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Diesel oder Benziner - Weshalb wählt man welchen Motor?
Hallo,
man liest hier häufiger, dass bei Kurzstrecke oder geringer Jahreslaufleistung ein Benziner anstatt eines Diesels empfohlen wird. Warum? Ich dachte bisher, dass hätte vor allem ökonomische Gründe. Bei höheren Anschaffungskosten für einen Diesel braucht man halt zwangsläufig auch eine höhere Laufleistung, damit sich der Diesel trotz geringerer Treibstoffkosten im Vergleich zu einem Benziner rechnet.
Vielleicht irre ich mich, aber mir kommt es so vor, als seien zum Beispiel bei gebrauchten Polos Dieselfahrzeuge gleich oder nur unwesentlich teurer als vergleichbare TSI-Benzinmotoren.
Gibt es außer wirtschaftlichen Gesichtspunkten noch andere die gegen einen Diesel sprechen? Etwa technischer Natur?
Vielen Dank!
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@giantdidi schrieb am 25. Juli 2018 um 08:29:58 Uhr:
Für den Diesel spricht auch, dass er sich wesentlich angenehmer fährt.
Die Kraft aus niedrigen Drehzahlen und der Verzicht auf sehr hohe Drehzahlen wirkt sehr entspannend.
Benziner mit Turbo gehen zwar auch, aber nicht ganz so kräftig, wie ein Selbstzünder.
Ottos ohne Aufladung, wie sie gerade von Japanern noch angeboten werden, wirken schon wie ein nerviges Relikt aus einem anderen Jahrhundert.
Soso....
Ich fahre so ein japanisches Sauger-Relikt.
Und mit ordentlich Hubraum, gepaart mit einer Wandler-Automatik, vermisse ich da nach über 30 Jahren "Dieselbums" nichts, aber auch gar nichts.
Im Gegenteil. Bin noch nie so entspannt und ruhig gefahren. Gerade im untersten Drehzahlbereich (<1200 U/min) lässt sich so ein Sauger angenehmer fahren, da die Drehmomentkurve nicht so steil in den Keller fällt wie bei den TD. Ich fahre z. B. eine Steigung mit 13% mit 30 km/h im 3. Gang mit 1350 U/min hoch. Mein vorheriger TD wäre da verhungert, obwohl er nominell fast das gleiche Dehmoment bei weniger als der Hälfte der Drehzahl des Benziners hatte (240 Nm/1750 zu 256 Nm/4000 U/min). Der 1,6er TD brauchte da den 2. Gang mit ca. 2000 U/min, damit es vorwärts ging.
Auch der Verbrauchsvorteil beim Diesel schrumpft immer mehr. Bei Spritmonitor braucht z. B. mein Benziner mit 8,61 l zu 7.91 l beim vergleichbaren Diesel-Pendant gerade mal 0,7 Liter mehr (wobei beim Diesel auch noch 2WD mit drin sind, der Benziner hat immer 4WD). Ich fahre mit einem Langzeitverbrauch von 7,8 l.
Ich brauche mir keinen Kopf zu machen wegen Turboschäden, defekten Injektoren, Ölverdünnung, Hochdruckeinspritzpumpe, Verkokung des AGR-Ventils, Vorglühanlage, Differenzdrucksensoren, Ad-Blue-Gedöns oder dem teuren DPF-Wechsel und Diesel-Mehrpreis beim Kauf. Günstigere Versicherung/Steuer, geringerer Anschaffungspreis, weniger Wartungskosten, weniger teure Teile, die ausfallen können: Wenn man alles berücksichtigt, wird es bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung für den Diersel sehr eng, selbst bei weit über 20 tkm/Jahr. Und da darf dann nichts, aber auch gar nichts kaputtgehen von den Teilen, mit denen Diesel heute "gesegnet" sind. Dann ist die ganze Rechnung sowieso für die Katz. Und der so oft bemühte höhere Wiederverkaufswert ist mittlerweile beim Diesel ein echtes "Relikt aus dem vorigen Jahrhundert" geworden.
Gruß
electroman
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168 Antworten
Zitat:
Etwa technischer Natur?
Diesel Technik ist komplizierter, somit teurer und
oft auch anfälliger, manche Dinge hat ein Benziner
(noch) nicht.
zb.
Einspritzdruck beim Diesel bis 2000bar!!!!
Beim Benziner zwischen Pullerstrahl bis 200bar
bei DI Motoren.
Dementsprechend teure Injektoren bei Dieseln, welche
auch ausfallen, dan wirds nicht günstig.
DPF geht beim Diesel bei hohen Laufleistungen oder
falschen Fahrprofil zu, Benziner hat keinen und die OPF
die verstärkt kommen dürften aufgrund der höheren Abgastemp.
beim Otto kaum Ärger machen.
