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Hinterachse (Quattro): Einstellen von Spur und Sturz

Audi TT 8N
Themenstarteram 30. Januar 2011 um 11:27

Ich versuche mal etwas Licht in das Dunkel zu bringen, in dem ich meine Erfahrungen mit der Quattro Hinterachse zusammenfasse.

 

Ursache für die meisten Probleme – hinten innen abgefahrene Reifen, schwammiges Fahrverhalten (Versetzen der Hinterachse) – sind die oberen und unteren Querlenker.

Beide sind baugleich, haben aber unterschiedliche Längen (bei mir 3mm). Die in anderen Beiträgen beschriebenen Kerben zur Unterscheidung der Längen waren bei mir nicht zu finden – möglicherweise nur im Rep-Kit.

Eine Besonderheit ist, dass jeder Querlenker nur auf einer Seite ein eingepresstes Lager besitzt (das andere ist am Fahrzeug). Die (unscheinbare) offene gabelförmige (lagerlose) Seite verdient besondere Aufmerksamkeit, denn die Ursache für die meisten Probleme ist in dem Langloch (12,5 x 14,5 mm) zu suchen!

Die Befestigung mit dem fahrzeugseitigen Lager erfolgt über eine M12 Schraube, so dass an jedem Querlenker eine Längenänderung von jeweils 2mm möglich ist (bei Bedarf könnte man diesen Bereich mittels Feile noch um 1-2 mm erweitern/reduzieren).

Der obere Querlenker wird auf Druck und der untere auf Zug beansprucht. In der Praxis heißt das, dass wenn die Befestigungsschrauben einmal gelöst wurden, sich immer automatisch ein maximaler (ungewollter) Sturz einstellt. Da fahrzeugseitig keine Stellschrauben vorhanden sind, lässt sich der Sturz nur dem Sonderwerkzeug (siehe auch TT Eifel) korrigieren. Im Originalzustand sind das auf jeder Seite immerhin 1,5°! Eine weitere Möglichkeit zur Sturzreduzierung ist das Tauschen der Querlenker von oben nach unten (nochmals ca. 1°).

Mit handwerklichen Fähigkeiten (Feilen) sollte ein Verstellbereich von bis zu 3° realisierbar sein, so dass auch Tieferlegungsfreaks wieder zu vernünftigen Sturzwerten kommen.

Für die Praxis heißt das:

Arbeiten an den hinteren Querlenkern sollten nie ohne das Sonderwerkzeug ausgeführt werden (auch beim Freundlichen ist das teilweise nicht vorhanden!)

Zu beachten ist weiterhin, dass beim Tausch der Querlenker (von oben nach unten), beim Einsatz der Feile oder Verwenden einstellbarer Querlenker, alle Sturztabellen ihre Gültigkeit verlieren!

 

Meine persönlichen Tipps:

1) Sturz auf den kleinstmöglichen Wert einstellen (1°30`) – wird im Laufe der Zeit durch das Setzen der Federn größer.

2) Mit diesen Sturzwerten die laut Tabelle mittlere Vorspur einstellen.

Wenig Vorspur kann möglicherweise dazu führen, dass der Reifen innen abläuft. Viel Vorspur (innerhalb der Toleranzwerte) bewirkt zwar ein gleichmäßigeres Verschleißbild, führt aber bei einseitigen Traktionsverlust (Dehnfuge, Kanaldeckel, Schnee etc) zu dem unangenehmen schlagartigen seitlichen Versatz der Hinterachse und bedingt auch einen hohen Reifenverschleiß.

3) Weil die maximale Sturzdifferenz (recht/links) nur 20´ beträgt, sollte man eine Spurmessung nur mit Anlagen machen, die eine automatische Felgenschlagkompensation ermöglicht. (Felgenschlag und Aufspanndifferenzen der Messeinrichtung können bis zu 30´ betragen).

 

Fazit: Einstellmöglichkeiten an den Querlenkern hinten (trotz andere Meinungen) gibt es reichlich. Verstellbare Querlenker sind deutlich schwerer und bieten kaum mehr, haben aber den großen Vorteil einer sehr exakten Einstellung und benötigen auch kein Sonderwerkzeug.

 

Viel Spaß beim „Erfahren“ der optimalen Hinterachs-Spur!

 

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 30. Januar 2011 um 11:27

Ich versuche mal etwas Licht in das Dunkel zu bringen, in dem ich meine Erfahrungen mit der Quattro Hinterachse zusammenfasse.

