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ChargeX Aqueduct in Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses (23 Stellplätze)
Hi zusammen,
in diesem Thema soll es um das Wallbox-System ChargeX Aqueduct Lvl.2 gehen, insbesondere um Fragen/Antworten und um Erfahrungen. Einiges mag sich wiederholen, da ich einen Großteil meiner Informationen aus diesem Thread habe, der sich aber eher um Vorbereitung und Projektierung dreht. Daher dieses neue Thema, in dem ich einiges zusammenfasse für den geneigten Leser.
Ich gliedere den Einstieg in 3 Themen. Wer will, kann die ersten beiden Posts überspringen und gleich bei #3 weiterlesen.
- Vorgeschichte und Auswahl für das ChargeX
- Installation und Inbetriebnahme von ChargeX
Ich wohne in einer Wohneigentümergemeinschaft (WEG) in Braunschweig. Die WEG besteht aus 2 Häusern (10 und 13 Wohneinheiten) auf einer gemeinsamen Tiefgarage (23 Stellplätze). Jedes Haus hat einen eigenen Hausanschluss mit je 78 kW Anschlussleistung (3x 125 Ampere abgesichert), was recht großzügig dimensioniert ist, da es keine besonderen elektrischen Verbraucher gibt. Die Tiefgarage (Beleuchtung und Rolltor) wurde anfangs aus dem kleineren Haus (Haus I) versorgt mit eigenem Zähler.
Siehe Plan in der Anlage (sorry für die schlechte Qualität, ist ein Scan aus der Teilungserklärung).
Viele Grüße
Martin
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19 Antworten
Zur Vorgeschichte:
Bereits im Jahr 2017 – also vor 5 Jahren – habe ich einen Beschluss in die Eigentümerversammlung eingereicht, dass sich jeder eine Wallbox an seinen Stellplatz installieren darf. Das war damals natürlich ziemlich kurzsichtig und unsinnig. Schnell habe ich im Laufe der Recherchen nach der richtigen Wallbox gemerkt, dass nicht die Wallbox, sondern die Begrenzung des Hausanschlusses der limitierende Faktor ist. Man muss nicht viel rechnen um zu erkennen, dass 78 kW Hausanschlussleistung nur für 7 Wallboxen ohne Lastmanagement reichen, dann darf aber auch keiner mehr kochen. Daher keine zukunftsfähige Lösung.
So habe ich mich auf die Suche nach vernetzten Lösungen mit Lastmanagement gemacht. Kurze Erläuterung: Lastmanagement überwacht den Ladestrom und regelt bei Bedarf einzelne oder mehrere Ladevorgänge herunter, um eine Überlast zu vermeiden. Dabei gibt es zwei Methoden: Statisch oder dynamisch.
Statisches Lastmanagement überwacht einen Schwellwert, wird dieser erreicht, greift die Regelung ein. Lautet der Schwellwert 50 kW, wird dieser also nie überschritten. Bei den Recherchen traf ich auf ein Henne-Ei-Problem: Wie viel gesteht uns der Netzbetreiber für statisches Lastmanagement von unseren Hausanschlüssen zu? Gegenfrage: Wie viel brauchen wir denn? So kam leider nie eine Antwort zustande.
Dynamisches Lastmanagement überwacht nicht nur die Ladevorgänge, sondern auch den restlichen Gebäudeteil. So stellt das dynamische Lastmanagement sicher, dass immer die maximale Leistung für Ladevorgänge zur Verfügung gestellt wird, aber die Gesamtleistung des Hausanschlusses nicht überschritten wird. Schaltet jemand den Herd ein, werden die Ladevorgänge heruntergeregelt. Problem hier: es muss eine Messung im ungezählten Bereich, also zwischen Hausanschlusssicherung und Haushaltszählern stattfinden, was der Netzbetreiber verbietet. Dazu später mehr.
Auf der e-World 2019 habe ich viele Hersteller angesprochen und im Internet weitere kontaktiert. Die Anforderungen lauteten: Dynamisches Lastmanagement, bei dem die Wallboxen über die Wohnungszähler mit Strom versorgt werden. Ich bin auf die Hersteller ABL, cFos, Juice Technology, Keba, Mennekes und Webasto sowie auf die Systemdienstleister Charge.ON, ChargeIT, Innogy und The Mobility House gestoßen, zudem stand VW/Elli auf der Wunschliste meiner Miteigentümer.
Die VW/Elli-Box stellte sich schnell als untauglich heraus, da sie kein Lastmanagement kann. Sie spricht nur EEBus, was eher für Heimautomation (Photovoltaik-Speicher-Wallbox-Waschmaschine) geeignet ist, aber nicht für einen Ladepark. Der SMA Sunny Home Manager 2.0 kann nur eine Wallbox steuern, der Hager Flow immerhin 3. Aber wir müssen ja für 23 Stellplätze im Endausbau planen.
ABL kann nur 6 Wallboxen steuern. Keba hat nur ein statisches Lastmanagement. cFos ist eine interessante und fähige Lösung, aber eher Version Selbstbastelei, die für eine WEG nicht in Frage kommt, wer soll denn dafür im Fehlerfall geradestehen?
ChargeIT ist eher auf Großprojekte ausgelegt und viel zu teuer (Lastmanagement 10-20 TEUR zzgl. Wallboxen und Installation). Charge.ON hat kein dynamisches Lastmanagement, Innogy hatte seinerzeit kein Endkundenprodukt (nur B2B). So blieben unser lokales Stadtwerk (BS Energy) mit Mennekes-Lösung, Webasto, The Mobility House und Juice Technology. Von diesen habe ich unverbindliche Angebote bzw. Kostenschätzungen eingeholt. Juice hatte den Vorteil, dass der mobile Juice Booster in ein festes Gehäuse eingebaut wird, war aber deutlich zu teuer. BS Energy konnte uns nur auf ein kommendes dynamisches Mennekes Lastmanagement vertrösten (2019). Blieben The Mobility House und Webasto. Webasto konnte nicht so installieren, dass unser eigener Stromzähler vor die Wallbox geschaltet werden kann.
So haben wir ein konkretes Angebot von The Mobility House (TMH) eingeholt. Bei der Vor-Ort-Besichtigung (The Mobility House und ein von denen mitgebrachter regionaler Elektroinstallateur) wurde alles begutachtet. Lösungsvorschlag: Eine umlaufende Sammelschiene in der Tiefgarage mit Abgängen an jedem Stellplatz, Installation des ChargePilot als dynamisches Lastmanagement und Alfen Eve Single Pro-Line Wallboxen.
