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Ein paar Fragen zum Sandero Stepway Style 90 SCe
Ein "Grüß Gott" ins Forum, bin hier neu und bitte um etwas Beratung.
Als fahrbaren Untersatz für die beiden Töchter, die heuer den Führerschein machen wollen, suche ich ein handgeschaltetes Auto, das unseren "Fuhrpark" ergänzen soll. Bei der Recherche komme ich von gebrauchten Kleinwagen immer mehr ab und fasse zunehmend einen preisgünstigen Neuwagen (oder Vorführwagen) ins Auge -- der in diesem Segment geringe Wertverlust steht in meinen Augen in keinem Verhältnis zu den damit verbundenen Nachteilen (Garantien abgelaufen, Verschleißteile verbraucht, Gebrauchtkaufrisiko ganz allgemein).
Natürlich spielt Geld eine Rolle und ich möchte mir als Drittwagen keinen Klotz ans Bein binden.
Ein spannendes Angebot scheint mir ein Sandero Stepway Style zu sein. Die Ausstattung ist durchaus gut, die Optik innen erfreulich und außen sogar ein wenig frech, der 90-PS-Turbobenziner könnte gut zu den 1.100 kg passen und der Preis bleibt sogar mit 6-Jahres-Garantieerweiterung und ein paar kleinen Extras (Rückfahrkamera, Reserverad, Metalliclack) bei gut 13.000 Euro (in Österreich). Dazu gibt es attraktive Finanzierungsangebote.
Da die jährliche Fahrleistung eher im unteren 10.000-km-Bereich bleiben wird ist der Diesel kaum eine Option. Der kleine 75 SCe soll eher zäh sein, 15 Sekunden auf 100 km/h sind schon eine Ansage ...
Ein paar Fragen hab ich an die Kenner hier, den Verkäufern darf man ja nicht alles glauben:
Eigenschaften des Dreizylinder-Motörchens: Wie fährt er sich, ist er laut, stimmt das mit der haltbaren Steuerkette auch in der Praxis*? Auch der kleine 75 SCe hat angeblich eine Steuerkette. Probefahrt konnte ich leider keine organisieren, Vorführautos sind offenbar selten, Gebrauchte auch.
Gebrauchtmarkt: Der alte 75 PS 1.2 dürfte einen Zahnriemen haben, dafür ein Vierzylinder sein. Eine vielleicht aus guten Gründen doch überlegenswerte Alternative? Hier ist ein Wechsel alle 6 Jahre empfohlen?
Diesel: Doch aus irgendwelchen Gründen eine sehr empfehlenswerte Motirisierung?
Getriebe: Die Schaltbarkeit der aktuellen Fünfgangbox soll "okay" sein, "BMW isses keiner". Meinungen dazu? Manche schreiben ja von "mäßig guter Schaltbarkeit" ... gibt es hier eine Weiterentwicklung, evtl. auch ein guter Grund für ein jüngeres Modell anstelle eines Gebrauchten?
Navi: Der Verkauf meinte "es gibt besseres, aber es erfüllt den Zweck" und die Freisprecheinrichtung sei gut. Im Kaufpreis enthalten ist das Ost-Kartenmaterial, Westeuropa sei dazuzuerwerben. Der Speicher reicht nicht für Ost- und Westkartenmaterial, man müsse dann ein größeres östliches Land löschen.
*Qualität: Eigentlich lese ich hier aus Forum relativ große Zufriedenheit!? Kann man eine Garantieerweiterung auf weitere 3 Jahre um 600 Euro bei einer angestrebten Haltedauer von 6 Jahren und max. 100.000 km als sinnvoll bezeichnen? Fahrwerksteile wie Gelenke, Stoßdämpfer, Bremsen sind natürlich ausgenommen. Oder doch lieber einfach aufs Sparbuch legen?
Aussicht: 2019 dürfte ein neuer Sandero kommen. Lieber noch auf diesen warten?
Finanzierung: Die RCI-Bank bietet in Österreich immer wieder attraktive Finanzierungsoptionen, zB Vier-Raten-Zahlung zinsenfrei inkl. Winterrädern, wenn man auf so eine Aktion warten kann. Das würde ich gerne nutzen.
