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Mercedes-Benz 500 SEL Shooting Brake (W126)

Mercedes S-Klasse W126
Themenstarteram 6. April 2018 um 7:34

Von Haiko Prengel

Berlin – Für Mercedes-Fans ist Bruno Sacco eine Legende. Mehr als 40 Jahre stand er in Mercedes-Diensten. Er prägte die Marke wie kaum ein anderer Designer. Einer seiner größten Würfe: der W126 von 1979. Für viele die schönste S-Klasse überhaupt. Fred Oehmkes chinablauer Mercedes W126 entspricht nur noch bis zur C-Säule Saccos Entwurf. Dahinter wurde radikal – manche würden sagen: auf schändliche Weise – in die Karosserielinien des Luxusschlittens eingegriffen. Der Berliner fährt einen 500 SEL Shooting Brake. Serienmäßig gab es sowas Ähnliches erst ab 2011 mit dem CLS bei Mercedes.

„Ja“, sagt Fred Oehmke grinsend, „das ist wohl ein Unikat.“ Der 56-Jährige besitzt einige besondere Mercedes-Klassiker, darunter auch einen 560 SE der Baureihe 126. Doch sein neuer Shooting Brake sticht extrem aus seiner Sammlung heraus.

1981 lief der 500 SEL vom Band und wurde in Japan erstzugelassen. Dort rollte der Wagen zunächst einige Jahre als Luxuslimousine über die Straßen. Dann entschied sich die Besitzerin, das Auto zum feschen Kombi-Coupé umbauen zu lassen. Der Eingriff sei doch toll gelungen, findet Oehmke. Ende März präsentierte er das Auto bei der weltgrößten Oldtimer-Messe, der Techno Classica in Essen. „Die Reaktionen des Publikums waren Wahnsinn. Unglaublich!“

Mercedes SEL 500: Kombis ja, Shooting Brakes nicht

[bild=4]Rückblende: Zwölf Jahre lang (1979 bis 1991) wurde die Oberklasse-Baureihe 126 produziert. Keine andere S-Klasse von Mercedes war erfolgreicher. Vom Band rollten nur Limousinen (als SE oder SEL) sowie das Coupé SEC (C126). S-Klasse-Fahrer, die sich eine Kombiversion wünschten, gab es jedoch. So wurden bereits die Baureihe W116 und dann ihr Nachfolger W126 von Spezialfirmen nachträglich zum Kombi umgebaut.

Die Heckklappen kamen zunächst vom W123 T-Modell und später vom 124 T. Allein der britische Karosseriebauer Crayford Engineering soll mehr als 100 Mercedes W126 zum Kombi umgebaut und mit 124er-Heck versehen haben.

Als Shooting Brake ist der W126 ein absoluter Exot. Doch die Karosserievariante hat Tradition. Schon in den 1960er-Jahren wurden Shooting Brakes gebaut: elegante, aber auch irgendwie schräge Steilheck-Coupés, meist mit zwei Türen, die mit ihrer Heckklappe eher an einen Kombinationswagen erinnern. Einer der meistverkauften Modelle dieser Art war der Reliant Scimitar GTE. Das britische Kombi-Coupé kam 1968 auf den Markt. Auch Volvos P 1800 ES (Spitzname Schneewitchensarg), Lotus Elite II oder Lancia Beta HPE gelten als frühe Vertreter. Mercedes brachte 2011 den CLS mit Kombiheck und nannte ihn Shooting Brake.

In Japan rollte der Mercedes 500 SEL als blaue Limousine

[bild=10]Der Shooting Brake von Fred Oehmke ist ein Re-Import aus Japan. 1981 lief der 500 SEL in der Originalfarbe Dunkelblau vom Band und wurde von Mercedes-Benz Düsseldorf ausgeliefert. Erstbesitzerin war eine Künstlerin aus dem japanischen Osaka, die die S-Klasse in Eigenregie in ihre Heimat in Fernost liefern ließ. Damals waren die Bestellwege wohl noch nicht so professionell, und über den offiziellen Export durch Daimler-Benz hätte die Frau, eine Steinbildhauerin, ein Jahr lang auf den Wagen warten müssen.

