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B180 BE DCT, ist ein bisschen länger geworden
Moin, Moin, ihr B-geisterten,
nachdem mir die verfi***e hp von BMW den Browser abstürzen ließ schreibe ich meinen Bericht nun zum zweiten Mal - ich war fast fertig
Gestern bekam ich von meinem Freundlichen (der eigentlich eine "sie" ist) ein amuse gueule: Den B 180 mit DCT zum "mal über nacht Automatik testen".
Ausstattung: B180, DCT, Pakete: Licht+Sicht, Spiegel, Sport, Sitzkomfort, Audio20
in Mountaingrau und schwarzem Innenraum
Im folgenden mein subjektiver Bericht, meine ehrliche Meinung und sonst nichts.
Wer konkrete Zahlen will, oder gar einen echten Vergleichstest, der muß sich eine Autozeitung kaufen.
Meine Vergleiche mit anderen Fahrzeugen stützen sich immer auf eigene Erfahrungen: Den B 170 fahre ich nun schon gut 3,5 Jahre, den X1 mit 2-l-Diesel, den Meriva mit 140-PS-Benziner und den Golf (6? 7? wer weiß das da noch so genau?) hatte ich jeweils mindestens 500 km als Leihwagen auf Dienstreisen. Und einen 220 CDI Automatik hatte ich auch mal über den Bernhard getrieben.
Aufschleißen, reinsetzen, Einstellen - das kennt ihr ja alle.
Aber: Warum mögen Männer so gerne Frauen in Lack und Leder?
Richtig: die riechen so schön nach neuen Autos.
So auch der B: er riecht, und sogar angenehm (wenn man neue Autos mag).
Das der erste Eindruck.
Nun aber los.
Schlüssel rein, der linke Fuß staunt über die brettharte Kupplung, die rechte Hand greift ins Nichts -- HALT, Dicker, Automatik, merkste was?
Also nochmal.
Rechter Fuß auf die Bremse (mit dem Pedal könnte man einen Flugzeugträger bremsen!), linken Fuß weit weg und schnell vergessen. Schlüssel drehen und - nanu, nichts? Doch, er läuft. Aber man hört ihn nicht. Schön.
Die rechte Hand meldet frustriert "Da fehlt was" - klar, da ist keine "Hand"bremse.
Damit sie sich nicht so nutzlos vorkommt darf sie jetzt was tun: den niedlichen kleinen Hebel hinter dem Lenkrad ziehen. Wieder passiert nichts: kein Ruck!
Nur im KI steht plötzlich etwas anderes: ein D. Der Fuß hebt sich und streichelt das Gaspedal, die Fuhre rollt. Fast unhörbar cruise ich über den Hof.
Und der Himmel öffnet sich, eine Stimme spricht zu mir:
"Siehe, fortan werde ich bei Dir sein in allen Drehzahlen und Gangstufen. Dein Leistungswunsch ist mir Befehl, und in deinem Automobil seien weder Lärm noch Knirschen!"
Am Ende der Ausfahrt findet die Linke blind den Blinker, ich halte an und AUS.
Start-Stop, noch ein Punkt auf der Liste der Dinge, an die ich mich gewöhnen muß.
Wechsel Bremse-Gas, der Motor läuft, ich will anfahren - und da fehlt eine halbe Sekunde, bis was passiert. Dazu später mehr.
Auffahrt A 40: Fahrwerk und Lenkung sind überaus präzise und lange nicht so hart wie erwartet. Zügiges Mitschwimmen im Verkehr, bei 120 - 140 km/h macht sich Mercedes-feeling breit, es geht ruhig und komfortabel voran.
Die Geräuschkulisse fällt dadurch auf, daß sie fast fehlt. Das liegt auch am Drehzahlniveau, 1600 U/min bei 85 km/h, da dreht der B 170 schon 2300.
mp3-CD reinschubsen, der controller ist intuitiv bedienbar und zu den ersten sphärischen Klängen von "Shine on you crazy Diamond" gehts heimwärts.