Vielen Dank für eure Meinungen und den einen oder anderen Tipp zu Details, an die ich noch nicht gedacht habe!
Beste Antwort im Thema
Nach einer Probefahrt mit einem neuen Sandero Stepway Style TCe (90 PS) und tags darauf einem ein Jahr alten VW Polo 1.2 TSI (90 PS, Typ 6C, 24.000 km) zum -- durch schier unglaubliche Finanzierungsangebote mit fetten Negativzinsen! -- selben Preis inkl. 4 Jahre Restgarantie möchte ich kurz berichten:
Der Sandero riecht auch ganz neu unauffällig-gut, bietet einen gute Übersicht (auch die Spiegel sind 1A), der Motor läuft irgendwie nicht unangenehm kernig und das Getriebe lässt sich mit dem langen "old-school" Schalthebel leidlich schalten. Das Cockpit finde ich recht gelungen, die Mittelkonsole ums Navi herum mit den Lüftungsdüsen geht so noch in Ordnung, wäre die Airbag-Abdeckung auf der Beifahrerseite am unteren Rand nicht so wellig verbogen gewesen würde ich auch dort gute Noten vergeben. Die Türgriffe knistern bei Belastung recht schrecklich, der fast unzugänglich angebrachte Start-Stopp-Schalter neben dem Bremshebel macht einem bei Betätigung schon richtig Angst, das bei gezogener Handbremse sichtbare Loch im Teppich, in dem der Bremshebel verschwindet, ist interessant und erklärt nebenbei die Funktionsweise gut. Die weiträumige Verteilung der Fensterheberschalter (vordere in der Tür, hintere in der Mittelkonsole) ist nicht perfekt, aber auch nicht weiter tragisch.
Ein wenig auffällig, wenn auch nicht wirklich störend, war das zarte Geruckel und Gezuckel, das ich beim Sandero auf die Klimaautomatik zurückführe: schaltete man diese ab lief er nicht nur klar lebendiger sondern auch gleichmäßiger, im Stand würgte das Motörchen auch nicht so schüttelnd durch den Klimakompressor.
Das Navi im Sandero Stepway Style ist eigentlich ganz okay, simpel zu bedienen und gut platziert, klare Ansagen. Die Rückfahrkamera ist sowieso eine Wucht.
Der Polo zieht vergleichsweise deutlich besser durch, auch wenn die Papierform eigentlich ident ist. Er läuft als Vierzylinder wesentlich runder, ist überraschend einfach sanft und ruckfrei zu schalten und zeigt erlebbar geringere Wind- und Abrollgeräusche. Man weiß bei diesem Auto einfach, wann die Kupplung kommen wird, kann sehr gefühlvoll rangieren und erstaunlich einfach bergauf losfahren ohne viel Gas geben zu müssen! Sehr ähnlich ist die Übersichtlichkeit der Karosserie und das Gepolter auf Kanaldeckeln und Straßenflickwerk. Der Polo bietet hinten spürbar weniger Platz, der Kofferraum ist hingegen vergleichbar, die Ladekante jedoch etwas niedriger.
Unerwartet krass ist der Unterschied in den Details der Innenraumverarbeitung (der scharfkantige Grat am oberen Rand des Blinkerhebels des Sanderos ist übrigens auch beim teuren Renault Captur zu finden). Das gesamte Fahrgefühl am Beifahrersitz ist beim Polo erstaunlich eindeutig souveräner und erwachsener, meine Frau meinte "das ist eine ganz andere Klasse". Man sitzt gefühlt nicht so hoch (wertfrei), das Auto läuft aber insgesamt spurstabiler und die zielsichere Lenkung macht richtig Laune. Das Auto lässt sich ebensogut niedertourig "herumnudeln" wie auch "engagiert bewegen", der trägere Sandero mag es hingegen eher "gleitend".
