Fehlercode P0299 - VW Touran 1.9 TDI BLS Motor, 275.00km, VTG-Turbolader von KKK

[diplomcowboy]

Fehlercode P0299

VW Touran 1.9 TDI BLS Motor, 275.00km, VTG-Turbolader von KKK

Leistungsverlust und Notlaufprogramm bei Leistungsanforderung im Bereich 2.000 RPM

Bei mir trat der Fehler esrstmals während einer Autobahnfahrt mit eingeschaltetem Tempomat bei ca. 120 hm/h auf. Plötzlich sprang der Tempomat raus, beim Gasgeben drehte der Motor nicht mehr richtig hoch und es blinkte die gelbe Spirale in der Multifunktionsanzeige. Geschwindigkeit maximal ca. 100 km/h, bergab etwas mehr. Bei nächster Gelegenheit rausgehfahren, Motor abgestellt und im Bordbuch nachgeschlagen: blinkende gelbe Spirale kann viele Ursachen haben weist auf einen Fehler im Abgassystem (AGR-Ventil, DPF), Einspritzdüsen oder gar den Bremsen hin. Eine dauerhaft leuchtende gelbe Spirale wäre ein Hinweis auf einen Defekt an einer oder mehreren Glühkerzen. Eine adhoc Reparatur war natürlich nicht möglich. Als ich den Motor wieder startete, war die blinkende Spirale weg und der Motor lief wieder normal. Holla, was war da los? Ich behalf mich erst einmal damit, dass ich bei Aufblinken der gelben Spirale, die kam immer mal wieder, den Zündschlüssel während der Fahrt bei getretener Kupplung kurz zurückdrehte und dann wieder auf Start stellte und einkuppelte. Der Schwung des Fahrzeugs startete sofort wieder den Motor und weiter gings, bis zum nächsten Auftreten des Fehlers. Zuhause konnte ich mit Torque den Fehlerspeicher auslesen – es wurde der Fehlercode P0299 – Ladedruck zu niedrig, Regelgrenze unterschritten - ausgeworfen und ich konnte den Fehler leicht löschen. Danach lief der Motor wieder normal, bis zum nächsten Auftreten des Fehlers bei einer gesteigerten Leistungsanforderung im Bereich um die 2.000 RPM. Ich konnte den Fehler gezielt provozieren. Irgendwo las ich, dass der Fehler im Cockpit erscheint, wenn der Motor 30 Sekunden lang einen für die Last zu geringen Unterdruck erzeugt. Durch Gasrücknahme und wieder Gas geben kann man das hinauszögern. Es gelingt aber nicht immer!

Dann gings an die Ursachenforschung. Ich hab‘ zunächst vorsorglich das Druckwandler Ventil (N75) getauscht. Gabs für kleines Geld bei eBay. Das hat aber keinen Erfolg gebracht, der Fehler kam wieder. (Der Druckwandler öffnet als Magnetventil durch Steuersignale von der ECU einen „Kanal“ zur Umgebungsluft bzw. zum atmosphärischen Druck und ist dazu mit einem Gummischlauch an den Luftfilterkasten angeschlossen. Der in der Tandempumpe erzeugte Unterdruck wird so auf einen erforderlichen Wert „moduliert“, um damit die Unterdruckdose für die VTG-Verstellung mit dem vom Motorsteuergerät errechneten Unterdruck zu versorgen.)

Die Unterdruckdose habe ich mit einem mit Druckluft betriebenem Bremsenentlüftungsgerät getestet. Der Bremsenentlüfter erzeugt ca. -0,5 bar Unterdruck. Die Dose sprach an, also war sie für mich erstmal in Ordnung. Zusätzlich hab‘ ich getestet, wie sich die Gewindestange an der Unterdruckdose verhält. Dazu den Schlauch von der Dose abgezogen, den Motor gestartet und dann den Schlauch bei laufendem Motor (Leerlauf) wieder leicht draufgesteckt. Die Stange fuhr nach unten, was sie auch sollte. Ich hab‘ mehrere Versuche gemacht, auch mit unterschiedlichen Motordrehzahlen (2te Person). Dabei fiel mir auf, dass die Stange oftmals nur minimalst bewegt wurde.

