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- Inkontinenter V70 CNG beim Benzintanken - Füllschlauch defekt, Reparaturdokumentation
Inkontinenter V70 CNG beim Benzintanken - Füllschlauch defekt, Reparaturdokumentation
Vor ein paar Wochen war ich zum Nachfüllen meines "Hilfssprits" - der CNG rollt ja weitestgehend auf Kuhpups.
Beim Tanken plätscherte es so seltsam mittig unter der Hinterachse - also auf die Knie, schau her, der Gute ist inkontinent. Also Zapfpistole raus, und schon hörte das Plätschern auf. Der Tankwart bekam große Augen, ächzte " ... Feuerwehr ... Explosionsgefahr ... Tankstelle sperren ... Stadt evakuieren ..." und ich dachte, jetzt wird's teuer. Aber es waren nur ca. 2 Liter, also V70 mit zwei Leuten weggeschoben, die Lache abgestreut und gut. Ich hatte jetzt ja auch wieder Sprit für die nächsten 6 Monate 
.
Trotzdem, das kann so nicht bleiben. Also MT durchforstet, von "geht nicht, Werkstatt und 300 Euro" bis zu "ist doch easy, 2 Stunden gefummelt" habe ich alles gefunden, nur nix zum Angucken. Das wollte ich ändern und mein Vorgehen dokumentieren, übernehme nur keine Haftung und bitte alles auf eigene Gefahr.
Also bei Skandix bestellt ("Füllschlauch, Tank", 2x "Schlauchschelle 40-64mm, Edelstahl") und gewartet, bis die Motivation wieder im grünen Bereich ankam. Gestern wars soweit.
Werkzeug:
- Alles, was man für den Räderwechsel braucht (Wagenheber, Drehmomentschlüssel, 19er Nuss)
- Werkstattleuchte
- Ratsche mit 15er Nuss (zum Lösen der Hinterachse) und Holzklotz o. ä. zur Stabilisierung
- schmalen u. langen Schraubendreher (zum Abhebeln der alten Schlauchschellen)
- Montagehebel (zum Abdrücken und Wiederaufziehen des Füllschlauchs)
- 1/4''-Ratsche mit ca. 40cm Verlängerungen und 9er Nuss für die Schlauchschellen
- etwas Motoröl o. ä. (um das Aufziehen des Füllschlauchs zu erleichtern)
Ist doch überschaubar, oder?
(Ok, ich hab mir zusätzlich noch ein Kniekissen gegönnt)
- 2-3 Stunden Zeit
Los gehts.
Bild 1) Der Füllschlauch verbindet das Einfüllrohr mit dem Tank und sitzt über der Hinterachse, wo man besonders besch.... drankommt. Es gibt zwei Zugänge: von schräg hinten und seitlich von vorn. Habe ich folgend als "Fenster" bezeichnet, eine bodenlose Übertreibung, denn durch das hintere passt nur eine Hand, die mit den Fingerspitzen zur Mitte des Füllschlauchs reicht, und durch das seitliche kann man gerade so mit den Fingerspitzen tasten - es empfiehlt sich also eine Kombination aus "mit links von hinten Arbeiten" und "von der Seite Sehen" (Charles A. Lindbergh lässt grüßen).
Hier die Lage bei abgenommenem Hinterrad von schräg hinten abgebildet, man sieht gerade noch die hintere Schlauchschelle. Nach links ist entgegen, nach rechts in Fahrtrichtung.
Nicht wundern - ich habe die Schutzwanne des Gastanks am Heck abgenommen, die liegt ab und zu im Bild herum. Bei den Benzinern gibt es die natürlich nicht. 
Ebenso die diversen Rohrleitungen aus Edelstahl auf einigen Bildern, die sind für den Kuhpups.
Bild 2) Dasselbe, durchs hintere "Fenster" nochmal etwas näher angeschaut.
Bild 3) Ganz nah: die hintere Schlauchschelle, unsere 1. Etappe.