Der Dacia Sandero hat mich nicht enttäuscht, der macht seine Sache schon richtig. Ich konnte nichts Schlechtes finden, nach wie vor erscheint mir die doch oft recht schlichte Ausführung dem Preis angemessen. Schön gemacht ist das Auto wie erwartet eigentlich nur dort, wo man dauernd hinsieht, abseits verblüfft die simple Machart doch sehr. Die Höhepunkte sind eigentlich das Lenkrad selbst sowie das Sitzgefühl auf der Rückbank, allerdings fand ich mit meinen langbeinigen schlanken 1,83 m als Fahrer keine wirklich komfortable Einstellung, das Lenkrad blieb mir immer zu weit entfernt. Das Geräuschniveau bei 100 km/h auf gutem, aber rauem Asphalt war mir persönlich zu hoch, meine Frau empfand es noch als "okay".
Leider gab es aktuell nur eine einzige verkaufsfördernde Aktion seitens der Renault-Bank (RCI), eine 50/50-Finanzierung mit 1% Zinsen, aber für die Laufzeit doch mit recht nennenswerten Spesen verbunden. Wir hörten immer nur von einer zinsfreien Vier-Viertel-Finanzierung im Frühjahr, Winterreifenaktion im Herbst, auch beides in Kombination ab und zu … de facto war es nun einfach die falsche Jahreszeit. Auch ist eine Sitzheizung nicht verfügbar, die Kosten einer (durchaus möglichen) Nachrüstung mit Originalteilen waren kurzfristig nicht zu recherchieren.
Etwas zwiespältig die Kostenseite (Österreich): Kaufpreis mit Metallic-Lack, Navi, Reserverad, Rückfahrkamera 13.300 Euro (also recht günstig), Garantieverlängerung auf 6 Jahre um 590 Euro (ist okay), Wartungsvertrag für 6 Jahre (bei 10.000 km p.a.) recht vollschlanke 2.300 Euro -- das sind 460 Euro für jeden der fünf Services eines recht schlichten Autos bei Vorauszahlung. Uff.
Eigentlich war es dann meine Frau, die die Entscheidung für einen Golf VII 1.0 TSI Rabbit mit 110 PS traf. Der kostet ein Jahr alt mit 4 Jahren Restgarantie (21.000 km, Dreizylinder) inkl. Winterräder durch die dort nochmals verrückteren Finanzierungsaktionen genau zwei Tausender mehr als der Sandero und ist dabei "schon ein richtiges Auto" wo einem wirklich nichts fehlt und es nirgendwo zwickt und zwackt, in den Augen schmerzt oder mit der Zeit nervt.
Der Golf läuft deutlich (!) leiser als Sanderun und Polo und poltert auf Fahrbahnstufen kaum, der kleine Dreizylinder-Turbo versteckt den fehlenden Zylinder recht erfolgreich, zieht wie ein Büffel (9,9 Sek. auf 100 km/h) und wenn's mal kracht ist die Hütte größer, schwerer, vollgepackt mit Airbags und damit ohne Zweifel sicherer. Das Design ist recht zeitlos, das Schaltgetriebe und Kupplung sind richtig super, der Wiederverkaufswert eine sichere Bank.
Ein wenig schade ist, dass es den sicher nochmal laufruhigeren Vierzylinder 1.2 TSI mit 110 PS nicht mehr gibt und den Wagen in 9,2 Sek. auf 100 km/h beschleunigt -- bei identen steuerlichen Kosten und vergleichbarem Realverbrauch. Die Steuerkettenprobleme der TSI-Motore sind ja zum Glück schon länger Geschichte, die Motore haben wieder einen Zahnriemen, der an die 200.000 km hält (wohl länger als der doch recht heftig aufgeladene Motor).
Von der Sitzheizung über Parkpiepser bis zum Tempomaten mit Abstandsregelung ist alles Sinnvolle im Golf drin, hinten gibt es Scheibenbremsen und eine elektrische Parkbremse mit Berganfahrhilfe. Das Navi sowie die Rückfahrkamera des Sanderos hat er jedoch leider nicht. Allerdings kann man das Android-Handy ins Mediadisplay spiegeln, was angeblich zur Navigation ganz gut klappen soll. Als etwas störend empfinde ich die tief liegende vordere Dachkante, welche den Blick auf die Überkopfampeln doch unnötig behindert. Bei uns in der Vorstadt gibt es nicht viele Ampeln, da geht das noch okay.
Eine erstaunliche Wendung, hätte das selber so nicht gedacht.