Kurzer Abstecher: Die Haustechnik
Wir hatten den Wunsch, den eigenen Stromzähler zu verwenden. Dies hätte aber bedeutet, dass aus beiden Hausanschlüssen Leitungen in die Tiefgarage verlegt werden. Dies hat uns unser Netzbetreiber (Stadtwerk-Tochter) aber untersagt, Stichwort: Vermaschungsverbot. Ein Gebäudeteil darf immer nur aus einem Hausanschluss versorgt werden, u.a. für die Feuerwehr, damit im Brandfall schnell und sicher die Stromversorgung gekappt werden kann. Nach einiger Recherche habe ich dieses Argument akzeptiert und auch in den TAB mit einigem Goodwill herauslesen können. Somit was das Thema „eigenen Zähler verwenden“ vom Tisch.
Die TMH-Lösung war allerdings die Luxus-Variante: Die Sammelschienen-Installation alleine kostet 30.000 EUR, hinzu kommen 4000 EUR für das Lastmanagement und 3000 EUR pro Wallbox. Wären 100-110 TEUR für 23 Stellplätze. Für die Sammelschienen-Lösung bedarf es allerdings einer größeren Teilnehmerzahl, um die Kosten zu verteilen. Das war bei den Kosten kaum zu erwarten.
Ein weiteres Problem zeigte sich (wie oben erwähnt) bei der Abstimmung mit dem Netzbetreiber: Das dynamische Lastmanagement wurde wegen der Messung im ungezählten Bereich untersagt. Begründung: Ist in den TAB nicht erlaubt, müsse man auf Verbandsebene klären. Große Enttäuschung! Ich hatte schon eine Beschwerde an die Bundesnetzagentur und die Geschäftsführung aufgesetzt.
TMH hat inzwischen an einer Lösung für statisches Lastmanagement gearbeitet und ich habe derweil ein Angebot von BS Energy (unserem Stadtwerk) eingeholt, weil auch dort inzwischen Lösungen mit Lastmanagement angeboten wurden.
So kam BS Energy, BS Netz und ein örtlicher Elektriker zu uns in die Tiefgarage zur Bestandsaufnahme. Das Angebot, das im Nachgang kam, lautete: Dynamisches Lastmanagement (!!) mit Alfen und Sternverkabelung zu den Stellplätzen. Interessanterweise scheiterte auch BS Energy in der Folge an der Verweigerung der eigenen Netztochter, das dynamische Lastmanagement zuzulassen, was für große Verwirrung in deren Haus sorgte.
Von TMH kam mittlerweile ein Angebot für statisches Lastmanagement mit Erhöhung der Hausanschlusskapazität. Die Kosten waren nicht signifikant anders als die des dynamischen Lastmanagements.
BS Energy eskalierte derweil an die eigene Geschäftsführung, und schwupp, schon wurde dynamisches Lastmanagement erlaubt. Die Kosten laut Angebot betrugen ungefähr 8500 EUR für Lastmanagement und vorbereitende Arbeiten, sowie 2400 EUR pro Wallbox inklusive Zuleitungen. Für 23 Stellplätze also ca. 65 TEUR.
Parallel dazu wurde von BS Energy auch das System ChargeX Aqueduct angeboten. Das war mir zu dem Zeitpunkt schon bekannt, aber kam nicht in Frage. Das zeitversetzte Laden einzelner Autos war nicht sonderlich attraktiv und entsprach nicht unseren Anforderungen. Zudem war die Ladeleistung mit 11 kW je System viel zu gering.
Trotzdem war ich neugierig und habe mir die NetzeBW-Feldversuche angeschaut, wo auch größere Tiefgaragen mit Wallboxen und dyn. Lastmanagement ausgerüstet wurden. Zu keinem Zeitpunkt wurde die volle Ladeleistung ausgeschöpft. Das hat bei mir einen Denkprozess angestoßen. Mittlerweile fuhr ich selbst ein Elektroauto seit 3-4 Monaten und kannte mein eigenes Ladeverhalten besser, als ich es vorher hätte antizipieren können. Und so rückte die Lösung doch wieder näher in Betracht. Die Kosten hierfür lagen bei ca. 4500 EUR für die zentralen Installationen und 1300 EUR pro Wallbox, in Summe also knapp 35 TEUR.
Das Problem war erneut die Limitierung der Hausanschlussleistung. Dem Elektriker habe ich vorgeschlagen, unsere Tiefgarage in zwei Hälften zu trennen. Dies fand er sinnvoll und dies würde auch dem Vermaschungsverbot entsprechen, wenn klar ist, aus welchem Hausanschluss der jeweilige Strom fließt.
Also habe ich alle 4 Angebote für die Eigentümerversammlung Ende Juli 2020 aufbereitet:
The Mobility House mit dynamischem Lastmanagement, Sammelschiene, ChargePilot und Alfen Eve Single Pro-Line
The Mobility House mit statischem Lastmanagement, Sammelschiene, ChargePilot, Alfen Eve Single Pro-Line und Hausanschlussleistungserhöhung
BS Energy mit integriertem dynamischem Lastmanagement von Alfen mit Eve Single S-Line oder Pro-Line (auch Mischbetrieb möglich)
BS Energy mit ChargeX Aqueduct und integriertem statischem Lastmanagement sowie Trennung der Tiefgarage in zwei elektrische Hälften
Auf der Eigentümerversammlung wurden die TMH-Lösungen als zu teuer abgelehnt, da kaum ein Vorteil gegenüber der BS Energy/Alfen-Lösung erkennbar war. Somit blieb die Wahl zwischen Alfen und ChargeX. Der Preisvorteil von ChargeX mit knapp halben Kosten war dann ausschlaggebend, um die Entscheidung hierauf fallen zu lassen.
Ich hatte im Vorfeld zu den Angebotseinholungen von TMH und BS Energy bereits ein Meinungsbild der Miteigentümer eingeholt, um ungefähre Mengen beziffern zu können: 8 Miteigentümer wollten ihren Stellplatz für Wallboxen vorbereiten lassen (Verkabelung, Unterverteilungsabzweigungen etc.), 8 weitere hatten konkretes Interesse an einer Wallbox, weil mittlerweile das KfW-Programm 440 aufgelegt wurde (900 EUR Förderung pro Ladepunkt), was unsere Hausverwaltung auch gleich für alle 23 Stellplätze beantragt hat. Mit diesen 8+8 hätte es folgende Kosten bedeutet: 300 EUR für die Vorbereitung und Grundinstallation + 1300 EUR für eine Wallbox, also 1600 EUR abzgl. 900 EUR Förderung = 700 EUR Zuzahlung für eine Wallbox.
Das hat in der Eigentümerversammlung und der nachgelagerten Abfrage dazu geführt, dass alle 23 (!!) ihren Stellplatz für eine Wallbox vorbereiten wollen und sich an den Grundkosten beteiligen (damit entfällt das lästige Nachverrechnen, wenn später einer hinzustößt) und 16 (!!) eine Wallbox gewünscht haben.
