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Bremsbeläge wechseln ohne Scheibenwechsel
Moinsen,
bei meinem S 500 W221 sind die Bremsbeläge ab der VA „runter“ und müssen erneuert werden.
Der Meister einer freien, auf Mercedes spezialisierten Werkstatt sagte, nur die Beläge müssen dieses Mal gewechselt werden, die Scheiben sind noch ok. Die müssen erst beim nächsten Belägewechsel mit erneuert werden.
Mercedes Vertragswerkstätten und NLs wechseln aber immer die Scheiben mit , wenn die Beläge abgefahren sind. Das macht die Sache gleich doppelt so teuer . Argumentiert wird mit technischen und Sicherheitsargumenten, die ich nicht nachvollziehen kann.
Meine Frage, kann man bedenkenlos nur die Belege wechseln und die „heilen“ Scheiben belassen ? Zumindest Fast jedes zweite Mal ? Oder gibt es wirklich nachvollziehbare Argumente , die dafür sprechen, immer Beläge UND Scheiben gleichzeitig zu wechseln ?
Gruß ZR
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30 Antworten
Kommt auf die dicke und den Zustand der bremsscheibe an. Bremsscheiben haben meistens nur 3 mm bis zum Mindestmaß und bei nur Klötze Wechsel wirds knapp oder unterschritten. Auf einer neuen Scheibe laufen sich die Klötze auch schöner ein und es gibt weniger Reklamation mit rubbeln/ vibration. Bist ein rasanter Fahrer haben die Scheiben bei die Belüftungsbohrungen hin und wieder leichte Risse oder einen erhöhten seitenschlag. Und immer bedenken die aussenseite der bremsscheiben schaut fast immer besser aus als die Innenseite.
Wenn sich die Klötze auf einer neuen Scheibe schöner einlaufen , wäre das ein Argument für jedesmal die Scheiben zu wechseln wenn die Klötze runter sind.
Und wie sieht es mit dem Sicherheitsrisiko aus, wenn die Scheiben nicht mit gewechselt werden ?
Ein rasanter Fahrer bin ich nicht, dazu lädt eine lange S-Klasse auch nicht wirklich ein.
Ich bin übrigens von der Bremsleistung des Seriensystems bei einem 2 Tonnen schweren Auto nicht 100 % überzeugt.
Das Fahrzeug könnte schon etwas kräftiger bremsen. Eine Vollbremsung aus 250 km/h will ich eigentlich nicht erleben müssen. Daher fahre ich das Auto eher defensiv. Aber ab 200km/h, wenn die Massenträgheit überwunden ist, stürmt das schwere Auto mit seinem V8 nochmal energisch los . Und es dauert nicht lange, dann fährt es in den Begrenzer . Dabei liegt das Auto (4-matic) wie an der Schnur gezogen ruhig auf der Straße. Tja, „Länge läuft“. Da juckt es einem machmal schon im rechten Fuß, wenn die AB frei ist.
Auch rein subjektiv optisch wirken nach meinem Gefühl die Scheiben etwas zu „gering bemessen“.
Aber da kann ich mich auch täuschen.
Mein Ex-M2 hatte bei etwa gleicher Leistung, aber mit fast mit 500 kg weniger Gewicht deutlich größere Scheiben.
Aber der Vergleich hinkt natürlich, ein M2 ist eben für „rasantes“ Fahren geschaffen. Und von Charakter her ein total anders konzipiertes Auto. Wegen des höheren Gewichtes des S 500 hätten die Bremsscheiben eigentlich zumindest gleich groß sein müssen.
Das hängt von deinem Fahrstil ab (ob du auch vorhast viele Km im Gebirge zu fahren oder ob du nur etwas rollst).
Üblicherweise halten bei mir Klötze ca. 4-6 Jahre bzw. 50-70 tkm. Dazwischen ist auch die HU und wohl einige Reifenwechsel. Ich persönlich würde dem Meister vertrauen, aber natürlich kannst du auch mehr bezahlen und Ruhe haben.
Hoffe das hilft dir bei deiner Entscheidungsfindung weiter.
Wenn ich kein Sicherheitsrisiko eingehen müßte ohne Scheibenwechsel, wäre mir das egal.
Ich kenne es von den meisten Autos unterschiedlicher Fabrikate, die ich bisher in meinem Leben gefahren bin, daß die Scheiben meist immer nur bei jedem zweiten „Klötzewechsel“ mit erneuerte werden mußten.