20 Minuten später: Die Weltbeste Ehefrau von Allen steigt ein.
Was sie sieht gefällt ihr, vor allem als ich sie erinnere, daß unser B innen hell sein wird, nicht schwarz wie ein Sarg. Kritisch wird alles befühlt und betrachtet, der B meistert auch diese Hürde mit Bravour. Die WEA lächelt, es geht los.
Kleine Nebenstrecken: Götterswickerham, Möllen, Wesel, Borth, Orsoy, Baerl, Homberg. Fast unhörbar gleiten wir durch die Orte, 45 km/h knapp über Leerlaufdrehzahl. Man verdreht sich trotzdem den Kopf nach uns, ich versuche NICHT hochherrschaftlich auszusehen.
Am Ortsausgang beschleunigen, es geht unaufgeregt voran, aber man ist hier und da schneller als subjektiv empfunden. Leistung statt Lärm, ein bißchen wie auf meiner K1200LT von früher, das mag ich sehr.
Der B geht flott ums Eck, auch auf etwas winkligen Straßen 3. und 4. Ordnung. Das Fahrwerk ist straff, aber ohne unbotmäßige Härten, die Lenkung direkt aber sehr präzise, es kommt Freude auf. Flottes Reisen auf hohem Niveau.
War der B170 schon gut, so ist das hier Sahne pur.
Zwischenstop am besten Imbiß weit und breit, es wird dunkel, weiter gehts.
Das serienmäßige Licht ist kaum anders als beim W245 - also eine Enttäuschung.
ILS zu bestellen war wohl richtig.
Im Inneren geht es gediegen zu. Die Ambientebeleuchtung setzt Akzente ohne blink-blink, Chrom schimmert matt oder glänzend, den Autor erinnert es an die Business-Class einer 747 auf Nachtflug. Meine Frau hat nie einen Führerschein besessen, aber ihr fallen sofort die gut strukturierten und klar ablesbaren Anzeigen der Instrumente, des KI und des Monitors auf. "Sachlicher Hedonismus" - dieser Begriff, den jüngst ein Autotester prägte, hier paßt er wie kein zweiter.
Kurzer Sprint mit schnellen Kurvenwechseln, auch hier freut man sich schon auf das ILS mit aktivem Kurvenlicht.
Noch einmal auf die A 42 Richtung Duisburg, Sportmodus in der Auffahrt mit Steigung, es geht zügig auf 150. Nach der Baustelle per paddles aus dem Eco-Modus in die Motorbremse runterschalten, Wechsel auf die A 59 Richtung Wesel, das DCT hält die Gänge genau lang genug.
Wieder daheim stehen etwa 110 km mehr auf der Uhr, der vor Abfahrt beim Freundlichen genullte BC nennt 7,3 l Durchschnittsverbrauch.
Dabei waren wir zügig, aber ohne Hektik unterwegs, den neuen Motor haben wir natürlich noch nicht ausgedreht.
Wir beschließen den Tag und stoßen an "Auf die richtige Wahl und Ausstattung!"
Achja: Mein Weib beneidet mich, weil ich morgen nochmal fahren darf....
Fazit
1. Der (S)Innenraum
Mir gefällt es. Was ich sehe paßt zueinander, auch wenn mir die Farbe und das Kunstleder gar nicht zusagen. Akzente ohne Effekthascherei, was ich anfasse fühlt sich gut an, was ich bewege folgt willig und eindeutig. Auch wenn hier und da härtere Kunststoffe verbaut wurden, so sind sie erkennbar von guter Qualität, generell strahlt die Einrichtung solide Verarbeitung und hohe Qualität aus, ohne dabei so bieder zu wirken wie der Vorgänger. Die Ergonomie ist fast perfekt, nur die Heizungsbedienung ist noch etwas zu versteckt. Das Audio20 reicht mir völlig, den map-Pilot habe ich mir dazu gegönnt.
Ich sitze gut mit meinen 183 cm und 140 kg , meine Frau mit 152 cm und weniger als dem halben Gewicht auch. Die Wölbung unter der Umlenkrolle des Gurts spüre ich auch, allerdings habe ich nach der kurzen Zeit sicher auch noch nicht die optimale Sitzposition gefunden, das dauert bei mir.