Installation
Nach der Eigentümerversammlung 2021 kam die IFA, auf der ChargeX die verbesserte Version 2 („Aqueduct Lvl.2“) vorgestellt hat. Version 1 konnte nur eine Wallbox zurzeit laden lassen, egal ob ein einphasiger PHEV oder ein dreiphasiger BEV daran hing. Version 2 soll die Phasen aufteilen und so PHEV und BEV gleichzeitig bedienen, ohne 11 kW in Summe zu überschreiten. Ich entschied, dass wir auf die Version 2 warten sollten, auch wenn unser Förderticker schon in der zweiten Halbzeit tickerte. Ende Januar 2022 war es dann endlich so weit, die Wallboxen waren bei BS Energy im Lager angekommen.
Im Dateianhang des Eingangsposts ist ein Tiefgaragenplan von mir. Unten mittig ist die Einfahrt (gegenüber der Stellplätze 9 und 10).
Die Beleuchtung war von vornherein in drei Kreise unterteilt: links unter Haus I, Mitte in Höhe Tiefgarageneinfahrt, rechts unter Haus K. Diese drei Kreise wurden von Bewegungsmeldern an der Tiefgaragendecke unabhängig voneinander über ein separates Schütz im Hausanschlussraum von Haus I geschaltet. Zähler, Sicherung, Schütze und RCD sind alle in der Elektrounterverteilung von Haus I untergebracht. Ebenso haben die beiden Fluchtweg-Piktogramme an den Schleusen eine eigene Sicherung.
Die Trennung erfolgte recht einfach: Die lange Zuleitung des rechten Kreises unter Haus K wurde aus der Unterverteilung des Hausanschlussraumes von Haus I gelöst und durch die Wand gezogen (die Brandschutzdämmung hat keinen großen Widerstand geleistet). Das Schütz wurde ausgebaut. Die Zuleitung zum Fluchtweg-Piktogramm unter Haus K wurde an der Abzweigdose beim Piktogramm unter Haus I gelöst.
Die beiden Leitungen (Piktogramm Haus K, Beleuchtungskreis Haus K) wurden aus den Verlegerohren herausgezogen und zum Hausanschlussraum von Haus K umgelegt, dort durch die Wand gezogen und in die Unterverteilung eingefädelt. Das Schütz wurde in einen freien Platz in der Unterverteilung eingebaut, zusammen mit einem Hutschienenzähler. Wir hatten noch eine freie Sicherung in der Unterverteilung frei, an die wurden die Piktogramme und die Beleuchtung angeschlossen (sonst wäre eine neue zusätzliche Sicherung gesetzt worden).
Damit läuft die Tiefgaragenbeleuchtung nun über den Stromzähler der Treppenhausbeleuchtung von Haus K. Für die korrekte Verrechnung auf die Stellplatzinhaber wird daher der Unterzähler verwendet, um den Verbrauch separat zu erfassen.
Zusätzlich hatte noch der Stellplatz 22 eine Steckdose, die über einen Wohnungszähler unter Haus I versorgt wurde. Diese musste auch nach gleichem Schema umgebaut werden, so dass die Zuleitung nun aus dem Hausanschlussraum von Haus K kommt. Die Steckdose wurde separat abgesichert und an den Stromkreis der Wallboxen angeschlossen, ebenfalls mit einem Hutschienenzähler für die separate Messung. Dies war mit dem Eigentümer abgestimmt und für ihn in Ordnung.
Damit besteht die gesamte Tiefgarage nun aus zwei sauber getrennten Teilen: die gestrichelte Linie zwischen Stellplatz 9/10 und dem Müllraum rechts der Tiefgaragenzufahrt. Es findet somit keine "Vermaschung" statt. Zieht man die Hauptsicherung von Haus I, ist links der roten Linie alles dunkel. Zieht man die Hauptsicherung von Haus K, ist rechts der roten Linie alles dunkel. So ist es von Feuerwehr und Netzbetreiber akzeptiert.
ine optische Trennung vor Ort gibt es nicht (keine rote Linie oder sowas). Wenn das noch gefordert werden sollte, wäre so etwas schnell erledigt.
Das ist die Ausgangsbasis, um insgesamt 4 ChargeX-Systeme zu installieren, zwei aus jedem Hausanschluss. Wir hatten zunächst mit 16 Wallboxen geplant, so wie es die Miteigentümer gewünscht hatten. Praktischerweise gibt es die ChargeX-Systeme als 4er-Bundle: 1 Startmodul mit 3 Erweiterungsmodulen für 3999 EUR (netto). Während die Installation lief, wurden die Miteigentümer doch neugierig und fragten, ob noch eine zusätzliche installiert werden könne, denn mit der inzwischen verfestigten Ansage des Verbrenner-Aus wurden sie immer nachdenklicher.
So kam es, dass weitere 6 Nachzügler und somit 22 von 23 Stellplätzen mit Wallboxen ausgerüstet werden! Die 6 Erweiterungsmodule sind bereits nachbestellt, ich rechne mit Lieferung in 4-6 Wochen.
Die Arbeiten in der Tiefgarage wurden in einem Zug von zwei Elektrikern durchgeführt: Montage von 6 Schuko-Steckdosen, Trennung der Tiefgarage in zwei elektrische Hälften sowie die Installation der 16 Wallboxen und Vorbereitung der nachbestellten 6 Wallboxen (Kabelschellen etc.). Diese Arbeiten haben sich über 3 Wochen hingezogen. Dabei waren vor allem die vielen Kabelschellen sehr kleinteilig und zeitaufwändig. Zudem gab es Verzögerungen bei der Lieferung der Bauteile für die Unterverteilung.
ChargeX bietet Leitungen in 1 – 3,5 – 7 – 9 Metern Länge kostenfrei an, um die Wallboxen miteinander zu verbinden. Soll später die noch fehlende Wallbox an Stellplatz 8 nachgerüstet werden, liefert ChargeX zwei kürzere Kabel (3,5 m) mit und das zu lange Kabel (7m) wird von uns zurückgesendet. Da wir aber zwischen den Stellplätzen 2 und 7 sowie 18 und 19 eine größere Strecke zu überbrücken hatten, haben wir Sonderlängen bestellt mit 25 Metern. Diese kosten mit 10 EUR/m allerdings Aufpreis.
Eine Woche später wurden die Stromzähler durch den Netzbetreiber gesetzt (ganz rechts im Bild), zum Glück hatten wir noch jeweils einen freien Dreipunktmontageplatz in der Unterverteilung. Diese sind offizielle Zähler, wir benötigen also separate Stromlieferverträge für die Wallboxen. Anders ist es bei ChargeX ja nicht möglich, da nur das Startmodul mit Strom versorgt wird und diesen an die Erweiterungsmodule weiterreicht. Eine Versorgung über die Tiefgaragenbeleuchtung oder die Treppenhauszähler kam nicht in Betracht für die separate Abrechnung.
