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Autogasanlage, Umrüster-Arbeit und technischer Fahrzeugzustand

Themenstarteram 22. Juni 2007 um 21:15

Man sammelt ja seine Erfahrungen. So als Zusammenfassung vorab: Wenn der Umrüster pfuscht und das Auto an sich technisch nicht in Ordnung ist, nützt die ausgereifteste Autogasanlage nichts, man hat dann ständig nur Probleme.

Achtung - jetzt folgt 'ne längere Epistel, aber vielleicht interessiert's ja wen. Auto und Gasanlage siehe Signatur.

Nach zehn Monaten und einer Menge Reparaturen habe ich mein Fahrzeug nun dort, wo es von Anfang an hätte sein sollen: Es fährt endlich ordnungsgemäß. (Ja, es war ein Privatkauf über eBay, und, nein, ich mache es NIE WIEDER und RATE DRINGEND AB, ein Fahrzeug von privat zu kaufen, das man nicht vorab geprüft hat und von dem man technisch keine Ahnung hat.)

Macken vorher: Leerlauf nicht OK (Gas zuwenig oder geht aus, Benzin zuviel), Motor sehr laut, Ruckeln bei Benzin und Gas, Gasgeruch, Motor oder Teile der Elektrik fallen aus, Rattern beim Gas-Tanken, Motor wird schlecht warm, ständig hoher Benzinverbrauch (genauer: -verlust), immer wieder starkes Gas-Backfire (geborstene Luftfiltergehäuse, angekohlte Luftfilter). Und das waren nur die den Motor betreffenden Mängel!

Wie gesagt, eine Menge Reparaturen wurden erforderlich. Behoben wurden einerseits Abnutzungserscheinungen: defekter Kerzenstecker, zerstörter Katalysator, defekter Thermostat, defekter Zündschloßschalter, undichte Benzinleitung. (Plus etliche weitere Reparaturen, die ich jetzt weglasse, weil sie mit dem Motor oder der Gasanlage nichts zu tun haben). Gut, für ein 10 Jahre altes Fahrzeug mit über 200.000 km Laufleistung ist das wohl nicht weiter verwunderlich.

Verwunderlich bis ärgerlich waren aber die Probleme, die bei sorgfältiger Arbeit des Umrüsterss eigentlich nicht hätten entstehen dürfen. Ich habe das Fahrzeug bereits umgerüstet gekauft und konnte also nix reklamieren oder beeinflussen, umgerüstet wurde Anfang 2004, Umrüster war eine offenbar ganz kleine Werkstatt in Thüringen zwischen Gera und Jena; wer's genau wissen will, bitte PN.

Die Leerlaufprobleme lagen zu meiner großen Verblüffung daran, daß der Leerlauf-Luftsteller totgelegt wurde, aus dem Anschlußkabel wurde ein Stück einer Ader rausgetrennt, und zwar an einer verdeckten Stelle - absoluter Zufall, daß wir das fanden. Der Leerlauf war dann grob mit der Drosselklappen-Anschlagschraube fixiert worden. Das Kabel wurde repariert und der Anschlag wieder richtig eingestellt, und sofort war der Leerlauf stabil. Welches "Problem" durch dieses Totlegen behoben werden sollte, weiß ich bis heute nicht.

Als nächstes fanden wir als eindeutigen Umrüsterfehler eine falsch angeschlossene Lambdasonde - die funktionierte nämlich gleich überhaupt nicht. Ach so, und die Serviceleuchte im Armaturenbrett war auch stillgelegt, die muß naturgemäß ständig geleuchtet haben ...

Eine Kontrolle der Kerzenstecker ergab einen defekten - der mit Isolierband geflickt war! Frage mich, welche Werkstatt das geschafft hat, der Vorbesitzer selber war's bestimmt nicht ...