Krafübertragung durch hohe Drehmomente beim Diesel auch oft
anfälliger zb. Getriebeschäden, Kupplungsdefekte.
Es ist zwar möglich die Komponenten an die Kräfte anzupassen,
dies passiert in der Realität leider oft nicht.
Wie zb. die erhöhte Automatikschaden Quote der GM Selbstschalter
bei diversen BMW Dieselmotoren zeigt.
Sorry,
aber für mich ist das ist kein Thema, was dem eigentlichen Sinn und Zweck der allg. Kaufberatung entspricht.
Das ist eine Grundsatzdiskussion und wäre was für einen Blog, aber nicht für dieses Themenforum.
https://www.motor-talk.de/.../...t-lesen-update-10-01-13-t3358316.html
Kurzstrecke:
ist meines Wissens für beide Motoren gleich schädlich -
Allerdings kommt beim Diesel hinzu, dass der Partikelfilter verstopft; dieses Problem löst sich jedoch, wenn man zumindest ab und zu mal eine Langstrecke fährt, da der DPF dann sauber wird.
Ja, es gibt auch technische Gründe.
Komfort: Ein Diesel läuft lauter und mit mehr Vibrationen - warum sollte man sowas fahren wollen, wenn man nicht aus wirtschaftlichen Gründen dazu gezwungen wird?
Ein Dieselmotor ist häufig schwerer und hat i.d.R. mehr Motoröl, außerdem ist der Wirkungsgrad etwas höher und die Verbrennung kälter. Das alles führt dazu, dass der Motor langsamer Abwärme an den Innenraum liefern kann. Viele modernere Diesel haben darum nochmal einen kleinen Kühlkreislauf oder einen elektrischen Heizer, damit du im Winter nicht nach 15 km immernoch zittern musst.
Kurzstreckentauglichkeit: Da der Motor nur langsam wird, kommt es bei Dieseln im Kurzstreckenverkehr häufig zu Motorölverdünnung durch Kraftstoffeintrag. Der Diesel braucht höhere Temperaturen um wieder aus dem Motoröl zu verdunsten, als das bei Benzin der Fall ist.
Wird zuviel Diesel ins Motoröl eingeschleppt, verschlechtern sich die Schmierung und der Verschleiß steigt. Wird die Ölverdünnung nicht bemerkt und es wird insgesamt zu viel Öl/Dieselgemisch im Kreislauf, wird das Gemisch schaumig geschlagen, das passiert auch, wenn man zuviel Öl einfüllt. Es droht hierbei ein kapitaler Motorschaden durch Kolbenfresser, weil das schaumige Öl keine hinreichende Schmierung gewährleistet.
wirtschaftliche Aspekte: Diesel sind nicht nur teurer in der Anschaffung. Auch die Wartungskosten sind höher. Das Fahrzeug ist i.d.R. schwerer, das heißt mehr Reifenverschleiß (auch durch die unharmonische Leistungsentfaltung), evtl. größere Bremse, es wird mehr Öl benötigt. Das muss alles reingefahren werden.
Bei den sonstigen Verschleißteilen haben die Benziner leider aufgeholt. Hochdruckpumpen, Injektoren und Partikelfilter war früher ein Dieselproblem, heute haben das auch die meisten Autos mit Ottomotor.
Bei geringer km-Leistung wird der Vorteil des preiswerteren Diesels und des niedrigeren Verbrauchs vielleicht von den höheren Kosten für Versicherung und Steuer aufgefuttert.
Der Diesel braucht bis zu 3x solange, warm zu werden, wie der Benziner, negative Folge der besseren Effizienz und der niedrigeren Verbrennungs- und Abgastemperaturen. Und ein nicht warmer Motor wird schlechter geschmiert, darum ist der Kaltstart so schädlich, das gilt natürlich für alle Verbrennungsmotoren. Wg. dem DPF ist eher Schmierölverdünnung möglich (Stichw. Nacheinspritzung zur Reinigung), was ebenfalls die Schmierfähigkeit mindert und den Verschleiss erhöht. Schliesslich verbrennt der Diesel im kalten Motor tendenziell unvollständig, in der Folge russt er mehr und verstopft den DPF schneller.
Die Jahresfahrleistung hingegen betrifft primär die Ökonomie, zudem denkt sich der vernünftige Gebrauchtwagenkäufer, dass wenige km/J. eben viel Kurzstrecke entsprängen und schaut weiter.
Das einzige was gegen Diesel spricht ist der Dieselpartikelfilter auf der kurzstrecke. Alles andere sind Märchen von mt fanboys die keine Ahnung haben
Ps: fahre Benziner
Diesel wurden für LKW, Loks und Schiffe konstruiert und sind nur wegen des sozialen Niedergangs in PKW verbaut worden.
OK, etwas provokant:-)
Zitat:
@Emsland666 schrieb am 24. Juli 2018 um 19:30:06 Uhr:
Diesel wurden für LKW, Loks und Schiffe konstruiert und sind nur wegen des sozialen Niedergangs in PKW verbaut worden.