Ärgerlich ist nur, dass meine Strategie "ein einfaches Auto zu kaufen, das nicht zum Familienmitglied wird" und entsprechende "Migräne" bei den denkbaren kleinen Anfängerunfällen verursacht, nun nicht aufgeht. Aber man lebt nur einmal, es wäre mehr als unklug, diese Angebote nicht wahrzunehmen.
Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Leser hier. Danke für die Tipps!
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8 Antworten
Also meine Tochter würde von mir kein so teueres Auto bekommen,
aber das musst du ja selber entscheiden.
Der alte 1.2er ist eine Wanderdüne mit Zahnriemen.
Der SCe 75 ist eine Dreizylinder-Wanderdüne mit Steuerkette.
Beide würde ich niemanden zumuten wollen
Bleibt also nur noch der TCe90 übrig.
Ist zwar auch leider nur ein Dreizylinder, dafür aber wenigstens ganz gut motorisiert.
Von Problemen hört man recht wenig, eigentlich so gut wie nix.
Mein 2013er Lodgy dCi 110 hat jetzt 110.00km runter, absolut problemlos.
Selbt die Bremsen sind noch die ersten.
Für das Medianav gibt es die Möglichkeit kostenlose (und brandaktuelle) Karten zu installieren,
aber darauf möchte ich hier nicht näher eingehen.
Der kleine 0.9 Liter TCe geht schon recht gut besonders in den unteren Gängen.
Für einen Fahranfänger eigentlich schon zu schnell 175 km/h sind drin.
Schaltung nah ja. Ich habe nachgefettet jetzt geht es so.
Für das Geld ist der Sandero aber Top.
Zitat:
@HellmichHolger schrieb am 24. Juni 2018 um 21:14:29 Uhr:
Für einen Fahranfänger eigentlich schon zu schnell 175 km/h sind drin.
In Österreich sind sowieso nur maximal 130 erlaubt.
Da es dort etwas bergiger als in den Niederlanden ist, passt der TCe eindeutig besser.
Danke für die ersten Antworten, hilft mir schon ein bisserl weiter.
Werde versuchen mal eine Probefahrt zu organisieren.
P.S.: Österreich besteht nicht nur aus Bergen, hier im Osten ist es sogar ziemlich flach.
Zitat:
@Cyrus_Ramsey schrieb am 24. Juni 2018 um 21:05:59 Uhr:
,
...
Der SCe 75 ist eine Dreizylinder-Wanderdüne ....
Kann ich nicht bestätigen, man muss halt schalten und bei Bedarf die Gänge mal ausdrehen. Und der Verbrauch bleibt unerwartet niedrig. Wer großvolumige oder drehmomentstarke Motoren gewöhnt ist, hat bei den ersten Metern durchaus schon mal Probleme. Bis 140Km/h geht's notfalls im 4. Gang.
Zitat:
@Austro-Diesel schrieb am 26. Juni 2018 um 17:28:10 Uhr:
P.S.: Österreich besteht nicht nur aus Bergen, hier im Osten ist es sogar ziemlich flach.
Mit Füherschein und Auto erkundet man doch gerne das eigene Land.
Ich habe den Sandero Stepway Tce 90 Prestige (heute Celebration) mit dem Dreizylinder Turbo-Benziner. Wird im Juli 5 Jahre alt und hat etwas über 60000 Kilometer gelaufen. Bisher alles top. Schick, flott, sparsam, bis auf Inspektionen und einen Marderschaden, wozu der Wagen nichts kann, keine Probleme gehabt.
Wir waren vor kurzem auf Tour mit ihm. Zwei Personen, ziemlich voll gepackt (Motorradsachen etc), flott gefahren, dabei Klimaanlage durchgehend in Betrieb, hab 5,5 Liter auf 100 km gebraucht. Benzin, wohlgemerkt, kein Diesel. Bin total zufrieden mit dem Wagen.
