Fragen zu Comand und Assistenzsystemen
Liebe Community,
Ich hätte da ein paar Fragen vor allem bezüglich Comand und Assistenzsysteme. Denn im Sommer steht ein Nachfolger unseres 212er T 220D an. Liebend gerne soll es ein 213er werden, aber ich hadere auch mit dem neuen BMW 5er.
BMW und Volvo (letzterer fällt leider wegen der Leasingkonditioinen raus) sind bezüglich des Infotainmentsystems leider eine Ecke vor MB - aber fast alles andere spricht für den liebgewordenen Stern. Umso mehr treiben mich ein paar Fragen um, auf die ich bisher keine Antwort recherchieren konnte:
Splitscreen
Das Splitscreen im Comand ist nur teilweise nutzbar, zB. kein Zoom bei Navigation - das ist doch peinlich!
Carplay
Fast noch ärgerlicher finde ich die CarPlay-Integration. Bei BMW gibt es CarPlay sogar kabellos per Bluetooth - das ist aber leider wohl einzigartig.
Aber die grundsätzliche Alternative, CarPlay oder Comand zu benutzen, ist doch ein Witz! Was ich noch nicht gefunden habe: Geht denn wenigstens die Navigationsanzeige des Comand im Tachodisplay (gemeint ist der analoge Tacho), wenn der Hauptbildschirm mit CarPlay beschäftigt ist?
Tempolimit-Einstellungen
Ist es tatsächlich so, dass der Tempomat das Tempolimit des letzten Verkehrszeichens einfach so übernimmt? Bei anderen Systemen kann man ein 'Offset' eingeben: grundsätzlich 5/10/15km/h schneller. Ich finde, das passt auch besser in die Realität, denn mit genau 80 in der Autobahnbaustelle wird man schnell zum Verkehrshindernis, zumal der Tacho ja meistens 'nachgeht'. Wie geht ihr im Alltag mit dieser Automatik um?
Route senden
Man kann Ziele ans Navi senden (nur muss man nach dem Start des Autos lang genug warten... ). Aber verstehe ich das richtig: Eine vorher z.B. bei Google erstellte Route (nicht nur Ziel) lässt sich nicht einfach übertragen, oder? Ich fürchte jedoch, dass auch die Konkurrenz das nicht bietet.
Park-Pilot
Der ist im Alltag fast unbrauchbar weil zu träge bei unserem 212er, und offenbar wurde hier im 213er nichts verbessert (wurde woanders bereits diskutiert). Sehr schade!
Drive Pilot
Das teilautonome Fahren scheint wesentlich besser zu sein als bei BMW, bin schon sehr gespannt auf die Gegenüberstellung bei einer Testfahrt. Wobei ich auch hier vermutlich auch mehr selbst steuern will als die Spurhaltung der Automatik anvertrauen. Daher eine grundsätzliche Frage: Ist Distronik und DrivePilot getrennt aufrufbar? Oder wird man im Alltag einfach die automatischen Lenkbewegungen übersteuern, wenn man das möchte?
Updates
Einige der angesprochenen Einschränkungen sind reine Softwarefragen, also rein theoretisch auch updatefähig. Wie schätzt ihr die Aussichten dafür ein? Wird das Comand noch nachgerüstet, um vor allem das Splitscreen und die Kooperation mit CarPlay zu verbessern?
Ich würde mich über eure kundigen Anmerkungen freuen. :-)
Beste Antwort im Thema
Nachdem ich jetzt mal selbst die Assistenzsysteme testen durfte, und zwar beim W213 und auch beim neuen BMW 5er, wollte ich euch das nicht vorenthalten (habe es so ähnlich auch im parallelen BMW-Forum gepostet):
Mein Fazit: Der Assistent des BMW macht seine Sache teilweise gar nicht schlecht, aber die Stärken des Autos liegen woanders.
Der Stauassistent arbeitet hervorragend! Das ist eine Riesenerleichterung, wie der Wagen im Stop-and-Go selbstständig durch die Baustelle rollt.
Auch im Kolonnenverkehr ist das System ok, wenn es für meinen Geschmack auch manchmal etwas zu unelegant und ruppig arbeitet.
Aber je schneller man fährt, desto weniger vertrauenserweckend ist der Lenkassistent. Zu oft fährt der Wagen zu nah an die Linien heran, man hat mitunter Angst um seinen Außenspiegel. Spätestens bei zügiger Autobahnfahrt ab 150-160 km/h überwiegt die Anspannung die Entspannung, die das System ja eigentlich bringen soll. Man ist dann dauernd dabei zu überlegen, ob und wann man spätestens eingreifen muss - da steuert man lieber gleich selbst. Ich kann gut nachvollziehen, dass es viele gibt, die das Ding nicht nutzen werden.