OK, etwas provokant:-)
Genau... Und zukünftig kippen wir den Diesel dann wieder auf die Felder!
LKW wollen wir nicht, Züge können wir nicht und ich fürchte so viele Schiffe wie wir Diesel haben passen gar nicht auf den Rhein.
Moin,
Ja, der Hauptaspekt sind ökonomischer Natur. Anschaffungskosten, Wartungskosten, Reparaturpauschale (je nach Modell) und Fixkosten sind beim Diesel tendenziell teurer (sofern man diese Kosten nicht anteilig oder komplett steuerlich geltend machen kann). Das musst du dann über den Verbrauch und die geringen Kraftstoffkosten reinfahren - dazu brauchst du x km. Danach sparst du mit dem Diesel.
Wie der Diesel diese km zurück legt ist weitgehend egal. Er muss dabei nur regelmäßig warm werden und die Abgasreinigung auf ausreichend Temperatur bringen, dass sie durch den Betrieb keine technischen Schäden nimmt. Das ist die einzige Einschränkung, die ich als valide ansehen würde.
LG Kester
Zitat:
@Mr. Moe schrieb am 24. Juli 2018 um 18:51:58 Uhr:
Kurzstreckentauglichkeit: Da der Motor nur langsam wird, kommt es bei Dieseln im Kurzstreckenverkehr häufig zu Motorölverdünnung durch Kraftstoffeintrag. Der Diesel braucht höhere Temperaturen um wieder aus dem Motoröl zu verdunsten, als das bei Benzin der Fall ist.
Wird zuviel Diesel ins Motoröl eingeschleppt, verschlechtern sich die Schmierung und der Verschleiß steigt. Wird die Ölverdünnung nicht bemerkt und es wird insgesamt zu viel Öl/Dieselgemisch im Kreislauf, wird das Gemisch schaumig geschlagen, das passiert auch, wenn man zuviel Öl einfüllt. Es droht hierbei ein kapitaler Motorschaden durch Kolbenfresser, weil das schaumige Öl keine hinreichende Schmierung gewährleistet.
Hier muss ich Veto einlegen, denn Diesel ist auch Öl.
Der Diesel im Motoröl ist wesentlich (!) weniger schädlich als Benzin im Motoröl, denn Benzin und Öle/Fette stoßen sich ab. Nicht umsonst nimmt man Reinigungsbenzin, um Oberflächen von Fettflecken zu reinigen.
Das, was wirklich schädlich ist, ist Kondenswasser im Motoröl. Und zwar bei Diesel- und Ottomotoren gleichermaßen.
Vielen Dank für die vielen Informationen. Das macht die Sache erstmal etwas übersichtlicher. Gibt es zu dem Thema irgendwelche Faustregeln, wie "Diesel lohnt sich ab x Kilometer im Jahr" oder "Diesel erst ab einer täglichen Fahrstrecke von x Kilometern"?
Mir war nicht bewusst, dass so ein Diesel technisch so viel komplizierter ist. Stimmt natürlich, dass was nicht dran ist nicht kaputt gehen kann und auch nicht repariert werden muss.
Zur Ergänzuung muss man sagen, daß auch vieles an den modernen Motoren (sei es Diesel oder Benziner) liegt, die unheimlich hochgezüchtet wurden.
Es gab in den 80er und 90ern von PSA wahre Vorbilder in der Laufruhe bei den Dieselmotoren.
Wenn dich das Gerappel des Diesel nicht nervt: ab 15 K durchrechnen, wenn es nervt: ab 20 K durchrechnen.
Zitat:
@Deloman schrieb am 24. Juli 2018 um 19:53:42 Uhr:
Hier muss ich Veto einlegen, denn Diesel ist auch Öl.
Der Diesel im Motoröl ist wesentlich (!) weniger schädlich als Benzin im Motoröl, denn Benzin und Öle/Fette stoßen sich ab. Nicht umsonst nimmt man Reinigungsbenzin, um Oberflächen von Fettflecken zu reinigen.
Das, was wirklich schädlich ist, ist Kondenswasser im Motoröl. Und zwar bei Diesel- und Ottomotoren gleichermaßen.
Öl ist aber nicht gleich Öl. Während Diesel schon bei ~55 Grad soweit verdunstet, dass sich ein zündfähiges Gemisch bilden kann, (Flammpunkt) liegt diese Temperatur für Benzin bei -20 Grad und bei Motoröl bei ~200 Grad. Darum ist auch Biodiesel auch besonders kritisch, der Flammpunkt liegt deutlich über der Betriebstemperatur, darum verdunstet das Zeug kaum aus dem Motoröl heraus.
Benzin ist zwar schädlicher, es sammelt sich aber keine große Menge im Öl an.