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Hyudai IONIQ electric 2021 - der verkannte Knüller!

Hyundai Ioniq I (AE)
Themenstarteram 7. Juni 2021 um 16:12

Fahrbericht Hyundai IONIQ electric Style 2021:

Nach über einem Jahr des Nachdenkens, Recherchieren und Probefahrens habe ich mir einen Hyundai IONIQ electric geleast. Ich denke, dass dieses Auto das verkannteste Elektromobil in Deutschland ist und einen Spitzenplatz in der Elektromobilität einnimmt! Zum Einen legen die allermeisten von uns mehr als 90% aller Fahrten im Abstand unter 100 km zurück. Zum anderen ist der IONIQ electric der mit Abstand effizienteste familientaugliche Auto das es weltweit gibt! Weitere ausschlaggebenden Gründe waren die hohe Qualitätsanmutung (anders als bei meinem Gefühlsfavoriten Tesla Model 3), die sehr gute Ausstattung, die 8-jährige Garantie auf die Batterie, 5 Jahre auf das Fahrzeug an sich, und das überzeugende Fahrverhalten bei einem völlig unschlagbaren Anschaffungspreis bzw. Leasingrate.

Karosserie und Raumangebot:

Ich finde den IONIQ sportlich geformt, dabei ist er äußerst praktisch. Die wählbaren Farben spannen eine akzeptable Palette und nach fast 20 Jahren Silber und Schwarz musste ich einfach wieder einmal einen roten Wagen fahren. Auch das Blau ist sehr attraktiv. Die Verarbeitungsqualität der Karosserie incl. Spaltmaße und das Platzangebot sind sehr gut. In Qualität und Service ist Hyundai Tesla haushoch überlegen. Ich sehe keinen Unterschied zu deutschen ‚Premiumherstellern‘ (Außer im Preis und Freundlichkeit des Personals, die beide bei den ‚Premium‘herstellern sehr zu wünschen übrig lassen!). Das Platzangebot vorne ist sehr gut und auf der Rückbank, selbst hinter einem normalgewachsenen Fahrer, üppig. Selbst der Einstieg hinten geht mit etwas Kopfeinziehen problemlos und innen ist die Höhe über dem Kopf vorbildlich.

Die sportliche Form bedingt auch den sehr guten cw-Wert, der bei schnellen Autobahnfahrten den Verbrauch nicht zu stark ansteigen lässt. Wenig attraktiv finde ich die Plastikabdeckung, die statt Kühlergrill die Front verunstaltet. Hier hätte ich mir ein interessantes Design in schwarzem Metall, vielleicht mit blauem LED-Lichtstreben gewünscht.

Rundumsicht:

Die Sicht ist nach vorne sehr gut und auch nach hinten in der durch den Spoiler unterteilten Rückscheibe gut. Die Säulen schränken die Sicht kaum ein, die Spiegel sind sehr gut. Außerdem gibt es Einparkhilfen und eine Rückfahrkamera, die deutlich die eigene Stoßstange zeigt und damit rangieren im unteren cm Bereich ermöglicht. Bei der Fahrt ist die Übersichtlichkeit sehr gut. Die stark getönten Scheiben hinten sehen nicht nur gut aus, sondern schützen vor Sonne und Strahlungswärme.

Ein- und Ausstieg:

Die Türschweller stören beim Einsteigen nicht, die Türarretierungen arbeiten gut und auch sonst ist der Zustieg völlig in Ordnung. Ich bin nun fast 60 Jahre alt und verstehe nicht warum so viele Leute sich fahrende Wandschränke, genannt SUVs und Busse, kaufen müssen! Der Zugang mit dem schlüssellosen System funktioniert einwandfrei, auch für die Heckklappe. So kann die Fernbedienung in der Tasche bleiben! Warum man allerdings immer noch einen kleinen Knopf zum Ent- und Verriegeln drücken muss ist mit unklar, das funktioniert bei Tesla und deutschen Herstellern prima einfach durch Annäherung. Sind noch Türen geöffnet, wenn man verriegeln will, oder ist gar ein Schlüssel noch im Auto oder Kofferraum, ertönt ein Warnsignal. Man muss warten bis alle Türen geschlossen und alle Schlüssel entfernt sind. Die Fernbedienung nehme ich praktisch nie zur Hand. Leider hat die Ausstattungsvariante Style keine automatisch öffnende Kofferraumklappe. Diese extrem praktische Funktion, die durch Annäherung an den Kofferraum des verschlossenen Autos funktioniert und die ich bei meinem letzten i40 genießen durfte fehlt mir sehr. Die Öffnung des Kofferraums beim IONIQ ist riesig und alles ist perfekt zu erreichen.