Der B ist wegen Sitzposition und Einstieg knapp vor dem X1 und eine Klasse vor dem Golf, der aber deswegen nicht schlecht ist. Der Meriva II liegt hier weit abgeschlagen, in dieser Kategorie ist die Preisdifferenz am stärksten zu spüren.
2. State of the (H)art
Man lasse sich von den gelochten Scheiben und dem Namen nicht abschrecken - das Sportfahrwerk ist Lichtjahre vom harten Gehoppel eines Polo mit Baumarkttuning entfernt.
Stramm, aber komfortabel genug um als Gentleman-Sportler durchzugehen.
Zusammen mit der sehr exakten und leichtgängigen Lenkung könnte man damit manchem Jüngelchen in seiner Bastelbude das Fürchten lehren - aber der Gentleman tut das nicht. Er freut sich im Stillen auf die nächste Paßstraße, je schmaler und kurviger, desto besser.
3. Edel sei der Draht, hilfreich und gut
Ja, die kleinen Helferlein. Was hat sich da nicht alles getan. Hat mich der B170 bei der ersten Landstraßenhatz noch mit ESP und BAS vor eigenem Übermut bewahrt (ich hatte eine Kurve übel unterschätzt), so sind es im W246 einige mehr geworden, die da unauffällig ihren Dienst tun.
Der Tempomat gefällt bereits in der kurzen Testphase.
Der Kollisionswarner kam sogar einmal zum Einsatz, als ich beschleunigend an jemanden heranrauschte, der plötzlich bremste, um ohne Blinken abzubiegen (Arschloch, das!).
Die Hold-Funktion am Berg ist schlicht überzeugend.
Ich habe berechtigtes Vertrauen, daß auch der Rest ausgereift und zuverlässig seinen Dienst tut.
4. Was uns antreibt
122 PS klingen nicht üppig, vor allem nicht akustisch. Und das ist auch gut so.
Aber man glaubt nicht, daß es nur 6 PS mehr als im B170 sein sollen, dafür leisten sie zu viel. Gefühlt stehen sie nahe an den 140 PS des Meriva, nur eben akustisch diskreter. Daß sie den 163 PS des X1 Diesel unterliegen ist weder verwunderlich noch eine Schande, der Autor ist gespannt auf die 156 PS des georderten B200.
Für ein standesgemäßes Fortkommen sind die 122 PS allemal ausreichend, wenn man sie abruft passiert auch etwas und sie sind dem B170 in jeder Hinsicht überlegen. Wer nicht wirklich den Überfluß braucht, oder wem der Mehrpreis zum B200 zu hoch ist, der ist mit dem B180 gut motorisiert.
Ja, nun zum Wichtigsten, jedenfalls für mich: Das Getriebe.
Automatik. Bis dato für mich Synonym für Seniorentransporter. Der morbide Duft nach Sanitätshaus, das leise Quietschen des Rollators.
Bremsaggregat für V8-Schwermetalldinosaurier mit Literleistungen wie ein Trabbi, Krücke für 55mph-kastrierte Amis in monströsen Privatpanzern.
Und das mir, dem erklärten Liebhaber von Motorbremse in Kurvenan- und Lastwechselsteuern in Kurvendurchfahrten. Der fährt, statt sich fahren zu lassen.
Mir kommt Roland von Gilead in den Sinn, der letzte Revolvermann in Stephen Kings Dark Tower Zyklus, der sagte: "Die Welt hat sich weitergedreht."
Das DCT ist die Weiterentwicklung der Automatik, als Kombination der Vorteile ist sie auch den modernen Automaten (Ich kenne sie aus 530d und 220 CDI) weit voraus.
Ruckfrei, ohne Unterbrechung der Zugkraft, schnell, ohne Verluste durch Wandler.
DCT erfordert immer noch ein Umdenken und ich habe gestern meine Erwartungen und vor allem meine Denkweisen kritisch hinterfragt. Das meinte ich, als ich oben schrieb: ".. ich will anfahren - und da fehlt eine halbe Sekunde, bis was passiert.."