Allerdings leuchteten zwei der vier Systeme zum Teil weiß: Das bedeutet, dass sie nicht betriebsbereit sind. Das hat der Elektriker auch festgestellt und sich damit verabschiedet. Ich habe abends dann herausgefunden, wo das Problem liegt: Die Systeme haben rückseitig einen blauen und einen grünen Stecker. Grün ist Eingang (vom vorherigen Modul), Blau ist Ausgang (zum nächsten Modul). Die Kabel sind entsprechend farblich codiert. Wenn man das allerdings nicht beachtet und die Kabel irgendwie verbaut und zusammensteckt, dann sind auch schnell mal Ein- und Ausgang vertauscht. Das habe ich zwar elektrisch behoben, aber ich hatte keine Lust, die Kabel alle umzudrehen. So stimmen nun bei einem Teil der Wallboxen die Farbcodierungen am Stecker nicht, aber sie laufen. Da müssen die Elektriker noch einmal ran, vor allem bei einem der 25m-Kabel.
Normalerweise bringen die Startmodule eine eigene national-Roaming-SIM mit, mit der sie sich in jedes Mobilfunknetz in Deutschland einwählen. Leider ist unsere Tiefgarage funktechnisch komplett tot. Kein Telefon, kein Radio. Daher mussten wir auf einen Mobilfunkrouter ausweichen (in einem der Bilder links neben dem Unterverteilungskasten). Der wurde von ChargeX gegen Aufpreis mitgeliefert, ein Teltonika RUT950 mit 4 Ports und 2 SIM-Slots. Der WAN-Port wurde auf telefonische Nachfrage beim ChargeX-Support auf LAN4 umkonfiguriert, so dass die vier Startmodule alle direkt angebunden werden konnten. Der Router hat zwei aufgeschraubte Stabantennen, aber auch damit ist im Hausanschlussraum nichts zu holen. Ich habe eine Außenantenne gekauft, die durch den Lichtschacht an der Hauswand befestigt wurde. Damit reicht's. Insgesamt entstehen dadurch ca. 500 EUR Mehrkosten (Router, Antenne, Netzwerkkabel, Arbeitsleistung). Der Router hätte auch WLAN, aber das ist deaktiviert und das Webinterface gesperrt. Daher habe ich die Antennen gleich weggelassen. Ein Test am LAN-Port kommt auf 1,5 MBit Uplink und 0,5 MBit Downlink. Für das Backend wird's reichen, die SIM hat laut ChargeX ca. 1 GB Datenvolumen pro Monat zur Verfügung. Das sollte auch mit Firmware-Updates hinhauen.
Betrieb
Das Angebot unseres örtlichen Stadtwerks für die Ladeinfrastruktur ist nicht an einen Stromliefervertrag gekoppelt. Es wurde noch nicht einmal ein Stromliefervertrag angeboten, nur Hardware und Installation. Eine dauerhafte Bindung der Ladeinfrastruktur an einen Stromlieferanten wäre m.E. auch nicht zulässig. Wenn es überhaupt an einen Stromliefervertrag gekoppelt wäre, gäbe es einen einmaligen Rabatt auf die Hardware oder ähnliches. Und dennoch wäre der Stromliefervertrag nach Ablauf der Mindestlaufzeit (typisch 12 oder 24 Monate) kündbar.
Anders sieht es bei den laufenden Kosten aus: Bei Ladesystemen bindet man sich häufig an das Backend des Herstellers. Bei ChargeX gibt es drei Modelle:
1. Basic: Keine Backend-Nutzung: Es findet keine Abrechnung der geladenen Mengen statt. Unbrauchbar für WEGs, aber geeignet für Arbeitgeber oder Hotels.
2. Track: 39 EUR (netto) pro einmaliger Abrechnung. Man erhält einmalig (sinnvollerweise 1x im Jahr) eine Liste mit allen Ladungen und kann damit abrechnen.
3. Connect: 19,90 EUR (netto) pro Monat und System (in unserem Fall 4 Systeme = 4x 19,90 EUR). Damit erhält man Zugriff auf das Backend und kann live alle Ladungen verfolgen und selbst Einstellungen vornehmen. Geeignet für Dienstwagenfahrer, die ihre monatlichen Verbräuche beim Arbeitgeber einreichen müssen, sowie für Interessierte, die gerne sehen wollen, was im Ladesystem los ist.
Connect gibt es für 3 Monate gratis, danach werden wir entscheiden, ob und welche Systeme wir dauerhaft mit Connect ausstatten und wo wir auf Track gehen werden.
Laufende Kosten:
- Backend-Nutzung des Systems (siehe oben 2. 39 EUR jährlich oder 3. 19,90 EUR monatlich)
- Grundpreis des Stromlieferanten (8-25 EUR/Monat)
- Standby-Verbrauch des Systems (ca. 35 Watt, Arbeitspreis des Stromlieferanten je nach Vertrag und Verbrauch)
- Abrechnungsgebühr unserer Hausverwaltung für den Zusatzaufwand, die Stromkosten auf die Wallbox-Inhaber zu verteilen (17,85 EUR/Jahr)
Letztendlich wird man bei einem größeren System immer ein Backend benötigen, um die Kosten sauber verteilen zu können. Zwar gibt es auch hier Kauflösungen oder Open-Source-Offline-Lösungen, aber auch die muss jemand betreiben (eifriger IT-Spezialist unter den Miteigentümern, Hausverwalter, E-Mobility-Dienstleister...), was in der Regel nicht für lau geschieht. Eine Self-made-Bastellösung kam für mich bei unserer WEG nicht in Frage, auch wenn ich das Wissen und den Ehrgeiz dazu hätte.
Ein Service-Vertrag mit einem Elektriker ist nicht notwendig. ChargeX ist Plug N Play und kann/darf von uns selbst montiert werden. Ist was defekt, wird's eingeschickt. Anfangs kostenlos (Garantie), später kostenpflichtig. Für alles andere gibt's den Hausverwalter, der bei Bedarf einen Elektriker organisiert. Aber Service-Verträge haben wir eh schon genug: Fahrstuhl, Brandschutztüren, Rolltor, Gartenpflege, Treppenhaus- und Hausmeisterservice, Heizung... da spielt ein Servicevertrag mehr oder weniger auch keine Rolle mehr.
Ich habe die Admin-Rolle für unser System eingenommen, um zunächst das Backend zu erforschen. Hier steht der ChargeX-Support mit Rat und Tat zur Seite, telefonisch wie auch per Email. Ich habe versehentlich zwei der Systeme aus dem Backend geworfen, 30 Minuten nach meiner Hilferuf-Email hatte der Support dies wieder gerichtet.
Ich habe alle Miteigentümer als Benutzer angelegt, die RFIDs aktiviert und den Benutzern zugeordnet und die Elektrofahrzeuge (2x ID.4, 1x Passat GTE, 1x e-Soul) angelegt und die Standortstruktur angepasst. Die Arbeit im Backend ist nahezu selbsterklärend. Die RFIDs sind an die Nutzer verteilt und ich habe schon den ersten Ladevorgang im Backend beobachten können. Die Nutzer erhalten in Kürze einen personalisierten Zugriff von mir auf das Backend und können sich dann selbst dort einloggen. Sie sehen allerdings nur ihre eigenen Daten (RFID, persönliche Daten, Ladehistorie) und nicht die von allen, dies bleibt dem Admin vorbehalten. Diese Rolle soll perspektivisch unsere Hausverwaltung übernehmen, aber ich muss denen ja erstmal erklären können, was sie da zu tun und zu lassen haben…
Soweit der aktuelle Stand. Was noch aussteht, sind Erfahrungen mit dem Lastmanagement. Ich werde mich mit meinen E-Nachbarn zu einem Plugfest verabreden, da möchte ich beobachten, was das System denn nun genau macht, wenn mehrere Fahrzeuge an einem Ladesystem hängen.