Kofferraum:

Der wenig tiefe Kofferraum ist eine kleine Enttäuschung, vor allem für meine Frau. Gerade nach den üppigen Kofferraumausmaßen im i40 scheint dieser Kofferraum eher klein, wenn man die Rückbank so lässt wie sie ist. Er ist aber extrem gut zugänglich und reicht praktisch für einige Getränkekisten oder große Einkäufe. Er reicht für zwei Koffer und zwei Reisetaschen aus. Die manuelle Kofferraumabdeckung kenne ich aus dem i40 und sie tut was sie soll, das Fach darunter ist für Kleinkram und Ladekabel gut geeignet. Sowohl der Ladeanschluss für die 230 V Haushaltssteckdose, als auch das Ladekabel Typ 2, war beim Kauf der Variante Style dabei. Es gibt wie üblich nur noch ein Pannenset und kein Ersatzrad. Das mitgelieferte Gepäcknetz erlaubt es bewegliche Güter fest am Kofferraumboden zu halten. Ein Gepäckfangnetz hinter der Rücksitzbank gibt es hier nicht. Die Öffnung und das Schließen der Heckklappe geschieht problemlos manuell und auch hier muss ich keinen Schlüssel, oder eine Fernbedienung zur Hand nehmen. Es reicht, wenn der Schlüssel in der Tasche steckt und man den Entriegelungsknopf unter dem Hyundai Symbol und neben der Rückfahrkamera drückt. Das Kofferraumvolumen halte ich für ausreichend für eine dreiköpfige Familie. Ein großer Kinderwagen oder Rollstuhl und viel Gepäck wären allerdings nicht so leicht unterzubringen. Die Rückbank ist leicht asymmetrisch umlegbar. Der zusätzlich entstehende Raum bei vollständig umgelegter Rückbank ist recht groß, aber nicht tief und kann sehr leicht be- und entladen werden.

Bedienung:

Der Ioniq läßt sich sehr komfortabel bedienen. Viele Funktionen sind weiterhin direkt mit Knöpfen zu erreichen, ohne dass ein Untermenü aufgerufen werden muss, wie bei vielen neumodischen Autos. Im vorderen Teil der Mittelkonsole ist die Bedienung neben dem berührungssensitiven Monitor auch über Sensorknöpfe gelöst. So kann man Klimatisierung, Medien und verschiedene Untermenüs direkt erreichen. Im unteren Teil der Mittelkonsole ist die Fahrstufenwahl (P, D, R, N) und dahinter die Fahrmodi und Einparkoptionen direkt an der rechten Hand. Alles logisch und praktisch nach kurzer Eingewöhnung.

Nach dem Einsteigen geht mein Fuß automatisch auf die Bremse und die rechte Hand erst zum Startknopf rechts unter dem Lenkrad und dann zum D oder R Knopf. Nach der obligatorischen Begrüßungsmelodie und Anzeigengewitter ist die Anzeige im früheren Tachoraum ist dann alles sehr übersichtlich und teilweise auch redundant gezeigt. Für alle Fahrer mit ‚Reichweitenangst‘ - ein selbst ins Amerikanische übersetztes Wort - ist die Reichweite sowohl hier als auch auf dem Multimediaschirm oberhalb der Mittelkonsole deutlich präsent. Falls ihr nicht hemmungslos rasen wollt, ist die angezeigte Reichweite übrigens immer sehr konservativ angezeigt, man kommt deutlich weiter!

Die Tachoanzeige erfolgt digital, während Power/Rekuperation und Ladezustand analog angezeigt werden. Die Tachoanzeige verändert sich, wenn man den ‚Eco‘ oder ‚Sport‘ Modus wählt, was nicht nur optisch sehr schön gelöst ist, sondern auch relevante Informationen im jeweiligen Modus zeigt. So ist im Sportmodus statt Drehzahlmesser die Motorleistung von 0-100% analog dargestellt. Einige Einstellungen der Modi kann man sogar im Setup selbst anpassen.

