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Erfahrungsberichte W12 (18 Dezember 2002)
Habe diesen Bericht im Internet gefunden und finde ihn irgendwie witzig und klasse geschrieben
Zitat:
Hallo,
[Vorgeschichte]
wie ja jeder weiß -wenn er denn meine Abhandlung über den Passat TDI gelesen hat- besitze ich KEINEN Phaeton. Aber eben einen VW, und einen netten Verkäufer (der gerade meiner Freundin einen Audi A3 verkauft hat, aber dazu später).
Es trug sich also zu, dass ich in meiner Werkstatt anrief (wollte mir was in den Passat einbauen lassen -> um die Spannung zu minimieren: Einen Tempomat), und betonte, dass ich ein Kfz als Ersatz benötige (für 2 Tage!).
Nunja, mein netter Verkäufer (den ich auch noch sprach) sagte mir einen 'Wagen' zu. Ich also meine Kiste da hingeschoben :-), und mir einen Schlüssel + Kfz-Brief geben lassen (mir fiel dann gleich mal auf, dass in der Mitte der Funbkfernbedienung eine Taste für die Heckklappe vorhanden war), und mit der lapidaren Aussage des guten Mannes 'Der Schwarze, hinten in der Ecke.' wurde ich losgeschickt.
*stöhn*
[Vorgeschichte ENDE]
Ja, kein Scherz - Wahrhaftig. 'Das kleine Schwarze' war ein Zwölfzylinder Phaeton.
Da stand ich dann so ein wenig verloren herum, sah *ich gebe zu: STIERTE würde hier besser passen) mir das Geschoß erst einmal von außen an *WUNDERVOLL*, dann mal ein Blick in's Innere (hellbrauens Leder, Holz soweit das Auge reichte *Man hätte aus mehr als 10 m Entfernung schwören können, dass es sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um ein metallverkleidetes Holzauto handele*).
Ich dachte nur:'Meine Fresse, der Typ hat sich geirrt!' ... lange Rede, kurzer Sinn: Er hatte sich NICHT geirrt.
Ok, Luft holen, reinsetzen.
Kann man kaum in Worte fassen. Der Phaeton ist von Außen tatsächlich dem Passat in Nuancen ähnlich (nur n paar Fußballfelder größere Motorhaube, und solche Kleinigkeiten), aber Innen??? KEIN VERGLEICH MÖGLICH. Hier regiert der PURE LUXUS:
Bestuhlung:
Weiche, sehr kuschelige Ledersitze in hellbraun. Natürlich vollelektrisch mit Memoryfunktion, damit man das edle Gestühl auch ja nur einmal manuell einstellen muß. Man will ja fahren, und nicht rumackern :-) Das man irgendwie ALLES um- sonstwie klappen kann ist wohl selbstverständlich. Heizung auch. Was ich wahrhaftig irre fand, ist die MASSAGEFUNKTION der Sitze gewesen! Man gleitet so vor sich hin, wärend einem der Sitz entspannt den Rücken massiert: Ohne Worte. Nur eines werden wohl Hersteller von Automobilen NIE lernen, und zwar, dass man sich beim Anschnallen nicht entweder die Hände zerquetschen, oder den Arm amputieren möchte. Die Fassungen für die Gurtschnallen sind -mal wieder- so dermaßen tief neben dem Sitz versenkt, dass man fast motiviert wird nach den Dingern zu GRABEN. Für den Wagen: Inakzeptabel. Haben die nur Testfahrer ohne Arme, oder haben die alle Winzhände?
Lenkrad (besser Schaltzentrale):
Das Lenkrad muss ich hier einfach als Einzelstück erwähnen, denn wer das Ding mal in den Händen hatte läßt irgendwie alles andere erst einmal trocken abpflanzen. Holz/Leder, sehr griffig und mehr Knöpfe als eine Standard-DIN-PC-Tastatur :-) Über dieses 'Instrument', mit welchem man beiläufig bemerkt auch noch die Fahrtrichtung des Kfz verändern kann, hat man so ziemlich alles im Griff, was dieses Auto hat/kann/könnte:
Alle Audiofunktionen
Klima
Bordcomputer
Schalten (wie Schumi, will man in dem Auto bloß nicht, dazu später)
etc.pp. Die Funktionsvielfalt ist dermaßen, dass ich keine CHANCE hatte, das alles in zwei Tagen auszuprobieren.