 

Ursache für die meisten Probleme – hinten innen abgefahrene Reifen, schwammiges Fahrverhalten (Versetzen der Hinterachse) – sind die oberen und unteren Querlenker.

Beide sind baugleich, haben aber unterschiedliche Längen (bei mir 3mm). Die in anderen Beiträgen beschriebenen Kerben zur Unterscheidung der Längen waren bei mir nicht zu finden – möglicherweise nur im Rep-Kit.

Eine Besonderheit ist, dass jeder Querlenker nur auf einer Seite ein eingepresstes Lager besitzt (das andere ist am Fahrzeug). Die (unscheinbare) offene gabelförmige (lagerlose) Seite verdient besondere Aufmerksamkeit, denn die Ursache für die meisten Probleme ist in dem Langloch (12,5 x 14,5 mm) zu suchen!

Die Befestigung mit dem fahrzeugseitigen Lager erfolgt über eine M12 Schraube, so dass an jedem Querlenker eine Längenänderung von jeweils 2mm möglich ist (bei Bedarf könnte man diesen Bereich mittels Feile noch um 1-2 mm erweitern/reduzieren).

Der obere Querlenker wird auf Druck und der untere auf Zug beansprucht. In der Praxis heißt das, dass wenn die Befestigungsschrauben einmal gelöst wurden, sich immer automatisch ein maximaler (ungewollter) Sturz einstellt. Da fahrzeugseitig keine Stellschrauben vorhanden sind, lässt sich der Sturz nur dem Sonderwerkzeug (siehe auch TT Eifel) korrigieren. Im Originalzustand sind das auf jeder Seite immerhin 1,5°! Eine weitere Möglichkeit zur Sturzreduzierung ist das Tauschen der Querlenker von oben nach unten (nochmals ca. 1°).

Mit handwerklichen Fähigkeiten (Feilen) sollte ein Verstellbereich von bis zu 3° realisierbar sein, so dass auch Tieferlegungsfreaks wieder zu vernünftigen Sturzwerten kommen.

Für die Praxis heißt das:

Arbeiten an den hinteren Querlenkern sollten nie ohne das Sonderwerkzeug ausgeführt werden (auch beim Freundlichen ist das teilweise nicht vorhanden!)

Zu beachten ist weiterhin, dass beim Tausch der Querlenker (von oben nach unten), beim Einsatz der Feile oder Verwenden einstellbarer Querlenker, alle Sturztabellen ihre Gültigkeit verlieren!

 

Meine persönlichen Tipps:

1) Sturz auf den kleinstmöglichen Wert einstellen (1°30`) – wird im Laufe der Zeit durch das Setzen der Federn größer.

2) Mit diesen Sturzwerten die laut Tabelle mittlere Vorspur einstellen.

Wenig Vorspur kann möglicherweise dazu führen, dass der Reifen innen abläuft. Viel Vorspur (innerhalb der Toleranzwerte) bewirkt zwar ein gleichmäßigeres Verschleißbild, führt aber bei einseitigen Traktionsverlust (Dehnfuge, Kanaldeckel, Schnee etc) zu dem unangenehmen schlagartigen seitlichen Versatz der Hinterachse und bedingt auch einen hohen Reifenverschleiß.

3) Weil die maximale Sturzdifferenz (recht/links) nur 20´ beträgt, sollte man eine Spurmessung nur mit Anlagen machen, die eine automatische Felgenschlagkompensation ermöglicht. (Felgenschlag und Aufspanndifferenzen der Messeinrichtung können bis zu 30´ betragen).

 

Fazit: Einstellmöglichkeiten an den Querlenkern hinten (trotz andere Meinungen) gibt es reichlich. Verstellbare Querlenker sind deutlich schwerer und bieten kaum mehr, haben aber den großen Vorteil einer sehr exakten Einstellung und benötigen auch kein Sonderwerkzeug.

 

Viel Spaß beim „Erfahren“ der optimalen Hinterachs-Spur!

 

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8 Antworten
am 30. Januar 2011 um 12:52

das wäre was für die FAQ.

am 1. Februar 2011 um 10:33

ja ab in die FAQ damit , wo bekommt man die eistellbaren Querlenker her hat die schon mal jemand gesehen?

Zitat:

Original geschrieben von autti 74

ja ab in die FAQ damit , wo bekommt man die eistellbaren Querlenker her hat die schon mal jemand gesehen?

Hallo,

 

einstellbare Querlenker gibt es von Forge Motorsport ohne TÜV-Gutachten und von KW Fahrwerkstechnik mit TÜV-Gutachten.

