Feststellbremse nicht vollständig gelöst / Wartung erforderlich

[hannes.lmg]

Moin zusammen,

bisher drei Mal in guten 6 Monaten kam bisher die folgende Situation: Nachdem der Wagen ein bisschen Stand (gut 2-3 std) kam beim Starten und Lösen der elektronischen Feststellbremse die Meldung “Feststellbremse nicht vollständig gelöst” mitsamt blinkendem Symbol für die Handbremse. Dazu kam die Meldung “Feststellbremse Wartung erforderlich”.
Einmal kam nur die Wartungsmeldung, die verschwand aber nach einiger Zeit einfach.
Wenn die Meldung kommt, dass die Feststellbremse nicht vollständig gelöst wurde, ist dem auch so. Der Stellmotor der Bremse hinten rechts macht auch keine Geräusche mehr. Links funktioniert alles normal.
Mit einem einfachen OBD Dongle lassen sich keine Fehler finden.
Problemlösung sieht bei mir so aus, dass ich die Batterie kurz abklemme und wieder anstecke. Dann lässt sich die Feststellbremse wieder normal lösen. Im weiteren Fahrtverlauf lässt sie sich auch normal anziehen und direkt lösen.

Ich tippe demnach nicht auf einen mechanischen Fehler. Wirkt vielmehr, als würde ein Steuergerät sich aufhängen oder sowas. Interessant ist, dass der Fehler nie nach langer Standzeit auftritt und immer nur, wenn ich eine kürzere Strecke gefahren bin und den Wagen dann abgestellt habe. Einmal kam die “Wartung erforderlich” Meldung auch, nachdem ich von einem Bürgersteig recht hart mit der Hinterachse “gerutscht” bin.
Das Problem tritt tendenziell eher bei sehr feuchtem Wetter auf, wobei auch dann nur ganz sporadisch.
Bremsen sind im letzten Sommer hinten neu gekommen. Beläge und Klötze demnach noch wirklich gut in Schuss.
Ich habe gelesen, dass die Sicherungen für den Stellmotor im Kofferraum sitzen. Dort habe ich für die eigenständig nachgerüstete AHK in den Sicherungskasten etwas zwischenstecken müssen…

Hat irgendwer von euch eventuell eine Idee woran das liegen könnte oder hatte jemand schon eine ähnliche Erfahrung?

Wagen ist der V60 der ersten Generation. D5, mit 182.000km und in einem guten technischen Zustand (soweit ich beurteilen kann, lediglich ein kleines Geräusch stört mich)

Gruß

[ovl]

Einfach mal den bremssattel hinten tauschen bzw komplett zerlegen und ansehen.
Ich hab selbst beide hinten mit neue dichtungssätzen wieder gut fit bekommen. Wasser kann auch beim stellmotor der handbremse eindringen.
Meine haben nicht mehr 100 % freigegeben.
Einen rechten hinteren den ich 100 km vorübergehend verbaut hatte, hab ich noch rumliegen.
Bei Interesse einfach anschreiben...
Lg

[roorback]

Hej
ja - hatte ich auch gerade.... das Steuergerät merkt (mittels Stromaufnahme?), ob die Handbremse komplett zurückgefahren ist. Ist das nicht der Fall meckert er. Bei mir war die "Welle" der Handbremse defekt - komische Konstruktion, da sind mir irgendwelche Kugeln entgegengekommen... was auch immer - ein Tauschsattel kostet ~100€,
seitdem ist alles ok.
Gruß

[hannes.lmg]

@ovl @roorback danke erstmal für eure Tipps! Aber passt das damit zusammen, dass es immer problemlos wieder funktioniert, wenn man kurz die Batterie abklemmt?
Durch das Stromlossetzen dürfte sich doch ein mechanischer Fehler eigentlich nicht lösen lassen?
Oder versucht der Stellmotor nur einmal, ob die Handbremse zurückgefahren ist und beim weiteren Anziehen und Lösen nicht erneut?

[rlg]