Wir schwanken noch zwischen zwei Stromlieferanten für unsere Wallboxen. Noch laufen sie in der Grundversorgung (30 Ct/kWh), ich habe Lekker Autostrom (32 Ct/kWh, 24 Monate Preisgarantie) und EnviaM Autostrom (26 Ct/kWh für §14a EnWG mit nur 12 Monaten Preisgarantie) im Visier. Montag müssen wir abschließen, da am Donnerstag unsere Förderfrist ausläuft (Punktlandung!).
A propos §14a EnWG: Durch den eigenen Zähler der Wallboxen haben wir unsere Wallboxen beim Netzbetreiber als netzdienlich angemeldet. Sie können also bei Bedarf durch den Netzbetreiber gesteuert - sprich: abgeschaltet - werden, was in der Regel zu festen Zeiten oder gar nicht erfolgt. Wir haben in Braunschweig Glück: unser Netzbetreiber steuert derzeit gar nicht. Als Dankeschön für die netzdienliche Anmeldung erhält man um ca. 6 Cent/kWh reduzierte Netzentgelte, was in einigen Autostrom-Tarifen berücksichtigt ist, aber nicht in allen. In heutigen Zeiten der Strompreisexplosion nimmt man jeden Cent gerne mit... Wenn uns die Steuerung irgendwann zu sehr stören sollte, können wir diese problemlos wieder abmelden und zahlen dann einen entsprechend höheren Preis je kWh.
Falles es nicht jedem bekannt ist, hier noch einmal kurz die wesentliche Funktionsweise von ChargeX:
Es gibt ein Startmodul. Nur zu diesem Modul müssen Leitungen aus der Hausverteilung gezogen werden. Das Startmodul enthält die Steuerung für das jeweilige System. An das Startmodul werden mit Klickverbindern (proprietär) Erweiterungsmodule angeschlossen zu einer langen Kette (siehe Bilder). Das reduziert massiv die Installationskosten.
Nachteilig ist, dass immer nur 11 kW je System zur Verfügung stehen Version 2 kann allerdings die Phasen einzeln verteilen: entweder ein Auto lädt dreiphasig mit 11 kW oder drei Autos laden einphasig mit je 3,7 kW. Aber die 11 kW Ladeleistung werden nie überschritten. ChargeX hat sich dazu einen (mir noch unbekannten) Algorithmus ausgedacht, der nicht dumm First-come-First-serve macht, sondern die Fahrzeuge intelligent lädt, so dass jeder zunächst eine Grundmobilität erhält (80 km, wahrscheinlich 10 bis 15 kWh) und dann alle Fahrzeuge gleichzeitig reihum vollgeladen werden. Das muss ich jetzt im Betrieb herausfinden. Ich erwarte aber keinen allzu großen Nachteil an dieser Stelle, weil es zu Hause - anders als bei der Arbeit oder im Hotel - nur selten vorkommt, dass alle gleichzeitig ankommen und gleichzeitig wieder ein volles Auto benötigen. Meistens steht das Auto zu Hause länger und man weiß vorher, wann man auf große Fahrt geht und einen vollen Akku benötigt. Dann steckt man das Auto halt rechtzeitig an, damit es voll ist, wenn es losgeht. Insbesondere jetzt, wo nur 4 von 22 Fahrzeugen überhaupt einen Stecker besitzen... aber das mag sich perspektivisch ändern. Daher ja auch dieses Topic, um Erfahrungen auszutauschen
Gerne versuche ich Fragen zum System zu beantworten und stehe auch sonst gerne mit Rat und Tat zur Seite!
Viele Grüße
Martin
Glaube du solltest das eher in deinen Blog z. B. hier auf MT reinmachen. Du kannst deine Blog-Artikel in deiner Signatur verlinken. Alles was ich geschrieben habe gilt natürlich nur, wenn du nicht eigentlich der Anbieter bist und hier nur Schleichwerbung machst ;-)
notting
Sehr interessante Beiträge, finde ich. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass es einigermaßen ausführlich, aber gleichzeitig auch kompakt beschrieben wurde, auch mit den Hürden, die dabei waren.
Die Informationen von damals aus den Vorbereitungs-Threads haben sich da gut gelohnt.
Interessant auch: erst mit Forderung reingegangen: muss dynamisches Lastmanagement können. Dabei statische gleich raussortiert. Am Ende: doch wieder mit statischem LM umgesetzt. Kostengründe.
Wenn das nicht Praxis ist.
Was ich anders gemacht hätte: ich hätte TG8 zu einer Wallbox zwangsverpflichtet. Denn den Ärger, das später nochmal um den einen Nachzügler zu erweitern - den hätte ich mir da erspart.
Sehr peinlich fand ich, dass die Elektroinstallateure am Ende das blau-grün-Anschluss-Schema vermasselt haben. Und dann einfach trotzdem abgezogen sind: "Naja, geht halt nicht, aber hey, Feierabend, und tschuess. Schau es dir halt selbst an."
Denn oben steht ja noch:
Zitat:
Parallel dazu wurde von BS Energy auch das System ChargeX Aqueduct angeboten. Das war mir zu dem Zeitpunkt schon bekannt, aber kam nicht in Frage. Das zeitversetzte Laden einzelner Autos war nicht sonderlich attraktiv und entsprach nicht unseren Anforderungen. Zudem war die Ladeleistung mit 11 kW je System viel zu gering.
Und dann investierte man doch um 35k EUR, um dieses System zu installieren, offenbar mit ca. 20k EUR (22x900 EUR) Kfw-440-Förderung. Es ist auch interessant, wie ChargeX hier die Förder-Anforderungen kreativ ausreizt: jeder Ladepunkt muss da ja 11 kW können.
Für mich ist erstaunlich, wieviel Aufwand du selbst da über Jahre investiert hast, nur um eine irgendwie brauchbare, bezahlbare Lösung zu konzipieren und dann bis zur Funktionstüchtigkeit zu führen und zu begleiten.
Was ich als essenziell einschätze: dass ChargeX Aquaduct mit der Version 2.0 wenigstens das Zeitmultiplexing auf Basis von 3x1 Phase noch eingebaut hat. Damit haben die Phasenverwaltung etwas flexiblisiert, ohne jedoch 2-Phasen-Lader (z.B. e-Golf, e-Up, einige Mercedes/Audi/Porsche PHEV) explizit zu beachten. Aber ist ok, die 2-Phasen-Lader laden ja auch dann, wenn sie nur 1 Phase bekommen, oder wenn sie 3 Phasen bekommen.