Es ist wichtig das eigene Smartphone mit dem Wagen zu verbinden. Dazu muss man sich erst bei Hyundai Onlineservices ein Konto einrichten und dann die Bluelink App einrichten und mit dem Wagen verbinden. Wir haben das für mich gleich bei Fahrzeugübergabe mit dem Händler eingerichtet. Die Bluelink App hat viele Funktionen: z.B. kann man hier den Status des Autos abrufen und so erfahren ob Türen und Kofferraumdeckel geschlossen sind, oder auch den Wagen fernverriegeln, wenn man das beim Abstellen vergessen hat. Es ist möglich Ziele zu übertragen, so dass sie beim Einsteigen schon angezeigt werden und auch die Vorklimatisierung, z.B. auch während der Wagen noch an der Ladestation hängt ist, per Bluelink App möglich. Selbstverständlich wird man auch über den Ladevorgang informiert. Der IONIQ schickt wichtige Informationen wie offene Türen oder abgeschlossene Ladung per ‚push‘ Benachrichtigung ans Smartphone. Ich denke, dass ich noch einige Wochen brauche um alles zu entdecken was möglich ist!

Die Sprachbedienung funktioniert tadellos, wenn es nicht zu viele Nebengeräusche (offenes Dach oder Fenster) gibt. Manchmal dachte ich, dass der Befehl nicht verstanden wurde, aber es dauert nur etwas länger bis die richtige Reaktion kommt. So kann man vor allem die Navigation sehr fahrerfreundlich erledigen. Da das System ständig online ist bekommt man wirklich aktuelle Informationen zum Streckenverlauf und ggf. Umleitungsempfehlungen direkt angezeigt. Meiner Erfahrung nach funktioniert das System wirklich gut und ohne offensichtliche Fehler. Auch eine alternative Streckenführung wird angeboten, deren Sinn ich aber noch nicht ganz durchschaut habe, denn ich nehme den Vorschlag wie er kommt, oder wähle eine Zusatzoption, wie ‚Autobahnen vermeiden‘.

Freisprecheinrichtung per Bluetooth und Android Auto (oder für Obst-Telefone) sind schon ab der Basisversion Serienausstattung. Für die smartphonegesteuerte Navigation muss man aber die vordere USB-Buchse zwischen den zwei Stromanschlüssen mit einer Leitung zum Smartphone verbinden. Die Funktionalität ist prima und auch die Menüsteuerung überzeugt. Das Radio funktioniert zuverlässig und komfortabel, Empfang und Klang sind OK. Ich finde die Klanggestaltung nicht neutral, sondern eher basslastig. Vom USB-Stick hatte die Musik bei mir öfter ‚digitale‘ Nebengeräusche was mich stört. Bei Musik aus dem Smartphone trat das nicht auf. Vielleicht ist mein USB-Stick einfach zu alt?

Das Display und seine Funktionen sind gut und übersichtlich und bieten einige für mich sehr praktische Einstellmöglichkeiten. Die Anzeige ist groß genug und die Darstellung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit die per Kamera erfasst wird hilft, wenn man kurz nicht aufgepasst hat hilft! Alles ist einfach und intuitiv per Touchscreen zu bedienen.

Elektrische Fensterheber und Spiegelverstellung sind serienmäßig und funktionieren einwandfrei. Der mechanische Fahrersitz und die Lenkradeinstellungen sind leicht zu bedienen und ermöglichen für jede(n) eine perfekte Sitzposition. Alle Insassen (auch hinten) haben Sitzheizung und elektrische Fensterheber. Es gibt LED-Licht für jeden Platz im Auto, das gut getrennt geschaltet werden kann. Das Lichtdesign bei Nacht ist überraschend und schön!

Die Klimaautomatik funktioniert, wie schon bei meinen i40 davor, perfekt und verhindert auch das drohende Beschlagen der Scheiben. Die im Style verbaute Wärmepumpe sorgt energieeffizient für Wärme oder Kälte. In jeder Situation hat man zugluftfrei ringsum gute Luft

Ich genieße die automatische Lichtsteuerung, den Fernlichtassistenten, den Regensensor und den automatisch abblenden Rückspiegel.