Dass das Lenkrad (natürlich) elektrisch höhen-verstellbar ist, mag hier noch am Rande erwähnt sein.
Interieur:
Fette Masse. Keine Frage. Alles wundervoll verarbeitet. Keine Kanten, keine Augenfeinde (so Schnippseleien/Basteileien/Unperfektheiten ... alles MEGA-clean verarbeitet. Man kann seine Arme auf so dermaßen viele Lehnen legen, dass man Auswahlprobleme bekommt. Fußraum ist ok, allerdings ist der Phaeton -was mich wirklich verwundert hat- für einen Lulatsch wie mich, der mit 194 cm geschlagen wurde, tatsächlich etwas flach. Im Passat habe ich wirklich-wahrhaftig mehr Kopffreiheit. Mittig im Armaturenbrett prangt ein riesiges Display, welches einem -auf Knopfdruck- alles zugänglich macht, was man möchte, oder schon immer mal wissen/sehen wollte:
Klima
Audio/TV
Telefon (auch über Lenkrad bedienbar)
DVD-Navigations-System (sehr nett, zusammen mit dem CD-Wechsler im oberen Teil des Handschuhfachs verstaut)
bis hin zu Reifendruck (inkl. Anzeige des Drucks des RESERVErades!!!) etc.pp.
Sehr nett ist das zwischen den Vordersitzen platzierte Display für die Hintensitzenden. Da der Phaeton eine Zellenklimaanlage besitzt, können sich die 'gefahren'-Werdenden unter Zuhilfenahme des 'eigenen Displays' (zum quittieren und auswählen dient ein zentraler, relativ klobiger Knopf, der dem des neuen 7er-BMW's geringfügig ähnelt) eigene Werte definieren, und auf bestimmte Funktionen (habe ich aber nicht wirklich ausprobiert, saß nie hinten) des Bordcomputers zugreifen.
Ein auch interessantes Detail sind die zwei schmalen Armlehnen, von denen die rechte (in meinem Falle) das Autotelefon von Nokia beherbergte. Diese kann man dann noch hochklappen, und somit den Zugriff auf die darunterliegende Ablageschale ermöglichen (welche einen sehr hübschen Roll-Holz-Lamellenverschluß hat).
Die Becherhalter sind ja bei VW schon fast so etwas wie Klassiker :-) und fehlen natürlich ebenfalls nicht.
Ok, die Austattung des Fahrzeugs ist in etwa so kurz-zu-beschreiben:
ALLES was man sich vorstellen kann, und dann noch ein-zwei technologische Lichtjahre obendrauf ;-)
Etwas schade finde ich, dass die Anzeige von Außentemperatur etc.pp. etwas klein geraten am unteren Rand des Displays im zentralen Anzeigenbereich des Armaturenbrettes Platz fand. Hätte man durchaus größer/deutlicher(?) realisieren können.
Wir fahren erst einmal:
Kurzer Blick in den Fahrzeugschein - kurze Ohnmacht - nach dem Riechsalz die Erkenntnis, dass man 420(!!!) PS unterm Gesäß hat.
Ok, Schlüssel ins Zündschloß (neben einem fährt die Mittelkonsolenverkleidung auf, und gibt Luftschlitze frei - der Wagen bereitet sich auf den Zustand 'Betrieb' vor. Den Zündschlüssel NICHT drehen -zuviel Arbeit- sondern einfach nur sanft nach rechts drücken, der Motor geht an (sieht man NUR am Drehzahlmesser. HÖREN tut man GAR NICHTS!).
Automatikhebel auf 'R' sanft Gas geben - und bremsen! Der Wagen hat einfach mal entspannt einen Satz nach hinten gemacht, weil ich noch den Dieselfuß im Bein hatte - böser Fehler. Hebel auf 'D', gaaaaaaaaaanz sachte Gas geben, vom Hof rollen (dabei auf der Auffahrt ins Lenkrad gebissen: Die Bremse ist auch wesentlich feinfühliger).