Da hielten z.B. bei meinem Ex Golf 3 die Klötze ca 30 bis 40 Tausend km und die Scheiben doppelt so lange.
Aber einen Golf kann man wiederum nicht mit einer S-Klasse mit V8-Motor vergleichen.
Bsp du wohnst in Salzburg Österreich und fährst öfter grossglockner, oder andere pass Straßen sind die Scheiben oft wellig und mehr verschlissen ist schwer aus der Ferne zu sagen. Die bremsen sind für Komfort ausgelegt die motorbremse muss man schon nützen sonst bremst der w220 - w221 nicht mehr soo gut. Der Mechaniker sollte eine bremsscheiben dicke Messung durchführen können. Wir haben in der Werkstatt (freie) die Scheiben zum Großteil mitgewechselt weil die Beläge die Scheibe überlebt hätten.
Generell werden Bremsen so dimmensioniert, dass tatsächlich die Scheibe doppelt so lange wie die Klötze halten.
Leider treten jedoch Defekte (Riefen, Verformung, massiver Verschleiß durch fehlerhafte Rückstellung, etc.) auf, die zu wesentlich höheren Wechselintervallen führen.
Entscheidend ist die Reibpaarung, weiche Klötze verschleißen schneller und lassen dadurch mehr von der Scheibe stehen.
Hier fehlen mir die Erfahrungswerte von unterschiedlichen Herstellern, generell bevorzuge ich mittlerweile Keramische Beläge, die wohl härter sind. Diese empfehle ich dir gemäß deiner Äußerungen nicht, da diese etwas schwächer im Bremsgefühl sind.
Zitat:
@Zwiebelring schrieb am 6. September 2022 um 20:31:11 Uhr:
Mercedes Vertragswerkstätten und NLs wechseln aber immer die Scheiben mit , wenn die Beläge abgefahren sind.
Das kann ich aus ca. 30-jähriger Erfahrung mit verschiedenen Mercedes-Modellen (auch w221) und -Niederlassungen nicht bestätigen!
Auch bei meinem jetzigen W222 wurden kürzlich hinten komplett und vorne dagegen nur die Klötze erneuert.
2x Klötze = 1x Scheibe, kommt, aus meiner Erinnerung, in etwa hin.
LG
Robert
Zitat:
@roberto743 schrieb am 6. September 2022 um 23:27:37 Uhr:
Zitat:
@Zwiebelring schrieb am 6. September 2022 um 20:31:11 Uhr:
Mercedes Vertragswerkstätten und NLs wechseln aber immer die Scheiben mit , wenn die Beläge abgefahren sind.
Das kann ich aus ca. 30-jähriger Erfahrung mit verschiedenen Mercedes-Modellen (auch w221) und -Niederlassungen nicht bestätigen!
Auch bei meinem jetzigen W222 wurden kürzlich hinten komplett und vorne dagegen nur die Klötze erneuert.
2x Klötze = 1x Scheibe, kommt, aus meiner Erinnerung, in etwa hin.
LG
Robert
Das wollte ich gerade auch intervenieren. Aus jetzt 25 Jahren Mercedes VT/NL Zeiten kenne ich es überhaupt nicht, dass direkt Scheiben UND Klötze gewechselt werden. Das Intervall ist tatsächlich eher 2:1. Jetzt bei meinem 217 ist es zum ersten Mal so, dass auf einer Achse Scheiben und Beläge gewechselt werden mussten, auf der anderen Achse dann nur die Beläge. Liegt aber sicherlich auch an meiner aktuell wenigen aber wenn dann eher intensiven Nutzung ;-)
Viel Erfolg
Zitat:
@roberto743 schrieb am 6. September 2022 um 23:27:37 Uhr:
Zitat:
@Zwiebelring schrieb am 6. September 2022 um 20:31:11 Uhr:
Mercedes Vertragswerkstätten und NLs wechseln aber immer die Scheiben mit , wenn die Beläge abgefahren sind.
Das kann ich aus ca. 30-jähriger Erfahrung mit verschiedenen Mercedes-Modellen (auch w221) und -Niederlassungen nicht bestätigen!
Auch bei meinem jetzigen W222 wurden kürzlich hinten komplett und vorne dagegen nur die Klötze erneuert.
2x Klötze = 1x Scheibe, kommt, aus meiner Erinnerung, in etwa hin.
LG
Robert
So auch bei mir.
Bei meinen ehemaligen drei S500 war das immer so: Zwei Satz Klötze, ein Satz Scheiben.