Was mich noch interessiert: die AC-Ladecontroller der Fahrzeuge müssen ja dann das immer wieder an- und ausschalten der Ladevorgängen problemlos mitmachen. Sowas kann man ja nicht 1x klären für alle Fahrzeugtypen, da ist jedes neue Fahrzeug (gerade falls die Leute so ältere BEV/PHEV kaufen sollten) wieder ein Überraschungsei. Da würden mich deine Erfahrungen besonders interessieren. Aber die kommt halt erst, wenn, wie du sagst, da mal mehr Ladeautos unten stehen und die 4 ChargeX-Systeme a ca. 5-6 Ladepunkte ein bisschen auslasten.
Es mag ein bisschen redundant scheinen, dort unten nun 18 von 22 Wallboxen zu haben, wo ein Verbrenner davor steht und das Ding "blockiert".
Was mich noch ein bisschen gewundert hat: an sich hätte sich ChargeX gleich Doppelladepunkte ausdenken können. Die schraubt man dann immer zwischen 2 Stellplätze und sie können mit 2 Kabeln dann gleich 2 Stellplätze versorgen: einen etwas links davon, einen etwas rechts davon. Das hätte die Wallboxzahl grob halbiert, sowie den Installationsaufwand gesenkt.
Was sich ChargeX vielleicht mal noch vornehmen kann: weg von den RFID-Karten in der eigenen Tiefgarage (halböffentlicher Bereich): Ergänzung von Plug&Charge.
Die Reduktion um 6 ct/kWh Netzentgelte für eine netzdienliche Anmeldung, wenn dann der Energieversorger aber gar keine Fernabschaltung macht (was fehlt da: technischer Standard? Motivation? Notwendigkeit?) - das halte ich ehrlich gesagt für eine temporäre Absurdität, die man besser keinem erzählt. Die Leute regen sich nur auf. Denn eigentlich ist auch das ja in den Förder-Voraussetzungen nach KfW 440 mit aufgelistet worden.
Zum Stromliefervertrag: die KfW 440 verlangt zwingend den Nachweis von Ökostrom. Das wird mit der Grundversorgung nicht gegeben sein. Dort *muss* also noch was passieren.
Zitat:
ChargeX hat sich dazu einen (mir noch unbekannten) Algorithmus ausgedacht, der nicht dumm First-come-First-serve macht, sondern die Fahrzeuge intelligent lädt, so dass jeder zunächst eine Grundmobilität erhält (80 km, wahrscheinlich 10 bis 15 kWh) und dann alle Fahrzeuge gleichzeitig reihum vollgeladen werden. Das muss ich jetzt im Betrieb herausfinden.
Jepp, das gilt es zu ergründen. So wie von dir gedacht, könnte es sein, wäre irgendwie komisch. Denn er hat ja pro System, also pro Strang: 3 Phasen mal 16A. Und das mindeste pro Ladepunkt ist 1 Phase, 6A (das ist das unterste, was via IEC 62196 kommuniziert werden kann). Ihr habt da offenbar 5 bis 6 Ladepunkte pro System (4x6=24). Also vermutlich 1 Phase, 8A dann als Aufteilung. Das geht gerade noch so auf.
In deinem gedachten System müssen die AC-Ladecontroller der 3-Phasen-Lade-Autos dann auch die auf 1-Phase-Ladeumschaltung problemlos mitmachen.
Außerdem müsste das ChargeX-System dafür in den Wallboxen ggf. interne Umschalter haben (Phasen zuordnen). Denn von der Hausverteilung kommen ja P1, P2, P3. Und am Typ 2-Stecker jedes Ladepunktes gibt es wieder P1, P2, P3. Am Inlet des Fahrzeugs: wieder P1, P2, P3. Aber kann man einem 3-Phasen-AC-Lader eine beliebige Phase wegnehmen, z.B. P1 und P2 und er lädt dann immer noch an P3? Weiß ich nicht. Ein 1-Phasen-Ladeauto braucht auf jeden Fall seine Phase immer an dem P1-Kontakt am Inlet. Irgendwas auf P2 oder P3 nützt da gar nix, weil da in der Regel am Inlet nicht mal ein Kontakt zustande kommt.
Ich glaube, das wird noch ein bisschen spannend werden, wie sich eure Ladeautos dort so verhalten. Aber irgendwie muss da auch ChargeX mitgedacht haben und was praxistaugliches konzipiert haben.
Auch wenn manches in meinem Beitrag etwas skeptisch/kritisch klingt: ich finde es toll, dass du das dort umgesetzt hast. War ja hart und steinig genug. Und über die nächsten 2-3 Jahre gibt es mangels Masse an BEV/PHEV dort vermutlich eh wenig Probleme mit der Ladeaufteilung.
Ach so: sollte das nicht ursprünglich auf die Einzelsicherungen der Wohnungen geschaltet werden? Und jetzt ist es doch eine Sammelabrechnung, die dann aufgeteilt wird.
Und sollten nicht ursprünglich die Wallboxen per Ethernet verkabelt werden? (Wo nun ein LTE-Uplink kam, und die Boxen vermutlich über ihre Spezialkabel kommunizieren). Hier wundert mich etwas, dass das am Ende nicht irgendwie im Haus mit dem vorhandenen Internetanschluss (DSL, Breitband-Kabel, Glasfaser, irgendwas wird es ja geben) fest verdrahtet wurde.
Und sollte es nicht ursprünglich irgendwie so standardisiert sein, dass man Boxen ganz verschiedener Anbieter mischen könne, die dem gleichen Lastmanagement-Kommunikations-Standard folgen?
Am Ende wurde es hier ja die Lösung aus einer Hand, die aber mit den Eigenschaften kommt, wie sie halt konzipiert ist.
Vielleicht verwechsel ich aber auch gerade etwas.
Und noch: die kleinteiligen Klemmen für die Kabelbefestigung: ja, wundern mich auch. Da hätten sie irgendwelche Schienen konzipieren können. 1 Schiene, 4 Schrauben, fertig (4 Bohrlöcher). Und nicht 7 Kabelklemmen a 2 Schrauben pro Kabelstück (14 Bohrlöcher). Da es die Kabel in Standardlängen gibt, hätte man die Schienen auch in ein paar Standardlängen anbieten können.
@Alfa.Tiger, vielen Dank für die Mühe, die du dir mit dem Niederschreiben gemacht hast.
Ich hoffe, dass du im Laufe des Betriebes dann die Ladehistorien auswerten kannst, ohne gegen Datenschutz zu verstoßen? Einer Hausverwaltung traue ich keine Auswertung zu.
Es wäre nämlich interessant herauszufinden, ob bei den Ladevorgängen die mittlere Leistung zwischen Anstecken und Abstecken tatsächlich über 3.6kW liegt, sprich die 11kW eigentlich überdimensioniert waren und nur noch die KfW-Förderung als (gewichtiges) Argument übrigbleibt.
