnte man sich erstmal passende neue besorgen. Also sollte man beim Austausch von Shims die eingebauten Werte irgendwo notieren, dann ist es beim nächsten mal einfacher.

Zum Tausch der Shims gibt es keine allgemeingültige Anleitung, da das von Motor zu Motor etwas verschieden abläuft. Das Prinzip ist aber wohl immer das selbe: Das Ventil muß ein wenig nach unten gedrückt werden, damit die Scheibe entlastet wird und man sie herausnehmen kann. Aber natürlich läßt sich das Ventil nicht von Hand herunterdrücken.

Die Einstellscheibe liegt auf dem Ventilstößel, zentriert vom erhöhten Rand des Stößels. An einer Stelle hat der Rand eine Aussparung. Der Ventilstößel ist zunächst so zu drehen, daß diese Aussparung zum Mittelpunkt des Zylinders hinzeigt. Dann dreht man die Kurbelwelle so weit, daß der Stößel heruntergedrückt wird. Anschließend befestigt man das Spezialwerkzeug auf dem Zylinderkopf. Wenn man nun die Kurbelwelle vorsichtig weiter bzw. zurückdreht (je nachdem, ob Einlaß- oder Auslaßventil), hebt sich das Ventil wieder. Die Zunge des Spezialwerkzeugs drückt dabei auf den Rand des Stößels, so daß das Ventil ein wenig geöffnet bleibt. Das Ventil ist so weit geschlossen, daß es bei OT nicht mit dem Kolben kollidiert, aber so weit geöffnet, daß man genügend Raum hat, die Scheibe herauszunehmen. Einen kleinen Schraubenzieher steckt man unter die Scheibe (an der Stelle, wo die Aussparung im Rand des Stößels ist) und hebt sie ein wenig an. Dann kann man die Scheibe mit einer Pinzette o.ä. herausnehmen. Auf der Unterseite der Scheibe steht eine Bezeichnung für die Dicke (z.B. in hundertstel Millimeter, die Scheiben sind meist in Stufen von 0,05 mm erhältlich). Damit kann man ausrechnen, wie dick die neue Scheibe sein muß, um das Soll-Spiel zu erreichen (man kann natürlich auch entsprechende Tabellen in Reparaturanleitungen konsultieren). Austauschscheiben erhält man bei seinem Händler. Die meisten Händler nehmen auch ausgebaute Scheiben wieder zurück. Zum Schluß setzt man die neue Scheibe ein (Beschriftung nach unten!), entfernt das Werkzeug, dreht die Kurbelwelle mindestens zwei mal rum und mißt zur Kontrolle das erreichte Spiel. Wenn's immer noch nicht stimmt: Nochmal von vorne anfangen.

Wenn alles stimmt: Dichtungen kontrollieren, Ventildeckel befestigen (Schrauben kreuzweise, von innen nach außen anziehen, am besten mit Drehmomentschlüssel).

Ventil12
Werkzeug

Ist zwar sehr ehrenhaft, dass du das hier reinstellst, aber die Anschaffung der Werkzeuge und der Einstellscheiben-Sets dürfte nur für Leute lohnen, die das häufiger machen, alle anderen kommen vermutlich günstiger, wenn sie alle 100.000km das mal in der Werkstatt machen lassen.

am 13. Januar 2010 um 21:04

Zitat:

Original geschrieben von sangess

[...]

siehe die angehängten Bilder)

[...]

Wo denn?

DANKE! Und Gruß,

Karsten

Themenstarteram 14. Januar 2010 um 11:19

Zitat:

Original geschrieben von lanciaY12

Zitat:

Original geschrieben von sangess

[...]

siehe die angehängten Bilder)

[...]

Wo denn?

DANKE! Und Gruß,

Karsten

Hallo, der Beitrag wurde vom Moderator ins FAQ verschoben. Dabei sind wohl die Bilder verloren gegangen. Hier der Link dazu:

http://www.motor-talk.de/faq/fiat-q72.html#Q2529881

am 14. Januar 2010 um 14:29

......Werkzeug kann man sich zusammensuchen, z.B. habe ich einen Imbußschlüssel zum niederhalten benutzt. Man kann es auch mit einem Schweitzer Messer machen. Allerdings würde ich das Geduldspiel keinem empfehlen, höchstens wenn 1-2 Ventile verstellt sind. Und das man es noch schlimmer macht kann auch vorkommen.

Anstrengend wirds bei den Shims an den Nockenwellenböcken!

Das How To find ich gut, aber mehrere Absätze wurden es leserlicher machen.......

Ventile hab ich zuletzt an meinem Kadett B vor über 30ig Jahren eingestellt und seit dem fahre ich nur Motoren mit hydraulischem Spielausgleich und habe nicht vor jemals an einem PKW wieder Ventile einstellen zu müssen; evtl hol ich mir noch einen der letzten laufenden 80/90iger und motte den ein für die Zeiten wo bei diesem anhaltenden Rückschritten und Einsparungen sicher wieder Motoren "angeleiert" werden müssen weil Starter und Batterien Luxus geworden sind .

dafür habt´s dann sicher 50 Airbags um euch rum :D

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