Nach einer Probefahrt mit einem neuen Sandero Stepway Style TCe (90 PS) und tags darauf einem ein Jahr alten VW Polo 1.2 TSI (90 PS, Typ 6C, 24.000 km) zum -- durch schier unglaubliche Finanzierungsangebote mit fetten Negativzinsen! -- selben Preis inkl. 4 Jahre Restgarantie möchte ich kurz berichten:
Der Sandero riecht auch ganz neu unauffällig-gut, bietet einen gute Übersicht (auch die Spiegel sind 1A), der Motor läuft irgendwie nicht unangenehm kernig und das Getriebe lässt sich mit dem langen "old-school" Schalthebel leidlich schalten. Das Cockpit finde ich recht gelungen, die Mittelkonsole ums Navi herum mit den Lüftungsdüsen geht so noch in Ordnung, wäre die Airbag-Abdeckung auf der Beifahrerseite am unteren Rand nicht so wellig verbogen gewesen würde ich auch dort gute Noten vergeben. Die Türgriffe knistern bei Belastung recht schrecklich, der fast unzugänglich angebrachte Start-Stopp-Schalter neben dem Bremshebel macht einem bei Betätigung schon richtig Angst, das bei gezogener Handbremse sichtbare Loch im Teppich, in dem der Bremshebel verschwindet, ist interessant und erklärt nebenbei die Funktionsweise gut. Die weiträumige Verteilung der Fensterheberschalter (vordere in der Tür, hintere in der Mittelkonsole) ist nicht perfekt, aber auch nicht weiter tragisch.
Ein wenig auffällig, wenn auch nicht wirklich störend, war das zarte Geruckel und Gezuckel, das ich beim Sandero auf die Klimaautomatik zurückführe: schaltete man diese ab lief er nicht nur klar lebendiger sondern auch gleichmäßiger, im Stand würgte das Motörchen auch nicht so schüttelnd durch den Klimakompressor.
Das Navi im Sandero Stepway Style ist eigentlich ganz okay, simpel zu bedienen und gut platziert, klare Ansagen. Die Rückfahrkamera ist sowieso eine Wucht.
Der Polo zieht vergleichsweise deutlich besser durch, auch wenn die Papierform eigentlich ident ist. Er läuft als Vierzylinder wesentlich runder, ist überraschend einfach sanft und ruckfrei zu schalten und zeigt erlebbar geringere Wind- und Abrollgeräusche. Man weiß bei diesem Auto einfach, wann die Kupplung kommen wird, kann sehr gefühlvoll rangieren und erstaunlich einfach bergauf losfahren ohne viel Gas geben zu müssen! Sehr ähnlich ist die Übersichtlichkeit der Karosserie und das Gepolter auf Kanaldeckeln und Straßenflickwerk. Der Polo bietet hinten spürbar weniger Platz, der Kofferraum ist hingegen vergleichbar, die Ladekante jedoch etwas niedriger.
Unerwartet krass ist der Unterschied in den Details der Innenraumverarbeitung (der scharfkantige Grat am oberen Rand des Blinkerhebels des Sanderos ist übrigens auch beim teuren Renault Captur zu finden). Das gesamte Fahrgefühl am Beifahrersitz ist beim Polo erstaunlich eindeutig souveräner und erwachsener, meine Frau meinte "das ist eine ganz andere Klasse". Man sitzt gefühlt nicht so hoch (wertfrei), das Auto läuft aber insgesamt spurstabiler und die zielsichere Lenkung macht richtig Laune. Das Auto lässt sich ebensogut niedertourig "herumnudeln" wie auch "engagiert bewegen", der trägere Sandero mag es hingegen eher "gleitend".
Der Dacia Sandero hat mich nicht enttäuscht, der macht seine Sache schon richtig. Ich konnte nichts Schlechtes finden, nach wie vor erscheint mir die doch oft recht schlichte Ausführung dem Preis angemessen. Schön gemacht ist das Auto wie erwartet eigentlich nur dort, wo man dauernd hinsieht, abseits verblüfft die simple Machart doch sehr. Die Höhepunkte sind eigentlich das Lenkrad selbst sowie das Sitzgefühl auf der Rückbank, allerdings fand ich mit meinen langbeinigen schlanken 1,83 m als Fahrer keine wirklich komfortable Einstellung, das Lenkrad blieb mir immer zu weit entfernt. Das Geräuschniveau bei 100 km/h auf gutem, aber rauem Asphalt war mir persönlich zu hoch, meine Frau empfand es noch als "okay".