 

Grüße

 

Manfred

Themenstarteram 8. Februar 2011 um 9:18

. . . und so wird das Werkzeug angesetzt

 

und nur so lässt sich der Sturz innerhalb des Einstellbereiches bei abgesenktem* Fahrzeug (belastete Räder)stufenlos justieren. 

 

mit anderem Anlenkpunkt wird damit auch die Spur eingestellt

 

*werden bei unbelasteten Rädern die Schrauben an den Querlenkern angezogen, werden die Gummilager verspannt und Bruch des Querlänkers ist möglich. 

 

Themenstarteram 10. Februar 2011 um 16:37

Nachtrag:

Das Einstellwerkzeug funktioniert ähnlich wie ein Spannschloss.

Durch Drehen (von Hand) der Stellhülse wird das Werkzeug stufenlos verlängert/verkürzt, so dass eine sehr exakte und stufenlose Sturz-Einstellung (mit anderem Anlenkpunkt auch der Spur) möglich wird.

Die mir bekannten verstellbaren Querlenker lassen sich nur durch Drehen der Gabel - also nur in 180° Schritten verstellen. Das ist zeitlich ziemlich aufwendig, weil dazu jedes Mal eine Seite des Querlenkers komplett gelöst werden muss.

 

Wichtig ist, dass die 12er Schrauben der Querlenker nur bei belasteten Rädern angezogen werden dürfen - andernfalls werden die Gummilager verspannt (kürzere Lebensdauer) und im Extremfall ist ein Bruch der Querlenker nicht auszuschliessen.

Zitat:

Original geschrieben von hassliebe

Nachtrag:

Das Einstellwerkzeug funktioniert ähnlich wie ein Spannschloss.

Durch Drehen (von Hand) der Stellhülse wird das Werkzeug stufenlos verlängert/verkürzt, so dass eine sehr exakte und stufenlose Sturz-Einstellung (mit anderem Anlenkpunkt auch der Spur) möglich wird.

Die mir bekannten verstellbaren Querlenker lassen sich nur durch Drehen der Gabel - also nur in 180° Schritten verstellen. Das ist zeitlich ziemlich aufwendig, weil dazu jedes Mal eine Seite des Querlenkers komplett gelöst werden muss.

 

Wichtig ist, dass die 12er Schrauben der Querlenker nur bei belasteten Rädern angezogen werden dürfen - andernfalls werden die Gummilager verspannt (kürzere Lebensdauer) und im Extremfall ist ein Bruch der Querlenker nicht auszuschliessen.

Hallo,

 

ich habe einen Satz einstellbarer Querlenker hier liegen, der ist von KW und hat einen Gewindedoppelnippel mit Rechts/ Linksgewinde. Die Verstellung ist in diesem Fall also einfach - Prinzip Spannschloß.

 

Das Einstellwerkzeug benutzt der Freundliche auch zum Einstellen der Spur.

 

Grüße

 

Manfred

Themenstarteram 11. Februar 2011 um 4:03

Dass mit diesem Werkzeug auch die Spur der Quattro Hinterachse eingestellt wird, ist oben schon 2-mal beschrieben (anderer Anlenkpunkt des Werkzeugs: vorne am Längslenker).

 

Letztendlich beweist die Bestätigung von Manfred aber auch, dass man sich die einstellbaren Querlenker eigentlich sparen kann - das Sonder-Werkzeug wird für eine fachgerechte Einstellung von Sturz und Spur benötigt.

 

Bei Verwendung von einstellbaren Querlenkern ist weiterhin zu beachten, das eine beliebige Verkürzung des unteren Querlenkers auch nicht ratsam ist, weil sonst die Antriebswellen nicht mehr genügend axiales Spiel haben (das wird gefährlich für die Kugelgelenke und das Differential).

Vielleicht kann noch jemand die max/min Werte für Axial-Spiel der Antriebswelle besorgen.

 

Das Anzugsmoment der Querlenkerschrauben (immer neue verwenden) beträgt 70Nm + 90°.

 

Abschliessend bleibt zu sagen, dass das Einbauen der Querlenker Werkstattsache ist, weil eine umfangreiche Ausrüstung benötigt wird.

  • Grube oder Bühne 
  • Messeinrichtung für Sturz und Spur möglichst mit Felgenschlagkompensation
  • Getriebeheber
  • Sonderwerkzeug T40022 und Zapfen T40022/1

          Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit 

 

Mein Beitrag dient nur zum "Schlaumachen" - ist manchmal ratsam vor Vergabe von Aufträgen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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