Automobili Amos bringt eine Neuauflage des legendären Lancia Delta Integrale. Die ist historisch korrekt, richtig teuer - und aus moralischer Sicht ein wenig fragwürdig.
Basel – Mitte der 80er-Jahre wurde aus einem biederen Kompakten eines der aufregendsten Autos des Jahrzehnts. Und eines der sportlich erfolgreichsten. Wer heute Lancia hört, denkt an die damals eingeführten Sportversionen des Delta. An den Allradler, dessen Kotflügel mit jeder Evolutionsstufe immer weiter nach außen ragten. Und an die Rallye-Versionen im Outfit von Sponsor Martini, welche die Weltmeisterschaft der Hersteller von 1987 bis 1992 dominierten. Heute ist Lancia auf den italienischen Markt und ein einziges Auto beschränkt. Den Ypsilon, einen Kleinwagen der so gar nichts mit den bis zu 215 PS starken Rallye-Derivaten gemein hat. Doch nun gibt es wieder einen würdigen Delta im Stile der Sportmodelle der ersten Generation. Integraler Bestandteil: Ein IntegraleQuelle: Automobili Amos Automobili Amos aus Italien zeigte auf der Art Basel-Messe den Lancia Delta Futurista. Ein ohne Beteiligung des Fiat-Konzerns entstandenes Retro-Modell. Die Zukunft steckt nur im Namen, optisch ist der Dreitürer ein Hybrid aus dem absurd breiten Delta HF Integrale Evo II (ab 1993) und dem extremen Delta S4 Stradale - dem Straßenableger des Gruppe B-Rallyefahrzeuges von 1985. Technisch basiert das Modell auf einem serienmäßigen Delta Integrale 16V (der nicht ganz so breiten Variante mit serienmäßig 200 PS). Die neuen Seitenteile bestehen aus Aluminiumplatten, die von Hand in die richtige Form geklopft werden. Die Mehrheit der übrigen Anbauteile ist aus Carbon. Amos gibt das Gewicht des Fahrzeuges mit 1.250 Kilogramm an, womit der Futurista ähnlich viel wie die Originale wiegt. Der aufgeladene 2,0-Liter-Vierzylinder erhält eine neue Ansaugbrücke und eine adaptierte Auspuffanlage, außerdem neue Wasser- und Ölkühlung, einen anderen Turbolader und ein Steuergerät von Magnetti Marelli. Damit leistet das Aggregat mehr als 330 PS. Bei Getriebe und Differenzialen handelt es sich um verstärkte Versionen der Originalteile. Damit bleibt der „neue“ Delta Integrale ein Handschalter. Verzögert wird über eine neue Brembo-Bremsanlage, in den Federdomen stecken aktive Bilstein-Dämpfer. Die Fahrwerksgeometrie passte Amos an, was den neuen Delta leichter zum Übersteuern verleiten soll. Das Cockpit entspricht weitestgehend dem Original, braune Recaro-Sportsitze passen gut in ein Modell, dessen Ursprung in den 80er-Jahren liegt. 300.000 Euro. Und ein (moralisch) hoher PreisQuelle: Automobili Amos Bei Automobili Amos sollen 20 Exemplare entstehen. Kostenpunkt rund 300.000 Euro, ausschließlich für den Umbau. Heißt: Den Lancia Delta Integrale 16V muss der Kunde selbst mitbringen. Auf mobile.de werden die raren Modelle ab rund 20.000 Euro angeboten. Tendenz steigend, wenngleich sie nicht so schnell das Preisniveau schöner Delta Integrale Evo (mitunter mehr als 100.000 Euro) erreichen werden. MOTOR-TALK würde den Italienern lieber eines der schwächeren Basis-Modelle zum Umbau übergeben. Die 1,3-Liter-Modelle (ab 1979) starten auf mobile.de unterhalb der 3.000 Euro. Ob sich der Verzicht auf potente Leistungsdaten und Allradantrieb für den wirtschaftlichen Vorteil lohnt? Es geht eher ums moralische. Wer will schon einen neuen Lancia Delta Futurista, wenn ein historischer Delta Integrale dafür sterben muss?
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