Wir brauchen hier nicht darüber diskutieren, ob 3.6kW reichen, wie die Verluste sind und in welchen Fällen man 11kW benötigt.
Nur ob die Software von ChargeX eine Auswertung der tatsächlichen mittleren Ladeleistungen ermöglicht. Sprich was erfasst sie, neben der geladenen Energie nur die Netto-Zeiten mit tatsächlichem Stromfluss, oder die Brutto-Zeiten zwischen Anstecken und Abstecken?
@KlausFrisch
Wunsch und Realität gehen halt oft auseinander.
Das Aufschalten der Wallboxen auf die einzelnen Zähler wäre schon aus Lastmangement-Gründen und Vermaschungsverbot wohl nicht gegangen.
Zitat:
Wir hatten den Wunsch, den eigenen Stromzähler zu verwenden. Dies hätte aber bedeutet, dass aus beiden Hausanschlüssen Leitungen in die Tiefgarage verlegt werden. Dies hat uns unser Netzbetreiber (Stadtwerk-Tochter) aber untersagt, Stichwort: Vermaschungsverbot.
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@Alfa.Tiger
Danke für den Bericht.
Respekt vor deiner Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen und deiner Kompetenz!
Gratuliere zum Ladepunkt
Zitat:
@Xentres schrieb am 28. Februar 2022 um 09:55:30 Uhr:
Das Aufschalten der Wallboxen auf die einzelnen Zähler wäre schon aus Lastmangement-Gründen und Vermaschungsverbot wohl nicht gegangen.
Leider hast du das so geschrieben, dass nicht klar ist auf was es sich bezieht. So wie ich das lese ist es aber i.d.R. Blödsinn. I.d.R. kann man an jeden Stromzähler einen 11kW-Verbraucher zusätzlich zu einer üblichen Wohnung dranhängen. Wenn insb. diese 11kW-Verbraucher an den Stromzählern drohen die Hauptsicherung zu überlasten, braucht man eben ein Lastmanagement.
Wenn es zwei Hausanschlüsse gibt, gibt's halt für beide jew. ein Lastmanagement. Natürlich mit dem Nachteil, dass man nicht ganz so flexibel ist bzw. die summarische Leistung der Anschlüsse in der Praxis nicht ganz so gut ausreizen kann. Aber weit weg von "Aufschalten der Wallboxen [...] wäre [...] wohl nicht gegangen".
Bei 23 Stellplätzen kann man theoretisch 23x5x2,5mm² von den Stromzählern zu den Stellplätzen verlegen. Nur will man das in der Praxis sicherlich nicht. Nicht nur wegen dem Kabelwust, sondern auch weil man dann total unflexibel ist, wenn sich die Anzahl der Stellplätze einer Wohnung mal ändert.
Da wird man eher alles an ein dickes Kabel hängen wollen. Also im Grunde genauso wie in o.g. Fall, nur dass es aus Sicht des Stromvertrags nur einen Zähler gibt.
Nachteil: Die Abrechnung muss mit den Teilnehmern anderweitig erfolgen -> zusätzl. Kosten.
Wenn ein Hausanschluss nicht reicht, muss man halt die 11kW-Anschlüsse auf 2 verschiedene Hausanschlüsse verteilen.
Den Nachteil mit der nicht so gut ausnutzbaren summarischen Leistung zweier Hausanschlüsse gilt auch hier.
notting
Zitat:
@KlausFrisch schrieb am 28. Februar 2022 um 09:24:31 Uhr:
Interessant auch: erst mit Forderung reingegangen: muss dynamisches Lastmanagement können. Dabei statische gleich raussortiert. Am Ende: doch wieder mit statischem LM umgesetzt. Kostengründe.
Wenn das nicht Praxis ist.
Ja, die Anforderungen haben sich im Laufe der Zeit den Gegebenheiten und der Zahlungsbereitschaft angepasst Anfangs war tatsächlich TMH favorisiert worden wegen ihres herstellerübergreifenden Systems. Aber als die VW-Boxen ausgeschieden sind, war der Hersteller dann auch egal. Und letztlich sind ein Drittel der Kosten eben nur ein Drittel der Kosten. Die Argumentation war auch, dass die sehr niedrigen Kosten (750 EUR Zuzahlung nach KfW-Förderung) kein hohes Investitionsrisiko bergen. So könne man leichter bei technischem Fortschritt (wer weiß, was in 10 Jahren ist?) auf ein anderes System wechseln, ohne dass es zu sehr schmerzt.
Zitat:
Was ich anders gemacht hätte: ich hätte TG8 zu einer Wallbox zwangsverpflichtet. Denn den Ärger, das später nochmal um den einen Nachzügler zu erweitern - den hätte ich mir da erspart.
Da gibt es keinen Ärger. Er hat sich an den Grundkosten bereits beteiligt. Wenn er später eine Wallbox wünscht, bestellt er diese beim Hausverwalter, der bestellt sie beim Stadtwerk, die bestellen sie beim Hersteller. Die Montage ist Plug and Play, es fehlen nur die Bohrungen in der Wand für die Wallbox-Wandhalterung. Da muss nichts nachverrechnet oder umkonfiguriert werden. Er muss nur die Lieferung der Wallbox an den Hausverwalter zahlen.
Zitat:
Und dann investierte man doch um 35k EUR, um dieses System zu installieren, offenbar mit ca. 20k EUR (22x900 EUR) Kfw-440-Förderung.
Naja, günstiger sind 22 Wallboxen vermutlich nicht zu bekommen. Und ich bin sicher, dass langfristig alle damit genug Ladestrom bekommen. Denn auch jedes andere Lastmanagementsystem muss Ladevorgänge regeln, wenn zu viele gleichzeitig stattfinden. Wir haben nun 44 kW Ladeleistung installiert. Das wird dicke ausreichen, selbst bei 22 E-Fahrzeugen.
Zitat:
Für mich ist erstaunlich, wieviel Aufwand du selbst da über Jahre investiert hast, nur um eine irgendwie brauchbare, bezahlbare Lösung zu konzipieren und dann bis zur Funktionstüchtigkeit zu führen und zu begleiten.
Ich sehe es praktisch: Wer sonst hätte es machen sollen? Wenn nicht ich, dann hätten wir weder jetzt Wallboxen an der Wand, noch 900 EUR Förderung eingestrichen. Ich hätte an meiner CEE16 rot mit dem Go-e weiterladen können und hatte den geringsten Druck, aber ich wollte gerne eine vernünftige Lösung für alle.
Zitat:
Was mich noch interessiert: die AC-Ladecontroller der Fahrzeuge müssen ja dann das immer wieder an- und ausschalten der Ladevorgängen problemlos mitmachen.