Links im Lenkrad sind die Tasten zum Telefonieren und die Medienwiedergabe positioniert. Das ist leicht zu durchschauen. Rechts im Lenkrad ist die Taste für die Anzeigeoptionen im Tacho und die Geschwindigkeitsregelung zu finden. Sie ist mit einem Abstandsassistenten gekoppelt. Das macht nicht nur das Fahren auf der Autobahn komfortabler, sondern auch das zuckeln im Stau in der Stadt, oder auf der Landstraße. Der Abstandsassistent bremst ab bis zum Stillstand und fährt nach kurzem Tippen auf das Gaspedal (oder die ‚Resume‘-Taste am Lenkrad) wieder an. Man wird sogar gewarnt, wenn das vorausfahrende Fahrzeug (endlich) losgefahren ist und man nicht schon selbst wieder hinterherfährt. Der gewünschte Abstand kann dabei in vier Stufen eingestellt werden. Natürlich hat auch der Blinker die praktische Antippfunktion.

 

Komfort und Gefühl:

Die Stoffsitze sind auch auf langen Fahrten sehr bequem. Sie fördern die korrekte Sitzposition und bieten guten Seitenhalt. Sitze und Lenkrad sind für meine Frau und mich perfekt einstellbar. Dabei sind die Kopfstützen nahe am Kopf, so wie es sein soll. Hinten sitzt man, außen sehr gut, innen beengt und nicht langstreckentauglich. Sitzheizung; USB Steckdose zum Laden und Lüftung gibt es auch hinten.

Das Fahrwerk ist eher straff ausgelegt und vermittelt ein stabiles Gefühl, trotzdem werden alle Straßenunebenheiten gut gedämpft und der Wagen schaukelt sich nicht auf. Die Lenkung ist leichtgängig und präzise. Die Rückmeldung des Fahrwerks ist klar zu erfassen, der Wendekreis ist wunderbar klein. Das ESP regelt moderat ab, wenn die Räder durchdrehen, was dank Vorderradantrieb und enormem Drehmoment des Elektroantriebs leicht passieren kann. Der Wagen ist dank Vorderradantrieb zu jedem Zeitpunkt sehr gut zu beherrschen.

Der Innengeräuschpegel ist einfach unglaublich gering! Man kann sich sogar im Flüsterton problemlos unterhalten bis die Abrollgeräusche der Energiesparreifen ab 70 km/h auf sich aufmerksam machen. Aber auch dann ist der Wagen noch leise, mit moderaten Windgeräuschen bis zur Höchstgeschwindigkeit. Vom Motor ist eigentlich nichts zu hören.

Fahrleistungen, Effizienz und Reichweite:

Der IONIQ electric liefert mit 100 kW (138 PS) und maximalem Drehmoment von Anfang an genug Leistung für jede Verkehrssituation. Er ist sogar sportlich fahrbar, einfach weil das Gesamtgewicht deutlich geringer als bei der Konkurrenz ist. Denn Leistung / Gewicht ist das was eigentlich zählt und hier punktet der IONIQ mit unter 1700 kg. Das erreicht er durch einen vergleichsweise kleinen Akku mit jetzt immerhin 38 kWh Kapazität. Wenn man dem Auto mehr Leistung verpasst, werden auch die Elektromotoren schwerer und verbrauchen mehr und brauchen dann auch einen größeren Akku, der noch mehr Gewicht auf die Waage bringt. So wird das Verhältnis von Leistung zu Gewicht nur langsam wirklich besser. Der IONIQ spurtet aus dem Stand in wenigen Sekunden auf die erlaubten 50 km/h in der Stadt und in 9.9 s auf die 100 km/h auf der Landstraße. Überholen wird dadurch gut abschätzbar und sicher.

Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 165 km/h angegeben, aber schon auf der Heimfahrt nach der Abholung war ich – schwups - auf 180 km/h. Das ist aber keine gute Idee! Bekanntlich geht die Geschwindigkeit mit der dritten Potenz in den Luftwiderstand ein und ab 120 km/h nützt dann auch der gute cw-Wert nicht mehr genug, die benötigte Leistung geht nach oben.