Endlich Straße.
Die Heimat des Phaeton, und DAS merkt man.
Die Straßenlage:
Diesen Wagen bringt nur brachiale Gewalt, oder schnödes Fehlverhalten aus der Ruhe. Er liegt wie ein Brett. Dieses -für mein Empfinden- sogar etwas zu hart, da könnte man noch etwas in der Abstimmung machen, denn man möchte ja gleiten, und nicht hoppeln. Leider ist der Phaeton dafür dann wieder in Kurven zu weich, denn der Motor verleitet natürlich zum 'sehr schnell dahingleiten', was sich dann in engeren Autobahnkurven (wenn man den Tempomaten bei 250 km/h eingeklinkt hat) als sehr mulmiges Gefühl in der Magengegend bemerkbar macht. Ebenso die tatsächlich vorhandene Seitenwindanfälligkeit stört immens, denn das Gesamtbild trübt sich ein wenig. Das darf man jetzt nicht falsch verstehen: Der Phaeton bricht nicht unkontrolliert aus, oder so etwas in der Art, in keinster Weise. Es bleibt aber eben trotzdem dieses Gefühl, dass er doch noch ein bischen besser liegen könnte, um noch ein wenig mehr das Gefühl zu vermitteln, man hätte ja nichts zu befürchten, der Wagen beschütze einen ja.
Motor:
Unglaubliche Kraft. Einfach nicht zu fassen. Die Automatik hat noch die Stelliung 'S'. Ich denke mal, dass das SPORT sein soll, aber eigentlich wäre 'SUPERGAU' korrekt. Wenn man einem W12er Phaeton mal so RICHTIG auf's Pedal tritt, und das überlebt, hat man die beste Chance ein direkter Nachfolger von Armstrong zu werden, denn die paar 'G' Beschleunigung einer Rakete bringen einen dann auch nicht mehr um :-) Es sind wieder mal die kleinen Dinge, die einen dann erfreuen:
Permanenter Linksfahrer, 7er BMW, man langweilt sich dahinter bei 210 km/h n bischen rum, und lümmelt sich räkelnd (bei sanfter Audiobeschallung, und den Rücken vom Sitz gekrault) in dem Schlafsofa (was andere Fahrersitz nennen) herum, natürlich mit MÄCHTIG gelangweiltem Gesichtsausdruck, und wartet auf 'freie Bahn'. Irgenwann fahren dann diese Menschen mal so 'alibitechnisch' nach rechts, um MÄCHTIG Gas zu geben, damit ja kein Land verloren wird.
Fehler.
Es zischt einmal neben der 7er-Hütte, und man ist -von der Brachialgewalt des Phaeton nach vorne gepeitscht- einfach mal an dem 'Blechding' vorbeigehämmert, als hätten sie dem BMW-Fahrer auf der letzten Raststätte den Motor geklaut. GEIL!
Extrem nett sind auch die 'Krempelbuden-Drängler': Haben bei 180 km/h nichts besseres zu tun, als einem in das wunderschöne Hinterteil des Phaeton kriechen zu wollen, vor lauter (nicht zu bändigender) Brachialmotorgewalt ihrer Hütten, und wenn es vorne mal frei wird ... dann verschwinden diese 'Dinger' so dermaßen schnell (rückspiegeltechnisch betrachtet) am Horizont, als wären sie nie da gewesen :-)
Überhaupt hat mich in den zwei Tagen nur ein einziges Kfz überholt: Eine S-Klasse, auf deren Hinterteil klein und silbrig 'AMG' prangte.
Als für mich gut seiendes Maximal-TACHOMETER-Tempo habe ich 270 km/h gewählt. Bei der Geschwindigkeit liegt der Wagen aber wirklich noch sehr ruhig, und vermittelt einem das Gefühl, durchaus auch für eine solche Geschwindigkeit gebaut worden zu sein, und diese auch zu 'mögen' (der Motor brüllt nicht wie ein angestochener Dinosaurier, sondern 'zischt' giftig vor einem herum. Klang fast wie 'Ok, Ende mit spielen, gib mal Gas' - Aber ich hatte die Hosen schon voll).
