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Dieselmotor am Leben halten?
Hallo liebe Technikfans,
ich hätte eine recht banale und theoretische Frage. Mich interessiert, was Ihr an einem normalen 1.6 l CRDI Motor regelmäßig bzw. irgendwann mal tauschen, oder ersetzen würdet. Motorölwechsel, ab und zu den Luftfilter, na klar, aber gibts noch mehr Dinge am Motor, die man unbedingt regelmäßig tauschen, oder ersetzen sollte, bevor was gröberes kaputt geht?
Wäre um ein paar hilfreiche Antworten sehr dankbar. Und bitte keine Kommentare wie "Fahr halt zum Kundendienst"! Mich interessiert nur in der Theorie auf was man aufpassen sollte.
Danke Euch schon Mal!
Gruß Bastian
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2 Antworten
Heya,
ja, wichtigste Wartungsthema hast du angesprochen, das Öl. Tatsächlich auch, abhängig von den Vorgaben, auch mal öfter wechseln. Stichwort Longlife, keine Ahnung, ob das bei deinem ein Thema ist.
Ist interessant, dass ausgerechnet einige Hersteller, die als zuverlässig gelten, sich auf so was nicht einlassen. Klar gibt's Konstruktionen, die empfindlicher auf schlechtes Öl reagieren (Steuerkette, Turbo), aber auch sonst sollte man angesichts des Preisverhältnisses Ölwechsel zu Folgeschäden die Brühe auch dann nicht 50tkm im Motor lassen, wenn der Hersteller das für machbar hält - meine Meinung.
Und außer den (also auch den anderen) Wartungsthemen, die eben genau durch den Kundendienst abgedeckt werden, kannst du auch nicht viel machen.
Zaubertricks gibt's keine, sonst wären sie auch einer breiten Masse bekannt. Ist ja schließlich ne Menge Geld im Spiel.
Was gerne ignoriert wird, weil es unbequem ist, aber unglaublich wichtig: Gerade bei so einem modernen Motor, niemals Defekte oder Wehwehchen verschleppen bzw. die Reparatur rauszögern! Angenommenes Beispiel: Er hat irgendwas an der Ansaug/Ladeluftstrecke (ist generell, motorenunabhängig ein Thema, und wenn nur was losgerüttelt ist) dann verbrennt er mit mehr Ruß, das stresst den DPF, dessen vermehrte Regenerationen gehen auf's Öl usw. Diesen Rattenschwanz willst nicht.
Gilt eigentlich aber für jeden Technikbereich an jedem Auto...
Das heißt nicht, irre Paranoia zu haben, aber wenn einem halt was (Geräusch, Verhalten, Verbrauch) auffällt, dem direkt nachgehen und lieber die 300€ direkt in die Hand nehmen als die 3000€ in nem halben Jahr. Oder noch ein Klassiker zur Verdeutlichung: Ein CR-Diesel nagelt ein bisschen, sonst nichts. Scheint erstmal nicht schlimm, aber irgendwann rollt er auf der Autobahn mit einem Loch im Kolben aus, weil das "harmlose" Nageln ein nachtropfender Injektor war. Injektoren sind auch nicht billig, klar, aber für den Preis eines Austauschmotors bekommste schon ein paar...
Und dann, genauso unbequem, aber quasi genauso wichtig wie jede Wartung: Das Fahrprofil! Das entscheidet, und nicht nur beim Motor, wie die Karre nach 10 Jahren aussieht und läuft.
Also: Keine Kurzstrecken (und nein, die lassen sich auch nicht durch "Freifahren" kompensieren, das war mal bei gemischgeschmierten Zweitaktern so), vernünftig warmfahren (keine Volllast, kein Leerlauf), nicht glühend heiß abstellen usw usf. Man weiß es ja eigentlich, sollte es nur machen.
Und dann musst noch ne Portion Glück haben (brauchste halt statistisch bei einem so komplexen Stück Technik) und schon haste lange Freude daran.
Ich erwähne das, denn du steckst nicht immer drin. Hab's ja schon paarmal hier im Forum erwähnt, mein Getriebe. Das erste Gangradpaar 3/4 in meinem hat keine 15tkm gehalten, und das, obwohl ich mir wirklich alles für ein langes Autoleben zu Herzen nehme und von Anfang an genommen habe.
Zitat:
@IMPORT_TUNER schrieb am 7. Mai 2020 um 18:58:58 Uhr:
ich hätte eine recht banale und theoretische Frage. Mich interessiert, was Ihr an einem normalen 1.6 l CRDI Motor regelmäßig bzw. irgendwann mal tauschen, oder ersetzen würdet.
Das wichtige ist IMHO nicht das tauschen oder ersetzen (auch nicht bei den Ölwechseln), sondern das messen, im Blick behalten, aufmerksam sein und vergleichen: Soll-Verhalten gegen Ist-Verhalten.
Ein 1.6 CRDi Dieselmotor (und seine Komponenten ringsrum) ist eine technische Apparatur, deren Aufbau man erstmal im konkreten Fahrzeug kennen sollte.
Den gibt's schon sehr lange und in vielen Varianten.