Überhaupt nicht mehr gewundert hat uns dann, daß der Anschluß der Kurbelwellenentlüftung undicht war - der mündet beim Volvo in das Ansaug-Formstück vor der Drosselklappe, und wenn man nach dem Einbau der ca. 4 cm langen Venturidüse den Entlüftungsschlauch einfach nur dehnt und irgendwie in den Ansatz reindrückt, kann das nichts werden. Die ordnungsgemäße Anpassung kostete ein paar Schlauchstücke und zehn Minuten Arbeit.

Am längsten habe ich nach der Ursache für die völlig unregelmäßigen Totalausfälle der Gasanlage gesucht. Das hat selbst die Zavoli-Werkstatt nicht hingekriegt, die sich ansonsten viel Mühe gegeben hat (ist leider 450 km weg, und ich kann da nicht eben mal vorbeifahren). Beinahe hätte ich schon den Einspritzemulator und die Gassteuerung neu gekauft. Nach ein paar Messungen mit dem Multimeter fiel mir auf, daß die Versorgungsspannung am Anschlußstecker der Steuerung ab und zu zusammenbrach - Ursache war ein Kontaktfehler oder Kabelbruch an dem Sicherungshalter, der in dem (frei verlegten) Kabel zu Dauerplus sitzt. Ein kleiner Pfennigartikel ...

Die einzige Wartungsarbeit an der Anlage selbst war, sie fetter einzustellen, und das hat das Ansprechverhalten bei niedrigen Drehzahlen deutlich verbessert (es ist kein Unterschied zum Benzinbetrieb mehr zu merken). Offenbar war diese Anlage niemals vorher nachgeregelt worden, was ja normalerweise (fast) immer notwendig ist und von den Umrüstern meist als kostenloser Service übernommen wird.

Besonders ärgerlich, da nicht mehr sinnvoll zu ändern, ist der Gastank, der nur 52 l brutto hat. Der Umrüster war wohl zu faul, den für dieses Fahrzeug optimalen Tank zu beschaffen, der würde übrigens 74 l fassen und wäre garantiert nur unwesentlich teurer gekommen.

Daß das Füllventil defekt war (und die Fülleitung korrodiert), kann man dem Umrüster sicherlich nicht anhängen, das ist wohl unter unter schlechte Produktqualität zu verbuchen. Obwohl es nicht ganz unangenehm war, mehr als die jetzigen 42 l reindrücken zu können ...

Als Fazit muß ich feststellen, daß mir die Volvo-Vertragswerkstätten am wenigsten geholfen haben, wirklich was gebracht hat nur eine Firma in Güstrow (AH Sachs), die das Leerlaufsteller-Osterei fand. Leider sind aber auch alle "Freundlichen" hier relativ weit außerhalb. Die meisten mittleren bis größeren Reparaturen hat die kleine unabhängige Werkstatt um die Ecke gemacht (Fa. Seiler in Rostock), die sehr zufriedenstellend arbeiten, aber ganz ausdrücklich die Gasanlage nicht anfassen wollen.

Die vielen notwendigen Kleinreparaturen habe ich selber gemacht und Ersatzteile wenn möglich billig gebraucht beschafft. So ganz allgemein war meine wichtigste Investition die Anschaffung eines Reparaturhandbuchs, für den Volvo gibt es ein ganz brauchbares in Englisch (Hayes), auch das gekaufte Fehlercode-Auslesegerät ist sein Geld wert. Ich bin kein wirklicher Schrauber, habe aber Standardwerkzeug und technisches Grundwissen, und wo Hingucken oder das Handbuch nicht weiterhelfen, gibt's immer noch Motortalk (danke) und anderen Internet-Quellen.

Mit den Gasanlagenproblemen mußte ich mich zwangsweise fast ganz allein beschäftigen. Wie gesagt, die nächste Werkstatt, die sich mit der Zavoli RE.G.AL auskennt, ist 450 km weg, die haben neben der Einstellung nur die Füllventilreparatur gemacht. Na gut, man wird nicht dümmer, wenn man sich mit sowas selber auseinandersetzt, aber richtig vorwärts ging es erst nach Anschaffung der Einstellsoftware samt seriellem Adapter (ist frei erhältlich).