Diese halbe Sekunde ist ja das, was ich sonst mit eigenem Tun gefüllt habe - Kupplung treten, Gang einlegen, Kupplung kommen lassen. Dieses gefühlte Loch resultiert aus dem "Nichtstun" und der Erwartung, daß beim Gasgeben sofort was passiert, quasi instantan. Das ist beim Schalten während der Fahrt auch nicht anders - das Nichtstun induziert das Gefühl von "passiert nichts".
Und das ist gerade beim DCT falsch, weil es kraftschlüssig in allen Gängen ist. Weil es vor allem durch zwei features das aktive Fahren im Bedarfsfalle unterstützt: Das Halten des Gangs bei direktem Eingriff und die manuelle Schaltung im Modus "M" mit den paddles. Vor allem diese paddles machen hier den Unterschied, sie sind den Antippfunktionen eines Automatikwahlhebels in der Mittelkonsole haptisch und ergonomisch um Welten voraus.
Den B200 mit DCT "blind" zu bestellen, allein aus der Technikersicht auf die Getriebefunktionen und -unterschiede hat gestern den emotionalen Unterbau bekommen. Ein Aha-Erlebnis der besonderen Art, das war der Schokostreusel auf der Sahne, ein Augenöffner, ihr seht einen Bekehrten vor euch.
Ich freue mich auf den "Gentleman-Cruiser" .
Gruß
Bernd
Beste Antwort im Thema
Moin, Moin, ihr B-geisterten,
nachdem mir die verfi***e hp von BMW den Browser abstürzen ließ schreibe ich meinen Bericht nun zum zweiten Mal - ich war fast fertig
Gestern bekam ich von meinem Freundlichen (der eigentlich eine "sie" ist) ein amuse gueule: Den B 180 mit DCT zum "mal über nacht Automatik testen".
Ausstattung: B180, DCT, Pakete: Licht+Sicht, Spiegel, Sport, Sitzkomfort, Audio20
in Mountaingrau und schwarzem Innenraum
Im folgenden mein subjektiver Bericht, meine ehrliche Meinung und sonst nichts.
Wer konkrete Zahlen will, oder gar einen echten Vergleichstest, der muß sich eine Autozeitung kaufen.
Meine Vergleiche mit anderen Fahrzeugen stützen sich immer auf eigene Erfahrungen: Den B 170 fahre ich nun schon gut 3,5 Jahre, den X1 mit 2-l-Diesel, den Meriva mit 140-PS-Benziner und den Golf (6? 7? wer weiß das da noch so genau?) hatte ich jeweils mindestens 500 km als Leihwagen auf Dienstreisen. Und einen 220 CDI Automatik hatte ich auch mal über den Bernhard getrieben.
Aufschleißen, reinsetzen, Einstellen - das kennt ihr ja alle.
Aber: Warum mögen Männer so gerne Frauen in Lack und Leder?
Richtig: die riechen so schön nach neuen Autos.
So auch der B: er riecht, und sogar angenehm (wenn man neue Autos mag).
Das der erste Eindruck.
Nun aber los.
Schlüssel rein, der linke Fuß staunt über die brettharte Kupplung, die rechte Hand greift ins Nichts -- HALT, Dicker, Automatik, merkste was?
Also nochmal.
Rechter Fuß auf die Bremse (mit dem Pedal könnte man einen Flugzeugträger bremsen!), linken Fuß weit weg und schnell vergessen. Schlüssel drehen und - nanu, nichts? Doch, er läuft. Aber man hört ihn nicht. Schön.
Die rechte Hand meldet frustriert "Da fehlt was" - klar, da ist keine "Hand"bremse.
Damit sie sich nicht so nutzlos vorkommt darf sie jetzt was tun: den niedlichen kleinen Hebel hinter dem Lenkrad ziehen. Wieder passiert nichts: kein Ruck!
Nur im KI steht plötzlich etwas anderes: ein D. Der Fuß hebt sich und streichelt das Gaspedal, die Fuhre rollt. Fast unhörbar cruise ich über den Hof.
Und der Himmel öffnet sich, eine Stimme spricht zu mir:
"Siehe, fortan werde ich bei Dir sein in allen Drehzahlen und Gangstufen. Dein Leistungswunsch ist mir Befehl, und in deinem Automobil seien weder Lärm noch Knirschen!"