Es beginnt mit dem Wissen um seinen Aufbau in Teilsystemen:
* Luftsystem / Ansaugsystem: Funktion Turbolader, Drosselklappe, Saugrohr, Motor-Luftfilter, Luftmassenmessung, Abgasrückruhrung
* Kraftstoffsystem: mit der Vorförderpumpe im Tank, Dieselleitungen, Common-Rail-Pumpe, Injektoren
* Motormechanik und Steuertrieb: R4-Motor mit Steuerkette oder Zahnriemen und 16V
* Abgasbehandlung: mit Abgasrückführung, fallweise Dieselpartikelfilter, fallweise Selective Catalytic Reduction (SCR)
* Sensoren der Motorsteuerung und die Verkabelung dazu: mit Luftmassenmesser, AGR-Position, Kurbelwellen- und Nockenwellenpositions- und Drehzahlsensor, Temperatursensoren, Drucksensoren, Lambdasonde
* Aktoren der Motorsteuerung und die Verkabelung dazu: mit AGR-Ventil, Stellgliedern an der CR-Pumpe, Drosselklappe, Diesel-Injektoren, Vorglühanlage mit Glühkerzen
* Motorsteuerung an sich und das On-Bord-Diagnosesystem (Selbstüberwachung) und ihre Stromversorgung
* Anlasser, fallweise mit Motor-Start-Stopp-Funktion
* Kühlsystem mit Kühlmittelpumpe/n, Motorkühler
* Schmiersystem und Abdichtungen: Ölpumpe und die ganzen Ölkanäle und auch Dichtungen
* Motoraufhängung
* Nebenaggregate, die über den Aggregateriemen auch rückwirken
* Motorleistungsabgabeseite mit fallweise Zweimassenschwungrad und dann Kupplung
Die Subsysteme haben jeweils Aufgaben und Bauteile. Und diese Bauteile haben Funktionen, um ihre jeweiligen Aufgaben zu erfüllen.
Es gibt unheimlich viele 1.6 CRDi (Hyundai U Motor, D4FB). Schon seit 2007 auf dem deutschen Markt bis heute gibt's den Rumpfmotor bei Hyundai und Kia. Früher 1582 ccm, irgendwann in jüngerer Zeit (2018?) Wechsel auf 1598 ccm.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hyundai_KIA_U
https://en.wikipedia.org/wiki/Hyundai_U_engine
In vielen Leistungsstufen:
Früher 66 kW, 85, 95 kW im Kia ceed, proceed, Soul, Venga. Und Hyundai i20, i30.
Inzwischen 70, 85, 100 kW beispielsweise im i30. Aber auch in etlichen anderen Modellen wie Tucson usw.
Und mit der Vielfalt sollte man eben nicht "den 1.6 CRDi" besprechen, sondern genau einen Motor: deinen. Der hat konkrete Bauteile mit konkreten Funktionen.
Der Motor hat ein Sollverhalten, mit einem bestimmten Sollverhalten. Und da braucht es eben den Abgleich: klingt er noch so und verhält er sich noch so, wie er sein soll?
Ab und an:
* AGR-Ventil reinigen, Drosselklappe reinigen
* Injektoren Lecktest alle 2 Jahre oder 40.000 km
* keine extrem langen Standzeiten, also alle 6 Wochen sollte der schon mal wieder gefahren werden
* wenn Dieselpartikelfilter (DPF) verbaut: DPF-Last im Blick behalten
* Sensorwerte mal anschauen: Lambdasignal mit seiner Amplitude, DPF-Differenzdruck, berechnete Aschemasse
* wenn DPF verbaut: DPF-Regenerationszyklen (Länge in km in einem bestimmten Fahrprofil) im Auge behalten
* wenn SCR-Kat verbaut: AdBlue-Verbrauch (wenn zutreffend) messen und im Auge behalten
* Diesel-Verbrauch ab Tanksäule bei jeder Füllung mitloggen und im Auge behalten, reagieren bei Veränderungen, die nicht erklärbar sind
* alle 4 Wochen: mal Blick auf die Flüssigkeitsstände
* Veränderungen der Glühkerzen im Auge behalten: Innenwiderstand
* Turbo warmfahren und kaltfahren, gerade nach schnellen Etappen über die Autobahn und dann an Raststätten
* jeden Monat auch sonst so mal durchschauen im Motorraum: auf Marder-Spuren, auf Verlust von Flüssigkeiten (Motoröl, Kühlflüssigkeit, Kraftstoff), auf Schäden an der Elektrik
* Motor-Ölwechsel (nach Herstellervorschrift) und zusätzlich: ab und an (so alle 2-5 Jahre) auch mal eine externe Ölanalyse - so bekommt man mit, ob z.B. der Abrieb erhöht ist oder Kühlfüssigkeit ins Motoröl kommt
* Motor-Ölfilterwechsel
* Motor-Luftfilterwechsel
* Kraftstofffilterwechsel
* alle 5 Jahre mal Wechsel Kühlflüssigkeit
* bei Auffälligkeiten: Kompressionsmessung
* bei Auffälligkeiten: Motorendoskopie durch die Glühkerzenlöcher oder Injektorenlöcher und Blick in die Brennräume auf die Ventile
* DTCs auslesen und im Blick behalten - nicht erst wenn die Motorkontrollleuchte angeht, sondern ruhig vierteljährlich oder so alle 5000 km
* Funktion des Thermostats überwachen, damit der Motor seine Abwärme loswird
* Drehzahlverhalten und Leistungsverhalten im Blick behalten
Macht man alles gewissenhaft, kann so ein Motor (bei passendem Fahrprofil) locker auch mal 500.000 km oder 750.000 km oder 1.000.000 km oder auch 40-80 Jahre erreichen.