Hallo @hannes.lmg !
das Problem hatte ich bei unserem V60 auch vor kurzem. Nur bei mir kam erst die Wartungsmeldung (welche auch auf verschlissene Bremsen hindeuten kann) und dann direkt die Mitteilung, dass nicht vollständig gelöst ist. Dies entsprach insofern der Wahrheit, dass sich unser KFZ dann auch nicht mehr vom Fleck bewegen ließ. Sicherungen geprüft, waren intakt (schau mal auf die Sicherungstabelle in der Betriebsanleitung wo die genau liegen). Also Auto abgeschleppt zu Volvo, Volvo Diagnose war: "Sattel fest".
Abklemmen der Batterie brachte interessanterweise kurzfristig was, die Parkbremse ließ sich dann noch einmal lösen, bei erneutem Anziehen wars wieder wie vorher.
Ich habe scheinbar den Fehler gemacht und das Auto bei Volvo vorher zu einer technischen Durchsicht und anschließend nochmal zu einem Bremsflüssigkeitswechsel gegeben (zwei unterschiedliche Termine) - niemandem fiel auf wie beschissen die Bremse da schon aussah (Beläge, vor allem aber die Scheibe sah m i s e r a b e l aus). Zu allem Überfluss wollte Volvo dann auch noch 1,9k für die Reparatur.... (Leider konnte ich aufgrund der Stahlfelgen mit Radkappen die Bremsanlage nicht gut sehen, sonst wäre es mir selbst aufgefallen, ich hatte Volvo da "vertraut".)
Ich habe die Feststellbremse dann bei Volvo noch in Wartungsposition bringen lassen und an einem Samstag mich selbst an die Bremsen gesetzt. Zwei neue Sättel inkl. Motoren sowie Beläge und Scheiben und neue Führungsbolzen inkl. Manschetten für den Sattelträger (Beläge und Scheiben waren eh so gut wie fällig, im Hinblick auf das Alter und km-Stand des Autos entschied ich mich für Kompletttausch). Am Ende alle Fehler per Tester gelöscht. Klappte alles super und war auch kein großer Aufwand. Gibt viele gute Videos darüber. Das einzig doofe war, dass die Halterungsstifte der Bremsschläuche hinten abgebrochen sind und zur Hälfte im alten Sattel steckten. Also ein paar Tage später mit neuen Schläuchen nochmal an die Arbeit und nochmal entlüften... :P
Parkbremse löste mit den neuen Teilen direkt wieder wunderbar. Beim ersten Anlassen kalibriert sich die Parkbremse dann selbst - dafür einfach die Bremse aufpumpen, Feststellbremse anziehen, pumpen, lösen (Vorgang 3-4x wiederholen).

[hannes.lmg]

Hi @rlg
klingt bei dir ja noch etwas abenteuerlicher als bei mir
Klingt plausibel. Die Parkbremse dürfte man doch auch mit einer Eigenbau-Konstruktion zurückfahren können, wenn man den Motor am Stecker einfach mit 12v ansteuert?! Eine Polung anziehen, umgekehrt müsste er dann ja lösen.
Habe heute nochmal mit Delphi auslesen können, Fehlercode C200801 ist hinterlegt. Sagt nur, dass der linke Motor sporadisch ausgefallen ist… Hattest du einen ähnlichen?

Scheibe und Beläge sind vor nicht mal mehr einem Jahr neu gekommen. Würde demnach nur den Sattel tauschen oder meinst du nur der Stellmotor würde es auch tun? Und nur links oder direkt beide Seiten (vorsorgetechnisch wie bspw. auch bei den Xenonbrennern)?

So rein aus Neugierde, weißt du, wie der den Bremsenverschleiß misst?
Soweit ich weiß, hat der ja in den Belägen keine Verschleißmesser oder ähnliches. Auch arbeitet der Motor ohne Poti, errechnet sich das Steuergerät also nur durch die Zeit bis zur höheren Stromaufnahme wenn der Kolben anliegt, wie abgenutzt das alles ist?

Danke erstmal für deine ausführliche Beschreibung! Ich denke, da werde ich mich mal dran machen!

[rlg]

@hannes.lmg abenteuerlich war’s wirklich. Ich hatte das Auto zur Werkstatt bringen lassen, da ich eigentlich keine Zeit hatte in der Woche um mich um irgendetwas zu kümmern…aber 1900€ lassen einen dann doch Zeit finden…

Leider habe ich deshalb nicht selbst die Fehlercodes gelesen bevor das Auto bei Volvo war. So weit ich mich erinnere war aber auch danach mit der Parkbremse in Wartungsstellung der von dir erwähnte DTC + diverse andere in diversen Steuergeräten gespeichert. Nach dem Tausch einfach gelöscht.

Kurz zu deiner „Rückstellfrage“: Das geht schon mit einem 9V-Block
Ansonsten hast du Recht - das sind nur zwei Kontakte die du per umgekehrter Polung ansteuern kannst. Wahlweise kann man den Motor auch vom Sattel mit zwei Torx-30 Schrauben abschrauben (Achtung, je nach Alter gehen die Köpfe ruckzuck rund) und mit einem Torx vorsichtig zurückdrehen. Als ich die Beläge bei dem XC60 von meinen Eltern gewechselt habe musste ich dann den Restweg einfach per Bremsenrücksteller (oder Schraubzwinge) vorsichtig zurückdrücken. Am besten noch hier den Bremsflüssigkeitsbehälter aufmachen und gucken, dass es nicht überläuft.