Zu den Rissen: Feine Haarrisse an den Bohrungen sind erlaubt und bei thermischer Belastung der Reibringe normal. Sie dürfen jeweils bis zu 50% der Reibringdicke (im Neuzustand) haben. Dabei dürfen sie nicht "aufklaffen" und keine sichtbare Verbreiterung des Spaltes haben.
Wenn die Bremsscheiben noch in Ordnung sind, spricht nichts gegen einen zweiten Satz Klötze.
Diese halten dann aber nicht so lange, wie der erste Satz bei neuen Scheiben. Daher wird auch mit dem zweiten Satz Klötze meist das Mindestmaß nicht unterschritten.
Aber: Selbst wenn mit einem zweiten Satz Klötze das Mindestmaß unterschritten würde, wenn die Klötze bis zum Eisen runter gefahren werden würden: Das ist kein Grund die Montage zu verweigern. Auch ist das kein Mangel bei der HU (neue Klötze auf einer Scheibe noch knapp oberhalb des Mindestmaß) - Es wird dann eine Bemerkung im HU Bericht gemacht, ist aber nicht abnahmerelevant.
Umgekehrt wäre es ja ebenso möglich, dass Klötze auf Eisen runter sind und das auch noch guten Scheiben.
Hier liegt es in der Verantwortung von Halter und Fahrer was die Verkehrssicherheit angeht.
Besonders wichtig beim zweiten Satz Klötze auf den Scheiben ist das saubere Arbeiten und die gründliche Reinigung aller Auflageflächen.
Reibringe mit Schlag, zu großen Rissen, zu starken Graten scheiden aus.
Es ist allerdings auch erlaubt die Reibringe abzudrehen und somit wieder eine ebene schlagfreie Fläche herzustellen, solange die Mindestmaße eingehalten werden.
Eine Einschränkung:
Wenn jemand sehr oft sehr schnell fährt und häufig stark abbremst, sollte nach dem ersten Satz Klötze auch die Bremsscheiben erneuern. Die etwas dünneren Reibringe neigen bei stärkster Beanspruchung früher zum Rubbeln und zur Schirmung (Begriff bitte selbst googeln).
Die vorderen Bremsscheiben meines 350 Bluetec haben neu 32 mm Dicke und sind bei 30 mm zu ersetzen, schreibt das WIS. Abgesehen von der Dicke sollten Risse, Riefen etc eine Rolle für die Tauschentscheidung der Scheibe spielen. Aber es reicht für 2 Paar Klötze idR. Ich werde nun nach ca 60 tkm erstmals die vorderen Scheiben tauschen müssen. Die hinteren sind hingegen nach ähnlicher Laufleistung noch taufrisch, keine spürbare Kante am Rande. Die Mindestmasse für den 500er kenn eich leider nicht.
Keramische Bremsen sind nicht unproblematisch, insbesondere wenn sie „nachgerüstet“ werden. Meinen Recherchen in den Foren zufolge haben keramische Bremsen Probleme bei Regen. Wenn die Scheiben feucht werden muß erst ein frustraner , aber kurzzeitiger Bremsvorgang eingeleitet werden, um danach wieder volle Bremskarft zu erzeugen. Das kann zu einer Schrecksekunde führen. So habe ich das ohne besseres Wissen den Posts darüber entnommen. Deshalb behaupte ich nicht, dass es so ist, sondern ich habe es nur so verstanden.
Keramik bremsscheiben brauchen Temperatur das sie ordentlich funktionieren und bei Nässe sinds auch nicht der Hit. Aber keramische Bremsbeläge nutzen nur die bremsscheiben schneller ab und sind kompatibel zu die Serien bremsscheiben der einzige Vorteil ist weniger bremsstaub.
Wenn ich jetzt mal alle Post hier zusammenfasse gilt „in der Regel“ die Regel, 2:1 . Also 2 mal Klötze auf „eine“ Scheibe.
Mit den entsprechenden Ausnahmen.
Es hängt also im Wesentlichen von Zustand der Scheiben ab, ob diese mitgewechselt werden müssen oder nicht. Also immer eine „Einzelfallentscheidung“. Die Scheiben müssen also einer genauesten Prüfung unterzogen werden, ob sie mitgewechselt werden müssen oder nicht.
Die Tendenz geht dahin, daß bei einem „forschen“ Fahrstil die Scheiben eher immer zusammen mit den Klötzen gewechselt werden müssen als bei einem „defensiven“ Fahrstil.
Kappa neun danke ich noch mal für seine ausführlichen Erläuterungen zur Beurteilung des Zustandes der Scheiben.