Meine Interpretation der Philosophie dieses Systems bei BMW: Die Marke versteht sich als Anbieter für Leute, die "Fahrfreude" selbst erleben wollen. Assistenten sind dann nice-to-have on-top.
Das Bedienkonzept beim BMW spiegelt das IMHO wider: Diese Assis werden über kleine Knöpfchen und Drehrädchen am Lenkrad aktiviert und eingestellt, ziemlich fummelig. Außerdem fordert einen das System sehr schnell und häufig zum Eingreifen auf: Nach spätestens 10 Sekunden muss die Hand wieder ans Lenkrad. Nun, das ist noch ok, weil sie in der aktuellen Phase 2 des autonohmen Fahrens ohnehin dahin gehört und nicht ans Handy. Aber Mercedes lässt hier deutlich mehr Freiheiten, das kommt nicht von ungefähr.
Was mir gefällt am Fahrassistenten des BMW: Man sieht am farbigen Lenkrad im HUD, ob er aktiv ist. Und es gibt einen Offset: Wenn ein Verkehrsschild erkannt wird, aktiviert sich er Tempomat mit x+15km/h. Beides bietet der Mercedes leider nicht.
Ergänzung dazu dann beim E: Der Assi ist wesentlich(!) souveräner unterwegs. Höhepunkt der Probefahrt war, als meine Frau fuhr, die anfangs auf dem Beifahrersitz noch fast Panik gekriegt hatte. Dann nahm sie irgendwann bei Tempo 160 ohne Nachzudenken die Hände vom Lenkrad, weil man sich so sicher fühlen konnte.
Klar, auch das ist ein Fahrassistent, der nicht automatisch alle Situationen beherrscht und immer noch die Aufmerksamkeit des Fahrers braucht. Aber dafür reicht beim Benz ein entspannter, auf 'undendlich' gestellter Blick nach vorn, während man beim BMW für die Überwachung des Systems fast genauso viel Aufmerksamkeit investiert, wie man auch zum Selbstfahren bräuchte. Und das System bei MB lässt sich sehr leicht übersteuern, macht danach sofort weiter- es sind fließende Übergänge zwischen Mensch- und Maschinenfahren. Auch den großen Tempomathebel finde ich intuitiver als die fummeligen Knöpfe am Lenkrad.
Mein subjektives Fazit insgesamt nach den Testfahrten:
Pro BMW: iDrive, der Punkt geht klar an BMW. Ansonsten: souveräne, dynamische Fahrweise macht Spaß. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Fahrmodi kam mir etwas deutlicher vor als beim Benz.
Pro Mercedes: Assistenten, ganz klar. Ansonsten: souveräne, äußerst komfortable Fahrweise macht Spaß.
Beides ganz hervorragende Autos mit eigenen Stärken und auch Schwächen. Der persönliche Wohlfühlfaktor hat bei uns eindeutig für den Benz entschieden.
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103 Antworten
Zum "Geschwindigkeits-Limit-Pilot":
Die über die Kamera oder Navidaten erkannte Limits werden exakt eingeregelt.
Eine individuelle Erhöhung um xx km/h gibt es nicht.
Im Menü der Verkehrszeichenerkennung lässt sich eine optische oder/und akustische Warnung einstellen, die individuell programmiert werden kann.
So lässt sich das erkannte Limit bei Fahrten ohne GLP sowohl exakt bewarnen oder mit einstellbaren + xx km/h.
Ich persönlich lasse mich bei +16 km/h optisch und akustisch warnen.
Die exakt eingeregelte Geschwindigkeit des "Geschwindigkeit-Limit-Pilot" kann man jederzeit über den Bedienhebel erhöhen.
Grundsätzlich ist es in fremden Gebieten nützlich, daß das System erkannte Limits einregelt.
Die Funktion kann vor Blitzern schützen.
Es ist jederzeit abschaltbar.
Besser wäre natürlich ein Blitzwarner im Comand. Konnte man im Becker Navi im w212 noch nachinstallieren
Was deine Frage zu CarPlay und COMAND-Navigation "im Tacho" angeht: bei CarPlay-Nutzung ist die COMAND-Navigation KOMPLETT deaktiviert.
Ich stimme dir zu, dass das ein schlechter Witz ist - System für mehrere tausend Euro und ein Smartphone deaktiviert alles. Allerdings kann ich dir gerade nicht sagen, ob das eine Reglementierung von Apple ist oder ob Daimler, wenn sie wollten, beides parallel laufen lassen könnte/dürfte.