Am Ende der Ausfahrt findet die Linke blind den Blinker, ich halte an und AUS.
Start-Stop, noch ein Punkt auf der Liste der Dinge, an die ich mich gewöhnen muß.
Wechsel Bremse-Gas, der Motor läuft, ich will anfahren - und da fehlt eine halbe Sekunde, bis was passiert. Dazu später mehr.
Auffahrt A 40: Fahrwerk und Lenkung sind überaus präzise und lange nicht so hart wie erwartet. Zügiges Mitschwimmen im Verkehr, bei 120 - 140 km/h macht sich Mercedes-feeling breit, es geht ruhig und komfortabel voran.
Die Geräuschkulisse fällt dadurch auf, daß sie fast fehlt. Das liegt auch am Drehzahlniveau, 1600 U/min bei 85 km/h, da dreht der B 170 schon 2300.
mp3-CD reinschubsen, der controller ist intuitiv bedienbar und zu den ersten sphärischen Klängen von "Shine on you crazy Diamond" gehts heimwärts.
20 Minuten später: Die Weltbeste Ehefrau von Allen steigt ein.
Was sie sieht gefällt ihr, vor allem als ich sie erinnere, daß unser B innen hell sein wird, nicht schwarz wie ein Sarg. Kritisch wird alles befühlt und betrachtet, der B meistert auch diese Hürde mit Bravour. Die WEA lächelt, es geht los.
Kleine Nebenstrecken: Götterswickerham, Möllen, Wesel, Borth, Orsoy, Baerl, Homberg. Fast unhörbar gleiten wir durch die Orte, 45 km/h knapp über Leerlaufdrehzahl. Man verdreht sich trotzdem den Kopf nach uns, ich versuche NICHT hochherrschaftlich auszusehen.
Am Ortsausgang beschleunigen, es geht unaufgeregt voran, aber man ist hier und da schneller als subjektiv empfunden. Leistung statt Lärm, ein bißchen wie auf meiner K1200LT von früher, das mag ich sehr.
Der B geht flott ums Eck, auch auf etwas winkligen Straßen 3. und 4. Ordnung. Das Fahrwerk ist straff, aber ohne unbotmäßige Härten, die Lenkung direkt aber sehr präzise, es kommt Freude auf. Flottes Reisen auf hohem Niveau.
War der B170 schon gut, so ist das hier Sahne pur.
Zwischenstop am besten Imbiß weit und breit, es wird dunkel, weiter gehts.
Das serienmäßige Licht ist kaum anders als beim W245 - also eine Enttäuschung.
ILS zu bestellen war wohl richtig.
Im Inneren geht es gediegen zu. Die Ambientebeleuchtung setzt Akzente ohne blink-blink, Chrom schimmert matt oder glänzend, den Autor erinnert es an die Business-Class einer 747 auf Nachtflug. Meine Frau hat nie einen Führerschein besessen, aber ihr fallen sofort die gut strukturierten und klar ablesbaren Anzeigen der Instrumente, des KI und des Monitors auf. "Sachlicher Hedonismus" - dieser Begriff, den jüngst ein Autotester prägte, hier paßt er wie kein zweiter.
Kurzer Sprint mit schnellen Kurvenwechseln, auch hier freut man sich schon auf das ILS mit aktivem Kurvenlicht.
Noch einmal auf die A 42 Richtung Duisburg, Sportmodus in der Auffahrt mit Steigung, es geht zügig auf 150. Nach der Baustelle per paddles aus dem Eco-Modus in die Motorbremse runterschalten, Wechsel auf die A 59 Richtung Wesel, das DCT hält die Gänge genau lang genug.
Wieder daheim stehen etwa 110 km mehr auf der Uhr, der vor Abfahrt beim Freundlichen genullte BC nennt 7,3 l Durchschnittsverbrauch.
Dabei waren wir zügig, aber ohne Hektik unterwegs, den neuen Motor haben wir natürlich noch nicht ausgedreht.
Wir beschließen den Tag und stoßen an "Auf die richtige Wahl und Ausstattung!"