Leider gab es aktuell nur eine einzige verkaufsfördernde Aktion seitens der Renault-Bank (RCI), eine 50/50-Finanzierung mit 1% Zinsen, aber für die Laufzeit doch mit recht nennenswerten Spesen verbunden. Wir hörten immer nur von einer zinsfreien Vier-Viertel-Finanzierung im Frühjahr, Winterreifenaktion im Herbst, auch beides in Kombination ab und zu … de facto war es nun einfach die falsche Jahreszeit. Auch ist eine Sitzheizung nicht verfügbar, die Kosten einer (durchaus möglichen) Nachrüstung mit Originalteilen waren kurzfristig nicht zu recherchieren.
Etwas zwiespältig die Kostenseite (Österreich): Kaufpreis mit Metallic-Lack, Navi, Reserverad, Rückfahrkamera 13.300 Euro (also recht günstig), Garantieverlängerung auf 6 Jahre um 590 Euro (ist okay), Wartungsvertrag für 6 Jahre (bei 10.000 km p.a.) recht vollschlanke 2.300 Euro -- das sind 460 Euro für jeden der fünf Services eines recht schlichten Autos bei Vorauszahlung. Uff.
Eigentlich war es dann meine Frau, die die Entscheidung für einen Golf VII 1.0 TSI Rabbit mit 110 PS traf. Der kostet ein Jahr alt mit 4 Jahren Restgarantie (21.000 km, Dreizylinder) inkl. Winterräder durch die dort nochmals verrückteren Finanzierungsaktionen genau zwei Tausender mehr als der Sandero und ist dabei "schon ein richtiges Auto" wo einem wirklich nichts fehlt und es nirgendwo zwickt und zwackt, in den Augen schmerzt oder mit der Zeit nervt.
Der Golf läuft deutlich (!) leiser als Sanderun und Polo und poltert auf Fahrbahnstufen kaum, der kleine Dreizylinder-Turbo versteckt den fehlenden Zylinder recht erfolgreich, zieht wie ein Büffel (9,9 Sek. auf 100 km/h) und wenn's mal kracht ist die Hütte größer, schwerer, vollgepackt mit Airbags und damit ohne Zweifel sicherer. Das Design ist recht zeitlos, das Schaltgetriebe und Kupplung sind richtig super, der Wiederverkaufswert eine sichere Bank.
Ein wenig schade ist, dass es den sicher nochmal laufruhigeren Vierzylinder 1.2 TSI mit 110 PS nicht mehr gibt und den Wagen in 9,2 Sek. auf 100 km/h beschleunigt -- bei identen steuerlichen Kosten und vergleichbarem Realverbrauch. Die Steuerkettenprobleme der TSI-Motore sind ja zum Glück schon länger Geschichte, die Motore haben wieder einen Zahnriemen, der an die 200.000 km hält (wohl länger als der doch recht heftig aufgeladene Motor).
Von der Sitzheizung über Parkpiepser bis zum Tempomaten mit Abstandsregelung ist alles Sinnvolle im Golf drin, hinten gibt es Scheibenbremsen und eine elektrische Parkbremse mit Berganfahrhilfe. Das Navi sowie die Rückfahrkamera des Sanderos hat er jedoch leider nicht. Allerdings kann man das Android-Handy ins Mediadisplay spiegeln, was angeblich zur Navigation ganz gut klappen soll. Als etwas störend empfinde ich die tief liegende vordere Dachkante, welche den Blick auf die Überkopfampeln doch unnötig behindert. Bei uns in der Vorstadt gibt es nicht viele Ampeln, da geht das noch okay.
Eine erstaunliche Wendung, hätte das selber so nicht gedacht.
Ärgerlich ist nur, dass meine Strategie "ein einfaches Auto zu kaufen, das nicht zum Familienmitglied wird" und entsprechende "Migräne" bei den denkbaren kleinen Anfängerunfällen verursacht, nun nicht aufgeht. Aber man lebt nur einmal, es wäre mehr als unklug, diese Angebote nicht wahrzunehmen.
Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Leser hier. Danke für die Tipps!