Wegen des DPF hab‘ ich mit einer Schlauchwaage den Differenzdruck vor und nach dem DPF getestet, um zu sehen, ob der evtl. verstopft ist (dazu ein Ende der Schlauchwaage mit dem vom Differenzdrucksensor abgezogenen linken Schlauch verbinden). Die Werte waren sehr gut (17 mbar bei 2.500 RPM), also keine Verstopfung trotz der Aschebeladung (74g) bei der Laufleistung.

Ich konnte dann auch eine Testfahrt mit einem Diagnosegerät (Nachbar) machen: alle Werte wie AGR-Ventil, Differenzdruck, Luftmassenmesser etc. waren in Ordnung mit Ausnahme des Ladedrucks. Der Istwert war während der Fahrt konstant zwischen 300 und 500 mbar unter dem Sollwert. Nachdem andere Ursachen bisher ausgeschlossen werden konnten, auch die Bremsen waren in Ordnung, hab‘ ich mich nochmal an die Unterdruckdose gemacht. Dass der Turbo selber defekt war, habe ich insofern ausgeschlossen, als ja ein Ladedruck erzeugt wurde, nur eben zu niedrig. Falls der Turbo ernsthaft geschädigt gewesen wäre, hätte man das u.a. an totalem Leistungsverlust, an rauchendem Abgas und vmtl. auch an Geräuschen erkennen können. Die VTG-Verstellung war leichtgängig (Schlauch von Unterdruckdose abziehen und mit Flachschraubendreher die Gewindestange an der oberen Konterschraube nach unten drücken. Ging relativ leicht und kam aufgrund der Feder in der Vakuumdose von selber wieder hoch), also nicht verrußt oder verkokt! Nun hab‘ ich mit einer Handvakuumpumpe zum Bremsen entlüften die Dose auf Funktion geprüft. Die Unterdruckdose sprach überhaupt nicht an! Vmtl. hat die druckluftbetriebene Pumpe einen relativ großen Volumenstrom erzeugt und damit die Membran in der Unterdruckdose noch irgendwie bewegt. Die Membran ist wohl nur leicht perforiert und macht eben nicht mehr alles mit!

Ich hab‘ mir bei eBay eine passende Unterdruckdose für eher kleines Geld (< 30€) besorgt und machte mich dann an den Austausch. Übrigens: bei VW ist die Unterdruckdose nicht separat erhältlich, sondern Teil des Turboladers. Bei einer defekten Unterdruckdose wird dort der ganze Turbo getauscht!

Über den Austausch der Unterdruckdose bei eingebautem Turbolader berichte ich noch separat.

[AudiJunge]

Die Druckdose ist sehr wohl einzeln erhältlich bei VW.

Nennt sich nur Reparatursatz für Turbolader, hat die Teilenummer 03G198716A und kostet um die 250€.

Dafür gibt es auch eine Montagelehre für 20€, Teilenummer 03G012233.

Vielleicht brauchst du diese ja noch zum Wechsel der Dose.

[diplomcowboy]

@ AudiJunge: danke für die Info. Bei meiner Anfrage wollten die - natürlich - den Turbo tauschen. Dose einzeln war nicht. Ist aber auch Schnee von gestern. Ich hab' sie mittlerweile eingebaut. Ist arg knifflig, aber sie sitzt drin. Einstellung hab' ich von der alten, defekten Dose abgekupfert, also Pi mal Daumen. Der Touran läuft wieder, ohne Fehler, gute Beschleunigung etc. Eine exakte Einstellung ist ohne VCDS wohl nicht möglich. Ich konnte drei verschiedene Längen an der Gewindestange einstellen und dabei ging der Ladedruck in der Spitze (Überschwinger?) zunächst bis 22 PSI (Schrauben waren nur handfest angezogen), durch länger stellen kam ich auf 18 PSI und durch wieder etwas kürzen bin ich jetzt bei 19 PSI. Das entspricht etwa der Einstelllung an der alten Dose. Leider kann ich nichts weiter verstellen, da ich mit der kurzen 10er Nuß nicht weiter hochschrauben kann. Mit einer längeren Nuß oder einem Ringschlüssel kommt man nicht dran. Eine andere Möglichkeit seh' ich momentan noch nicht.

Zu der von Dir erwähnten Montagelehre: ich denke mal, die wird benötigt, um den Anschlag einzustellen. Bei ausgebautem Turbo ist all die Montage und Einstellerei sicherlich kein Problem. Ich hab's im eingebauten Zustand versucht ...und er läuft wieder ohne Mucken.