Zur Motor/Sattelfrageer Fehlercode kann sowohl auf einen Motordefekt als auch auf einen festen Sattel hindeuten. Ob der Motor nicht mehr so Recht will kannst du ja durch das Ansteuern relativ leicht prüfen.
Bei mir hat sich das dadurch erübrigt, dass der Teilehändler meines Vertrauens mir Sättel und Motoren für einen guten Preis zusammen anbieten konnte. Ich hatte mich dazu entschlossen den anderen (beide noch von Werk) aufgrund des km-Standes (>235.000) direkt mit auszutauschen. Ansonsten musst du Sättel/Motoren nicht prinzipiell achsweise tauschen, auch wenn Volvo dir da was anderes erzählen wird…
Beim Satteltausch das Entlüften dann nur nicht vergessen

In der Tat wird der Verschleiß so wie von dir beschrieben gemessen (so viel ich weiß). Volvo hat m.W.n. keine separaten Verschleißdrähte o.ä.

Meld dich bei Fragen gern nochmal

Viele Grüße!

[VolvoVossi]

Hallo, hatte das Thema hier auch bei meiner Problemsuche gefunden und wollte mit meinen Erfahrungen dem Thema nochmal einen anderen Ansatz geben, was das Problem sein könnte. Der Thread ist zwar schon älter, aber vielleicht hilft‘s ja dem ein oder anderen. Fahre zwar einen XC90, aber die Fehlermeldung war die Gleiche. Hatte bei dieser Fehlermeldung im Display meinen Fehlerspeicher ausgelesen und hatte als Ergebnis „Stellmotor rechts nicht betriebsbereit“. Das hieß also Rad abmontieren und nachschauen was da los ist. Erstmal den Stellmotor abgebaut (2 x 5 mm Innensechskantschrauben lösen und einfach abziehen). Der Bolzen mit großem Torxkopf am Bremssattel, auf den der Motor wirkt, ließ sich leicht drehen und es war nichts verklemmt, somit wurde erstmal der Motor in Augenschein genommen. Ein einfacher Funktionstest mit einer 12v Batterie an dem Anschluss des Motors zeigte, das dieser auch funktionierte. Je nach Polung lief er in beide Richtungen ohne Probleme. Alles nochmal eingebaut und Funktionstest mit meinem OBD ausprobiert. Wartungsmodus gestartet und wieder beendet, der Motor war nach wie vor ohne Funktion. Da war ich erstmal ratlos und hatte auch keine Zeit mehr weiter zu forschen. Bin am nächsten Tag dann spontan bei Volvo vorbeigefahren und hab dort den Meister gefragt ob er dazu was sagen könnte. Hatte für mich noch irgendwie Probleme mit dem Steuergerät im Kopf, weil es die letzten Tage sehr kalt war und die Elektronik ja schonmal spinnt bei Unterversorgung, wenn die Batterie schwach auf der Brust ist. Der meinte dann aber, das es schonmal das Problem mit Kabelbrüchen auf der Hinterachse gibt. Mit sowas hatte ich bei einem Auto der Kategorie eigentlich nicht gerechnet. Ich also wieder auf meine Privatbühne und nochmal die Reifenprozedur. Hab das Klebenand vom Stecker abgerödelt und mir die Kabelfarben angeschaut. Dann Kabel verfolgt wo die hinlaufen. Diese endeten dann hinten rechts im Kofferraum, wo der Sicherungskasten sitzt. Da sind die Kabel von beiden Motoren zusammengesteckt (nicht im Kasten selber, die liegen etwas oberhalb). Stecker abgezogen und mit dem Stecker auf dem Bremssattel die Kabel auf Durchgang geprüft. Und Bingo, eines der zwei Kabel war tot. Hab dann erstmal provisorisch eine neue Leitung gelegt und wieder das OBD Gerät angeschlossen. Der Motor tat wieder seinen Dienst. Fehler gelöscht, Wartungsmodus beendet, beide Motoren fuhren auf Druck, die Meldung im Display weg und alles war gut. Werde die Tage das nochmal vernünftig verlegen. Die Stelle zu finden wo es letztendlich wirklich kaputt ist würde schwierig werden. Der Kabelstrang ist dick, komplett umwickelt und ist teilweise sehr schwer zugänglich, weil er über die Hinterachse läuft. Laut dem Meister bei Volvo gibt es auch einen Reparatursatz für das Kabel. Wollte das nur nochmal als Lösung schreiben. Hatte bei der Suche diesen Hinweis nämlich nirgends gefunden.
LG und viel Spaß beim Schrauben.

[Varapilot]

@VolvoVossi:
Super. Danke für die Info. Das hilft bestimmt den einen oder anderen hier weiter.

[roorback]

Kabelbrüche gibt es leider, ja. Das Problem ist am Stecker, da geht Wasser rein und das Kabel oxidiert. Ich hab das beim ersten Mal repariert, das Kabel ist aber total kaputt. Es gibt einen Reparatursatz von VOLVO - die wissen also schon, das das Probleme macht. TJ dazu ist hier zu lesen --> https://static.nhtsa.gov/odi/tsbs/2023/MC-10234805-9999.pdf