Bild 4) Einfüllrohr und Tankstutzen sind so nah beieinander, dass man den Füllschlauch nicht einfach so ab- und wieder draufbekommt. Also die Tankklappe öffnen, -> unbedingt! <- die Einfüllöffnung des Tankstutzens mit Klebeband oder Lappen verschließen, damit kein Schmutz reinfällt (!), die Feder um die Gummitülle herausnehmen und den Kragen über die Einfüllöffnung ziehen, damit sich der Tankstutzen etwas bewegen kann. Diese Zentimeter brauchen wir später, wenn der Füllschlauch ersetzt wird.
Bild 5) Wir lösen die 15er Schraube der hinteren Hinterachsbefestigung ...
Bild 6) ... und plopp, wir haben 3-4 cm mehr Platz. Mit dem Montagehebel drücken wir die Hinterachse noch mehr herunter und sichern den "Platz" mit einem Holzkeil.
Bild 7) Jetzt schauen wir durch das seitliche "Fenster" und hebeln mit dem schmalen Schraubendreher in der linken Hand von schräg hinten die hintere Schlauchschelle auf. Wenn möglich, lösen wir direkt danach auch die vordere Schlauchschelle.
Bild 8) Mit dem linken Daumen können wir den alten Füllschlauch schon ein wenig vom Einfüllrohr schieben. Geht schwer, hat dort 15 Jahre gesessen und ist entsprechend unwillig (Altersstarrsinn). Das Einfüllrohr können wir dank des in 4) gewonnenen Bewegungsspielraums etwas nach hinten und damit aus dem Füllschlauch ziehen. Mit dem Montagehebel drücken wir den Füllschlauch endgültig vom Einfüllrohr herunter. Diese Details kann ich leider nicht zeigen, da ich schwer mit Drücken, Ziehen, Hebeln und Fluchen beschäftigt war und keine dritte Hand für Fotos hatte ...
Dann habe ich die vordere Schlauchschelle analog der hinteren aufgehebelt und den Füllschlauch mit der linken Hand durchs hintere Fenster gegen den Montagehebel im vorderen Fenster gedrückt und dadurch vom Tankstutzen abgezogen. Ziehen, Zuppeln und Fluchen inklusive.
Bild 9) So sitzt der Füllschlauch drin, die zum Tank zeigende rechte Seite hat einen minimal größeren Durchmesser ... nur, falls euch dasselbe passiert und der Füllschlauch einfach nicht auf den Tankstutzen passen will. Nicht wild, einfach nur bemerken, Füllschlauch umdrehen (vorher innen etwas Motoröl drauf) und weiter gehts.
Die Schlauchschellen vorher vorbereiten: Die vordere kommt vor der Montage auf den Füllschlauch drauf, schon mal so vorgespannt, dass sie sich locker über die vorgesehene Stelle schieben lässt. Die Schraube der Schelle sitzt unten und zeigt genau auf das seitliche "Fenster", so dass sie sich mit der Ratsche von hier aus spannen lässt. Zuerst schieben wir dann den Füllschlauch auf den Tankstutzen, den man hinter dem vorwitzigen Tankentlüftungsschlauch mehr erahnen als erkennen kann.
Die hintere Schlauchschelle schieben wir, bereits wieder locker vorgespannt, erstmal aufs Einfüllrohr (Schraube sitzt ebenfalls unten und zeigt aufs seitliche "Fenster"). Dann ziehen wir das Einfüllrohr so weit wie möglich nach hinten und schieben den Füllschlauch mit dem Montagehebel so weit wie möglich nach vorn. Mit etwas Überredungskunst und Ziehen, Zuppeln und Fluchen rutscht der Füllschlauch über das Einfüllrohr.
Nachdem der Füllschlauch korrekt sitzt, wird die hintere Schlauchschelle auf den Füllschlauch geschoben und durchs seitliche Fenster mit der Ratsche gespannt.
Bild 10) Fertig!
Bild 11) Und das war die Ursache, Materialermüdung des Füllschlauchs und dadurch an der Unterseite 2 Risse.