Das interessiert mich auch. Ein kurzer Test mit dem Passat GTE (ladend) und meinem e-Soul (leider bei 99% SoC) zeigte: Passat wird kurz pausiert, wenn ich meinen anstecke. Meiner war dann aber sofort voll (1-2 Minuten), dann wurde meiner pausiert und der Passat lud weiter. In den meisten Fällen sollte das klappen. Ist aber wie bei jedem Lastmanagement, und das hätten wir so oder so gebraucht.
Zitat:
Denn er hat ja pro System, also pro Strang: 3 Phasen mal 16A. Und das mindeste pro Ladepunkt ist 1 Phase, 6A (das ist das unterste, was via IEC 62196 kommuniziert werden kann). Ihr habt da offenbar 5 bis 6 Ladepunkte pro System (4x6=24). Also vermutlich 1 Phase, 8A dann als Aufteilung. Das geht gerade noch so auf.
ChargeX regelt die Phasen nicht herunter. Früher (Version 1) lud immer nur eine Wallbox pro System mit 16A. Bei PHEV lagen dann zwei Phasen brach. Das haben sie mit Version 2 verbessert: Nun können die Phasen auf verschiedene Wallboxen verteilt werden, aber es bleibt bei 16A und maximal drei ladenden Phasen gleichzeitig.
Die Phasen laufen gedreht zur nächsten Wallbox, so dass L1 immer auf einem anderen Pin liegt. Dabei kann es natürlich passieren, dass zwei PHEV an Wallbox 1 und Wallbox 4 auf derselben Phase liegen, dann ist's halt Pech. Dann muss einer von beiden zur Nachbarbox greifen oder eben warten.
Zitat:
Und sollten nicht ursprünglich die Wallboxen per Ethernet verkabelt werden?
Sind sie. Die Wallboxen haben untereinander ein Strom- und ein Datenkabel. Die Startmodule sind per Ethernet mit dem Router verkabelt, aber auch nur aufgrund der schwierigen Empfangssituation. Sonst wären sie per eigener SIM online. Aber die Startmodule müssen sich auch nicht untereinander unterhalten, da besteht keine Notwendigkeit. Nur die Startmodule mit den Erweiterungsmodulen, und das ist über das ChargeX-Verbindungskabel gegeben.
Wir hätten statt Mobilfunkrouter auch einen DSL-Anschluss nehmen können. Aber wer stellt seinen dauerhaft und zuverlässig zur Verfügung? Was ist bei Auszug/Eigentümerwechsel? So ist's eine unabhängige Lösung.
Zitat:
Am Ende wurde es hier ja die Lösung aus einer Hand, die aber mit den Eigenschaften kommt, wie sie halt konzipiert ist.
Richtig, so war es ursprünglich. Aber die Anforderungen haben sich gewandelt und mit dem preislichen Vorteil des Systems waren die Anforderungen nicht mehr ganz so wichtig. Es musste ja mehrheitsfähig in der Eigentümerversammlung sein. Und da kommt man mit 100 TEUR nicht wirklich weit, wenn eine Lösung für 35 TEUR auf dem Tisch liegt. Die Nachteile des Systems sind bekannt und wurden akzeptiert.
Danke für deine Kommentierung und Gedanken, auch die gingen mir alle in der Projektphase durch den Kopf.
Ich bin weiterhin überzeugt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben.
@notting: ich hatte auch über einen Blog nachgedacht, aber ich habe keine Möglichkeit gefunden, einen zweiten Blog in meinem Account zu eröffnen. Und den Fuego-Blog wollte ich ungern verwenden.
VG
Martin
@notting
Der gute @Alfa.Tiger hat es doch erklärt, siehe mein Zitat im Beitrag.
Das Vermaschungsverbot war das Problem. Man konnte daher nicht von Zählern aus vier Häusern mit vier verschiedenen Hausanschlüssen in die Tiefgarage.
Mit ChargeX erübrigt sich die Versorgung über den eigenen Haushaltszähler, das System ist dazu konstruktions- und funktionsbedingt nicht in der Lage.
Bei der ursprünglichen Auslegung - Versorgung der Tiefgarage über Haus I - wäre es auch nicht gegangen, weil dann von den Zählern des Haus K Leitungen zu den Wallboxen gelaufen wären. Durch die elektrische Aufteilung der Tiefgarage wäre es dann aber wieder möglich gewesen - bis auf Stellplatz 22, dessen Eigentümer "im falschen Haus" wohnt (Stellplatz unter Haus K, Wohnung mit Zähler in Haus I). So hätte es auch keine Probleme mit dem Vermaschungsverbot gegeben. Aber völlig richtig, das hätte zweimal Lastmanagement bedeutet, eines für jeden Hausanschluss.
Die Elektriker erzählten von einer Wallbox-Installation in einer anderen WEG, die sich wohl für das Alfen-Angebot von BS Energy entschieden hat. Da wurden tatsächlich 5x6mm² zu jeder Wallbox vom Hausanschlussraum gelegt.
Ich kann bei dem System sehen, wie das Verhälntnis aus Lade- und Wartezeit gewesen ist. Daraus kann man den tatsächlichen Leistungsbedarf errechnen, wenn man will. Was den Datenschutz angeht: Ja, das ist sicherlich ein Thema, wenn ich als Miteigentümer die Admin-Rolle habe. Aber diese möchte ich perspektivisch auch abgeben an die Hausverwaltung. Sie soll ja nur die Abrechnungen erstellen, und das ist mit dem CSV-Export einfach möglich. Anfangs ist es aber okay und allen bekannt, dass ich volle Einsicht habe.
Zitat:
@Xentres schrieb am 28. Februar 2022 um 10:17:30 Uhr:
@notting
Der gute @Alfa.Tiger hat es doch erklärt, siehe mein Zitat im Beitrag.
Das Vermaschungsverbot war das Problem. Man konnte daher nicht von Zählern aus vier Häusern mit vier verschiedenen Hausanschlüssen in die Tiefgarage.
Ah, wegen dem Durcheinander in deinem Posting habe ich wegen der Leerzeile vor dem Zitatanfang aufgehören zu lesen, weil ich den Eindruck hatte, dass es dort schon um den nächsten Angesprochenen geht, dessen Name ohne Abstand unter dem Zitat steht.
Tipp: Wenn du schon quasi auf 2 Postings antwortest, etwas Abstand zwischen den Teilen lassen.
So war das mit dem Vermaschungsverbot gemeint, ok. Aber der Zusammenhang mit dem Lastmanagement ist mir nicht klar bzw. ist evtl. von dir missverständlich geschrieben. Egal.
notting
@notting
Hat sich ja geklärt Hab den alten Post auch mal angepasst.
Den Zusammenhang mit dem Lastmanagement meinte ich übrigens so:
Wenn man ursprünglich mit dynamischen Lastmanagement und dann über die Wohnungszähler an vier verschiedenen Hausanschlüssen geht, kann das schon sehr komplex bis (wirtschaftlich und mit den am Markt angebotenen Lösungen) unmöglich zu realisieren werden.
Bei statischem Lastmanegement ist das alles einfacher und wurde ja auch so umgesetzt.