Achja: Mein Weib beneidet mich, weil ich morgen nochmal fahren darf....
Fazit
1. Der (S)Innenraum
Mir gefällt es. Was ich sehe paßt zueinander, auch wenn mir die Farbe und das Kunstleder gar nicht zusagen. Akzente ohne Effekthascherei, was ich anfasse fühlt sich gut an, was ich bewege folgt willig und eindeutig. Auch wenn hier und da härtere Kunststoffe verbaut wurden, so sind sie erkennbar von guter Qualität, generell strahlt die Einrichtung solide Verarbeitung und hohe Qualität aus, ohne dabei so bieder zu wirken wie der Vorgänger. Die Ergonomie ist fast perfekt, nur die Heizungsbedienung ist noch etwas zu versteckt. Das Audio20 reicht mir völlig, den map-Pilot habe ich mir dazu gegönnt.
Ich sitze gut mit meinen 183 cm und 140 kg , meine Frau mit 152 cm und weniger als dem halben Gewicht auch. Die Wölbung unter der Umlenkrolle des Gurts spüre ich auch, allerdings habe ich nach der kurzen Zeit sicher auch noch nicht die optimale Sitzposition gefunden, das dauert bei mir.
Der B ist wegen Sitzposition und Einstieg knapp vor dem X1 und eine Klasse vor dem Golf, der aber deswegen nicht schlecht ist. Der Meriva II liegt hier weit abgeschlagen, in dieser Kategorie ist die Preisdifferenz am stärksten zu spüren.
2. State of the (H)art
Man lasse sich von den gelochten Scheiben und dem Namen nicht abschrecken - das Sportfahrwerk ist Lichtjahre vom harten Gehoppel eines Polo mit Baumarkttuning entfernt.
Stramm, aber komfortabel genug um als Gentleman-Sportler durchzugehen.
Zusammen mit der sehr exakten und leichtgängigen Lenkung könnte man damit manchem Jüngelchen in seiner Bastelbude das Fürchten lehren - aber der Gentleman tut das nicht. Er freut sich im Stillen auf die nächste Paßstraße, je schmaler und kurviger, desto besser.
3. Edel sei der Draht, hilfreich und gut
Ja, die kleinen Helferlein. Was hat sich da nicht alles getan. Hat mich der B170 bei der ersten Landstraßenhatz noch mit ESP und BAS vor eigenem Übermut bewahrt (ich hatte eine Kurve übel unterschätzt), so sind es im W246 einige mehr geworden, die da unauffällig ihren Dienst tun.
Der Tempomat gefällt bereits in der kurzen Testphase.
Der Kollisionswarner kam sogar einmal zum Einsatz, als ich beschleunigend an jemanden heranrauschte, der plötzlich bremste, um ohne Blinken abzubiegen (Arschloch, das!).
Die Hold-Funktion am Berg ist schlicht überzeugend.
Ich habe berechtigtes Vertrauen, daß auch der Rest ausgereift und zuverlässig seinen Dienst tut.
4. Was uns antreibt
122 PS klingen nicht üppig, vor allem nicht akustisch. Und das ist auch gut so.
Aber man glaubt nicht, daß es nur 6 PS mehr als im B170 sein sollen, dafür leisten sie zu viel. Gefühlt stehen sie nahe an den 140 PS des Meriva, nur eben akustisch diskreter. Daß sie den 163 PS des X1 Diesel unterliegen ist weder verwunderlich noch eine Schande, der Autor ist gespannt auf die 156 PS des georderten B200.
Für ein standesgemäßes Fortkommen sind die 122 PS allemal ausreichend, wenn man sie abruft passiert auch etwas und sie sind dem B170 in jeder Hinsicht überlegen. Wer nicht wirklich den Überfluß braucht, oder wem der Mehrpreis zum B200 zu hoch ist, der ist mit dem B180 gut motorisiert.
Ja, nun zum Wichtigsten, jedenfalls für mich: Das Getriebe.
Automatik. Bis dato für mich Synonym für Seniorentransporter. Der morbide Duft nach Sanitätshaus, das leise Quietschen des Rollators.