Damit kommen wir auf den größten Vorteil des Hyundai IONIQ electric, die Effizienz. Dazu muss man wissen, dass der Heizwert eines Liters Diesel bei etwa 10 kWh liegt. Bei Benzin braucht man schon 1,3 l für dieselbe Energiemenge. Der Hyundai kommt bei Überlandfahrten problemlos mit 12 kWh/100 km aus. Im Durchschnitt der bisher gefahrenen 600 km habe ich 15 kWh/100 verbraucht. Wir reden hier also über 1.5 l Diesel für 100 km! Bei meinem i40 Diesel waren es 6 - 7 l /100 km. Das ist also 4-fach effizienter, bei besseren Fahrleistungen (trotz derselben PS). Bei so geringem Verbrauch ist es natürlich klar, dass jeder zusätzliche Verbrauch sofort spürbar wird. Dazu gehören vor allem hohe Geschwindigkeiten und Klimatisierung / Heizen des Innenraums. Wenn man sich auf 130 km/h Autobahngeschwindigkeit beschränkt kommt man bei IONIQ electric auf deutlich unter 20 kWh / 100 km (bei mir waren es etwa 17 kWh), also deutlich weniger als alle Konkurrenzmodelle, inclusive Tesla. Ich habe bisher nie ‚Verbrauchsrekorde‘ erzielt, aber mit dem IONIQ electric verbrauche ich wirklich nur 15 kWh/100 km, bei flotter Fahrweise.

Beim Thema Reichweite bin ich bisher verwöhnt: Mein vollgetankter i40 Diesel konnte problemlos mehr als 1000 km am Stück fahren, auch bei 160 km/h auf der Autobahn. Allerdings habe ich das niemals ausgenutzt. Wir brauchten immer vorher eine Pause, spätestens nach 4-5 Stunden. Konsequent bräuchte ich also eine Reichweite von realistischen 450 km um ein Elektrofahrzeug als ebenbürtig einzustufen, bei einer Ladezeit von unter 30 min. Und genau da gibt es derzeit keine wirklich gute Lösung, denn beim Schnelladen lädt niemand bis 100%, das dauert viel zu lange. Bei 80% ist beim Schnelladen Schluss. Wenn man nun eine Restkapazität von 10% zugrunde legt bevor man die nächste Ladesäule aufsucht haben wir also gerade einmal 70% Akkukapazität für 450 km. Also eine realistische Gesamtstrecke (100%) von 645 km damit das erreichbar wird. Selbst mit dem sparsamen IONIQ bräuchte man bei 15 kWh / 100 km dazu einen 100 kWh Akku, der entsprechend schwerer wäre. Mit den neuen IONIQ 5 und KIA EV6 kann man zwar schnell laden, aber an den Komfort eines Diesels kommt man für die Langstrecke trotzdem noch nicht heran. Ich habe mich deshalb entschieden die Extrakosten für diese neueren E-Fahrzeuge zu sparen und statt dessen den IONIQ electric nur innerhalb seiner Reichweite einzusetzen. Da heißt für mich entweder 125 km mit Rückfahrt nach Hause an die Wallbox, oder 300 km mit Laden am Ziel. Das deckt in meinem Fall >95 % aller Fahrten ab. Für Langstrecken nehmen wir den Benziner meiner Frau, oder mieten einen Diesel. Das Geld dafür spare ich mehr als einmal mit dem IONIQ electric ein.

Ökonomie:

Der Hyundai IONIQ electric kostet in der Ausführung Style nach Abzug aller Händler- und Umweltrabatte derzeit unter 34 k€. Davon kann man derzeit nochmals 6 k€ für die BAFA Förderung abziehen, die man wieder zurückerstattet bekommen kann. Wir reden also von einem Preis von deutlich unter 30 k€ für ein sehr gut ausgestattetes und komfortables Fahrzeug. Ich habe mich für die Leasingvariante entschieden um den Wagen ohne großes Risiko für 2 Jahre ausprobieren zu können und zahle unter 200 € pro Monat. Um den Akku voll zu Laden (100%) wären 38 kWh fällig, die kosten bei meinem Ökostromtarif derzeit 0.27 € pro kWh, mein nächster Vertrag wird günstiger. 100 km Fahrt brauchen beim IONIQ electric im Durchschnitt 15 kWh und kosten somit derzeit 3,75 € / 100 km. Bei meinem Diesel waren es etwa 6.5 l Diesel also etwa 9,10 € / 100 km. Die KfZ-Steuer fällt bis auf weiteres weg und auch die Unterhaltsreparaturen werden deutlich preiswerter, da weder Motoröl, noch Kraftstofffilter, noch Auspuff, etc. anfallen. Die Bremse wird dank Rekuperation kaum genutzt und nur Kühlung und Reifen werden in etwa so beansprucht wie beim Diesel. Da kann man locker 200 – 500 € im Jahr sparen.