Die Automatik ist allerdings gewöhnungsbedürftig, da sehr empfindlich, das ist etwas unangenehm, und sollte tendenziell durch eine feinere Abstimmung behoben werden: Man möchte ja eigentlich (wenn auch druckvoll) 'losgleiten', und nicht 'wegpeitschen'. Hier könnte VW tatsächlich noch einmal bei MB und BMW vorbeischauen, und sich ein-zwei Scheiben abschneiden.
Beleuchtung:
Ein knallharter Schwachpunkt des Autos. Die Scheinwerfer sind natürlich über jeden Zweifel erhaben, die Blinker in den Spiegeln neckisch (aber schon fast normal), die Nebelscheinwerfer hell, alles fein. Aber die Hochdruckscheinwerferwaschanlage hat nicht einmal eine fröstelnde Nacht überlebt, und war so dermaßen eingefroren, dass an der Stelle NICHTS mehr ging. Entweder man verbaut so etwas funktionabel, oder man läßt es einfach bleiben.
Dasselbe, sehr traurige Bild bot sich mir tatsächlich auch mit der SCHEIBENwaschanlage: Eingefroren. Und zwar SO, dass ich gezwungen war Tankstellenstops zum Reinigen der Frontscheibe einzulegen. Das muß ich nicht weiter ausführen, oder???
SUPER BLAMABEL!
Ok, erwähnenswerte Features wären noch Dinge wie die visuelle Abstandmessungseinrichtung (links = vorne und rechts = hinten), welche vorne in den unteren Teil der Frontscheibe integriert wurde: Ein sehr guter Platz (nett ist auch, dass der Wagen -wenn man dann WIRKLICH zu nah dran ist- einfach mal kein Gas mehr annimmt, und auf der Stelle verharrt, bis man seinen Irrtum endlich einsieht). Ein Innenspiegel mit optischem Abblendsensor, sowie alles elektrisch, beheizt und von innen verstellbar sollte bei einem Preis von ca. € 125.000,00 schon zur Selbstverständlichkeit gehören, wie ich finde.
Ein Gag der besonderen Art ist die Heckklappe, welche sich nicht nur automatisch öffnet, sondern auch ebenso wieder verschließt: SEHR netter Auftritt beim Einkaufen :-)
Fazit:
Ein Wahnsinnsauto. Aber ich würde ihn nicht haben wollen, denn einmal abgesehen von den 26 l/Durchschnittsverbrauch auf 100 km (bekommt man bei sanfter Fahrweise bestimmt auch auf 22 l, keine Frage *grinsel*) war ich eigentlich wieder richtig froh, als ich in meinem Passat saß. Da kann ich den Tempomat zwar nicht bei 250 km/h einpegeln, aber jetzt zumindest bei 180 km/h ... :-)
Oliver
Quelle
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3 Antworten
genial...sollte man bei der Aktionärsversammlung von VW vortragen...genial, einfach nur literarischer Hochgenuss...der Phaeton natürlich.
Zitat:
Original geschrieben von Phaetischist
Ein sehr guter Platz (nett ist auch, dass der Wagen -wenn man dann WIRKLICH zu nah dran ist- einfach mal kein Gas mehr annimmt, und auf der Stelle verharrt, bis man seinen Irrtum endlich einsieht).
HÄÄÄÄ????????? Ich werd verrückt - macht er das wirklich?? Dann wäre das blöde System ja im Zweifelsfall doch für was gut...
Grüße
Matthias
Zitat:
Original geschrieben von S6Avant
Zitat:
Original geschrieben von Phaetischist
Ein sehr guter Platz (nett ist auch, dass der Wagen -wenn man dann WIRKLICH zu nah dran ist- einfach mal kein Gas mehr annimmt, und auf der Stelle verharrt, bis man seinen Irrtum endlich einsieht).
HÄÄÄÄ????????? Ich werd verrückt - macht er das wirklich?? Dann wäre das blöde System ja im Zweifelsfall doch für was gut...
Grüße
Matthias
Probiers doch mal aus. Falls es nicht klappt, ich kenne da eine gute Werkstatt.