Angesichts dieser vielen Mängel (nur mal so nebenbei ein paar der "sonstigen" Reparaturen: Kupplung, Bremsen komplett, Zahnriemen, beide Traggelenke, Lichtmaschine, Heckklappe, Diverses im Innenraum ...) wollte ich zwischendurch echt das Handtuch werfen und die Karre wieder verkaufen, aber was soll's. Das Geld ist jetzt reingesteckt, ich weiß, was erneuert ist, und JETZT ist ja auch bis auf ein paar Kleinigkeiten alles in befriedigendem Zustand. Ich bin kein Mensch, der Autos wirklich liebt, aber man gewöhnt sich irgendwann an so einen Zossen, und nun behalte ich ihn auch. Karosserie, Motor an sich und (Schalt-)Getriebe sind beim Volvo 850 grundsolide und langlebig, also gehe ich mal berechtigterweise davon aus, daß jetzt ein paar Jahre Ruhe ist mit größeren Reparaturen.

Was speziell die Gasanlage und die Frage Venturi oder sequentiell betrifft: Ich hatte zunächst Zweifel an der Qualität der Zavoli RE.G.AL, die ist ja wenig verbreitet, und Venturi-Anlagen werden auch ab und zu als veraltet bezeichnet. Aber inzwischen sehe ich, daß die Anlage in meinem Fahrzeug sehr gut funktioniert, und selbst der Gasstart (den ich selber programmieren konnte) ist kein Problem und hat den Benzinverbrauch auf null gebracht.

Langer Rede kurzer Sinn:

Es ist weniger wichtig, welchen Gasanlagenhersteller man nimmt (die Anlage an sich muß natürlich zum Fahrzeug passen). Viel wichtiger ist, daß das umzurüstende Fahrzeug technisch in Ordnung ist und der Umrüster ordentlich arbeitet.

Wenn das gegeben ist, macht Gasfahren Freude.

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Moin !!!

Also nachdem, was du hier geschrieben hast, wundere ich mich, dass du einen relativ gefassten Eindruck machst.

Zum Kauf über Ebay: Das Problem ist dann einfach, wenn das Auto weiter weg steht, kann man es vorher nicht begutachten und dann ist man zum Kauf gezwungen und dann hat man halt Glück oder Pech und du hattest leider Pech !

Du hast vom Privatverkauf abgeraten, wenn man keine Ahnung hat... Ist ja gut möglich, dass der verkäufer einen dann total verarscht und sich ein Loch in Arsch freut (entschuldigt bitte meine Wortwahl, aber ist doch echt so), wenn er die Karre los ist...

Ich halte dagegen, nie ein Auto über freie Händler zu kaufen.

Hier hat man vielleicht eine Garantie, aber werden für wesentlich mehr geld gekauft, als das sie wert sind....

Gut, ich bin Mechatroniker und deshalb kommt für mich nur Privatverkauf in Frage....

Gut, das ist ja jedem selbst überlassen !

Zum Thema schlampige Arbeit beim Gas...

Da habe ich auch meine Erfahrungen gemacht....

Mal von Wartezeit und Vertröstungen abgesehen, musst ich folgendes an meiner Anlage nacharbeiten:

Unterlegscheiben, Leitungsbefestigung im Motorraum, geknickert Kühlmittelschlauch zum Verdmpfer, da zu lang....

Ok, das sind eigentlich alles kleinigkeiten gewesen, aber hätte der Umrüster vernünftig gearbeitet, wäre das nicht vorgekommen, und ich nehme ihm auch nicht übel, dass ich mein Standgas neu einstellen musste (beim verdampfer), weil ich habe lange warten müssen und in der Hetze haben die es halt vergessen.... naja.

Aber bis auf meinen Verbrauch (30% mehr) bin ich mit meiner Ventrui vollkommen zufrieden. Wegen dem Verbrauch werde ich morgen nochmal zu meinem Umrüster fahren......

Aber man lernt halt nie aus und man kann andere nur vor machen Sachen warnen !!!!!!!!!!

das wollte ich eigentlich nur sagen :-)

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