Dazu kommt die für Selbständige sensationell günstige Privatnutzungs-Steuerpauschale von 0.25% des Listenpreises, da kommen sicher 1000 – 2000 € im Jahr Steuerersparnis hinzu. Die Wallbox am eigenen Stellplatz kann man sich, so eine Errichtung denn möglich ist, auch mit 900 € fördern lassen. Einige Arbeitgeber stellen unentgeltliche Lademöglichkeiten während der Arbeitszeit bereit, wenn man danach fragt und auch bei vielen Supermärkten kann man kostenlos laden. Nur die Schnellader unterwegs schlagen mit deutlich höheren Kosten (0.59 € / kWh) zu Buche. Solange das Laden dort die Ausnahme ist, was auch den Akku schont, ist das aber kein wirkliches Problem.

Ladezeiten: Der Hyundai IONIQ electric lädt am Schnellader mit maximal 45 kW und ist also in etwa 50 min voll. An der 11 kW Wallbox sind es leider nur 3.5 kW, weil er nur eine der drei Phasen des Wechselstroms nutzt. An einer 22 kW Wechselstromstation sind es immerhin 7.2 kW Ladeleistung. Zu Hause an der Wallbox dauert es also knapp 11 Stunden um den Akku von leer bis 100% zu bringen. Das ist aber unrealistisch, denn man fährt das Auto eigentlich nie leer und ich lade normalerweise auch nur auf 90% voll. Das vermeidet Ladeverluste und ermöglicht die Rekuperation bei der Bergabfahrt, wenn ich von zu Hause losfahre. Bisher war der Akku in unter 8h wieder auf 90%. Da ich eigentlich immer über Nacht lade und nie mehr als 70% Akku pro Tag brauche ist das also auch kein Problem, aber es ist nicht ideal. Hier wären die (deutlich teureren) neuen Fahrzeuge schon schneller. Leider steht mein Auto im Freuen und beim Laden gab es letztens einen wirklichen Regenguss. Ich war begeistert, dass dies keinerlei Probleme beim Laden verursacht hat. Ich lasse das Anschlusskable verriegelt bis ich den Wagen aufschließe, so kann es niemand ‚ausborgen‘ ohne zu fragen.

Freude am Fahren: Natürlich ist der IONIQ electric beim Anfahren deutlich sprintstärker als die meisten konventionellen Autos und er macht dabei auch keine aufheulenden Geräusche! Genauso toll ist aber die Rekuperation die man mit zwei ‚Paddels‘ rechts und links am Lenkrad hoch oder runterstellen kann. Ich fahre meist auf Stufe 3 – der höchsten Stufe der Rekuperation. Was heißt das? Sowie ich meinen Fuß vom Gas nehme, verlangsamt der Wagen bis zur Kraft einer mittelstarken Bremsung. Das bedeutet, dass ich einen stetigen und gefühlvollen Gasfuß brauche und nicht unnötig vom Gas gehen sollte, wenn ich nicht verlangsamen will. Vor Kurven, Kreisverkehren und Ortseinfahrten lässt sich durch einfaches ‚Fuß-vom-Gas‘ nehmen die richtige Geschwindigkeit erreichen. Man muss also nicht Bremsen und damit wertvolle kinetische Energie in Wärme verwandeln, also verschwenden. Die meiste Energie wird erfolgreich wieder in den Akku zurückgeführt. Das macht nicht nur Spaß, das erhöht auch deutlich die Effizienz. Will man auf der Autobahn rollen, kann man die Rekuperation mit dem rechten Paddel auf 0 klicken und segelt dann ohne Fuß auf dem Gas und ohne Energieverbrauch, z.B. ein Autobahngefälle hinab. Die Stufen 1 und 2 haben geringere Bremswirkung und sind vielleicht für den Anfang besser geeignet. Ich komme mit Stufe 3 inzwischen bei jeder Fahrsituation gut zurecht. Alternativ kann man mit Tempomat, Abstandsautomat und Fahrspurassistent das Auto auch alleine fahren lassen und muss nur Überwachen und das Steuer in der Hand halten. Gerade bei Staus und langen Autobahnfahrten ist das sehr entspannend. Der Sportmodus tut sein Übriges dazu bei anspruchsvollen Strecken den Wagen voll auszufahren und zu genießen, bei sehr geringem Energiebedarf!