Liegt an Apple.
Zitat:
@e220stein schrieb am 19. Januar 2017 um 22:07:14 Uhr:
Liegt an Apple.
Sorry, aber das glaube ich nicht. Mal kurz gegoogelt: Bei anderen Herstellern geht es offenbar, zB Audi, BMW
Sehr ärgerlich, das.
Nein das ist nicht richtig. Auch bei Mercedes kannst du Teile vom Comand nutzen, wenn Apple Car Play an ist. Aber eben nicht alles. Also z.B. keine Navigation. Das wird von Apple nicht zugelassen. Das geht bei anderen auch nicht.
Ich zahle eine Stange Geld, damit ich z.B. die Navianzeigen im HUD sehen kann. Und das funktioniert mit CarPlay nicht. Finde ich richtig schlecht..
Bei Audi ist es auch so
Ist das Abschalten der Navigation eigentlich nur bei Apple so oder auch bei Android?
Hier ist ein relativ ausführlicher und auch aktueller Bericht zu Carplay in diversen Autos. Dem kann man entnehmen:
- Wireless CarPlay gibt's aktuell nur bei BMW.
- CarPlay im Splitscreen gibt es bei mehreren Herstellern (z.B. BMW, Skoda), aber offenbar bei vielen nicht (wird aber im Test kaum beachtet, seltsamerweise).
Auf jeden Falls wird klar: Dass die Beschränkung an Apple läge, ist Quatsch.
Der gleiche Witz ist es, dass das Touchpad bei CarPlay nicht nutzbar ist, sondern lediglich der Dreh-/Drücksteller funktioniert, um die einzelnen Icons anzuwählen. Dachte bei der Testfahrt im S213 erst ich spinne...
Das ist ja eine wirklich ärgerliche Liste von Einschränkungen bei CarPlay. Es bleibt die bereits angedeutete Frage: Wie gut sind die Chancen auf Behebung der Hemmnisse mittels eines Softwareupdates für Comand? Abgesehen vom wireless-feature müsste das ja alles eine reine Sache der Programmierung sein.
Und ich fände es auch spannend, ein paar Gedanken zu den anderen o.g. Themen zu hören, z.B.:
Wie handhabt ihr im Alltag die automatische Geschwindigkeitslimitfunktion? Schaltet ihr reflexartig mit dem Handhabel ein paar km/h höher?
Wie verhält man sich im Alltag mit dem DrivePilot? Lehnt man sich tatsächlich zurück und lässt das Auto steuern? Oder behandelt an das letztlich wie die bewährte Distronic und nutzt nur den Abstandsregelautomaten?
Aus meiner Probefahrt kann ich es dir wie folgt schildern:
Wenn du dem System vertraust und es machen lässt, dann fährt dich der Drive-Pilot wirklich ganz entspannt von A nach B, besonders über Landstraßen und Autobahnen. In gewissen Abständen immer wieder bestätigen, dass du auch noch lebst, den Rest macht die E-Klasse für dich. Das System ist total simpel und, wenn man "Mercedes denkt", auch sofort zu verstehen. Es braucht halt etwas Vertrauen zwischen Fahrer und Technik.
Mit der GLF habe ich es so gehalten, dass ich den Wagen durch die Bedienung am Hebel einfach X km/h schneller hab fahren lassen. Kein Mensch fährt Strich 100 wo 100 ist, sind wir mal ehrlich. Dass das System so arbeitet ist logisch, sonst gäbe es keine Zulassung.
Zitat:
@Snapstall schrieb am 20. Januar 2017 um 11:07:41 Uhr:
Wie handhabt ihr im Alltag die automatische Geschwindigkeitslimitfunktion? Schaltet ihr reflexartig mit dem Handhabel ein paar km/h höher?
Wie verhält man sich im Alltag mit dem DrivePilot? Lehnt man sich tatsächlich zurück und lässt das Auto steuern? Oder behandelt an das letztlich wie die bewährte Distronic und nutzt nur den Abstandsregelautomaten?
Entweder schalte ich den Drive-Pilot ab (wenn ich zum Beispiel ausrollen lassen will) oder ich schalte manuell ein paar km/h nach oben. Schade das man da keine Regel einstellen kann. Ich mein, fahr mal in ner Baustelle konsequent genau 80...
Ansonsten empfinde ich den Drive Pilot als sehr gelungen und als enorme Entlastung auf längeren Fahrten. Wobei der Nutzen mit zunehmendem Verkehr imho abnimmt. Aber auf leeren Straßen ist das was ganz tolles.