Gut, wenn man über die Historie eines Autos Bescheid weiß. Denn so erfuhr Neubesitzer Fred Oehmke auch, dass der 500 SEL zunächst als normale Limousine auf japanischen Straßen fuhr. „1984 bis Mitte/Ende 1985 erfolgte dann der Umbau zum Shooting Brake“, berichtet Oehmke. Was die Steinbildhauerin damals zu dem abenteuerlichen Eingriff bewogen haben könnte, weiß er nicht genau. Als Maschinenbau-Ingenieur interessiere ihn aber vor allem die qualitative Ausführung. „Und die ist handwerklich fantastisch“, schwärmt Oehmke.

Das Fahrgefühl habe durch den Umbau jedenfalls nicht gelitten, im Gegenteil: Durch das lange Schrägheck sei der Benz laufruhiger geworden. Im Dezember hatte der Berliner den Shooting Brake bei Rosier Classic Sterne im niedersächsischen Oldenburg gekauft. Die Karosserie war in einem beinahe makellosen, rostfreien Zustand. Dafür gab es massig Standschäden. Achslager, Stoßdämpfer, Auspuffanlage, Schläuche im Motorraum – viele Teile mussten erneuert werden. Danach bestand der Shooting Brake erfolgreich die Hauptuntersuchung. Neu-Besitzer Oehmke ließ außerdem ein Oldtimer-Gutachten machen. Das Ergebnis: Note Eins minus. Taxierter Marktwert: 50.000 Euro.

Radikaler Umbau mit H-Kennzeichen

[bild=6]„Wer erteilt für so etwas ein H-Kennzeichen?“ Inzwischen macht das Experiment auch in den sozialen Netzwerken die Runde. Nicht alle Reaktionen sind positiv, aber die meisten schon. „Auto Bild Klassik“ machte auf der Techno Classica ein Video von dem Shooting Brake und stellte es auf seine Facebook-Seite. Der Clip habe 160.000 Klicks gehabt, mehr als bei allen anderen Messe-Autos, sagt Fred Oehmke stolz.

Eine Schlappe musste der Berliner dennoch einstecken. Schon auf der Hinfahrt ins Ruhrgebiet fiel sein 500 SEL plötzlich mit seltsamen Geräuschen aus dem Motorraum auf. Bei Hannover fuhr Oehmke mit dem Shooting Brake auf den Autobahnrastplatz und öffnete die Haube. „Die rechte Zylinderbank klickerte ziemlich laut.“ Der Maschinenbauer vermutet defekte Hydrostößel oder Kipphebel bei dem fünf Liter großen V8 (240 PS). Möglicherweise waren die Ölkanäle verstopft, die Nockenwelle lief ein.

Zur Techno Classica nach Essen und auch wieder zurück nach Berlin kam Oehmke mit dem Shooting Brake aber noch. Ein Freund und 126er-Experte hatte ihm geraten, nur mit niedrigen Drehzahlen zu fahren. Nun will der Berliner in seiner heimischen Garage eine genauere Schadensbegutachtung machen und die defekte Nockenwelle ersetzen. Lange stehen soll der 500 SEL nämlich nicht mehr: Schon Anfang Mai will Fred Oehmke seinen außergewöhnlichen alten Benz erneut der Öffentlichkeit präsentieren. Er fährt die Oldtimer-Rallye Bodensee-Klassik. „Angemeldet bin ich schon“, sagt der Mercedes-Fan voller Vorfreude.

*****

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81 Antworten

Äh.Nich schön aber selten.:D

Ob das Ding nun praktischer ist als eine S-Klasse in normaler Form sei dahingestellt.

Zitat:

@525martin24v schrieb am 6. April 2018 um 09:39:16 Uhr:

Äh.Nich schön aber selten.:D

Ob das Ding nun praktischer ist als eine S-Klasse in normaler Form sei dahingestellt , bei der Heckklappe.

Schon irre...

Irgendwie finde ich das cool. Ich mag außergewöhnliche Fahrzeuge.