Verbesserungsvorschläge:

Nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden kann. Darum hier meine Wünsche für den nächsten IONIQ electric:

1. Der Neuwagengeruch ist unerträglich! Nur gutes Lüften und Kaffeepulver in einem offenen Dosen haben ihn in wenigen Tagen unter Kontrolle gebracht!

2. Kürzere Ladezeiten am Schnellader. 30 min für 300 km wären schon toll.

3. Elektrische Heckklappe auch im Modell Style – eine wirklich wichtige Funktion und kein Luxus, wenn man öfter mit vollen Händen einladen muss. Dafür würde ich gerne auf sogenannte Sicherheitsfeatures verzichten und lieber allein aufmerksam fahren.

4. Eine nichtlineare Anzeige des Momentanverbrauchs, so dass man geringe Verbräuche besser ablesen kann und hohe Verbräuche (> 20 kW) nur sehr wenig Platz bekommen

5. Einen Spurhalteassistenten der nur an ist, wenn ich es will und den ich nicht jedes Mal abschalten muss, wenn er stört!

Fazit:

Ein unschlagbar effizientes und ökonomisches Auto mit toller Ausstattung, angenehmem Innenraum Raum und großem Nutzwert zum kleinen Preis. Es tut mir schon jetzt leid ihn nach zwei Jahren abgeben zu müssen … aber mal sehen was noch Neues kommt?!

Zu Hause neben der Wallbox
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35 Antworten

Interessanter und ausführlicher Bericht!

Zu den Verbesserungsvorschlägen sei aber erwähnt, dass das mit dem Spurassistenten nichts wird. Seit einiger Zeit ist das bei Hyundai / KIA so geregelt, dass man diesen Assistenten nicht mehr permanent abschalten kann, sondern beim nächsten Start wieder aktiv ist. Damit werden bereits gesetzliche Vorgaben eingehalten, die ggf. zwar noch nicht gelten, aber bereits beschlossen sind. Entweder ist es bereits so, dass Spurhalteassistent, wenn vorhanden, nicht permanent deaktivierbar sein darf, oder es gilt ab einem bestimmten Datum. Demnächst müssen das wohl alle Neufahrzeuge haben, wo man den Assistenten nur bei Bedarf kurzfristig deaktivieren kann

Gelöscht

Eine elektrische Heckklappe hätte ich mir auch gewünscht, ist aber leider nicht zu bekommen.

Mein Ioniq hat auch Ledersitze mit Belüftung, ein Träumchen ... :D

Ps: Der Neuwagengeruch war bei meinem zwar wahrnehmbar, störte mich aber gar nicht ... :)

Themenstarteram 8. Juli 2021 um 20:52

Inzwischen, nach etwas über 1000 km, kann ich deutlich mehr zum Durchschnittsverbrauch des Ionic 2021 sagen: Bei viel Landstrasse, etwas weniger Autobahn und einiger Kurzstrecke durch die Stadt bekomme ich im Auto einen Durchschnittsverbrauch von 14,2 kWh / 100 km angezeigt. Auf der Autobahn ist der Verbrauch bis etwa 130 km/h bei etwa 17 kWh darüber schnell bei deutlich über 20 kWh. Auf langen Landstrassenstrecken komme ich dagegen mit etwa 12 kWh aus. In der Stadt braucht man wirklich sehr wenig (oft unter 10 kWh) denn die Rekuperation (Level 3) ersetzt fast vollständig das Bremsen. Dabei ist man durch das schnelle Anfahren sehr zügig unterwegs.

An meinem Zähler für die Wallbox an der ich bisher ausschliesslich geladen habe ergibt sich ein Durchschnittsverbrauch von 16,8 kWh incl. der Ladeverluste (etwa 15%). Bei einem Strompreis von 27 ct sind das also gerade einmal 4,5 ct pro km! Das währen 45,36 für 1000 km. Dafür bekommt man schon lange keine 70 l Diesel mehr! Da auch die Durchsichten nach ein und zwei Jahren (etwa 80 und 120 €) sehr preiswert sind, ist das Auto eine echte Spardose. Trotzdem ist die Ruhe und die agile Fahrweise ein Quell der Freude für alle Mitfahrer!

Nun wollen wir am Wochenende ohne Zeitdruck eine Langstreckenfahrt machen und am Schnelllader rasten, bin gespannt wie gut das funktioniert.