(nicht gezeigt:Holzkeil raus, Hinterachse wieder befestigen, Einfüllstutzen wieder durch die Gummitülle ziehen und Spannfeder rundherum einsetzen, Rad montieren, Wagen ablassen - Blick zur Uhr, WAS, schon so spät? Blick zur Kleidung und den verschrammten Händen, dreckig, etwas Blut, geschwollene linke Pfote ... oha. Naja. Aber egal. Hannover, 25 Grad, windig, die Blase hält wieder. Reparatur gelungen, Monteur tot.)
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9 Antworten
Das ist einfach große Klasse!!!
Tolle Anleitung, wirklich gut ausgeführt
Ja auf den Kai ist verlass - er ist ein Kämpfer…
Gruß Didi
Du bist GENIAL! Habe den gleichen Defekt und suche seit Monaten nach einer vernünftigen Anleitung. Erst dann wollte ich mich dran trauen. Besten Dank, jetzt kann es losgehen!
Vielen Dank für diese prima Anleitung und die Arbeit für diesen Bericht. Falls bei meinem BiFuel einmal die Luxusbrühe tropfen sollte, weiß ich nun auch, wo und wonach ich suchen muss. Prima!
Gruß vom CNG-Freund
Uwe
Zitat:
@KaiCNG schrieb am 11. Juli 2021 um 14:07:09 Uhr:
Vor ein paar Wochen war ich zum Nachfüllen meines "Hilfssprits" - der CNG rollt ja weitestgehend auf Kuhpups.
Beim Tanken plätscherte es so seltsam mittig unter der Hinterachse - also auf die Knie, schau her, der Gute ist inkontinent. Also Zapfpistole raus, und schon hörte das Plätschern auf. Der Tankwart bekam große Augen, ächzte " ... Feuerwehr ... Explosionsgefahr ... Tankstelle sperren ... Stadt evakuieren ..." und ich dachte, jetzt wird's teuer. Aber es waren nur ca. 2 Liter, also V70 mit zwei Leuten weggeschoben, die Lache abgestreut und gut. Ich hatte jetzt ja auch wieder Sprit für die nächsten 6 Monate
Moinsen,
erstklassige Beschreibung!
Bei meinem allerdings Diesel XC70 P24, 136 Mj 2008, D5 AWD habe ich das gleiche Problem, allerdings glaube ich bei mir ist es ein anderer Tankstutzen. Nirgends eine Anleitung wie man den abbekommt.
Werde jetzt mal den Wagen aufbocken und mal drunter sehen. Bei mir sieht es allerdings so aus, als ob es von Oben her leckt.
Gruß Henni
@Henni Ich weiß leider nicht, wie der Tank beim Diesel ausgeführt ist - Satteltank…?
„Von oben leckt…“, das klingt nach gerissenem Tank (sehr unwahrscheinlich), aber eher nach einem Problem (sehr wahrscheinlich) mit bzw. nahe der Kraftstoffpumpe oder der Verschlauchung. Rückbank raus, Revisionsöffnung auf, nachschauen.
Also bei mir tropfte es nicht unter der Achse, sondern hinter der Achse mehr seitlich herunter. Asserdem hat sich so etwas wie Isoliermaterial gelöst welches in diesem 'L' von Diesel durchtränkt war und sich so vom Metallrohr abgelöst hat
Hab mich nochmal drunter gelegt. Der sogenannte Füllschlauch sitzt bei mir ziemlich Mittig auf Höhe so neben dem Auspuff. Da der sehr trocken aussieht und auch die Schellen noch in Ordnung zu sein scheinen, tippe ich auf das Rorhr; getropft hat es aber bei dem ersten Knick (siehe Foto), als ich es mit der Hand während des zapfens zugehalten habe, wurde es auch etwas weniger.
Habe auch versucht die Innenverkleidung zu demontieren, was auch nicht wirklich einfach zu sein scheint. Muss mich da nochmal schlau machen.