Bremsaggregat für V8-Schwermetalldinosaurier mit Literleistungen wie ein Trabbi, Krücke für 55mph-kastrierte Amis in monströsen Privatpanzern.
Und das mir, dem erklärten Liebhaber von Motorbremse in Kurvenan- und Lastwechselsteuern in Kurvendurchfahrten. Der fährt, statt sich fahren zu lassen.
Mir kommt Roland von Gilead in den Sinn, der letzte Revolvermann in Stephen Kings Dark Tower Zyklus, der sagte: "Die Welt hat sich weitergedreht."
Das DCT ist die Weiterentwicklung der Automatik, als Kombination der Vorteile ist sie auch den modernen Automaten (Ich kenne sie aus 530d und 220 CDI) weit voraus.
Ruckfrei, ohne Unterbrechung der Zugkraft, schnell, ohne Verluste durch Wandler.
DCT erfordert immer noch ein Umdenken und ich habe gestern meine Erwartungen und vor allem meine Denkweisen kritisch hinterfragt. Das meinte ich, als ich oben schrieb: ".. ich will anfahren - und da fehlt eine halbe Sekunde, bis was passiert.."
Diese halbe Sekunde ist ja das, was ich sonst mit eigenem Tun gefüllt habe - Kupplung treten, Gang einlegen, Kupplung kommen lassen. Dieses gefühlte Loch resultiert aus dem "Nichtstun" und der Erwartung, daß beim Gasgeben sofort was passiert, quasi instantan. Das ist beim Schalten während der Fahrt auch nicht anders - das Nichtstun induziert das Gefühl von "passiert nichts".
Und das ist gerade beim DCT falsch, weil es kraftschlüssig in allen Gängen ist. Weil es vor allem durch zwei features das aktive Fahren im Bedarfsfalle unterstützt: Das Halten des Gangs bei direktem Eingriff und die manuelle Schaltung im Modus "M" mit den paddles. Vor allem diese paddles machen hier den Unterschied, sie sind den Antippfunktionen eines Automatikwahlhebels in der Mittelkonsole haptisch und ergonomisch um Welten voraus.
Den B200 mit DCT "blind" zu bestellen, allein aus der Technikersicht auf die Getriebefunktionen und -unterschiede hat gestern den emotionalen Unterbau bekommen. Ein Aha-Erlebnis der besonderen Art, das war der Schokostreusel auf der Sahne, ein Augenöffner, ihr seht einen Bekehrten vor euch.
Ich freue mich auf den "Gentleman-Cruiser" .
Gruß
Bernd
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21 Antworten
Welche Sprache, welcher Genuß. Selten las und hörte ich einen so klangvollen "technischen"Bericht! And it rolls!
Du solltest ernsthaft überlegen, Deine Einfälle in einen,sagen wir, "Autokrimi" einzubringen: die Leserschaft wäre Dir gewiß!
Sauber sag i, sehr netter Bericht. Wirklich lesenswert. Jetzt freue ich mich noch mehr auf mein B-sonderes Vehikel.
Gruß Toolpusher
Hallo Bekehrter,
"Ich sitze gut mit meinen 183 cm und 140 kg"
Mein Gott, hat bei dir das Auto zu schuften!
"Das Halten des Gangs bei direktem Eingriff und die manuelle Schaltung im Modus "M" mit den paddles. Vor allem diese paddles machen hier den Unterschied, sie sind den Antippfunktionen eines Automatikwahlhebels in der Mittelkonsole haptisch und ergonomisch um Welten voraus."
Und aufpassen mit den Paddels, wenn Du die noch genau 0,537658 Sekunden zu lange nach hinten drückst, kann sich die Kompression um die Kurbelwelle wickeln, dabei die Nockenwelle abreisen, und in der Folge geht im DCT das Licht aus!
Ansonsten schönen Dank für den aufschlussreichen Bericht.
Zitat:
Original geschrieben von Brainmac
Hallo Bekehrter,
"Ich sitze gut mit meinen 183 cm und 140 kg"
Mein Gott, hat bei dir das Auto zu schuften!