Wieso soll die Laufruhe durch das Kombiheck besser geworden sein? Eigentlich sind Kombis lauter wegen dem großen Raum und der schlechteren Abkapselung der Hinterachse. Auch ist dann in der Regel eine härtere Federung hinten verbaut.

Ansonsten würde ich bei komischen Geräuschen aus dem Motorraum nicht unbedingt weiter fahren, sondern nachschauen, wo das Problem liegt. Folgeschäden muss man nicht riskieren.

am 6. April 2018 um 7:54

Moin,

Hut ab vor der handwerklichen Leistung.

Aber ganz ehrlich, will man für sein Schätzchen ein H-Kennzeichen beantragen, wird so ziemlich ganz Fahrzeug auf den Kopf gestellt. Und wehe, da ist irgendetwas nicht original.

Aber ein derart umgebautes Auto, das es so nicht einmal ansatzweise gegeben hat, bekommt eine Zustandsnote von 1 minus und ein H-Kennzeichen.

Ich weiss nicht, aber da kommt bei mir schon das Gefühl nach reichlich "Vitamin B" auf.

Mit anderen Worten, wenn man jemand kennt, der jemand kennt ...

Fazit: Als Unikat auf jeden Fall erhaltenswert, aber ein H-Kennzeichen ... ?

Zitat:

@der Mercedesfahrer schrieb am 6. April 2018 um 09:54:44 Uhr:

Moin,

Hut ab vor der handwerklichen Leistung.

Aber ganz ehrlich, will man für sein Schätzchen ein H-Kennzeichen beantragen, wird so ziemlich ganz Fahrzeug auf den Kopf gestellt. Und wehe, da ist irgendetwas nicht original

Stimmt nicht

am 6. April 2018 um 8:07

Ich finde den cool, Mal was Anderes.

Und wie schön der Innen ist, Wahnsinn...

Das wäre doch der prädestinierte Dienstwagen für unsere Kanzlerin.

Wieso meckern immer die Leute über das H-Kennzeichen, die die Regeln dazu nicht verstanden haben?

Eine Seitenlinie, so wunderschön wie ..

.. ähm .. ein amerikanischer Leichenwagen ..

Zitat:

@der Mercedesfahrer schrieb am 6. April 2018 um 09:54:44 Uhr:

Moin,

Hut ab vor der handwerklichen Leistung.

Aber ganz ehrlich, will man für sein Schätzchen ein H-Kennzeichen beantragen, wird so ziemlich ganz Fahrzeug auf den Kopf gestellt. Und wehe, da ist irgendetwas nicht original.

Aber ein derart umgebautes Auto, das es so nicht einmal ansatzweise gegeben hat, bekommt eine Zustandsnote von 1 minus und ein H-Kennzeichen.

Ich weiss nicht, aber da kommt bei mir schon das Gefühl nach reichlich "Vitamin B" auf.

Mit anderen Worten, wenn man jemand kennt, der jemand kennt ...

Fazit: Als Unikat auf jeden Fall erhaltenswert, aber ein H-Kennzeichen ... ?

Ein H Kennzeichen hat nichts mit Originalität zu tun, es kommt darauf an, ob das Auto zeitgenössisch ist. Und da auch der Umbau schon über 30 Jahre her ist, ist es das zweifelsohne.

Klarstellung: Echte Coupés haben zwei (2!) Türen mit rahmenlosen Fenstern, eine halbhohe B-Säule und voll versenkbare kleine Scheiben hinten. Sie sind quasi Cabrios mit festem Dach. Der W126 SEC war übrigens ein echtes Coupé. Wegen Seitencrashanforderungen gibt es diese elegante Karosserieform heute leider kaum noch oder gar nicht mehr.

Wie beliebig und sinnlos alle anderen Definitionen sind hat VW beim Polo 2 gezeigt. Dessen Fließheck wurde als Coupé angepriesen, der zweitürige Golf aber nicht.

Ein Motorjournalist von Format plappert solche Schummeleien nicht unkommentiert nach.

Bei der Farbkombination tränen mir zwar die Augen, dennoch zumindest nach Durchklicken der Fotos qualitativ eine anscheinend sehr gute Arbeit. Ein Exot, ich finde den Wagen sehr interessant.

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