Bisher funktioniert das Auto perfekt. Nur die Kofferraumklappe muss man kräftig zumachen damit sie wirklich zu ist.

@Lightspeed

Ich habe kurz aufgeräumt, damit dieser Thread von Fremdbeiträgen (wie versehentlich mein Mini-Test) verschont bleibt.

:)

Themenstarteram 16. Juli 2021 um 12:43

Verbrauch und Langstreckenerfahrung:

Ich fahre über Land mit etwa 12 kWh / 100 km, regelmäßig. Auch in der Stadt ist er sehr sparsam mit unter 10 kWh/100 km in Mainz, bei ständigem Stop and Go.

Letztes Wochenende waren wir recht gut bepackt und mit 3 Leuten in Thürigen (333 km). Ich habe einmal in Fulda am Schnellader nachgeladen (37 – 81%, in 30 min, 15 kWh, 10,36 €), bei EnBW mit Chipkarte, ohne jedes Problem. In der Zeit haben wir eine Kleinigkeit gegessen. Da wir noch lokal zu einer Feier weiterfahren mussten habe ich noch 15 min an einem weiteren Schnellader zwischengeladen (20-50%, 12,7 kWh, 7,03 €).

Über Nacht konnte ich bei der gemieteten Ferienwohnung an die Steckdose (Ladegerät ist im Kaufpreis dabei). Von 23:30 (31%) bis 10:45 (95%) war der Wagen fast wieder voll. Auf dem Rückweg haben wir wieder in Fulda an einem ENBW Ladepark (Kaiserwiesen) gehalten und in 35 min von 25%-80% (22 kW, 12,17 €) geladen und sind mit etwas über 10% Restladung zu Hause angekommen. Die Fahrt war sehr entspannend, weil das Auto extrem leise ist, viel unterstützt und man normalerweise 130 km/h fährt, um nicht zu viel Strom zu verbrauchen. Für eine solche Distanz würde ich immer wieder elektrisch fahren!

Längere Strecken, also z.B. nach Hannover, Hamburg, oder Berlin nicht, denn das wären uns zu viele Pausen. Was ich gelernt habe ist: Auto so leer wie möglich fahren und an vorher ausgesuchte Ladestationen fahren (Funktion und Belegung ist life im Internet zu sehen!). Dann auf etwa 75% laden (bei mir max. 46 kW/h), danach wird’s langsam, und weiter geht’s.

Hallo

Fahren Sie das Auto noch? Und wie ist ihre Meinung nach über einem Jahr Erfahrung mit diesem Fahrzeug. Ich spiele auch mit dem Gedanken mir dieses Fahrzeug zu kaufen. Ich würde mich sehr über ihre Antwort freuen.

Ich fahre den Ur-Ioniq e Premium (28 kWh Akku) seit fast 4 Jahren mit immer noch großer Begeisterung (40 Tkm). Die vielfach berichteten exzellenten Verbräuche kann ich bestätigen: meine Verbräuche liegen im Sommer bei 9-12 kWh/100km und im Winter bei 11-15. Die Premiumsitze mit Kühlung sind im Sommer auf längeren Touren sehr angenehm. Die Assistenz-Systeme funktionieren gut. Geladen wird in der Garage an der eigenen WB, meist nur mit 1,3 - 2,7 kW, um die eigene PV-Anlage (3,4 kWp) voll auszunützen.

Mängel gab es nicht, enttäuschend war nur die schlechte Qualität der hinteren Bremsscheiben, die aus optischen Gründen beim 3-Jahres TÜV beanstandet wurden und gewechselt werden mussten - jetzt achte ich verschärft auf "Trockenbremsen in N-Stellung" bei nasser Straße, bevor er in die Garage kommt.

Ein- bis zweimal im Jahr, wenn ich weiter als 200km fahre, ärgere ich mich allerdings über die nur langsam verbesserte Ladeinfrastruktur in D, vor allem, wenn es regnet: nicht überdachte Einzelsäulen sind immer noch Standard! Aber das wird ja jetzt mit der neuen Regierung ganz schnell besser ;-)

Bei meinen Standardfahrten ist die Reichweite (Sommer 220-250 km, Winter 160-190 km) voll ausreichend, ich bin froh, dass ich nicht andauernd unnötigen Akku-Ballast mit rumschleppe.

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