Und aufpassen mit den Paddels, wenn Du die noch genau 0,537658 Sekunden zu lange nach hinten drückst, kann sich die Kompression um die Kurbelwelle wickeln, dabei die Nockenwelle abreisen, und in der Folge geht im DCT das Licht aus!
Klar, deswegen kann ich kann ich mir ja auch das Sportpaket sparen, den lege ich SELBER tief, was sind schon 15mm!
Und keine Angst wegen dem DCT:
Durch die quergerömpelte Fitzhakenadaption der würfelzuckergelagerten Kunstbuttereinstreichung und die pedalgezackte, geraumhubte und vorverschimpfte Erdnussmampfung in Kombination mit zonenverknautschtem fünfeinhalbfach verzerrtes Olivi-umsturz-rückgelage mit vorverschimpfter Erdnussmampfung und einer bizarren Gegenverdröhnung kann doch nichts passieren!
Eigentlich naheliegend, wenn man ein wenig darüber nachdenkt …
Bernd
ja aber ich meine gelesen zu haben, dass die vorverschimpfte Erdnussmampfung der 180er nur 1 x hat. ich glaube der 200er hat die zweimal.
Aber denoch, ist ok so.
Zitat:
Original geschrieben von Brainmac
ja aber ich meine gelesen zu haben, dass die vorverschimpfte Erdnussmampfung der 180er nur 1 x hat. ich glaube der 200er hat die zweimal.
Aber denoch, ist ok so.
Hach je, wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten (D. Nuhr)
Der B200 hat gar keine Erdnussmampfung, die liefert viel zu wenig Leistung.
Da muß schon die angebrunzte Nirselspreizung mit minusgedämpfter Gritzzelplatte und rechtwinklig abgerundeter Rüfflabspritzung rein.
ANFÄNGER!
Bernd
Uijuijui, und ich hatte gedacht Du machst Spass.
Nimm mal "chamomilla Globuli" Die beruhigen und vorgewärmt rutschen die besser! Wo die rein müssen muss ich Dir ja wohl nicht sagen, deshalb ja nicht vormampfen.
Übrigens, vom Alter her bin ich bald AUFHÖHRER.
Werner-Joachim
Zitat:
Original geschrieben von Brainmac
Uijuijui, und ich hatte gedacht Du machst Spass.
was, eý, Alter, hier reden MÄNNER über AUTOS und du glaubst an Spaß??
Neeee, oder?
*ggg*
Bernd
Gehts net höfliger? Da meint man, hier ist ein Möchtegern-Türke unterwegs. :P
Zitat:
Original geschrieben von Daimler350
Gehts net höfliger? Da meint man, hier ist ein Möchtegern-Türke unterwegs. :P
Sicher.#
Ey alder, was glaubst du bitte,ey.
So besser, oder was??
Bernd
Noch ein Nachtrag, der ist im Überschwang glatt verloren gegangen:
Liebe Benz-Macher, wo steht geschrieben, daß Sitze zu kurz sein müssen?
BITTE denkt doch mal drüber nach, daß man Sitzverlängerungen ausziehbar bauen kann.
BMW kann das, Recaro tut es seit 25 Jahren, was hindert euch?
Das SitzKOMFORTpaket, wenn es schon so heißt, warum ist so etwas dann nicht drin:
http://www.autogazette.de/.../119504
Ein Hunderter mehr, ja sollt ihr haben.
Für mich als Arthrose-Patient sowieso, aber vielleicht auch für viele andere.
So was bei euch bestellbar, ich gäbe was dafür:
http://...shop.recaro-automotive.com/.../detail.action?...
Gruß
Bernd
Typisch Mann!
Warum mögen Männer so gerne Frauen in Lack und Leder. Richtig: die riechen so schön nach neuen Autos.
Du schenkst deiner Frau sicherlich auch Parfüm, das nach B-Klasse Prospekten riecht, oder?
Ich glaube,deine Arthrose ist das geringste Problem an Dir.
Bitschy
Ein sehr ungewöhnlicher, aber gerade oder auch deshalb ein sehr lesenswerter Bericht. Toll geschrieben. Ein Hoch der Vielfalt.
Zitat:
Original geschrieben von E 605
Typisch Bitschy
Und Englisch kannst du auch nicht....